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Editorial | Gemeinsame deutsche Nachkriegsgeschichte 1945–1990 | bpb.de

Gemeinsame deutsche Nachkriegsgeschichte 1945–1990 Editorial Geteilt und doch verbunden Von der Kapitulation zur doppelten Staatsgründung (1945–1949) Kalter Krieg und Blockintegration (1949–1955) Zwischen Systemwettstreit und Mauerbau (1955–1961) Zwischen Reform und Revolte (1961–1969) Der flüchtige Zauber des Neuanfangs (1969–1975) Zwischen Annäherung und Abgrenzung – von Helsinki zum zweiten Kalten Krieg (1975–1989) Annus mirabilis – friedliche Revolution und deutsche Einheit (1989/90) Zwischen Euphorie und Ernüchterung – das vereinte Deutschland Anfang der 1990er-Jahre Glossar Literatur- und Onlineverzeichnis Impressum
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Editorial

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41 Jahre lang – von 1949 bis 1990 – war Deutschland geteilt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 befand sich das zerstörte Land zunächst unter der Herrschaft der vier alliierten Siegermächte. Vor 75 Jahren kam es zur doppelten Staatsgründung auf deutschem Boden: Während die USA, Großbritannien und Frankreich ihre Besatzungszonen bald zusammenschlossen und am 23. Mai 1949 mit der Verabschiedung des Grundgesetzes die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde, kam es im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands am 7. Oktober 1949 zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik.

Die Nachkriegsjahrzehnte prägten beide deutsche Staaten auf teils unterschiedliche, teils ähnliche Weise. So wurde in beiden Staaten ein neues Wirtschaftssystem eingeführt: in der Bundesrepublik die soziale Marktwirtschaft und in der DDR die staatlich gelenkte Planwirtschaft. Zudem fanden sich die Menschen im Wettstreit zwischen den USA und der Sowjetunion auf unterschiedlichen Seiten wieder. Der Kalte Krieg erreichte seinen Höhepunkt Anfang der 1960er-Jahre, als die Berliner Mauer gebaut wurde.

In der Bundesrepublik entstanden ab den 1960er-Jahren verschiedene Protestbewegungen, die einen antiautoritären Aufbruch forderten; es ging um mehr demokratische Teilhabe sowie die gesellschaftliche Aufarbeitung der NS-Verbrechen. Die nach Kriegsende von den Alliierten betriebene „Entnazifizierung“ bewerteten viele als gescheitert – zumal diese in Ost und West ganz unterschiedlich verlaufen war.

„1968“ im Osten war von der blutigen Beendigung des Prager Frühlings geprägt, ein Datum, an dem für viele in der DDR feststand, dass der Sozialismus sowjetischer Prägung in der DDR nicht reformierbar war. Von der Streikbewegung in Polen 1980 führte schließlich eine Linie zur friedlichen Revolution gegen das SED-Regime in der DDR, die 1989 die Berliner Mauer und damit die Diktatur zu Fall brachte.

Auch fast 35 Jahre nach dem Mauerfall ist die Trennung zwischen Ost und West präsent. Laut einer Studie der Universität Jena fühlen sich 20 Prozent der Ostdeutschen „abgehängt“, im Westen geben dies nur 8 Prozent an. Dieses Empfinden dient häufig auch als Erklärung für die Wahlerfolge von Populisten und Extremisten in Ostdeutschland. Aus dem „Deutschland-Monitor“ ging 2023 hervor, dass 56 Prozent der Ostdeutschen mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland unzufrieden sind; im Westen sind es 40 Prozent.

Die Darstellung in diesem Heft erzählt vor allem die Verflechtungsgeschichte der beiden deutschen Staaten. Die überwundene Phase der deutschen Teilung erscheint kürzer, je länger sie zurückliegt. Und doch prägt sie die deutsche Gesellschaft bis heute.

Laura Gerken