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Stiftungsakquise auf Augenhöhe gestalten

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Wer auf der Suche nach einer (neuen) Stiftung ist, um sie für die eigenen Arbeit zu gewinnen, kommt um eine gründliche Recherche nicht herum. Statt nach bloßer Projektfinanzierung zu suchen, sollte das Ziel sein, einen Partner für eine langfristige Zusammenarbeit zu finden. Gehen Sie von Anfang an in den Dialog mit potenziellen Fördermittelgebern.

(© jarts / photocase.de)

Die Stiftungslandschaft in Deutschland ist groß und vielfältig. Die passende Stiftung und die zur eigenen Arbeit passende Förderung zu finden, erfordert einiges an Recherche. Doch die ist wichtig! Werden Anträge bei unterschiedlichen Stiftungen pragmatisch mit gleichen oder ähnlichen Projektbeschreibungen ausgefüllt, ohne auf die genauen Anforderungen der Stiftung und Programme einzugehen, ist der Misserfolg so gut wie vorprogrammiert.

Zum einen hat jede Stiftung ein eigenes Prozedere, was die Fördermittelvergabe angeht, seien es besondere Fristen, spezifische Ausgestaltungen oder Kontaktwege bei der Antragsstellung, Fokus auf bestimmte Zielgruppen oder die Bedingung, dass Eigenmittel eingebracht werden müssen. Zum anderen stehen hinter den Stiftungen Menschen mit eigenen Vorstellungen und Vorlieben, was die Inhalte der Anträge betrifft. Sie verfolgen zudem auch eigene Ziele in Hinblick auf die Umsetzung politischer Bildung. Achten Sie daher auf bestimmte Schlagworte, die bei der Stiftung eine wichtige Rolle spielen.

Bei den unzähligen mittleren und kleineren Stiftungen, die vor allem lokal agieren, sind die Mitarbeitenden oft ehrenamtlich aktiv. Das heißt, Sie haben es mit Menschen zu tun, die mit viel Herzblut ihre Sache vertreten und nicht bloß Gelder verwalten. Treten Sie daher mit den Menschen hinter dem Antrag in Kontakt, um mehr über sie zu erfahren.

Die Kontaktaufnahme kann sich an eine Internetrecherche anschließen. Es gibt unzählige Stiftungsdatenbanken, die Sie durchforsten können, um eine Vorauswahl zum Beispiel nach Förderschwerpunkten zu treffen (die wichtigsten Datenbanken finden Sie in unserer Interner Link: Linkliste). Oft hilft auch eine freie Recherche, um herauszufinden, welche Stiftung in einem Themengebiet besonders aktiv ist. Der erste Kontakt kann aber auch Teil der Recherche sein. Insbesondere lokale Stiftungen finden Sie auf Veranstaltungen vor Ort oder über Ihr persönliches Netzwerk. Verfolgen Sie regelmäßig die lokale Presse, um sich über fördernde Stiftungen in ihrer Region zu informieren. Vielleicht verfügen Sie über Kontakte zu stiftungsnahen Personen, die ein Türöffner sein können. Bauen Sie Ihr Netzwerk daher stetig aus und fragen Sie auch bei anderen thematisch verwandten Vereinen oder Bildungsträgern nach deren Erfahrungen und Empfehlungen. Besuchen Sie gezielt Stiftertreffen oder Externer Link: regionale Stiftungstage.

Für Gerit Reimann, Geschäftsführerin von Haus des Stiftens, legt ein Gespräch den Grundstein für in eine langfristige Beziehung zu den Stiftenden. Im Interview mit der Akquisos-Redaktion plädiert sie dafür, Gespräche immer anzubieten sofern sie nicht vorab ausgeschlossenen werden (manche Stiftungen wünschen sich keine Kontaktaufnahme außerhalb der Anträge). Laut Reimann stehen die Chancen gut, dass es klappt, denn viele Organisationen würden das Gespräch nicht proaktiv suchen. „Sicherlich sollten vorab einige Informationen zur Organisation und zu den Tätigkeiten übermittelt werden, um grundsätzlich zu prüfen, ob eine Zusammenarbeit denkbar ist. Aber dann ist das Gespräch sehr lohnend, weil man viel mehr erfährt, was die Fördermittel gebende Seite wünscht, aber auch von sich erzählen kann“.

Kooperation statt Projekt-Dauerschleifen

Häufig werden Fördergelder zweckgebunden für bestimmte Projekte vergeben. Was auf den ersten Blick nach einer Win-Win-Situation aussieht, birgt einige Probleme. Meist dürfen die Projekte noch nicht gestartet sein, sie müssen neuartig sein und innerhalb des Förderzeitraums abgeschlossen werden. Projekte, die weniger innovativ, aber nicht minder wichtig sind, haben es schwer. Langlaufende Projekte ebenso. Um an Fördergelder zu kommen, kommt es immer wieder dazu, dass nicht der Antrag maßgeschneidert, sondern das Projekt auf die Förderbedingungen zugeschnitten wird. Oder die „normale“ Arbeit bekommt einen fiktiven Anstrich, um mit jeder Förderperiode zu einem neuen Projekt zu werden.

Ein weiteres Problem: Oft werden nur die Kosten des Projektes gefördert, Verwaltungskosten der Organisation bleiben außen vor. Diese tragen aber maßgeblich zum Gelingen des Projektes bei, denn ein erheblicher Teil dieser Verwaltungskosten fließt in unzählige Arbeitsstunden für komplexe Anträge und bei Abschluss des Projektes in (über)ausführliche Berichte und Verwendungsnachweise.

Um dieser oft als „Projektiritis“ bezeichneten Situation zu entgehen, fordert Reimann ein Umdenken. Sowohl auf Stiftungsebene, aber auch auf Seiten derjenigen, die Geld empfangen. „Stiftungen sollten als Partner wahrgenommen werden. Es sollte von Anfang an eine Atmosphäre für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und Austausch geschaffen werden, um eine echte Kooperation einzugehen. Denn beide Seiten leisten ihren Beitrag. Die eine mit Geld, die andere mit inhaltlicher Kompetenz und praktischer Umsetzung.“ Auch deswegen findet sie das Gespräch zu Beginn so wichtig. Hier sollten beide Seiten herausfinden, welche Ziele sie erreichen wollen – und wie. Wenn erst einmal Vertrauen entstanden ist, ist es auch wahrscheinlicher, dass eine Förderung zweckungebunden gewährt wird. Dann gibt die Stiftung Geld für die gemeinsamen Ziele und vertraut auf die sinnvolle Verwendung der Gelder durch den Verein oder Bildungsträger.

Ein klassisches Projekt kann der Start einer langfristigen Kooperation sein. Es dient als erste Probe der Zusammenarbeit. Daher würde Reimann Stiftungen, die augenscheinlich nur Projekte fördern, mit in die Recherche einbeziehen. Es ist jedoch ratsam, früh zu sondieren, ob eine Kooperation überhaupt erwünscht ist, um nicht in die beschriebene Projektfalle zu tappen.

Weniger ist mehr

Um der zeitraubenden Stiftungsbürokratie entgegenzuwirken, wurde die Aktion „weniger ist mehr“ ins Leben gerufen. Sie ist eine ehrenamtliche Initiative aus dem Stiftungssektor für den Stiftungssektor. Sie richtet sich vorwiegend an Stiftungen und will anhand vieler Positivbeispiele dazu animieren, die Zusammenarbeit schlanker und somit zielführender zu gestalten. Doch der umfangreiche Werkzeugkasten kann auch von Fördermittelempfangenden genutzt werden. Ein Gespräch bietet die Möglichkeit, proaktiv Ideen und Wünsche einzubringen. Zum Beispiel so: Liebe Fördernde, wir haben einen Alternativvorschlag zu einem Bericht, den wir so nur für euch erstellen, für den wir viel Arbeitszeit aufwenden und der dann vielleicht gar nicht gelesen wird. Wie wäre es stattdessen mit einem persönlich vorgetragenen Bericht? „Die andere Seite ist vielleicht ganz dankbar über diesen Vorschlag“, wirbt Reimann, Teil der Initiative, für ein offeneres Miteinander. Ein mündlicher Abschlussbericht (Oral Reporting) zum Ende eines Projektes hat zudem den Vorteil, dass ein Dialog über das Projekt und dessen Verlauf möglich ist. Gemeinsam können Ideen entwickelt werden, wie es weitergehen kann. Ein einseitig formulierter Bericht ist oft das Ende der klassischen Förderlogik „Antrag schreiben – Geld erhalten – Projekt abschließen – Bericht schreiben“.

Sie haben es also ein Stück weit selbst in der Hand, wie kooperativ die Zusammenarbeit mit Stiftungen abläuft. Unterwerfen Sie sich nicht allen Antragsbedingungen, wenn das mehr zusätzliche Arbeit als Nutzen bringt, und verändern Sie nicht den Kern Ihrer Arbeit, um in Förderkriterien zu passen. Im Zweifel ist ein Nein effektiver. Egal ob langfristige Zusammenarbeit oder kurzfristige Projektfinanzierung (was im Einzelfall durchaus sinnvoll sein kann), recherchieren Sie gut, zu wem Sie passen – und wer zu Ihnen.

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