"Wenn das 19. Jahrhundert das Jahrhundert Europas war und das 20. das Jahrhundert Amerikas, dann ist es auf jeden Fall möglich, dass das 21. Jahrhundert mit dem erneuten Aufstreben Chinas zur größten Wirtschaftsmacht der Welt einhergeht."
Peter Schwarz
Treibende Kräfte des Wandels in China
Welches sind die zentralen Einflusskräfte für die Frage nach der künftigen EntwicklungChinas? Welches sind die entscheidenden offenen Fragen, an denen sich Chinas Zukunftentscheiden wird?
Der mächtige Yuán (die Währung in China) – Das hohe Wirtschaftswachstum ist im heutigen China der Motor aller Veränderungen.
Zu viel Regierung und dennoch nicht genug – China steht im Spannungsfeld zwischen zentralem Machtanspruch und einer über die letzten zwei Dekaden anhaltenden Dezentralisierung der chinesischen Innenpolitik.
Kulturelles Vakuum – woran sollen die Chinesen im Land der Videorecorder, Lippenstifte und MTV heutzutage noch glauben?
Die Huaqiao oder Übersee-Chinesen – diese Diaspora ist älter und weitaus einflussreicher als irgendeine andere.
Zentrifugalkräfte – Ethno-politische Autonomiebestrebungen verringern die Macht Pekings über die Provinzen und Regionen.
Demographische Entwicklung – schon das bloße Ausmaß der chinesischen Bevölkerung (derzeit ca. 1,4 Mrd. Menschen), wie auch ihre Zusammensetzung und Verteilung, ist einzigartig. Der weltweite Trend alternder Gesellschaften wird China besonders hart treffen.
Schwarze Luft, graues Wasser – die Umweltzerstörung ist möglicherweise der größte Stolperstein für Chinas Entwicklung.
Chips, Glasfasern und Biotechnologie – die Technologie ist eine treibende Kraft für viele der rasanten Veränderungen in China.
Die Kommunistische Partei – obwohl sie der Motor der drastischen Veränderungen war, schwindet ihr Einfluss heutzutage zusehends.
Der Floh und der Elefant – Hongkong ist der Floh mit dem Bestreben, China zu verändern, bevor es selbst von China verändert wird. Auch die Beziehung mit Taiwan ist noch ungeklärt.
Wer ist der Mächtigere? Wie werden sich die Beziehungen Chinas zu seinen Nachbarn und dem Rest der Welt entwickeln?
Die Haare in der Suppe
Einige Faktoren oder "Haare in der Suppe" könnten verhindern, dass China zu einemMachtzentrum des neuen Jahrhunderts wird.
China hat, trotz eines nachhaltigen hohen Wachstums, Probleme mit der durch den Übergang verursachten Arbeitslosigkeit, die sich mit der gegenwärtigen Reform von Staatsunternehmen noch weiter verschärfen dürften.
Der weltweite Trend alternder Gesellschaften wird China zudem in den kommenden Jahrzehnten besonders hart treffen – eine Folge der Einkindpolitik, mit der das rasche Bevölkerungswachstum des Landes in den Griff gebracht werden sollte. Anders als in den Industrieländern verfügt China nicht über ein ausgereiftes System der Altersversorgung.
Die massive Verschuldung der staatseigenen Betriebe – die staatlichen Unternehmen sind nicht besonders produktiv und verschwenden wertvolle Ressourcen. Die Privatisierung dieser Betriebe droht zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit zu führen.
Die tief verwurzelte Armut der 350 Millionen Menschen umfassenden Landbevölkerung – etwa 60 Millionen Menschen leben am Rande des Existenzminimums.
Die Umweltzerstörung – die Fruchtbarkeit des chinesischen Bodens nimmt aufgrund von Bodenerosion, Überbevölkerung, Überweidung und Überbewirtschaftung rapide ab.
Lücken in der Infrastruktur des Landes – China verfügt zwar über Kohle für Heizung und Elektrizität, es mangelt jedoch an einem geeigneten Eisenbahnnetz zum Transport der Kohle. Telefonleitungen sind Mangelware, was zu einem starken Absatzmarkt für Mobiltelefone führte.
Bearbeitet nach "China's Futures: Scenarios for the World's Fastest Growing Economy, Ecology, and Society" von James Ogilvy, Peter Schwartz und Joe Flower (Jossey-Bass: 2000).
China - ein Eldorado für Unternehmen und Investoren? Wie wird sich das Land entwickeln, nun da Coca-Cola & Co den Weg in die kommunistische Bastion gefunden haben? Kommt die Demokratie - wie vom Westen erhofft - unausweichlich im Schlepptau nach? Dieses Szenario in Form eines kurzen Bühnenstücks wurde im Dezember 2004 von jungen Menschen im Rahmen eines teamGLOBAL-Workshops verfasst.
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