Bevölkerungswachstum, riesige Müllberge, das tagtägliche Artensterben, ein übermäßiger Energie- und Rohstoffverbrauch sowie die zunehmende Verschmutzung von Luft, Böden und Gewässern sind Ausdruck für den zunehmenden Balanceakt am Rande der Belastungsgrenzen des Ökosystems Erde. Zwar hat sich spätestens seit dem Brundlandt-Bericht von 1987 und der 1992 in Rio verabschiedeten Agenda 21 im öffentlichen Bewusstsein und in der Politik die Einsicht durchgesetzt, dass ökologisch nachhaltige Produktions- und Konsummuster eine Voraussetzung für die künftige menschliche Entwicklung darstellen.
"Solange die Hälfte der Menschheit kein anständiges Gastrecht auf diesem Planeten genießt, bleibt das Versprechen auf eine nachhaltige Entwicklung ohne Substanz..." Wolfgang Sachs
Gemeint ist mit nachhaltiger Entwicklung, dass sich das Wirtschaftswachstum kurz-, mittel- und vor allem langfristig im Einklang mit den gesellschaftlichen Bedürfnissen vollziehen soll. Darunter wurde zunächst ein verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt verstanden, der die Entwicklungsmöglichkeiten kommender Generationen nicht aufs Spiel setzt. Auf dem Weltgipfel für soziale Entwicklung im März 1995 in Kopenhagen wurde dann auch die Notwendigkeit betont, Maßnahmen gegen soziale Ausgrenzung und für den Gesundheitsschutz zu treffen. Die Zahl der geltenden internationalen Umweltabkommen hat sich von 20 im Jahr 1960 bis auf über 200 im Jahr 2000 verzehnfacht. Das Problem liegt jedoch häufig in der Umsetzung.
Die Situation der Umwelt in den OECD-Staaten – die relativ gesehen für die meisten Umweltbelastungen verantwortlich sind – ist durch gegenläufige Trends gekennzeichnet. Auf der einen Seite konnten in den letzten 20 Jahren in vielen Bereichen deutliche Erfolge erzielt werden. So ist die Luftverschmutzung verringert und die Wasserqualität verbessert worden. Ein Bad in der Elbe – noch vor gar nicht so langer Zeit undenkbar – ist heute wieder möglich. Auf der anderen Seite ist der Energieverbrauch der Industrieländer weiterhin am Steigen und gleichzeitig wächst in den Entwicklungs- und Schwellenländern (allen voran in China und Indien) der Energiebedarf rasant, was global betrachtet mit einer dramatischen Zunahme an Treibhausgasen einhergeht, die maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich sind.
Ein gutes Beispiel ist auch die Müllentwicklung. So wird zwar ein immer größerer Anteil recycelt, also wieder verwendet. Gleichzeitig stieg aber die Müllmenge insgesamt derart an, dass die Erfolge des Recyclings mehr als ausgeglichen werden – die Müllberge werden größer. Zunehmende Aufmerksamkeit erhalten Umweltprobleme, die früher kaum als solche wahrgenommen wurden, wie die wachsende Lärmbelästigung, die zunehmende Bebauungsdichte und damit steigende Versiegelung der Böden oder der so genannte "Elektro-Smog". Umweltprobleme sind stets auch eine Sache der Wahrnehmung. So sind die Wälder in vielen Teilen der EU heute in keinem besseren Zustand als in den 80er Jahren, wo das "Waldsterben" in den Medien und im öffentlichen Bewusstsein eine große Aufmerksamkeit erhielt.
Ein globales Kernproblem bleibt die
Handlungsdimensionen und Lösungsansätze
Die sichere Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser ist eine kontinuierliche Aufgabe. Um dieser globalen Herausforderung begegnen zu können, muss auf mehreren Ebenen gleichzeitig angesetzt werden. Hierzu gehören z.B. Verbesserungen beim Transport und bei der Aufbereitung von Wasser, aber auch ein funktionierendes und faires Wassermanagement. Für Industrie- und Entwicklungsländer ergibt sich ein breites Spektrum möglicher Kooperationsmöglichkeiten. [
Quellen für dieses Kapitel:
IFOK, Wasserversorgung und Wasserersatz, internes Arbeitspapier des BMBF-Futur-Prozesses, 2004.
KLUGE, T.: Nachhaltiger Umgang mit Wasserressourcen. Aus Kopfmüller, Jürgen (Hrsg)., Den globalen Wandel gestalten, Berlin 2003.
KUNST, S., KRUSE, T., BURMESTER, A. (Hrsg.): Sustainable Water and Soil Management, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2001.
UNDP Human Development Report. Beyond scarcity: Power, poverty and the global water crisis, 2006
UNEP, Global Environment Outlook 4, 2007
Worldwatch Institute, State of the World 2004, New York 2004