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Virtuelle Synagogen | Jüdisches Leben in Deutschland – Vergangenheit und Gegenwart | bpb.de

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Virtuelle Synagogen Erinnerung und Bildung im digitalen Zeitalter

Marc Grellert

/ 8 Minuten zu lesen

Seit über 25 Jahren werden an der TU Darmstadt in der NS-Zeit zerstörte Synagogen virtuell rekonstruiert. Zentrale Fragestellung ist, wie die Potentiale von digitalen Technologien für die Erinnerungs- und Bildungsarbeit gewinnbringend zur Geltung kommen können.

Rekonstruierte Synagoge Dortmund. (© Technische Universität Darmstadt, Fachgebiet Digitales Gestalten)

Seit über 25 Jahren werden Synagogen, die in der NS-Zeit zerstört worden sind, an der Technischen Universität Darmstadt, Fachgebiet Digitales Gestalten virtuell rekonstruiert. Hervorgegangen ist das Projekt aus einer Initiative des Autors. Ziel ist es, den kulturellen Verlust, die Schönheit der einst in Deutschland vorhandenen Synagogen-Architektur vor Augen zu führen, aber auch die frühere Bedeutung für das Stadtbild zu würdigen und in Erinnerung zu rufen. Die Idee entstand nach einem Brandanschlag von vier Neonazis auf die Synagoge in Lübeck im Jahre 1994. Dem Anschlag sollte damals mit dem Sichtbarmachen zerstörter Synagogen ein symbolisches Zeichen gegen Interner Link: Antisemitismus und steigenden Rechtsradikalismus entgegengestellt werden. Gleichzeitig wollte das Projekt einen Beitrag zum Interner Link: Gedenken an die Shoa leisten. Angesichts des (wieder) bedrohlicher werdenden Antisemitismus heutzutage hat es nichts an seiner gesellschaftlichen Aktualität verloren.

Im ersten Teil des Beitrags werden das Projekt und die daraus entstandenen Ausstellungen näher vorgestellt. Der zweite Teil versucht darauf aufbauend, Ziele und spezifische Technologien im Kontext der Verwendung digitaler Medien für die Erinnerungs- und Bildungsarbeit und vor dem Hintergrund einer gesellschaftlichen Zunahme von Antisemitismus detaillierter zu betrachten.

Projekt und Ausstellungen

Rekonstruiert wurden bisher Synagogen aus 22 deutschen Städten. Zentrale Fragestellung ist von Beginn an gewesen, wie die Potentiale von digitalen Technologien für die Erinnerungs- und Bildungsarbeit gewinnbringend zur Geltung kommen können. 1996 ging ein erster Internetauftritt online und ein Jahr später entstand in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Frankfurt eine Ausstellung zu drei Frankfurter Synagogen.

Rekonstruierte Kölner Synagoge in der Glockengasse

Ermutigt durch die positive Resonanz – insbesondere von jüdischen Institutionen sowie Jüdinnen und Juden, die die rekonstruierten Synagogen noch persönlich kannten – erfolgten weitere Rekonstruktionen, an denen bis jetzt über 70 Studierende beteiligt waren. Seit im Jahre 2000 die Bundeskunsthalle in Bonn das Projekt zum Thema einer Ausstellung machte, sind Ausstellungen der Kern der Erinnerungs- und Bildungsarbeit virtueller Rekonstruktionen aus Darmstadt. Das weitere Angebot umfasst Publikationen, Vorträge, Internetseiten und Installationen an Standorten ehemaliger Synagogen.

Aus der Bonner Ausstellung ging eine englischsprachige Wanderausstellung hervor, die in Israel, den USA sowie Kanada zu sehen war. Diese wurde überarbeitet und ist dauerhaft in Frankfurt a.M. installiert. Durch eine Förderung im Festjahr "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" konnte eine deutschsprachige Wanderausstellung produziert werden, die zunächst von Juni bis September 2021 im Kölner NS-Dokumentationszentrum gezeigt wurde und anschließend von Oktober 2021 bis Februar 2022 im Mindener Museum zu sehen ist. Weitere Ausstellungsorte und Rekonstruktionen sollen folgen.

Inhaltlich lag der Fokus der ersten Ausstellungen auf der anschaulichen Verdeutlichung des kulturellen Verlusts, auf der Thematisierung der Umstände der Zerstörung in der NS-Zeit sowie auf der Darstellung der Geschichte jüdischer Sakralbauten. Die neue Ausstellungskonzeption umfasst auch Themen, die heutiges jüdisches Leben sichtbar machen sollen.

Rekonstruierte Synagoge Dortmund. (© Technische Universität Darmstadt, Fachgebiet Digitales Gestalten)

Kern der Ausstellung bleiben aber die virtuellen Rekonstruktionen. Sie veranschaulichen durch Projektionen, Animationen und Virtual-Reality die einstige Pracht der Synagogen. Begleitet werden sie durch physische Ausstellungselemente, die verschiedene Inhalte thematisieren: Das Thema Wahrnehmung widmet sich der Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden aus dem gesellschaftlichen Leben. Hohe, schwarze Stelen zeigen eine Auswahl ausgrenzender Gesetze, die die Nazis zwischen 1933 und 1938 erlassen hatten. Am Ende sprechen Zeitzeug:innen über die Ausgrenzung in ihrer Jugend. Sie kannten die Synagogen und berichten auch über ihre Erlebnisse in den Gotteshäusern. Für die virtuellen Rekonstruktionen selbst gaben sie wertvolle Hinweise nicht überlieferter Bereiche. Die Begegnungen mit ihnen waren die ergreifendsten Momente in der Projektarbeit.

Die Station Eskalation führt auf runden Wandpanelen über 1.000 Namen von Städten vor Augen, in denen am 9./10. November 1938 Synagogen verwüstet und angezündet wurden - kombiniert mit Bildern dieser Zerstörungen.

Dies führt dann in den Bereich der Rekonstruktion, in dem eine Art "Werkstattatmosphäre" inszeniert ist. Auf Tischen liegen Bücher zu Synagogen, jüdischer Kultur und NS-Zeit und an Monitoren können Besucher:innen anhand interaktiver Anwendungen die historischen Grundlagen sowie den Rekonstruktionsprozess einer einzelnen Synagoge nachverfolgen. Jedem Tisch räumlich zugeordnet sind hohe, schmale Ausstellungspanels, auf denen jeweils eine Kurzübersicht zu einer einzelnen Synagoge, zu der jeweiligen jüdischen Gemeinde sowie zu dem Schicksal ihrer Mitglieder zu lesen ist. Zusätzlich veranschaulichen "Pinboards" den vielschichtigen Arbeitsprozess, hier haben Studierende alles festgehalten, was ihnen bei der Rekonstruktion wichtig war. Diesem "Werkstatt-Bereich" räumlich gegenübergestellt, werden Außen- und Innenperspektiven der rekonstruierten Synagogen auf die Wände des Ausstellungsraums projiziert. Im Bereich Rekonstruktion befindet sich auch eine Virtual Reality-Installation. Die Besucher:innen sitzen auf Stühlen und erleben eine Synagoge so, als ob sie in einer der Bankreihen säßen.

Ein weiteres Thema der Ausstellung widmet sich der Geschichte jüdischer Sakralbauten vom Tempel bis zur Synagoge mit den Schwerpunkten Antike, Mittelalter und 19./20. Jahrhundert, sprich dem Zeitraum, in dem in Deutschland die großen Synagogen entstanden sind. Ein Film stellt abschließend eine Vielzahl von Synagogen vor, die nach 1945 in Deutschland errichtet worden sind und zeigt deren Äußeres und ihren Innenraum.

In die Jetztzeit führt auch eine Videoinstallation, bei der 13 Jüdinnen und Juden unterschiedlichen Alters in kurzen Statements erzählen, was sie mit dem Thema "Synagoge", mit "ihrer" Synagoge verbinden.

Erinnerung und Bildung im digitalen Zeitalter

In der Verwendung digitaler Technologien bei der Erinnerungs- und Bildungsarbeit sind Hoffnung und Herausforderung gleichermaßen miteinander verbunden: dass damit etwas besser möglich ist, als es mit traditionellen Mitteln bislang der Fall gewesen ist. Auch wenn das Internet hier eine große Bedeutung besitzt und mit einem Onlinearchiv zu Synagogen auch eine über 15-jährige praktische Erfahrung existiert, soll an dieser Stelle nicht näher auf die Potentiale des Internets eingegangen werden, sondern sich auf die virtuellen Rekonstruktionen konzentriert werden.

Rekonstruierte Synagoge Hannover. (© Technische Universität Darmstadt, Fachgebiet Digitales Gestalten)

Zunächst ist zu fragen, wie die Ausgangssituation einzuschätzen ist. Als erstes kann wohl gesagt werden, dass den meisten nicht-jüdischen Personen in Deutschland Synagogen im Allgemeinen und insbesondere die zerstörten Synagogen unbekannt sind – wie auch insgesamt jüdisches Leben und Kultur. Dazu kommt, dass Antisemitismus sichtbarer, unverblümter und gewalttätiger zu Tage tritt: Jüdinnen oder Juden erleben immer wieder Anfeindungen. Unter Jugendlichen wird Interner Link: das Wort "Jude" als Synonym für Opfer und in beleidigender Absicht verwendet. Antisemitismus hat in Deutschland nicht nur traditionelle Elemente, sondern auch solche im Kontext der Interner Link: Schuldabwehr und lässt sich Interner Link: in allen gesellschaftlichen Gruppen feststellen. Auf jüdischer Seite wird insgesamt mangelnde Empathie registriert und die Hoffnung auf Beistehen größerer Bevölkerungsteile skeptisch gesehen.

Ein Ziel des Synagogen-Projektes und der Ausstellungen ist es, mit Hilfe von virtuellen Rekonstruktionen die einstige Pracht zu vermitteln und zu veranschaulichen. Dies kann die Technik wie nichts anderes leisten. Gerade bei einem jungen Publikum sollen neue digitalen Technologien an ihre Mediennutzungsgewohnheiten anknüpfen und derart Neugierde für jüdische Kultur wecken – und sie mit Blick auf die Synagogen reflektieren lassen, wie es zur Zerstörung dieser Bauwerke kam und wohin die NS-Rassenideologie letztendlich führte. Gleichwohl: Jüdinnen und Juden stehen in dem Projekt im Kontext der NS-Zeit nicht in erster Linie als Opfer im Vordergrund, vielmehr soll die architektonische Blüte Interner Link: jüdischer Gemeinden aufgezeigt werden.

Rekonstruierte Synagoge Köln Glockengasse. (© Technische Universität Darmstadt, Fachgebiet Digitales Gestalten)

Besonders Virtual Reality (VR) steht für Modernität und kein anderes Medium erzeugt eine solche Anschaulichkeit. Im Kontext der Erinnerungskultur und Bildungsarbeit ist zu fragen, für welche Themen, Bauwerke oder Stadtanlagen das Gefühl der Anwesenheit gewinnbringend einzusetzen ist. Bereits 2020 sind für die neue Dauerausstellung des Jüdischen Museums in Berlin die Innenräume der drei Synagogen Hannover, Köln (Glockengasse) und Plauen für VR aufbereitet worden. Mit der Verwendung von VR war die Hoffnung verbunden, dass das Gefühl der Anwesenheit Neugierde und Empathie zugleich erzeugt – und Fremdheiten abbauen könnte, da doch die wenigsten nichtjüdischen Besucher:innen jemals in einer Synagoge gewesen sind. So können sie unbefangen eine Synagoge betreten und werden vielleicht feststellen, dass vieles, was sie sehen, von dem Besuch anderer Gotteshäuser vertraut ist.

VR steht für die momentan spannendste Entwicklung im Bereich der digitalen Modelle. Deren Potential ist ja gerade ihre Digitalität und die Möglichkeit, sie unterschiedlich zu "realisieren", je nachdem, welches Interface (Ausgebegerät) zur Verfügung steht. Genau hier ist das Drucken digitaler Modelle von Bauwerken und Stadtanlagen eine weitere faszinierende Technologie. Die eingesetzten Materialien reichen von Gips und Keramik über Kunststoffe bis hin zu Metall. Bei den Synagogen existieren für Ausstellungen Gipsmodelle für Kaiserslautern, Minden und Paderborn. Für die neue Dauerausstellung des Jüdischen Museums in Berlin kam noch innovativere Technologie zum Einsatz:

Rapid-Prototyping Modelle aus Edelstahl der Synagogen Hannover und Köln in der neuen Dauerausstellung des Jüdischen Museums Berlin. (© Marc Grellert)

So sind vier Schnittmodelle von Synagogen aus Köln, Hannover, München und Plauen aus Edelstahl gedruckt worden. Mit Hilfe von Drehtellern können Besucher:innen die Synagogen sowohl von außen wie von innen betrachten und sie Dank des robusten Materials auch anfassen.

Auch an den authentischen Orten, die in der Regel keinerlei Anschauung der ehemaligen Synagogen mehr bieten, kamen virtuelle Rekonstruktionen zum Einsatz. Installationen, in ihrer Gestalt vergleichbar mit Münzfernrohren, zeigen jeweils die Perspektive, die man von einer Stelle hätte, wenn die Synagoge noch existierte. Im städtischen Raum erzeugt die Installation Neugierde und Irritation zugleich: Was gibt es hier zu sehen? Solche "analogen" Augmented Reality-Installationen (dt.: Erweiterte Realität) werden Ausnahmen bleiben. In größerem Umfang könnte aber vor Ort die Erinnerung an einzelne Synagogen mit virtuellen Rekonstruktionen und Informationen per Smartphone erfolgen. Eine weitere spannende Entwicklung könnten didaktisch überzeugende Begegnungsmöglichkeiten mehrerer Personen in virtuellen Synagogen über das Internet in VR sein.

Die Potentiale digitaler Technologien faszinieren und können einen Anreiz bieten, sich mit dem Thema jüdisches Leben in Deutschland neugierig zu beschäftigen. Gesellschaftliche Probleme können sie nicht kompensieren. Vielleicht ist es an der Zeit, stärker Antisemitismus selbst zum Thema zu machen und Begegnungen zu organisieren. Von jüdischer Seite wurde da in letzten Jahren bereits vieles angestoßen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Siehe hierzu: Externer Link: https://www.dg.architektur.tu-darmstadt.de/forschung_ddu/digitale_rekonstruktion_ddu/synagogen/index.de.jsp, Neben Synagogen, die in der NS-Zeit zerstört und im Kontext der Erinnerungskultur rekonstruiert wurden, entstanden in Darmstadt auch virtuelle Rekonstruktionen von mittelalterlichen und barocken Synagogen. Besonders zu erwähnen ist ein laufendes Forschungsprojekt zum mittelalterlichen Jüdischen Viertel in Köln.

  2. In folgenden Städten wurden Synagogen rekonstruiert: Bad Kissingen, Bamberg, Berlin, Bingen, Darmstadt, Dortmund, Dresden, Frankfurt a.M., Hamburg, Hannover, Kaiserslautern, Köln, Langen, Leipzig, Mannheim, Minden, Mutterstadt, München, Nürnberg, Petershagen, Plauen und Paderborn.

  3. Die Ausstellung befindet sich in einem Hochbunker, den die Nazis an der Stelle der zerstörten Synagoge Friedberger Anlage gebaut hatten. Er wird als Gedenkort durch die "Initiative 9. November e.V." betrieben und beherbergte in zwei Stockwerken bereits verschiedene Ausstellungen zur NS-Zeit oder jüdischer Geschichte mit Schwerpunkt auf Frankfurt. Nun ist auch das zweite Obergeschoss für die Öffentlichkeit zugänglich und präsentiert dort die virtuellen Synagogen.

  4. Nachfolgend der Link zu einem 360°-Rundgang der Ausstellung im NS-DOK Köln: Externer Link: https://virtuelle-synagogen.nsdok.de

  5. Der Autor hat sich bei frühen Forschungsarbeiten ausführlich mit der Fragestellung der Potentiale digitaler Technologien für das Erinnern zerstörter Architektur im Allgemeinen und mit den Potentialen virtueller Rekonstruktion und des Internets im Besonderen beschäftigt. Siehe hierzu: Grellert, Marc: "Immaterielle Zeugnisse – Synagogen in Deutschland – Potentiale digitaler Technologien für das Erinnern zerstörter Architektur", Bielefeld 2007.

  6. Eine gute Zusammenfassung liefert die 2021 erschiene Publikation "Judenhass", die vor allem durch die vielen Interviews mit deutschen Jüdinnen und Juden Antisemitismus aus der Sicht der Betroffenen darstellt, was der richtige Gradmesser ist, um die gegenwärtige Situation zu verstehen: Gruberová, Eva und Zeller, Helmut: Diagnose: Judenhass: Die Wiederkehr einer deutschen Krankheit, München 2021.

Lizenz

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Dr.-Ing. Marc Grellert lehrt am Fachgebiet Externer Link: Digitales Gestalten der TU Darmstadt, leitet dort den Forschungsbereich "Digitale Rekonstruktionen" und ist Mitbegründer der Firma Externer Link: Architectura Virtualis. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind virtuelle Rekonstruktionen und Simulationen von Architektur, Wissensvermittlung mit Hilfe digitaler Medien sowie Entwicklung und Realisierung von Installationen und Exponaten für Ausstellungen. Er studierte Architektur an der TU Darmstadt und promovierte 2007 über die Potentiale digitaler Technologien für das Erinnern zerstörter Architektur.