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Internationaler Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten

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Tausende Kinder und Jugendliche müssen weltweit als Soldatinnen und Soldaten in bewaffneten Konflikten kämpfen. Auf ihr Schicksal soll der "Red Hand Day" am 12. Februar aufmerksam machen.

In Sanaa, der Hauptstadt Jemens, steht ein Junge vor einem Wandbild, das den Einsatz von Kindersoldaten kritisiert. (© picture-alliance/dpa, Yahya Arhab)

Wie viele Kindersoldaten gibt es?

Interner Link: Kindersoldaten nennt man Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die in Kriegen und Aufständen kämpfen. Ihr Einsatz ist Interner Link: völkerrechtlich verboten. Dennoch sind Schätzungen zufolge weltweit bis zu 250.000 Minderjährige als Soldatinnen und Soldaten oder Helferinnen und Helfer an bewaffneten Konflikten beteiligt. Beweise dafür gibt es jedoch nur in weit weniger Fällen. Die Vereinten Nationen veröffentlichen jährlich einen Externer Link: Bericht über Kinder in Konflikten, in dem auch Zahlen für nachweislich rekrutierte Kinder genannt werden. Demnach wurden im Jahr 2019 über 7.700 Jungen und Mädchen als Soldatinnen und Soldaten missbraucht.

Warum werden Kinder rekrutiert?

Die meisten Kindersoldatinnen und -soldaten werden zum Dienst gezwungen. Viele werden entführt, gefoltert und mit dem Tod bedroht, wenn sie nicht bereit sind zu kämpfen. Manche melden sich freiwillig, um Interner Link: Armut zu entkommen oder ihre Gemeinden zu verteidigen.

Kinder werden sowohl von regulären Armeen als auch von Rebellengruppen wie den Interner Link: Huthis im Jemen, Interner Link: Boko Haram in Nigeria oder dem sogenannten Islamischen Staat (IS) in Interner Link: Syrien und im Interner Link: Irak rekrutiert. Sie werden nicht nur an der Front, sondern auch anderweitig, etwa zur Spionage oder für Kurierdienste eingesetzt. Besonders Mädchen werden häufig zusätzlich Opfer sexualisierter Gewalt.

Kinder gelten im Vergleich zu Erwachsenen als leichter manipulierbar und gehorsamer. Hinzu kommt laut einem Externer Link: Bericht der Hilfsorganisationen terre des hommes und Brot für die Welt, dass beim Externer Link: Verkauf von Rüstungsgütern nicht ausreichend kontrolliert werde, ob Waffen in die Hände von Kindern gelangen, die zu Kampfhandlungen gezwungen werden.

Besonders viele Kinder wurden in den vergangenen Jahren im Interner Link: Südsudan, in der Interner Link: Zentralafrikanischen Republik, in der Interner Link: Demokratischen Republik Kongo, in Interner Link: Somalia, Interner Link: Syrien und im Interner Link: Jemen als Soldatinnen und Soldaten missbraucht.

Was sind die Folgen für die Kinder?

Anfang 2020 Externer Link: berichtete das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef, dass etwa 65.000 ehemalige Kindersoldaten seit 2007 unter anderem von UN-Blauhelmsoldatinnen und -soldaten befreit werden konnten. Ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft stellt jedoch eine große Herausforderung dar, denn neben körperlichen Verletzungen müssen viele Interner Link: psychische Traumata verarbeiten. Neben medizinischer und psychologischer Hilfe sind laut Unicef Schul- und Ausbildungsprogramme für die betroffenen Kinder und Jugendlichen wichtig. Allerdings befinden sich auch Externer Link: etwa 2.500 Kinder laut der UN wegen ihres Einsatzes oder Verbindungen zu terroristischen Gruppen in Haft.

Welche Rechte und Gesetze sollen Kinder schützen?

Das humanitäre Völkerrecht ächtet den Einsatz von Kindern in bewaffneten Konflikten. 1977 legten zwei Zusatzprotokolle der Interner Link: Genfer Konventionen fest, dass der Einsatz von Kindern unter 15 Jahren für den Armeedienst als Kriegsverbrechen eingestuft wird. Kinder und Jugendliche zu militärischen Diensten heranzuziehen verstößt auch gegen die Interner Link: Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen: Ein Externer Link: Zusatzprotokoll, das am 12. Februar 2002 in Kraft trat, untersagt den Vertragsstaaten, Menschen unter 18 Jahren zwangsweise zu ihren Streitkräften einzuziehen und in kriegerische Auseinandersetzungen zu verwickeln. 170 Staaten haben das Zusatzprotokoll ratifiziert – darunter auch Deutschland. 2007 verpflichteten sich zudem 58 Staaten – darunter alle EU-Mitgliedstaaten – in den Pariser Prinzipien, stärker gegen den Einsatz von Kindern in bewaffneten Konflikten vorzugehen.

Die Wehrpflicht für Minderjährige ist laut Kinderrechtskonvention somit prinzipiell untersagt. Staaten dürfen allerdings unter bestimmten Bedingungen auch minderjährige Freiwillige anwerben – etwa, wenn eine umfassende Aufklärung erfolgt und die Erziehungsberechtigten informiert werden. Neben einigen anderen Unterzeichnerstaaten macht auch die Bundesrepublik von dieser Ausnahmeregelung Gebrauch. So bildet die Interner Link: Bundeswehr mit Einverständnis der Eltern 17-Jährige im Militärdienst aus.

Was ist der "Red Hand Day"?

Um auf das Schicksal von Kindersoldatinnen und -soldaten aufmerksam zu machen, haben internationale Nichtregierungsorganisationen wie Interner Link: Amnesty International, Human Rights Watch und Interner Link: terre des hommes 2002 den Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten ins Leben gerufen. Dieser Externer Link: Red Hand Day (dt. "Tag der roten Hand") wird seither jedes Jahr am 12. Februar begangen. In mehr als 50 Ländern werden an diesem Tag Abdrücke von roten Händen gesammelt, um diese an Abgeordnete in den jeweiligen Parlamenten zu übergeben. Auch in Deutschland übergaben in den vergangenen Jahren Jugendliche Tausende Handabdrücke an Bundestagsabgeordnete – auch als Zeichen ihres Protests gegen Waffenexporte in Krisenregionen. 2021 erfolgt die Aktion in Deutschland aufgrund der Corona-Pandemie ausschließlich digital.

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