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Krieg und Kriegsende

Dr. Elke Kimmel

/ 3 Minuten zu lesen

Es war eine ungleiche Allianz, die sich im Krieg gegen Deutschland und seine Verbündeten zusammengeschlossen hatte: Die USA, Großbritannien und die Sowjetunion wichen in ihren ideologischen und ordnungspolitischen Vorstellungen teilweise erheblich voneinander ab. Spätestens nach Kriegsende traten diese Differenzen immer offener zu Tage – vor allem bei den Verhandlungen über die Zukunft Deutschlands und Europas.

Vier Monate vor dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg vereinbaren US-Präsident Roosevelt und der britische Premier Churchill an Bord der HMS Prince of Wales die Atlantik-Charta. (© AP)

Im Krieg gegen das Deutsche Reich und Japan hatten sich mit den USA, Großbritannien und der Sowjetunion Staaten zu einer Allianz zusammengefunden, deren ordnungspolitische und ideologische Vorstellungen teilweise in direktem Gegensatz zueinander standen. Die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses überdeckte die Widersprüche allerdings immer mehr.

Bereits im März 1941, noch vor dem eigenen Kriegseintritt, hatten die USA mit dem Leih- und Pachtgesetz beschlossen, allen Ländern, die gegen Diktaturen kämpften, Waffen, Ausrüstung und Lebensmittel (bzw. die erforderlichen Mittel hierfür) zur Verfügung zu stellen. Neben Großbritannien profitierte auch die Sowjetunion von diesem "Lend-Lease-Act".

Atlantik-Charta

In der Atlantik-Charta vom August 1941 verständigten sich die USA und Großbritannien auf Grundzüge der Nachkriegsordnung. Sie legten fest, dass es territoriale Veränderungen nach dem Krieg nur mit Zustimmung der betroffenen Völker geben dürfe. Alle Völker sollten Zugang zu Rohstoffen haben und ihre Regierungsform selbst bestimmen. Die Schaffung einer internationalen Friedensordnung wurde ebenso vereinbart wie die Freiheit der Meere und die Entwicklung eines umfassenden Sicherheitssystems. Allgemein wird die Atlantik-Charta als Anfang einer weltpolitischen Führungsrolle der USA angesehen. Die Sowjetunion stimmte den Grundsätzen im Februar 1945 ebenfalls zu.

Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin (v.l.n.r.) besprechen auf der Konferenz von Jalta die politische Gestaltung Europas nach Ende des Zweiten Weltkrieges. (© AP)

Konferenzen von Teheran und Jalta

In Vorbereitung auf das Gipfeltreffen in Teheran (28.11. bis 1.12.1943) waren sich die Außenminister der USA, von Großbritannien und der Sowjetunion in Moskau (Oktober 1943) darüber einig, dass es in erster Linie darum gehen müsse, Deutschland in Zukunft unschädlich zu machen. Dazu sei seine staatliche Einheit zu vernichten. In Teheran wurde diese Linie bestätigt: Die Entmilitarisierung und Entnazifizierung glaubte man übereinstimmend am ehesten durch eine auf unbestimmte Zeit vorgesehene militärische Besatzung gewährleisten zu können.

Schon im Laufe des Jahres 1944 zeigten sich aber erste Differenzen. Der britische Regierungschef Winston Churchill kam in dem Maße von einer "Zerstückelung" Deutschlands ab, in dem er dieses zu einem kontinentalen Gegenpol zur Sowjetunion aufbauen wollte. Bei der Konferenz von Jalta im Februar 1945 kam es in dieser Frage noch nicht zum offenen Bruch, aber Churchill konnte eine Diskussion und Festlegung über die "Zerstückelung" im Rahmen der Konferenz vermeiden.

Streitpunkt: Reparationen

Zwischen den USA einerseits und der Sowjetunion und Großbritannien andererseits bestanden Differenzen vor allem in der Frage der Reparationszahlungen. Abgeschreckt durch die Instabilität, welche die Zahlungsforderungen an Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg verursacht hatte, wollte die USA grundsätzlich auf solche Leistungen verzichten. Sie sahen allerdings angesichts gewaltiger Zerstörungen in der Sowjetunion ein, dass eine Kompensation für diese unumgänglich war. Die Forderungen Großbritanniens, die vor allem darauf abzielten, einen wirtschaftlichen Konkurrenten zu schwächen, waren demgegenüber kaum legitimiert. Die Verantwortlichen einigten sich vorerst darauf, 20 Milliarden US-Dollar als Verhandlungsgrundlage für Reparationen festzusetzen, von denen die Hälfte an die Sowjetunion gehen sollte. Eine Entscheidung in dieser Frage wurde ebenso an eine Kommission verwiesen wie die Frage über die staatliche Zukunft Deutschlands.

Großbritanniens Feldmarschall Bernard Montgomery, US-General Dwight D. Eisenhower, der sowjetische Marschall Georgi Schukow und der französische General Jean de Lattre de Tassigny (von links) vor einer Sitzung des alliierten Kontrollrates. (© AP)

Potsdamer Konferenz

Unstrittig blieb dagegen die notwendige Bestrafung des Deutschen Reiches sowie die fällige Entmilitarisierung und Entnazifizierung. Im Rahmen der Potsdamer Konferenz (Juli/August 1945) bestätigten sich die Differenzen in verschiedenen Punkten. Man einigte sich deshalb darauf, dass die Hoheit in den jeweiligen Besatzungszonen auf die militärischen Befehlshaber übergehe. Jene Fragen, die ganz Deutschland betreffen, wollte man im Alliierten Kontrollrat verhandeln. Außerdem wurde die Einrichtung eines Rates der Außenminister beschlossen, der alle im Zusammenhang mit dem geplanten Friedensvertrag stehenden Fragen klären sollte. Nicht nur bei den Reparationen und der Frage der staatlichen Einheit Deutschlands traten indes Differenzen auf: Die in der sowjetischen Besatzungszone rasch voran getriebene Umstrukturierung störte die westlichen Besatzungsmächte. Zudem machte es diese misstrauisch, dass die Sowjetunion die instabilen Verhältnisse in Europa ohne Gegenmaßnahmen hinnahm. Man vermutete, dass sie in Form von Revolutionen davon profitieren wollte. Die UdSSR litt angesichts ihrer enormen wirtschaftlichen Probleme darunter, dass die USA unmittelbar nach dem Krieg alle Zahlungen nach dem "Lend-Lease-Act" eingestellt hatten.

Fussnoten

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Dr. Elke Kimmel, selbständige Historikerin.