Die umstrittene Rede Ahmadinedschads
Die umstrittene Rede Ahmadinedschads vom 26. Oktober 2005 in Teheran, Iran auf der Konferenz "Eine Welt ohne Zionismus", übersetzt von Eckart Schiewek/Sprachendienst des Deutschen Bundestages.
Die Konferenz wurde im Vorfeld des "Jerusalemtages" von der Studentenbewegung ausgerichtet und die "Nachrichtenagentur der Iranischen Studenten" (Iranian Students News Agency – ISNA) veröffentlichte am 26. Oktober 2005 einen Bericht mit dem Wortlaut der gehaltenen Reden.[1]
Kontext
Nach der Eröffnungszeremonie verlas der Vertreter der Hisbollah (Libanon) in Teheran, Scheich Safiuddin, eine Botschaft des Generalsekretärs der Hisbollah (Libanon), Sayyid Hassan Nasrallah. Am Ende dieser Rede traf Präsident Ahmadinedschad ein, ergriff jedoch nicht sogleich das Wort. Eine weitere Rede wurde gehalten von Hodschatulislam Ali Akbari, Repräsentant des Obersten Führers [Ayatollah Khameneyi] in der Union Islamischer Studentenverbände, Direktor der nationalen Jugendorganisation und Vizepräsident der Republik. [2] Es folgte die Rede von Präsident Ahmadinedschad, danach wurde zum Abschluss eine Botschaft durch Abu Usama Abd al-Ma´ti, den Vertreter der palästinensischen Islamischen Widerstandsbewegung (Hamas-Bewegung) vom Führer der Bewegung Khalid Masch´al verlesen.Rede von Ahmadinedschad
Ahmadinedschad bestieg das Podium und begab sich zum Rednerpult, begleitet von den lauten Segensrufen der Anwesenden, welche ihm auch einige Briefe zusteckten.Zu Beginn seiner Rede ermahnte Ahmadinedschad seine Zuhörer, dass sie wenn sie die Parole "Tod Israel" [marg bar Isrāyīl] auszurufen hätten, sie diese Parole richtig und von Herzen ausrufen sollten.
Der Präsident warnte alle Führer der Islamischen Welt, dass sie an der Schwelle einer innerislamischen Spaltung [fitna] stünden; "Wenn einige unter dem Druck der Hegemonialen Ordnung [nazm-i salta] etwas aus durch Unverständnis oder Einfältigkeit, oder Egoismus und Hedonismus einen Schritt zur Anerkennung des zionistische Regimes unternehmen, sollten sie wissen, dass sie im Feuer der islamischen Gemeinschaft [umma] verbrennen und mit dem Mal ewiger Schande auf ihrer Stirn gekennzeichnet werden."
Wie von ISNA berichtet, sagte Dr. Mahmud Ahmadinedschad anlässlich seiner Teilnahme an der von der Union Islamischer Studentenverbände im Rahmen der allgemeinen Studienbewegung [junbish-i dānishāmūzī] organisierten Konferenz "Eine Welt ohne Zionismus": "Ich danke Gott dem Allmächtigen [khudā-yi buzurg], dass ich der Ehre teilhaftig wurde, an dieser Konferenz teilnehmen zu dürfen".
Er fuhr fort: "Was für eine Pilgerfahrt von leuchtenden Gesichter, unserer Söhne, herangewachsen, wach, gläubig und der Revolution treu ergebenen! Weise und schlau haben sie die wichtigste Angelegenheit ihrer Zeit erkannt, insbesondere dieses zentralste Problem der Islamischen Welt! Und sie spielen eine positive und entscheidende Rolle. Für Eure Präsenz, meine lieben jungen Helden, danke ich Gott dem Allmächtigen!"
Ahmadinedschad fuhr fort mit der Frage: "Was ist denn die eigentliche Bedeutung des Begriffes Zionismus? Sicher habt Ihr durch die gesamte Veranstaltung hindurch zahlreiche Programme, welche sich speziell damit beschäftigen, sicher gibt es auch Studien auf diesem Gebiet, und sicher ist Euch vieles zu diesem Thema vertraut, auf welches ich gleich zu sprechen kommen werde. Dennoch wird mein Beitrag nicht ohne Interesse sein."
Der Präsident fuhr fort: "Wir müssen zunächst sehen, was ist wirklich das Problem Palästinas? Sind die Kämpfe in Palästina ein Krieg zwischen ein paar Juden und den Muslimen und Nicht-Juden? Ist es ein Krieg zwischen den Juden gegen alle anderen Religionen? Ist es ein Krieg eines Landes gegen alle anderen Länder? Ist der Streit auf das Territorium Palästinas begrenzt? Meiner Ansicht nach muss die Antwort auf alle diese Fragen negativ ausfallen."
Er sagte ebenfalls: "Die Gründung des Regimes welches Jerusalem eroberte, war ein schweres Vergehen des hegemonialen Systems [nazm-i salta] und der Arroganz [istikbār] gegen die islamische Welt. Zwischen der Welt der Arroganz und der Welt des Islam tobt ein historischer Kampf, welcher Hunderte von Jahren zurückreicht."
Ahmadinedschad fügte hinzu: "In diesem historischen Kampf hat sich die Situation an der Front mehrfach gerändert; in einer Epoche hatten die Muslime die Oberhand – sie waren aktiv und richteten ihren Blick nach vorne. In jener Zeit war die Welt der Arroganz ständig auf dem Rückzug."
Im Folgenden sagte Ahmadinedschad: "Unglücklicherweise befindet sich die islamische Welt in den letzten 300 Jahren jedoch im Rückzug vor der Welt der Arroganz."
Während er erklärte, dass es nicht um eine Erforschung der tieferen Ursachen ginge, sondern nur darum, die historischen Tatsachen aufzuzählen, fuhr er fort: "Während dieser letzten 300 Jahre brachen die letzten Bollwerke der islamischen Welt zusammen und die Welt der Arroganz gründete das Regime, das Jerusalem besetzt hält als einen Brückenkopf für die Herrschaft über die islamische Welt."
Der Präsident unseres Landes führte aus, dass "Brückenkopf" eine militärischer Fachausdruck sei: "Wenn zwei Gruppen oder Heere aufeinander treffen, und eine Seite die Initiative ergreift und zur gegenüberliegenden Seite hin vorstößt, einen Abschnitt des Territoriums erobert und es befestigt; wenn sie dann zur Verstärkung dort eine Festung errichten um die [eigene] Zone auszuweiten, dann nennen wir dies einen Brückenkopf."
Ahmadinedschad führte aus: "Dieses Besatzerregime stellt tatsächlich einen Brückenkopf der Welt der Arroganz im Herzen der islamischen Welt dar. Sie haben eine Festung errichtet, von der sie ihre Herrschaft auf die gesamte islamische Welt ausdehnen wollen. Darüber hinaus gibt es weder Grund noch Zweck für dieses Land."