Mit dem Begriff des modernen Antisemitismus wird vor allem die Judenfeindschaft beschrieben, die im späten 19. Jahrhundert entstanden ist. Anders als der
Jüdinnen*Juden wurden nicht mehr nur als Angehörige einer Religion angesehen. Stattdessen wurden ihnen bestimmte, vermeintlich objektive, negative biologische Eigenschaften rassistisch zugesprochen. Diese konnten aus Sicht der Antisemit*innen nur durch die Entfernung "des Juden" aus dem "Volkskörper" beseitigt werden. Mit dem 1879 von Wilhelm Marr geprägten Begriff des Antisemitismus wurde somit eine neue Form der Judenfeindschaft begründet. Diese gründete auf rassistischen Vorstellungen und pseudowissenschaftlichen Erklärungen. Dieser rassistische Antisemitismus griff dabei auch auf bestehende antijüdische Motive des Mittelalters zurück. So wurden Jüdinnen*Juden als hinterlistig und verschlagen angesehen. In Darstellungen wurden Jüdinnen*Juden zudem in entmenschlichender Form dargestellt. Während des Nationalsozialismus kulminierte dieser pseudowissenschaftliche Ansatz als "Endlösung der Judenfrage" in der Shoah.
Autorin: Jessica Hoyer, Sozialwissenschaftlerin und politische Bildnerin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der OTH Regensburg im Rahmen des Forschungsverbunds für Gegenwartsanalysen, Erinnerungspraxis und Gegenstrategien zum Rechtsextremismus in Bayern (ForGeRex).