Die Gemeinschaftswährung steht wie kein anderes Symbol für die Höhen und Tiefen der Interner Link: europäischen Integration. Sie war ein Traum der Einigungsbefürworter und geriet doch unter Druck während der Interner Link: Finanzkrise. Nach der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft war die Einführung einer gemeinsamen Währung der nächste Schritt in Richtung einer immer engeren Union. Zudem sollte die Währung den entstehenden gemeinsamen Wirtschaftsraum flankieren.
Erste Schritte und Rückschläge
Die ersten konkreten Überlegungen zur Gründung einer Währungsunion reichen bis ins Jahr 1970 zurück, als der luxemburgische Premierminister Pierre Werner einen nach ihm benannten Plan vorlegte, eine Währungsunion bis 1980 zu etablieren. Der Werner-Plan schlug zwar keine gemeinsame Währung vor, setzte jedoch auf die uneingeschränkte Umtauschbarkeit der Währungen mit festen Interner Link: Wechselkursen. Außerdem forderte er eine gemeinsame Wirtschaftspolitik. Der ehrgeizige Plan scheiterte in den 1970er Jahren an der ersten großen Wirtschaftskrise der westlichen Welt nach dem Zweiten Weltkrieg. Stattdessen setzten die Staaten Europas auf Protektion und nationale Alleingänge, doch erwies dieser Weg als Sackgasse.
Die Staaten setzten nunmehr wieder auf mehr Gemeinsamkeit. Im Jahr 1979 wurde das Europäische Währungssystem eingeführt, das eine Bindung der Währungen vorsah, bei der der Wechselkurs nicht mehr als 2,25 Prozent nach oben oder unten abweichen durfte. Die Interner Link: Notenbanken der Mitgliedsländer waren nun verpflichtet, bei Bedarf in den Devisenmärkten einzugreifen. Mit der Einführung des Interner Link: ECU (European Currency Unit) wurde ein erster Schritt in Richtung einer gemeinsamen Währung unternommen. Ab diesem Zeitpunkt waren alle nationalen Währungen auf den ECU als „Buchwährung“ ausgerichtet; die Staaten führten ihre finanziellen Transaktionen in dieser Währung durch und legten ihre Wechselkurse im Verhältnis zum ECU fest.
Mit der Reform der Gemeinschaftsverträge durch die Interner Link: Einheitliche Europäischen Akte von 1987, die die Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsraums bis Ende 1992 festlegte, wurde die Diskussion über eine gemeinsame Währung wieder intensiviert. Die hohen Transaktionskosten beim Umtausch in andere Währungen und die weiterhin auftretenden starken Schwankungen der Wechselkurse belasteten die Wirtschaft erheblich.
Von der Binnenmarktidee zum Delors-Bericht
Auf ihrem Gipfeltreffen in Hannover im Juni 1988 setzten die Staats- und Regierungschefs einen „Ausschuss zur Prüfung der Wirtschafts- und Währungsunion“ ein und übertrugen Kommissionspräsident Jacques Delors die Leitung. Delors, der bereits maßgeblich das Binnenmarktprojekt vorangetrieben hatte, ergriff die Initiative und präsentierte im April 1989 den später nach ihm benannten „Interner Link: Delors-Bericht“. In diesem Bericht wurde die Einführung einer gemeinsamen Währung gefordert, ebenso wie eine koordinierte Wirtschaftspolitik der damals zwölf Mitgliedstaaten und die Gründung einer neuen Institution – der Europäischen Zentralbank.
Einführung des Euro und institutionelle Absicherung
Der Delors-Bericht sah die Einführung der Gemeinschaftswährung in mehreren Schritten von Juli 1990 bis zum Jahr 1999 vor. In diesem Zeitraum, der mitten im deutschen Interner Link: Wiedervereinigungsprozess startete, glichen die Mitgliedstaaten wesentliche Rahmendaten, wie Interner Link: Inflation und Zinsniveau, einander an. Außerdem wurden die Wechselkurse verbindlich festgelegt, aus dem ECU wurde der Euro und die Europäische Zentralbank wurde in Frankfurt am Main errichtet. Ende 2001 wurde der Euro in 11 EU-Mitgliedstaaten als Bargeld an die Bürgerinnen und Bürger ausgegeben. Ab dem 1. Januar 2002 löste er die nationalen Währungen ab. Zur Sicherung der Währungsstabilität wurden einige Regelungen getroffen. Die sogenannten Konvergenzkriterien legen fest (Art. 119 (3) AEUV und Art. 140 AEUV):
Haushaltsstabilität: Interner Link: Bruttostaatsverschuldung unter 60 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt
Neuverschuldung: unter 3 Prozent gemessen am BIP
Preisstabilität: Inflationsrate nicht mehr als 1,5 Prozent über der Rate der drei preisstabilsten EU- Länder
Zinsstabilität: Langfristiger Zinssatz nicht höher als 2 Prozent über dem der preisstabilsten EU-Länder
Finanzkrise, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Dennoch geriet die Gemeinschaftswährung im Zuge der Interner Link: Finanzkrise nach 2007 unter erheblichen Druck. Die uneinheitliche Wirtschaftsstruktur in der Europäischen Union, die sich unterschiedlich entwickelnden Leistungsbilanzen, das Wohlstandsgefälle sowie das unterschiedliche Haushaltsgebaren in den Mitgliedstaaten machten eine gemeinsame Bekämpfung zweifelhaft. Dennoch gelang es, die Auswirkungen der Krise auf den Euro-Raum durch verschiedene Maßnahmen, wie den Interner Link: Rettungsschirm, finanzpolitische Maßnahmen und die Errichtung einer Interner Link: Bankenunion, zu reduzieren. Dass die Finanzkrise einige Staaten, darunter Griechenland, stärker traf als andere, wie beispielsweise Deutschland, zeigt die weiterhin vorhandene Verschiedenheit des europäischen Wirtschafts- und Finanzraums.
Der Weg zu einer Wirtschaftsunion, bei der Steuern, Interner Link: Abgaben, Interner Link: Subventionen vollständig harmonisiert oder zumindest weitgehend angeglichen werden, sowie zu einer Wirtschaftspolitik, die nicht nur eng zwischen den Mitgliedstaaten koordiniert, sondern auch gemeinschaftlich durch die Organe der Europäischen Union umgesetzt wird, ist noch lang und es ist unklar, wie weit ihn die EU gehen wird. Die Bedenken der Mitgliedstaaten bezüglich eines Verlusts an Souveränität und der damit verbundenen Einschränkung ihrer Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten sind zu groß. Dennoch konnte die Interner Link: Eurozone kontinuierlich ausgebaut werden. Seit 2023 umfasst sie 20 EU-Mitgliedstaaten, und die Beitritte weiterer Staaten stehen bevor.