Themen Mediathek Shop Lernen Veranstaltungen kurz&knapp Die bpb Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen Mehr Artikel im

Trumps erratische Handelspolitik | Globaler Handel | bpb.de

Globaler Handel Hintergrundtexte Geschichte und theoretische Grundlagen des internationalen Freihandels Handelspolitik aus historischer Perspektive Freihandel als weltpolitisches Instrument Prinzipien des Welthandels Wie die Welt handelt Geoökonomie Ist die Globalisierung am Ende? Wandel durch Handel galt früher – und nun? Globale Lieferkette trifft Machtpolitik Handelskriege: Eine lange Geschichte Wie sich die Rivalität zwischen den USA und China auf den Welthandel auswirkt Trumps erratische Handelspolitik Trumps Zollpolitik – gerecht oder irrsinnig? Trump und die deutschen Merkantilisten Trumps Willkürherrschaft der Zölle Wird Europa im Handelskonflikt zwischen China und den USA zerrieben? EU stärker als sie scheint Die EU ist nicht bereit für die Zumutungen der Zukunft Der Wind dreht auf Ost: Die neue Rivalität mit China in den EU-Kandidatenländern Eine grüne Gelegenheit für Europa Welche Chancen ergeben sich für die EU im Handel mit Indien und den Ländern in Südostasien? Warum das Mercosur-Abkommen so wichtig für Europa ist Wie kann die EU auf den Aufstieg der BRICS reagieren? Europas Global Gateway-Initiative: Effektive Gegenstrategie zu Chinas Neuer Seidenstraße? Ist die Schuldenbremse noch zeitgemäß? Die Schuldenbremse gefährdet unsere Wettbewerbsfähigkeit Die Schuldenbremse sorgt für Stabilität Geopolitik und Welthandel Einmal Globalisierung und zurück Der Staat in der grünen Wende Warum es „der Markt“ nicht alleine schafft Das Elend der Industriepolitik Wie die Welt handelt Die Hoffnung auf Zivilisierung der globalen Wirtschaft Made in America Ist Deutschland zu abhängig von China? Braucht Deutschland ein neues Geschäftsmodell? Gefährdet die Abhängigkeit von Rohstoffen Europas Zukunft? Mehr Chips für Europa Die WTO in der Krise Weniger Globalisierung wagen? EU-Osterweiterung, die Zweite? Ökonomische Perspektiven des EU-Beitritts der Ukraine Infografiken zur Lage des Welthandels Globalisierung unter neuen Vorzeichen (2018-2020) Globalisierung – Megatrend von gestern? Bedeutet Corona das Ende der Globalisierung? Globalisierungsverlierer entschädigen China - der verunsicherte Riese Die WTO ist nicht tot Globalisierung – verantwortungslos und verwundbar Debatte: Ist die Globalisierung am Ende? Die Globalisierung stockt – und ändert sich Globalisierung 4.0 Trump und die Neujustierung der US-Handelspolitik Was ist am US-Außenhandelsdefizit eigentlich so schlimm? Die EU und der Freihandel: Schaf unter Wölfen? America-first-Handelspolitik und der globale Süden Die Debatte um TTIP und CETA (2016) Was steht in TTIP und CETA eigentlich drin? Gefährden CETA und TTIP die kulturelle Vielfalt in Europa? Besonderheiten der Kultur- und Kreativwirtschaft anerkennen Ist es richtig, dass die Öffentlichkeit so wenig erfährt? Die Geheimhaltung ist ein Geburtsfehler Totale Transparenz käme einem Denkverbot gleich Sollte die EU den USA frühzeitig Einblick in Gesetze gewähren? Zwangsjacke für EU-Gesetzgeber Besser mit den USA Schaden CETA und TTIP der öffentlichen Daseinsvorsorge? Durchgriff auf die Wasserversorgung Panikmache fehl am Platz Kurbeln TTIP und CETA das Wachstum an? Es geht nicht um neue Jobs – sondern um bessere Die Risiken sind hoch, die Vorteile gering Bedrohen TTIP und CETA den Verbraucherschutz? Die Abkommen stellen die Verbraucher nicht schlechter Freihandel ja – aber bitte im Sinne der Verbraucher Benötigen Freihandelsabkommen Schiedsgerichte? Ein Nutzen ist nicht zu erkennen Ohne Rechtschutz keine Investitionen Sind die Arbeitnehmerrechte in Europa durch TTIP gefährdet? Die Befürchtungen sind unbegründet Zu Lasten der Beschäftigten Ist TTIP ein Abkommen nur für "Multis"? TTIP ist ein Risiko für Europas Mittelstand Ein transatlantisches Abkommen für den Mittelstand Schadet TTIP den nicht beteiligten Schwellen- und Entwicklungsländern? Assoziierungsverträge müssen her Chancen für die Benachteiligten Welche Rolle spielt TTIP in der amerikanischen Politik? Eine Tankfüllung reicht nicht für TTIP Nur ein zweitrangiges Thema Sollten TTIP und CETA Vorbilder für weitere Handelsabkommen sein? Ohne TTIP verliert Europa an Einfluss in der Welt CETA und TTIP nutzen Dritten nicht Welche Freihandelsabkommen gibt es – und wie erfolgreich sind sie? Zahlen und Infografiken Freihandelszonen und Weltexporte im Überblick Erklärfilme Glossar Redaktion

Trumps erratische Handelspolitik Warum der Rückgriff auf ein historisches Vorbild wenig taugt

Dominik Tolksdorf

/ 9 Minuten zu lesen

Donald Trump setzt erneut auf drastische Zölle, um Handelspartner zu Zugeständnissen zu drängen. Was das für Europa heißt, analysiert der Politikwissenschaftler Dominik Tolksdorf.

Donald Trump präsentiert im April 2025 eine Tafel mit angeblich ungleichen Zollbelastungen zwischen den USA und wichtigen Handelspartnern wie China, der EU oder Vietnam. (© picture-alliance/AP, Mark Schiefelbein)

Donald Trump wird häufig vorgeworfen, die USA in ein Land zurückzuführen zu wollen, das seiner nostalgisch verklärten Vorstellung der Zeit vor 1965 entspricht. Während er gesellschaftlich die Programme zur Förderung von Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion (DEI) bekämpft, orientiert er sich in seiner Handelspolitik offenbar an einem Vorbild, das noch weiter in die US-Geschichte zurückreicht: William McKinley. Der US-Präsident von 1897 bis 1901, den Trump respektvoll als „Zollkönig“ bezeichnet, stand für eine protektionistische Wirtschaftspolitik, die auch Trump anstrebt.

Als Ausschussvorsitzender im US-Repräsentantenhaus spielte der Republikaner McKinley im Jahr 1890 eine zentrale Rolle bei der Einführung von hohen Importzöllen zur Stärkung der heimischen Industrie. Tatsächlich führte die Politik zunächst zur Steigerung der Produktion – etwa von Zinn – und zunehmenden Staatseinnahmen. Die Zolleinnahmen wurden damals zu einer Haupteinnahmequelle der Regierung, da die Einkommenssteuer erst später eingeführt wurde.

Als Präsident erkannte McKinley später allerdings, dass die USA als wachsende Industrienation auf globalen Handel und die Erschließung neuer Exportmärkte angewiesen waren – und schlug ein System wechselseitiger Zollsenkungen (Reziprozität) vor. Diese Kehrtwende konnte er allerdings nicht mehr umsetzen, da er kurz darauf ermordet wurde.

Über hundert Jahre später sieht sich Trump in McKinleys Tradition. Der US-Präsident ist überzeugt, dass Zölle die heimische Industrieproduktion stärken, das enorme Haushaltsdefizit senken und die Abhängigkeit von globalen Lieferketten reduzieren. Damit knüpft er an die Handelspolitik seiner ersten Amtszeit an – diesmal aber mit noch drastischeren Mitteln und erratischeren Entscheidungen.

Zölle insbesondere gegen China

Rückblick ins Jahr 2016: Ein zentrales Wahlkampfversprechen Trumps war es damals, die verarbeitende Industrie in den USA wiederzubeleben. Der Republikaner versuchte damit, einen jahrzehntelangen Trend umzukehren: den Rückgang von Industriearbeitsplätzen zugunsten des Dienstleistungssektors.

Die Vorstellung, mit politischen Maßnahmen mehr Beschäftigung in der Industrie zu schaffen, war aber schon in Trumps erster Amtszeit hochumstritten. Kritiker wiesen darauf hin, dass ein Großteil der Industriejobs nicht etwa an China oder Mexiko verloren gehen, sondern durch Maschinen und Roboter ersetzt werden. Außerdem mangelt es den USA bis heute an genügend qualifizierten Industriearbeitern, Ausbildungsmöglichkeiten und Kapazitäten zu Abbau und Verarbeitung wichtiger Rohstoffe, der Aufbau einer entsprechenden Industrie würde Jahre dauern. Dennoch nutzte Trump Zölle als zentrales Instrument seiner Handelspolitik.

Diese Zölle richteten sich insbesondere gegen China, das gegenüber den USA einen massiven Handelsbilanzüberschuss hat, betrafen aber auch die EU und andere Staaten. Nach Interner Link: jahrelangem Handelsstreit einigten sich die USA und China im Jahr 2020 darauf, dass Peking im Gegenzug für eine Reduzierung der US-Zölle zusätzliche US-Produkte und Dienstleistungen im Wert von 200 Milliarden US-Dollar kauft („Phase one agreement“).

Dazu kam es jedoch nicht, und viele Zölle auf chinesische Einfuhren wurden auch Interner Link: von Joe Biden beibehalten. Er erließ zudem Zölle für E-Fahrzeuge und -Batterien, Solarzellen und kritische Mineralien aus China. Daneben verfolgte Biden eine aktive Industriepolitik, die auf massive Investitionen in Sektoren wie E-Fahrzeuge, grüne Energie und Chips abzielte. Die Frage, mit welchen Mitteln die USA ihre Industrieproduktion stärken können, und zu welchem Ausmaß dabei die Handelsbeziehungen mit China eingeschränkt werden sollten, prägt die politische Debatte bis heute.

Drastische Zollpolitik als außenpolitisches Druckmittel

Zurück im Weißen Haus hält Trump an den zentralen wirtschaftspolitischen Zielen seiner ersten Amtszeit fest.

  • Zur Stärkung der Industrie möchte er Unternehmen dazu drängen, ihre Produktion in die USA zu verlagern.

  • Zweitens möchte er die bilateralen Handelsdefizite durch Zölle verringern, wobei er allerdings nur den Warenhandel und nicht den Dienstleistungssektor berücksichtigt, in dem die USA ungleich stärker sind.

  • Drittens möchte er durch Zölle zusätzliche Staatseinnahmen generieren, um gleichzeitig Steuersenkungen zu finanzieren, die durch den One Big Beautiful Bill Act vom Juli verlängert wurden.

Das Mittel seiner Wahl bleiben Zölle, die er aber drastischer als in seiner ersten Amtszeit und auch als außenpolitisches Druckmittel einsetzt.

So erließ Trump gegen Kanada und Mexiko mit Verweis auf einen „nationalen Notstand“ (nach dem International Emergency Economic Powers Act, IEEPA) Zölle, um beide Länder dazu zu zwingen, ihre Bemühungen zur Grenzsicherung und Bekämpfung des Fentanyl-Schmuggels zu erhöhen. Auch gegen China wurden Zölle erhoben, um Peking dazu zu zwingen, die Ausfuhr von Vorprodukten zur Fentanyl-Herstellung zu beenden. Das ist zwar ein parteiübergreifendes Anliegen in den USA; im Gegensatz zu Trump möchten Kongressmitglieder dieses Ziel aber mithilfe von Sanktionen erreichen anstatt mit Zöllen. Durch Zölle gegen Brasilien möchte Trump die Regierung für die Strafverfolgung des früheren Präsidenten Jair Bolsonaro bestrafen.

Zölle mit Verweis auf „nationalen Notstand“

Daneben erließ Trump mit Verweis auf die „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ (nach dem Abschnitt 232 des Trade Expansion Act von 1962) sektorale Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte, Autos und Autoteile, von denen unter anderem deutsche Unternehmen stark betroffen sind. Mit Verweis auf einen „nationalen Notstand“ (auf Grundlage des International Emergency Economic Powers Act IEEPA) rechtfertigte Trump außerdem die Einführung eines Basiszollsatzes in Höhe von 10 Prozent sowie zusätzliche „reziproke“ Zölle. Die IEEPA-Zölle wurden zwar im Mai 2025 von einem Bundesgericht als nicht zulässig erklärt, die Trump-Regierung aber hatte dagegen Berufung eingelegt. Die Zölle bleiben vorerst in Kraft, doch eine endgültige Entscheidung wird voraussichtlich das US-Verfassungsgericht treffen.

In den folgenden Wochen eskalierte Trump den Handelsstreit mit China und der Europäischen Union, der er vorwarf, die USA handelspolitisch auszunutzen und nichts gegen das Handelsbilanzdefizit zu unternehmen. Trump drohte der EU mit einem allgemeinen Zollsatz von bis zu 50 Prozent und forderte sie auf, nichttarifäre Handelshemmnisse wie zum Beispiel Mehrwertsteuern und Umweltstandards abzubauen. Im Streit mit China erließ Trump Zölle in Höhe von 145 Prozent, woraufhin Peking Gegenzölle erließ, von denen unter anderem der US-Agrarsektor (zum Beispiel Sojabohnen) betroffen ist, und Exportkontrollen für sieben Seltene Erden-Metalle sowie Seltenerdmagnete einsetzte, die für viele US-Industriezweige, darunter den Flugzeugbau, unverzichtbar sind.

Trump lenkt nach „Liberation Day“ ein und erzwingt bilaterale Handelsvereinbarungen

Schon bald nach den Anfang April feierlich angekündigten Zollsätzen („Liberation Day“) wuchsen in den USA die Befürchtungen vor Lieferengpässen, dem Einbruch von Exportmärkten (vor allem für landwirtschaftliche Produkte) und dem Anstieg der Verbraucherpreise. Trumps Zölle hatten sich rasch auf die Finanzmärkte ausgewirkt: Innerhalb weniger Tage kam es zu einem erheblichen Absturz der US-Börsenkurse. Trump sah sich zum Einlenken gezwungen, zumal ein dauerhafter Einbruch der Aktienmärkte direkte Auswirkungen auf die Altersvorsorgepläne von Millionen von Amerikaner:innen haben. Er kündigte eine Aussetzung der „reziproken“ Zölle, nicht aber des Basiszollsatzes an und verlangte in Verhandlungen den Abbau von Handelsschranken für US-Exporte.

Im Juni ebbte der Streit zwischen der größten und der zweitgrößten Wirtschaftsmacht vorerst ab: Washington und Peking erzielten ein vorläufiges Abkommen, das eine wechselseitige Reduzierung von Zöllen und die Verpflichtung Chinas vorsieht, die Exportkontrollen für die Seltenerdmetalle auszusetzen, die insbesondere für Produktion von Hightechgütern wichtig sind. Gleichzeitig betonte US-Finanzminister Scott Bessent, dass die US-Regierung keine vollständige Entkopplung von China (decoupling) anstrebt, also weiter an Handelsbeziehungen mit dem politischen Rivalen China interessiert ist. Auch mit der britischen Regierung einigte sich die Trump-Regierung in einem Rahmenabkommen auf die wechselseitige Reduzierung bestimmter Zölle. Mit der japanischen Regierung einigte sich Trump auf einen US-Zollsatz von 15 Prozent (unter anderem auch auf Autos und Autoteile) sowie auf das Zugeständnis, dass Japan 550 Milliarden Dollar in den USA investieren wird. In Verhandlungen mit der EU forderte die US-Regierung die Angleichung unterschiedlicher Zollsätze, den Abbau des US-Defizits im beiderseitigen Güterhandel, eine Verbesserung der Investitionsbedingungen für US-Unternehmen in der EU, den Abbau von „nichttarifären Handelshemmnissen“ sowie eine stärkere Berücksichtigung von „gemeinsamen Sicherheitsinteressen im Handel mit China“. Insbesondere die Forderung, die Handelsbilanz auszugleichen, dürfte schwierig umzusetzen sein, da Handelsbilanzen in offenen Marktwirtschaften nicht politisch gesteuert werden können.

Auch EU gibt Trumps Druck nach

Als Reaktion auf die US-Zölle wurden in der EU verschiedene Gegenmaßnahmen diskutiert, darunter die Einführung einer europaweiten Digitalsteuer auf die in Europa dominanten US-Tech-Unternehmen. Vorerst wurde aber eine Verhandlungslösung mit der US-Regierung angestrebt. Denn eine weitere Eskalation des Handelskonflikts, so wurde befürchtet, hätte globale Auswirkungen gehabt: Im Juni senkte die Industrieländervereinigung OECD ihre Prognose für das jährliche globale Wirtschaftswachstum für 2025 bereits um 0,2 Prozentpunkte.

Beim „Zollgipfel“ in Trumps schottischem Golf-Resort einigte sich der US-Präsident mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU/EVP) Ende Juli auf eine ähnliche Vereinbarung wie mit Japan. Demnach fällt auf EU-Produkte ein allgemeiner Zollsatz in Höhe von 15 Prozent an, während die Europäer keine Gegenzölle verhängen. Dazu sicherte von der Leyen den Einkauf von US-Energie (wie etwa Flüssiggas) im Wert von gut 250 Milliarden US-Dollar sowie europäische Investitionen in die USA in Höhe von 600 Milliarden US-Dollar zu. Dabei ist vor allem unklar, wie die Investitionen erreicht werden sollen – schließlich kann Brüssel keine Unternehmen dazu zwingen, in die USA zu investieren.

Trotz des Einlenkens von Seiten der EU sind weitere Konflikte mit der Trump-Regierung nicht auszuschließen – und das nicht nur durch weitere Zölle. Zumindest wird in Trumps Umfeld darüber nachgedacht, die internationalen Partner zu einer gezielten Abwertung des US-Dollars zu drängen („Mar-a-Lago-Abkommen“).

Nach Ansicht von Stephen Miran, einem Trump-Berater, der voraussichtlich bald auch eine Direktorenstelle bei der US-Notenbank (FED) einnehmen wird, ist der Status des US-Dollars als führende Reservewährung ein struktureller Nachteil für die US-Industrie. Der Grund: Die dauerhaft hohe Nachfrage nach dem Dollar führe zu dessen Überbewertung, verteuere die US-Exporte und verschärfe damit das US-Handelsdefizit. Miran schlägt deshalb vor, dass die US-Regierung andere Staaten zum Erwerb oder der Umwandlung von US-Staatsanleihen durch langfristige, unverzinste Anleihen drängen sollte.

Andernfalls könnte sie mit der Aufkündigung von Sicherheitszusagen drohen. Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass Trump diesen Ansatz einschlagen will. Doch verdeutlicht er, wie in Trumps Umfeld darüber nachgedacht wird, wirtschafts- und sicherheitspolitische Forderungen noch stärker als bisher schon miteinander zu verknüpfen – eine Entwicklung, die für Europa sehr bedrohlich bleibt, trotz des Kompromisses zwischen der Trump-Regierung und den NATO-Partnern im Rahmen des NATO-Gipfels im Juni.

Fortführung der Zollpolitik als Wohlstandsrisiko – vor allem für die USA

Trumps Zickzackkurs in der Handelspolitik ist offenbar darauf ausgelegt, durch die Androhung drastischer Zölle in bilateralen Vereinbarungen bessere Handelsbedingungen für die USA zu erzielen. Zwar ist nicht auszuschließen, dass höhere Einfuhrzölle, die Externer Link: von durchschnittlich 2,5 Prozent im Jahr 2024 auf über 18 Prozent gestiegen sind, bestehen bleiben – unklar ist aber ihre künftige Höhe und welchen Einfluss sie auf Investitionen in den USA und die US-Wirtschaft haben werden.

Hier zeigt sich auch der Unterschied zu Trumps historischen Vorbild McKinley: In dessen Zeit, als die USA viel weniger in den globalen Handel eingebunden waren als heute, waren die Zölle vom Kongress verabschiedet und ermöglichten eine gewisse Planbarkeit. Trumps Zölle beruhen dagegen auf präsidentiellen Verordnungen, die sich je nach Verhandlungsstand wieder kurzfristig ändern können. Zwar haben einige Unternehmen angekündigt, künftig mehr in den USA zu produzieren; sie werden aber auch abwarten, wie sich weitere Verhandlungen – unter anderem mit China – entwickeln.

Es ist anzunehmen, dass die Kosten für teurere Importe vor allem von den Konsumenten in den USA getragen werden müssen. Von steigenden Verbraucherpreisen werden vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten betroffen sein. Zwar würden die Staatseinnahmen durch die Beibehaltung der Zölle steigen und (ausländische) Unternehmen könnten ihre Produktion für den US-Markt vermehrt dorthin verlagern. Doch angesichts höherer Kosten für importierte Vorprodukte und der unsicheren Rahmenbedingungen könnten die USA zunehmend an Attraktivität unter Investoren verlieren. Von den Wohlstandsverlusten einer weiter eskalierenden Handelspolitik wären also vor allem die USA selbst betroffen.

Weitere Inhalte

Der Politologe Dr. Dominik Tolksdorf, Associate Fellow bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und Senior Fellow beim Global Governance Institute, analysiert regelmäßig die transatlantischen Sicherheits- und Handelsbeziehungen. Vor dem Umzug nach Berlin im Jahr 2022 hat er fast zehn Jahre in Washington gearbeitet.