Chronologie zur deutschen Kolonialgeschichte
Deutsche Geschichtsschreibung nach dem Zweiten Weltkrieg
Dass es seit Ende des 19. Jahrhunderts eine europäische Kolonialherrschaft auf dem afrikanischen Kontinent gegeben hatte, ist allgemein bekannt. In der deutschen Geschichtsschreibung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kolonialthema zunächst ignoriert und die frühere deutsche Beteiligung als Kolonialmacht wurde sogar verleugnet.Infolge der Unabhängigkeitsbestrebungen und der Herausbildung von mehr als 50 Nationen in Afrika seit Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts kam es zu einer Überarbeitung der wissenschaftlichen Darstellung der Kolonialbeziehung zwischen Deutschland und Teilen Afrikas. Das "Gräuel begangen im Namen des Kaisers", "die Eroberung der Welt durch die Europäer als ein dunkles Kapitel der Geschichte" und "die Schuld trifft alle, die daran teilnahmen" wurden thematisiert.[1]
Das Interesse an einer umfassenden Überarbeitung der Kolonialgeschichte und die Einbeziehung aktueller Fragen wie Rassismus und Ausgrenzung in der deutschen Gesellschaft entwickelten sich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Wichtige Impulse hierfür gaben die Arbeiten afro-deutscher Wissenschaftler und die Gründung der Initiative "Schwarze Menschen in Deutschland" (ISD e.V.). Aus ihren Reihen kam die Botschaft, dass wissenschaftliche Arbeit zur deutschen Geschichte keine Frage der deutschen Staatsangehörigkeit ist. Vielmehr ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Arbeiten von Schwarzen aus anderen Teilen der afrikanischen Diaspora – wie Nord- und Südamerika sowie Afrika – Bestandteil der Forschung zur deutschen Kolonialgeschichte sind.