Die 35 Filme des bpb-Filmkanons eignen sich aufgrund ihrer großen kunst- und kulturhistorischen Bedeutung in besonderer Weise für die filmpädagogische Arbeit. Kompakte Überblickstexte zu den einzelnen Werken - von Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" (1922) bis hin zu Pedro Almódovars "Alles über meine Mutter" (1999) - bieten zu diesem Zweck jeweils eine kurze Inhaltsangabe, filmanalytische und filmhistorische Analyseansätze sowie didaktische Empfehlungen für den Einsatz des Films im Schulunterricht. Die Relevanz der einzelnen Filme für die Filmbildung wird dabei sowohl unter ästhetisch-künstlerischen als auch politisch-historischen Gesichtspunkten erläutert. Durch ihre kompakte Struktur bieten die Texte eine gute thematische Einführung zum bpb-Filmkanon. Das Angebot an zugehörigen Publikationen - vor allem Filmhefte und DVD-Veröffentlichungen - wird kontinuierlich erweitert.
1922
Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens
Eine hagere Gestalt mit Glatze, buschigen Augenbrauen und hervorstehenden Nagezähnen - neben der grauseligen Hauptfigur des Films schuf Friedrich Wilhelm Murnau auch einen der einflussreichsten Horrorfilme der Filmgeschichte.
1925
Goldrausch
Chaplins legendäre Figur des Tramps auf Goldsuche in Alaska. "Das ist der Film, mit dem ich meinen Namen für immer verknüpft sehen möchte", sagte der Regisseur später.
1925
Panzerkreuzer Potemkin
Vielleicht hat kein Werk den Film als Kunstform so nachhaltig beeinflusst wie "Panzerkreuzer Potemkin". Die parabelhafte Geschichte der sozialistischen Revolution begründete einen ästhetischen Umbruch der Erzählweise.
1928
You're Darn Tootin'/Ihr könnt mir mal was blasen/Der beleidigte Bläser
Ob als "Dick und Doof", "Flip und Flap" oder "Crick und Crock": Stan Laurel und Oliver Hardy haben das Genre der Slapstick-Komödie revolutioniert und die Menschen damit zum Lachen gebracht.
1931
M
Ein Seiltanz zwischen selbstverliebter Virtuosität und gekonnter Reduktion, Genrekollage und präzisem Blick auf gesellschaftliche Strömungen.
1931
Emil und die Detektive
Gerhard Lamprecht war der erste, der Erich Kästners Kinderbuch verfilmte, Billy Wilder schrieb das Drehbuch dazu. Kästner schuf mit seiner unterhaltsamen Geschichte damals auch ein gänzlich neues Kinderbild.
1939
Ringo/Höllenfahrt nach Santa Fé/Stagecoach
Das amerikanische Kino ist Genrekino, das amerikanischste Genre der Western. Über einen Klassiker, der das Genre neu belebte und trotz seines Anachronismus in den Kanon gehört.
1939
Der Zauberer von Oz
Zwischen Märchen und Momentaufnahme der amerikanischen Gesellschaft finden sich Spuren von "Der Zauberer von Oz" bis heute in Filmen wieder.
1941
Citizen Kane
Dieser Film revolutionierte die Filmsprache, sezierte die Medienlandschaft und dekonstruierte den amerikanischen Traum. Zunächst verkannt, zählt er heute zu den größten Werken der Filmgeschichte.
1942
Sein oder Nichtsein
Der Nationalsozialismus als lächerliche Inszenierung mit tödlichem Potential. Ein satirischer Blick Ernst Lubitschs aus seinem amerikanischen Exil auf seine Heimat Deutschland unter der NS-Diktatur.
1948
Deutschland im Jahre Null
Vor den Ruinen des zerbombten Berlin erzählt Roberto Rossellini mit Laiendarstellern die parabelhafte Geschichte eines vermeintlichen Neuanfangs. Ein berühmtes Beispiel des italienischen Neorealismus.
1950
Rashomon – Das Lustwäldchen
Der erste japanische Film, der die Aufmerksamkeit eines breiten westlichen Publikums auf sich zog, war zudem das bis dato radikalste Experiment mit dem unzuverlässigen Erzähler: Akira Kurosawas "Rashomon".
1954
La Strada – Das Lied der Straße
Vor der kargen Kulisse eines verarmten Italiens wird die Geschichte eines großäugigen Mädchens und eines groben Artisten zu einer universellen Parabel um Liebe und Aufopferung.
1955
Nacht und Nebel
1955 dreht Alain Resnais einen Film über die Lager der Nationalsozialisten. Sein bis dato ungewöhnlicher Einsatz der filmischen Mittel erzeugt Distanz, die erst ein Begreifen möglich macht.
1958
Vertigo – Aus dem Reich der Toten
In Alfred Hitchocks klassischem Thriller wird die obszessive Liebe eines Mannes zugleich zum filmtheoretischen Diskurs über den Widerstreit von Illusion und Realität.
1959
Die Brücke
Eine Gruppe Jugendlicher verteidigt am Ende des 2. Weltkriegs eine bedeutungslose Brücke: Bernhard Wicki findet darin ein überdeutliches Bild für die Absurdität kriegerischer Ideologie.
1960
Außer Atem
Das filmgewordene Manifest einer kinematographischen Bewegung: Jean-Luc Godards Regiedebüt – ein nahezu klassischer Gangsterfilm – ist einer der Wendepunkte der Filmgeschichte.
1960
Das Appartement
Indem er seine Wohnung für Affären seiner Vorgesetzten zur Verfügung stellt, hofft Jack Lemmon auf den beruflichen Aufstieg: Billy Wilders zynischer Blick auf eine kafkaeske Arbeitswelt.
1964
Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben
Stanley Kubrick verwandelt die Bedrohung durch einen atomaren Vernichtungskrieg in den 1960er Jahren in eine groteske Komödie. Erst in der humoresken Überspitzung wird der Schrecken dieses Szenarios augenscheinlich.
1966
Blow Up
Die Swinging 60s aus Sicht eines Photographen: Das Portrait einer Generation und eine philosophische Reflexion über das Verhältnis von Realität und und ihrer Reproduktion in Bildern.
1967
Das Dschungelbuch
Aus der Geschichte Joseph Rudyard Kiplings machten 70 Zeichner einen Trickfilm: Auch ohne computergenerierten Photorealismus ist "Das Dschungelbuch" bis heute ein zeitloser Klassiker des Animationfilms.
1968
Ich war neunzehn
Im Stil fragmentierter Tagebucheinträge verfilmte Konrad Wolf 1968 seine Erfahrungen in der Roten Armee am Ende des II. Weltkriegs: Ein jugendlicher Blick auf ein historisches Ereignis.
1970
Der Wolfsjunge
Zur Zeit der Studentenunruhen in Frankreich erforscht Truffaut die zeitlosen Fragen nach Erziehung und Moral; verpackt in der Geschichte eines Wolfsjungen in der Begegnung mit der Zivilisation.
1974
Alice in den Städten
Der Roadtrip eines Fotografen und eines Mädchens: Ein Film über die Sehnsucht nach Freiheit und einer Zukunft, in der dem Filme- und Bildermacher alle Wege offen stehen.
1976
Taxi Driver
Was es zum Klassiker braucht: Die Geschichte des Taxifahrers, der zur Selbstjustiz greift, ist zu schmutzig fürs Museum und viel zu modern, um jemals aus der Mode kommen.
1979
Die Ehe der Maria Braun
Die Geschichte einer Frau, die sich zu Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders alleine durchschlagen muss, wurde Fassbinders internationaler Durchbruch und Auftakt einer Trilogie über die BRD-Vergangenheit.
1979
Stalker
In einer radikalen Ästhetik erzählt Andrei Tarkovsky von einer Expedition, an deren Ende die Erfüllung des innigsten Wunsches steht. Eine philosophische Parabel in der Tradition der Artussage.
1982
Blade Runner
Die postapokalyptische Welt "Blade Runners" spiegelt die Geisteshaltung der 80er Jahre. Zugleich widmet sich der Film universelleren Fragen und ist in jeglicher Hinsicht ein Klassiker des Genres.
1982
Sans Soleil – Unsichtbare Sonne
Die raffinierte Annäherung an den Prozess des Verstehens und des Erinnerns als kinematographischer Essay - Chris Markers "Sans Soleil" gilt bis heute als innovatives Beispiel dieser Gattung.
1985
Shoah
An der Grenze zum Erträglichen befragt Claude Lanzmann in seinem 9-stündigen Film Opfer und Täter des Holocaust - und beschwört so die Gegenwärtigkeit des Vergangenen.
1988
Wo ist das Haus meines Freundes?
Der Aufbruch des 8-jährigen Ahmed in Ungehorsam und Selbstverantwortung wird zur Parabel über die Konflikte zwischen jung und alt, Dorf und Stadt, Tradition und Moderne im Iran.
1988
Ein kurzer Film über das Töten
Ein Film über das Töten statt ein Film, in dem getötet wird - Kieslowski nähert sich seinem Thema mit radikaler Härte und hinterfragt eines der 10 Gebote bar jedes religiösen Überbaus.
1997
Der Eissturm
In Ang Lees Film wird die Geschichte zweier Familien an der Ostküste der USA zur Abrechnung mit der Elterngeneration der 1970er Jahre - ein erschütterndes Drama und pointiertes Generationenportrait.
1997
Das süße Jenseits
Der Unfall eines Schulbusses kostet die Mitglieder einer kleinen Gemeinde das Leben all ihrer Kinder. Die stille Variante eines Katastrophenfilms, der nach den Abgründen des Prinzips Familie sucht.
1999
Alles über meine Mutter
In Almodovars "Screwball Drama" hagelt es Schicksalsschläge, Geburten, Krankheiten und Todesfälle, ohne dass der Regisseur die einfühlsam überdrehte Leichtigkeit seiner Handschrift aus dem Auge verliert.
Das Internet hat unsere Kommunikationskultur nachhaltig verändert – vor allem für Jugendliche, die mit digitalen Medien aufgewachsen sind. Kinofenster.de untersucht, wie das Smartphone den Alltag der Digital Natives prägt, welche Bedeutung die Neuen Medien für die Bildung und wie sie Eingang in filmische Erzählwelten gefunden haben. Passend zum Thema gibt es Unterrichtsmaterial von der Grundschule bis zur Oberstufe.
Dossier
Film
Ungeachtet der Bedeutung neuer digitaler Entwicklungen spielt auch der Film als historisch gewachsene und nach wie vor sehr massenwirksame Kunstform eine zentrale Rolle für die Medienbildung. Die Frage nach dem Wie und Warum filmischer Darstellungformen ist dabei wesentlich für eine mündige Rezeption und sachkundige Einordnung der dargebotenen fiktionalen wie auch dokumentarischen Stoffe. Jeder Film spiegelt stets seine sozialen und kulturellen Kontexte wider. Daher ist es wichtig, das Medium nicht nur als mehr oder minder künstlerisch ambitioniertes Unterhaltsprodukt zu betrachten, sondern sich immer auch kritisch mit seinen offenen und verborgenen politisch-ideologischen Botschaften auseinanderzusetzen - und der Art und Weise, wie sie vermittelt werden.