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Analyse: Wissenschaftsfreiheit und Herausforderungen ukrainischer Wissenschaftler:innen in Kriegszeiten | Ukraine-Analysen | bpb.de

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Analyse: Wissenschaftsfreiheit und Herausforderungen ukrainischer Wissenschaftler:innen in Kriegszeiten Ukraine-Analysen Nr. 318

Iuliia Iashchenko Julia Mierau

/ 11 Minuten zu lesen

Wie steht es um die Wissenschaftsfreiheit in der Ukraine? Welche Herausforderungen bringt der Krieg mit sich? Der Text liefert Antworten auf Basis von Daten und Umfragen.

Luftschutzraum an einer Universität in Kyjiw. (© picture-alliance, Photoshot)

Zusammenfassung

Der Text untersucht den Stand der Wissenschaftsfreiheit in der Ukraine während des andauernden Krieges und stützt sich dabei auf den SCIENCE AT RISK Monitoring Report 2024. Die Analyse basiert auf den Indikatoren des Academic Freedom Index und hebt die Veränderungen hervor, die seit der Verhängung des Kriegsrechts stattgefunden haben. Während zu Beginn der vollumfänglichen Invasion Russlands im Jahr 2022 ein deutlicher Rückgang des Index zu verzeichnen war, erreichten bestimmte Aspekte – wie die Verbreitung von Forschungsergebnissen und die internationale Zusammenarbeit – bis 2024 wieder das Vorkriegsniveau. Weitere Erkenntnisse des Artikels basieren auf einer Umfrage unter ukrainischen Wissenschaftler:innen verschiedener Fachrichtungen, Karrierestufen und Regionen.

Herausgeber der Länderanalysen

Die Ukraine-Analysen werden von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V., dem Deutschen Polen-Institut, dem Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien, dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung und dem Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) gGmbH gemeinsam herausgegeben. Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb veröffentlicht die Analysen als Lizenzausgabe.

Die russische Vollinvasion hat die Wissenschaft und das Hochschulwesen der Ukraine stark beeinträchtigt. Ukrainische Wissenschaftler:innen stehen vor nie dagewesenen Herausforderungen, darunter Bedrohungen für ihr Leben, Vertreibung und Einschränkungen ihrer Forschungsaktivitäten. Dieser Artikel untersucht die anhaltenden Auswirkungen des Krieges auf die Wissenschaftsfreiheit in der Ukraine. Er basiert auf den Daten einer nicht repräsentativen Umfrage unter 1.720 ukrainischen Wissenschaftler:innen aus verschiedenen akademischen Bereichen, Karrierestufen (von Doktorand:innen bis zu Professor:innen) und geografischen Standorten, die im Auftrag des SCIENCE AT RISK Emergency Office im Jahr 2024 durchgeführt wurde.

Die Erhebungsdaten decken den Zeitraum von 2021 bis 2024 ab und bieten eine umfassende und vergleichende Perspektive auf die Wissenschaftsfreiheit vor und während der vollumfänglichen Invasion. Um die Dynamik der Wissenschaftsfreiheit zu veranschaulichen, stützt sich der Bericht auf Daten des Academic Freedom Index (AFI), der auf fünf Dimensionen der akademischen Freiheit basiert: Freiheit der Forschung und Lehre, Freiheit des akademischen Austauschs und der Verbreitung von Forschungsergebnissen, Campus-Integrität, institutionelle Autonomie sowie Freiheit der akademischen und kulturellen Meinungsäußerung.

Die AFI-Daten sind Teil des größeren V-Dem Datensatzes, der weltweit verschiedene Aspekte der Demokratie auf der Grundlage von Expertenbewertungen misst.

Die grafische Darstellung der AFI-Daten von 1990 bis 2023 veranschaulicht das schwankende Niveau der Wissenschaftsfreiheit in der Ukraine mit einer allgemein positiven Dynamik. Ausnahmen waren zwei starke Rückgänge im Jahr 2014 und seit 2022. Der Rückgang im Jahr 2014 fiel mit den politischen Unruhen im Zusammenhang mit den Euromaidan-Protesten, der Annexion der Krim und dem Beginn der russischen Aggression in der Ostukraine zusammen. Während sich einige Aspekte der akademischen Freiheit in den Jahren nach 2014 teilweise erholten, führte die Invasion im Jahr 2022 zu einer weiteren starken Verschlechterung in allen gemessenen Dimensionen (Grafik 1).

Unsere Umfrageergebnisse verdeutlichen zudem die tiefgreifenden Auswirkungen des Krieges auf das Leben der Wissenschaftler:innen: 44,4 % der Befragten berichteten über Symptome von Depressionen (vgl. auch den Beitrag zum psychischen Wohlbefinden in dieser Ausgabe) und 5,1 % über Mobilisierung in die ukrainischen Streitkräften. Darüber hinaus gaben 25,9 % der Befragten an, dass ihre Familienangehörigen unter dem Krieg gelitten haben, entweder durch Tod oder schwere Verletzungen – ein Anstieg gegenüber 20 % im Jahr 2023, wie im SCIENCE AT RISK Monitoring Report 2023 dargestellt. Dieser immense persönliche Tribut hat das Wohlergehen der ukrainischen Wissenschaftler:innen belastet und viele dazu gezwungen, Sicherheit und finanzielle Stabilität über ihre akademischen Aktivitäten zu stellen, wodurch die wissenschaftlichen Aktivitäten und Routinen weiter gestört wurden.

Unmittelbare Auswirkungen der Invasion im Jahr 2022

Die Freiheit von Forschung und Lehre wurde insbesondere durch die physische Unmöglichkeit der Durchführung von Forschung und Lehre beeinträchtigt. Seit Februar 2022 wurde etwa jede fünfte Hochschul- und Forschungseinrichtung in der Ukraine physisch beschädigt (Kyiv School of Economics, 2023), was in einigen Fällen zur vollständigen Aussetzung der akademischen Aktivitäten führte (Irwin, 2023). Mehrere Universitäten wurden auch vollständig zerstört. Von den Umfrageteilnehmer:innen gaben 38 % an, dass ihre Einrichtungen von Militäraktionen betroffen waren und leichte bis schwere Schäden erlitten haben. Unterbrechungen der Stromversorgung, des Internetzugangs und stabiler Kommunikationsnetze haben sich auch auf Forschung und Lehre ausgewirkt.

Mit dem Ausbruch des Krieges im Jahr 2022 wurden mehrere Universitäten in sicherere Regionen der Ukraine verlegt. Von den Befragten der Umfrage waren 20 % von der Verlagerung ihrer Einrichtungen betroffen. Die meisten (85 %) sind nicht mit ihren Hochschulen umgezogen, während nur 4,5 % angaben, dass sie ihren Hochschulen gefolgt sind. Letztere sahen sich nach dem Umzug an einen neuen Ort mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: 40 % berichteten über finanzielle Schwierigkeiten, 34,5 % hatten Probleme, eine geeignete Unterkunft zu finden, und 24 % hatten Schwierigkeiten, ihre Familien umzusiedeln. Darüber hinaus mussten 24 % der Befragten eine Verringerung der Unterrichtsstunden hinnehmen und 20 % hatten nur eingeschränkten Zugang zu ihren Arbeitsplätzen oder Forschungseinrichtungen. Bemerkenswert ist, dass 5,5 % der Befragten von der vollständigen Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses oder Vertrags berichteten.

Die erzwungene Vertreibung von Lehrkräften und Studierenden – ergänzt durch die Einberufung von Akademiker:innen – hat die Forschungstätigkeit erheblich behindert. Ungefähr 25 % der befragten Wissenschaftler:innen wurden entwurzelt und arbeiten oft als Binnenvertriebene innerhalb der Ukraine oder im Ausland unter erheblichen Einschränkungen (SCIENCE AT RISK Monitoring Report, 2023). Der Einmarsch Russlands hat auch eine erhebliche Abwanderung von Studierenden und Forschenden ausgelöst, die Sicherheit und die Möglichkeit suchen, ihre akademischen Aktivitäten im Ausland fortzusetzen. Der Krieg hat nicht nur unmittelbare institutionelle Anpassungen erforderlich gemacht, sondern auch bereits bestehende systemische Probleme wie die chronische Unterfinanzierung des Bildungswesens und die Beschleunigung der Abwanderung von Fachkräften verschärft (Rabinovych, 2024).

Einer der schwierigsten Aspekte für die Forschung in Kriegszeiten ist der Rückgang von Forschungsanträgen und Forschungsfinanzierung. Den Umfrageergebnissen zufolge sind die Anträge sowohl auf nationale als auch auf internationale Forschungsförderung deutlich zurückgegangen (Grafik 2). Im Jahr 2022 sank die Zahl der erfolgreichen Anträge für nationale Forschungsförderung um über 40 %, während die Zahl der bewilligten internationalen Forschungsanträge um 30 % zurückging. Die prekäre Sicherheitslage und die Tatsache, dass unmittelbare Überlebensbedürfnisse Vorrang vor langfristigen Forschungsprojekten haben, waren die Hauptursachen für diesen Rückgang. Hinzu kommt, dass die ukrainischen Förderprogramme jetzt auf kriegsbezogene Forschungsthemen ausgerichtet sind, was die Freiheit der Wissenschaftler:innen in Forschung und Lehre einschränkt. Grafik 2 zeigt eine Trendwende im Jahr 2023, die sich bis ins Jahr 2024 fortsetzte. Diese Anzeichen für einen Aufschwung bei Förderanträgen und Bewilligungen sowie andere wichtige Kennzahlen werden im nächsten Abschnitt ausführlich erörtert.

Der Rückgang des akademischen Austauschs und der Verbreitung von Forschungsergebnissen kann direkt auf die seit 2022 rückläufige Publikationstätigkeit ukrainischer Forschender und die Einschränkungen der Mobilität und des akademischen Austauschs sowohl innerhalb der Ukraine als auch im Ausland zurückgeführt werden. Dazu gehört insbesondere das Kriegsrecht, das den meisten Männern das Verlassen des Landes verbietet. Wissenschaftler:innen stehen auch vor ethischen und praktischen Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung von Forschungskooperationen. Die ukrainische Regierung hat Partnerschaften mit russischen und belarusischen Einrichtungen strikt untersagt, was die Isolierung der Wissenschaft noch verstärkt. In einigen Fällen hat auch der Gruppendruck von der Zusammenarbeit mit russischen Wissenschaftlern:innen in westlichen Einrichtungen abgehalten (Rabinovych, 2024). Trotz des langjährigen intellektuellen Kampfes um die Integration der ukrainischen Wissenschaft in den EU-Kontext hat der Krieg diese Bemühungen zurückgeworfen und die dringend benötigte Integration der Ukraine in die globale Wissenschaft erheblich beeinträchtigt (Protsyk, 2025).

Auch die Teilnahme an nationalen und internationalen Konferenzen und die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen sind seit 2022 stark rückläufig. Den Umfrageergebnissen zufolge sank die Teilnahme an nationalen und internationalen Konferenzen zwischen 2021 und 2022 um 20 % bzw. 28 % (Grafik 3). Der Publikationsoutput der von uns befragten Wissenschaftler:innen ging um 10 % zurück. Ähnliche Daten – ein Rückgang um 10 % – werden von Ganguli und Waldinger (2023) berichtet. Vor dem Krieg gaben 86 % der Befragten an, durch die Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse zum wissenschaftlichen Diskurs beizutragen. Im Jahr 2022 sank diese Zahl auf 76 %. Die Daten für 2023 und 2024 zeigen Anzeichen für eine Erholung, da die Teilnahme an Konferenzen und die Publikationsraten allmählich wieder das Vorkriegsniveau erreichen. Auf diese Verschiebung wird im nächsten Abschnitt näher eingegangen.

Die institutionelle Autonomie der ukrainischen Universitäten, d. h. ihre Fähigkeit, Entscheidungen über ihr internes Management, ihre Finanzen und ihre Verwaltung zu treffen, ist seit der vollumfänglichen Invasion Russlands der niedrigste Indikator im Bereich der Wissenschaftsfreiheit geblieben. Die ohnehin schon begrenzte Autonomie der Hochschulen innerhalb des stark zentralisierten akademischen Systems der Ukraine wurde durch den zunehmenden Einfluss der Exekutive auf die Entscheidungsfindung weiter eingeschränkt (Rabinovych, 2024). In Verbindung mit den physischen und betrieblichen Störungen, mit denen die ukrainischen Hochschulen konfrontiert sind, hat dies ihre Fähigkeit zur Aufrechterhaltung einer unabhängigen Verwaltung erheblich geschwächt. Evakuierungen und finanzielle Sparmaßnahmen haben diese Herausforderungen noch verschärft und viele Einrichtungen zu Fusionen oder Verkleinerungen gezwungen, um zu überleben.

Die Freiheit der akademischen und kulturellen Meinungsäußerung hat im Zuge des Krieges deutlich abgenommen. Druck auf die Pressefreiheit und die Zunahme von Zensur und Selbstzensur bei sensiblen Themen – einschließlich Friedensverhandlungen und militärischer Mobilmachung – spiegeln ein eingeschränktes intellektuelles Umfeld wider. Dieser Rückgang steht in engem Zusammenhang mit den Einschränkungen durch das Kriegsrecht und den Bemühungen, der Beeinflussung durch russische Propaganda und Desinformation im ukrainischen Bildungswesen, insbesondere auf Schulebene, entgegenzuwirken (Iaschtschenko, 2023).

Der formelle und informelle Druck auf Wissenschaftler:innen im Zusammenhang mit ihrer akademischen Zusammenarbeit sowie die physische Beschädigung vieler Universitäten beeinträchtigten auch eindeutig die Integrität der ukrainischen Universitäten (Rabinovych, 2024).

Anzeichen einer Erholung

Diese Rückschläge verdeutlichen die erheblichen Einschränkungen, denen ukrainische Forschende ausgesetzt sind, die nicht nur mit logistischen Herausforderungen zu kämpfen haben, sondern auch mit unterbrochenen Kommunikationsnetzen, Problemen bei der Umsiedlung und psychischen Belastungen. Viele Wissenschaftler:innen berichteten, dass es aufgrund der anhaltenden Kriegshandlungen und häufiger Wohnortwechsel nahezu unmöglich war, einen normalen Forschungsbetrieb aufrechtzuerhalten.

Trotz dieser Hürden zeigen sich die Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Wissenschaft, ihre hohe Anpassungsfähigkeit und Entschlossenheit in den Erholungstrends, die im Jahr 2023 begannen und 2024 andauern. Dieser Aufschwung bei den wissenschaftlichen Aktivitäten zeigt eine Rückkehr zum Vorkriegsniveau in mehreren Bereichen.

Die Bemühungen sowohl der ukrainischen Fördereinrichtungen als auch der internationalen Organisationen haben dazu beigetragen, den Rückgang der Förderanträge und Zusagen umzukehren. Bis Mitte 2023 war die Zahl der Förderanträge um 25 % gestiegen (Grafik 2), was ein Zeichen für das wiedergewonnene Vertrauen in die Forschungsaussichten ist. Die Einrichtung von Soforthilfefonds für die Forschung durch internationale Organisationen wie das Horizon Europe-Programm der Europäischen Union und die National Research Foundation of Ukraine leisteten entscheidende Unterstützung.

Die Daten der Umfrage deuten darauf hin, dass die ukrainischen Wissenschaftler:innen trotz des Krieges erhebliche Fortschritte bei der Wiederaufnahme ihrer Forschungstätigkeit gemacht haben. Bei den Veröffentlichungen erreichte der Anteil der Befragten, die zum akademischen Diskurs beitragen, im Jahr 2023 83 % (gegenüber 86 % im Jahr 2021), und der Erholungstrend setzte sich bis 2024 fort, als 80 % der Wissenschaftler:innen im September 2024 über veröffentlichte Arbeiten berichteten. Diese teilweise Erholung deutet auf die Widerstandsfähigkeit der ukrainischen akademischen Gemeinschaft hin, da sich viele Forschende an die neuen Gegebenheiten angepasst haben, indem sie Partnerschaften mit ausländischen Einrichtungen nutzten, um ihre Forschungsarbeit fortzusetzen. Die Verschiebung der Kampfhandlungen und der verbesserte Zugang zur Mobilität könnten ebenfalls zu dieser Erholung beigetragen haben, ebenso wie die Wiederherstellung des Zugangs zu Forschungseinrichtungen und die Stabilisierung der Internetdienste in wichtigen akademischen Zentren. Darüber hinaus verstärkte die internationale akademische Gemeinschaft ihre Bemühungen um die Unterstützung ukrainischer Kolleg:innen. Die Bereitschaft akademischer Zeitschriften, ukrainischen Autor:innen entgegenzukommen, indem sie die Fristen verlängerten und auf Einreichungsgebühren verzichteten, trug ebenfalls zu höheren Publikationsraten bei.

Auch die Teilnahme an wissenschaftlichen Konferenzen – sowohl im Inland als auch international – zeigte bis 2023 Anzeichen einer Erholung (Grafik 3). Inländische Konferenzen wurden mit veränderten Formaten wieder aufgenommen, um Reisebeschränkungen und Sicherheitsbedenken Rechnung zu tragen, wobei häufig hybride Modelle zum Einsatz kamen, die persönliche und virtuelle Sitzungen kombinierten. Der verstärkte Rückgriff auf digitale Konferenzplattformen ermöglichte eine breitere Beteiligung und minimierte die kriegsbedingten logistischen Herausforderungen. Die Teilnahme an internationalen Konferenzen wird zwar immer noch durch Reisebeschränkungen beeinträchtigt, hat sich aber aufgrund der unterstützenden Maßnahmen der gastgebenden Einrichtungen und Organisationen, die virtuelle Teilnahmeoptionen anbieten, verbessert. Im Jahr 2024 lag die Teilnahme an internationalen Konferenzen wieder bei etwa 90 % des Vorkriegsniveaus (Grafik), was sowohl die Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Wissenschaftler:innen als auch die Solidarität der weltweiten akademischen Gemeinschaft mit ihren ukrainischen Kolleg:innen widerspiegelt.

Obwohl der Aufschwung in den Jahren 2023 und 2024 die bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Wissenschaftler:innen bewiesen hat, bleibt der Bedarf an Unterstützung – auf individueller und struktureller Ebene – bestehen, wie die Umfrageergebnisse zeigen.

Wachsender Bedarf an Unterstützung

Ein Teil der Umfrage war der Ermittlung der dringendsten Bedarfe der ukrainischen Wissenschaftler:innen gewidmet. Den Ergebnissen zufolge ist finanzielle Unterstützung nach wie vor eine wichtige Priorität, da viele Forschende damit zu kämpfen haben, ihre Forschungstätigkeit in Zeiten wirtschaftlicher Instabilität aufrechtzuerhalten. Im Jahr 2024 wiesen fast 36 % der Befragten auf den Bedarf an finanzieller Unterstützung hin, ein Anstieg von 26 % gegenüber 2022. (Iashchenko, 2024). Darüber hinaus nannte mehr als die Hälfte der befragten Forscher:innen Sprachbarrieren und fehlende Qualifikationen für internationale Veröffentlichungen als Hindernisse beim Zugang zu globalen Förderprogrammen.

Auch die Nachfrage nach moralischer Unterstützung ist groß. Die Umfrageergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, Überlegungen zur psychischen Gesundheit in akademische Erholungsstrategien einzubeziehen. Es besteht ein dringender Bedarf an verschiedenen Unterstützungsmechanismen, einschließlich bedarfsgerechter individueller Programme, institutioneller Partnerschaften und Stipendienmöglichkeiten. Die Unterstützung der psychischen Gesundheit hat sich als ein zentrales Anliegen herausgestellt. Die psychische Belastung durch den Krieg in Verbindung mit beruflichen Unsicherheiten macht gezielte psychologische Unterstützung erforderlich (UNESCO, 2024). Initiativen zum Aufbau von Kapazitäten, z. B. im Bereich Sprachenkenntnisse, internationale Publikationsstandards und Akquise der Forschungsförderung sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um Wissenschaftler:innen bei der Anpassung an neue Forschungsumgebungen zu helfen. Die Einrichtung von Mentorenprogrammen könnte die Wissenschaftler:innen in die Lage versetzen, sich besser in globale akademische Netzwerke zu integrieren. Gemeinsame Projekte, die ukrainische Wissenschaftler:innen mit internationalen Kolleg:innen zusammenbringen, können die Widerstandsfähigkeit und Innovation fördern.

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass viele Wissenschaftler:innen trotz der Herausforderungen ihre Arbeit in einem stark eingeschränkten Umfeld fortsetzen. Die ukrainische Wissenschaft benötigt dringend mehr nationale Unterstützungsprogramme, Stipendien und Stipendienmöglichkeiten, um ihre intellektuelle Gemeinschaft zu erhalten, zu fördern und zu erweitern.

Empfehlungen für die internationale Zusammenarbeit

Internationale Akteur:innen müssen integrative und gezielte Strategien anwenden, um auf die individuellen Bedarfe ukrainischer Wissenschaftler:innen einzugehen und gleichzeitig die strukturellen Probleme des ukrainischen Wissenschafts- und Hochschulsystems zu berücksichtigen. Die Entwicklung zugänglicher Unterstützungsprogramme, die sprachliche und qualifikatorische Barrieren abbauen, wird ukrainischen Forscher:innen die Möglichkeit geben, sich stärker an globalen akademischen Netzwerken zu beteiligen. Gemeinsame Anstrengungen zum Wiederaufbau und zur Modernisierung der ukrainischen akademischen Infrastruktur und zur Verbesserung der Verwaltung des ukrainischen Hochschulwesens sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung für die langfristige Widerstandsfähigkeit und die Gewährleistung der Wissenschaftsfreiheit.

Darüber hinaus kann die Förderung von Partnerschaften zwischen ukrainischen und internationalen akademischen Einrichtungen die Forschungskapazitäten verbessern, den Wissensaustausch fördern und den in der Ukraine verbliebenen Wissenschaftler:innen entscheidende Unterstützung bieten. Wie bereits erwähnt sind Initiativen zur Förderung der psychischen Gesundheit und Programme zur beruflichen Weiterbildung ebenso wichtig, um das Wohlbefinden und die Produktivität der Wissenschaftler:innen während und nach dem Krieg zu unterstützen.

Die Bemühungen müssen sich auch auf den Wiederaufbau der akademischen Infrastruktur der Ukraine und die Gewährleistung einer angemessenen Finanzierung von Forschung und Hochschulbildung konzentrieren. Internationale Geber- und Bildungsorganisationen sollten die Finanzierung von Initiativen in Erwägung ziehen, die technologische Upgrades fördern, das Forschungsumfeld sichern und akademische Ressourcen vor weiteren Schäden schützen. Gemeinsame Finanzierungsmodelle, die das lokale Engagement fördern, können ebenfalls einen nachhaltigen Wiederaufbau gewährleisten.

Fazit

Der russische Krieg gegen die Ukraine hat die ukrainische Wissenschaft vor noch nie dagewesene Herausforderungen gestellt, die Wissenschaftsfreiheit untergraben und die wissenschaftliche Arbeit beeinträchtigt. Trotz dieser Schwierigkeiten haben ukrainische Forschende eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit bewiesen und innovative Wege gefunden, Forschung und Lehre auch unter extremen Kriegsbedingungen fortzusetzen. Der Krieg hat auch deutlich gemacht, wie wichtig die akademische Freiheit für die Förderung des Wissens und die Aufrechterhaltung demokratischer Werte angesichts autoritärer Aggressionen ist. Eine nachhaltige internationale Unterstützung und Zusammenarbeit wird entscheidend dazu beitragen, das wissenschaftliche Potenzial der Ukraine zu erhalten und die Erholung des akademischen Sektors zu fördern. Darüber hinaus dürfen die Bemühungen zum Schutz der Wissenschaftsfreiheit im Zuge des Wiederaufbaus der Ukraine nicht als vorübergehende Reaktion auf eine Krise betrachtet werden, sondern als langfristiges Engagement zur Stärkung der intellektuellen und kulturellen Resilienz der Ukraine. Bei der Bewältigung der Krise in der Ukraine müssen der Schutz und die Förderung der akademischen Freiheit ein zentrales Anliegen sowohl der nationalen als auch der internationalen Akteur:innen bleiben.

Weitere Inhalte

Iuliia Iashchenko ist Doktorandin in Europäischer Geschichte an der Universität La Sapienza in Rom und spezialisiert sich auf die Geschichte totalitärer Regime in Europa. Ihre Forschung konzentriert sich auf das kollektive Gedächtnis ethnischer Minderheiten, die von Zwangsmigration und Unterdrückung in der UdSSR betroffen waren. Als Forscherin am CAMES-Forschungszentrum der Universität La Sapienza ist sie Expertin für russische Desinformationstaktiken.

Julia Mierau ist Mitglied des SCIENCE AT RISK Emergency Office des Akademischen Netzwerks Osteuropa (akno e.V.) in Berlin. Sie ist Soziologin und verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in führenden deutschen Forschungseinrichtungen und NGOs. Ihre wissenschaftlichen Interessen umfassen die Entwicklung der Zivilgesellschaft, die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft sowie die Wissenschaftsfreiheit in Osteuropa.