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Analyse: Arbeitsmarktintegration der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland | Ukraine-Analysen | bpb.de

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Analyse: Wie schnell bewegt sich die Ukraine auf die EU zu, in welchen Bereichen gibt es große Fortschritte und in welchen nicht? Statistik: Stand der Ukraine im EU-Beitrittsprozess Umfragen: Öffentliche Meinung in der Ukraine und in ausgewählten EU-Ländern zum EU-Beitritt der Ukraine Chronik: Hinweis auf die Online-Chronik Beziehungen zu Polen / Beziehungen zur Slowakei (26.06.2024) Analyse: Die Entwicklung der ukrainisch-polnischen Beziehungen seit Beginn der russischen Vollinvasion Analyse: Pragmatisch, indifferent, gut? Über den Zustand der ukrainisch-slowakischen Beziehungen Statistik: Handel der Ukraine mit ihren Nachbarländern Statistik: Ukrainische Geflüchtete in den Nachbarstaaten der Ukraine Umfragen: Die Einstellung der ukrainischen Bevölkerung zu den Nachbarländern der Ukraine Umfragen: Die Einstellung der polnischen Bevölkerung zu Geflüchteten aus der Ukraine Chronik: 21. bis 31. Mai 2024 Exekutiv-legislative Beziehungen und die Zentralisierung der Macht im Krieg (30.05.2024) Analyse: Das Verhältnis zwischen Legislative und Exekutive in Zeiten des Krieges: Die Ukraine seit Beginn der russischen Vollinvasion Analyse: Wie schnell werden Gesetzentwürfe von der Werchowna Rada verabschiedet? Wie kann der Prozess effizienter gestaltet werden? Chronik: 1. bis 30. April 2024 Arbeitsmarktintegration ukrainischer Geflüchteter / Ukrainische Community in Deutschland / Deutsch-ukrainische kommunale Partnerschaften (29.04.2024) Analyse: Arbeitsmarktintegration der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland Statistik: Integration in den Arbeitsmarkt Analyse: Die ukrainische Community in Deutschland Analyse: (Un)genutzte Potenziale in den deutsch-ukrainischen Kommunal- und Regionalpartnerschaften Dokumentation: Übersicht deutsch-ukrainischer Partnerschaften Chronik: 11. bis 31. März 2024 10 Jahre Krim-Annexion / Donbas nach der Annexion 2022 (21.03.2024) Analyse: Zehn Jahre russische Annexion: Die aktuelle Lage auf der Krim Dokumentation: Reporters Without Borders: Ten years of Russian occupation in Crimea: a decade of repression of local independent journalism Dokumentation: Europarat: Crimean Tatars’ struggle for human rights Statistik: Repressive Gerichtsverfahren auf der Krim und in Sewastopol Analyse: Die Lage im annektierten Donbas zwei Jahre nach dem 24. Februar 2022 Umfragen: Öffentliche Meinung zur Krim und zum Donbas Chronik: 22. Februar bis 10. März 2024 Wirtschaft / Rohstoffe / Kriegsschäden und Wiederaufbau Analyse: Wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit in einer schwierigen Gesamtlage Analyse: Die Rohstoffe der Ukraine und ihre strategische Bedeutung Analyse: Schäden und Wiederaufbau der ukrainischen Infrastruktur Chronik: 11. Januar bis 21. Februar 2024 Zwei Jahre Angriffskrieg: Rückblick, aktuelle Lage und Ausblick (23.02.2024) Analyse: Zwei Jahre russischer Angriffskrieg. Welche politischen, militärischen und strategischen Erkenntnisse lassen sich ziehen? Kommentar: Die aktuelle Lage an der Front Kommentar: Wie sich der russisch-ukrainische Krieg 2024 entwickeln könnte Kommentar: Die Ukraine wird sich nicht durchsetzen, wenn der Westen seine eigene Handlungsfähigkeit verleugnet Kommentar: Wie funktioniert das ukrainische Parlament in Kriegszeiten? Kommentar: Wie die Wahrnehmung des Staates sich durch den Krieg gewandelt hat Umfragen: Stimmung in der Bevölkerung Statistik: Verluste an Militärmaterial der russischen und ukrainischen Armee Statistik: Russische Raketen- und Drohnenangriffe, Verbrauch von Artilleriegranaten, Materialverluste im Kampf um Awdijiwka Folgen des russischen Angriffskriegs für die ukrainische Landwirtschaft (09.02.2024) Analyse: Zwischenbilanz zum Krieg: Schäden und Verluste der ukrainischen Landwirtschaft Analyse: Satellitendaten zeigen hohen Verlust an ukrainischen Anbauflächen als Folge der russischen Invasion Statistik: Getreideexporte Chronik: 17. Dezember 2023 bis 10. Januar 2024 Kunst, Musik und Krieg (18.01.2024) Analyse: Ukrainische Künstler:innen im Widerstand gegen die großangelegte Invasion: Dekolonialisierung in der Kunst nach dem 24. Februar 2022 Analyse: Musik und Krieg Dokumentation: Ukrainische Musiker:innen, die durch die russische Invasion umgekommen sind Statistik: "De-Russifizierung" der ukrainischen Youtube-Musik-Charts Umfragen: Änderung des Hörverhaltens seit der großangelegten Invasion Chronik: 21. November bis 16. Dezember 2023 Eintritt in eine neue Kriegsphase? / Selenskyjs Appelle an Russland (19.12.2023) Interview: "Dieser Krieg bleibt in erster Linie ein Artilleriekrieg, der die Munitionslieferungen zu einem sehr wichtigen Faktor macht" Statistik: Geländegewinne seit Beginn der Großinvasion Kommentar: Deutschland: Ein Schlüsselakteur in der neuen Kriegsphase? 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Eine empirische Analyse der Studiogäste Chronik: 1. bis 30. September 2023 Ökologische Kriegsfolgen / Kachowka-Staudamm (19.09.2023) Analyse: Die ökologischen Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine Analyse: Ökozid: Die katastrophalen Folgen der Zerstörung des Kachowka-Staudamms Dokumentation: Auswahl kriegsbedingter Umweltschäden seit Beginn der großangelegten russischen Invasion bis zur Zerstörung des Kachowka-Staudamms Statistik: Statistiken zu Umweltschäden Zivilgesellschaft / Lokale Selbstverwaltung und Resilienz (14.07.2023) Von der Redaktion: Sommerpause – und eine Ankündigung Analyse: Die neuen Facetten der ukrainischen Zivilgesellschaft Statistik: Entwicklung der ukrainischen Zivilgesellschaft Analyse: Der Beitrag lokaler Selbstverwaltungsbehörden zur demokratischen Resilienz der Ukraine Wissenschaft im Krieg (27.06.2023) Kommentar: Zum Zustand der ukrainischen Wissenschaft in Zeiten des Krieges Kommentar: Ein Brief aus Charkiw: Ein ukrainisches Wissenschaftszentrum in Kriegszeiten Kommentar: Warum die "Russian Studies" im Westen versagt haben, Aufschluss über Russland und die Ukraine zu liefern Kommentar: Mehr Öffentlichkeit wagen. 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Annual Report (Ausschnitt) Dokumentation: Terror, disappearances and mass deportation Dokumentation: Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) gegen Wladimir Putin wegen der Verschleppung von Kindern aus besetzten ukrainischen Gebieten nach Russland Analyse: Die Wiedereingliederung des Donbas nach dem Krieg: eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung Chronik 11. bis 21. Februar 2023 Internationaler Frauentag, Feminismus und Krieg (13.03.2023) Analyse: 8. 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Kommentar: Vier Fragen zu Umfragen während eines umfassenden Krieges am Beispiel von Russlands Krieg gegen die Ukraine Kommentar: Meinungsumfragen in der Ukraine zu Kriegszeiten: Zeigen sie uns das ganze Bild? Kommentar: Meinungsforschung während des Krieges: anstrengend, schwierig, gefährlich, aber interessant Kommentar: Quantitative Meinungsforschung in der Ukraine zu Kriegszeiten: Erfahrungen von Info Sapiens 2022 Kommentar: Meinungsumfragen in der Ukraine unter Kriegsbedingungen Kommentar: Politisches Vertrauen als Faktor des Zusammenhalts im Krieg Kommentar: Welche Argumente überzeugen Deutsche und Dänen, die Ukraine weiterhin zu unterstützen? Dokumentation: Umfragen zum Krieg (Auswahl) Chronik: Chronik 9. bis 16. Januar 2023 Ländliche Gemeinden / Landnutzungsänderung (19.01.2023) Analyse: Ländliche Gemeinden und europäische Integration der Ukraine: Entwicklungspolitische Aspekte Analyse: Monitoring der Landnutzungsänderung in der Ukraine am Beispiel der Region Schytomyr Chronik: 26. September bis 8. Januar 2023 Weitere Angebote der bpb Redaktion

Analyse: Arbeitsmarktintegration der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland Ukraine-Analyse Nr. 298

Kseniia Gatskova

/ 8 Minuten zu lesen

Deutschland ist das wichtigste Aufnahmeland für ukrainische Geflüchtete. Die Integration in den Arbeitsmarkt ist schwierig, gelingt aber immer besser.

Einige Unternehmen wie z.B. die Deutsche Bahn haben spezielle Programme für ukrainische Geflüchtete. (© picture-alliance/dpa, Arne Dedert)

Zusammenfassung

Mit mehr als einer Million ukrainischer Geflüchteter, die seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hierzulande Schutz gesucht haben, ist Deutschland zum wichtigsten Aufnahmeland geworden. Die erfolgreiche Integration dieser Menschen in den Arbeitsmarkt und ihre Teilhabe auch in anderen Bereichen der Gesellschaft stellen eine zentrale Herausforderung dar. Dieser Beitrag schildert, wie sich die Arbeitsmarktintegration ukrainischer Geflüchteter in den letzten zwei Jahren entwickelt hat, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind und welche Fördermaßnahmen die Integration dieser spezifischen Gruppe unterstützen könnten.

Hinweis

Informationen zur Befragung

Die IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP Befragung von Geflüchteten aus der Ukraine

Die IAB-BiB/FreDA-BAMF-SOEP Befragung von Geflüchteten aus der Ukraine ist ein gemeinsames Projekt vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), dem Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am DIW Berlin (Brücker et al. 2023). Für die Ziehung der Stichprobe wurden das Ausländerzentralregister und Einwohnermelderegister genutzt. Insgesamt nahmen 11.763 Personen an der ersten Befragungswelle 2022 teil (August bis Oktober 2022), von denen 6.754 Personen 2023 erneut befragt werden konnten (Januar bis März 2023). Mit Hilfe von statistischen Hochrechnungsverfahren können repräsentative Aussagen über ukrainische Staatsangehörige im Alter von 18 bis 70 Jahren getroffen werden, die zwischen dem 24. Februar 2022 (dem Beginn des russischen Angriffskriegs) und 8. Juni 2022 nach Deutschland gekommen sind. Weitere Informationen sowie Ergebnisse der Studie finden sich unter: Externer Link: https://iab.de/teilnehmerinfo/gefluechtete-aus-der-ukraine-in-deutschland-iab-bib-freda-bamf-soep-befragung/

Mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine haben über 1,1 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland Zuflucht gefunden. Die IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Studie (nähere Informationen zur Befragung am Ende), repräsentativ für die ukrainischen Geflüchteten, die seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 bis zum 8. Juni 2022 in Deutschland angekommen sind, zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der erwachsenen Geflüchteten Frauen sind (80 %). Diese Geschlechtsselektion ist unter anderem auf die restriktiven Beschränkungen für Männer im wehrpflichtigen Alter (18–60 Jahre) bezüglich der Ausreise zurückzuführen. Die Männer in diesem Alter konnten die Ukraine nur dann verlassen, wenn sie zu bestimmten gesetzlich festgelegten Kategorien gehörten, darunter Väter, die für drei oder mehr Kinder sorgen, alleinerziehende Väter, Betreuer von behinderten Eltern oder Verwandten oder andere in der Verordnung festgelegte Gruppen. Dementsprechend sind viele geflüchtete Personen ohne Partner (77 %) nach Deutschland gekommen. 48 Prozent der Geflüchteten sind mit minderjährigen Kindern eingereist. Dabei fällt auf, dass die überwiegende Mehrheit der Geflüchteten ein hohes Bildungsniveau und Arbeitserfahrungen haben: 72 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss und 85 Prozent der erwerbsfähigen Zugezogenen waren in der Ukraine berufstätig (Brücker et al., 2023; Steinhauer et al., 2024).

Die Aktivierung der Richtlinie über den vorübergehenden Schutz für ukrainische Geflüchtete durch den EU-Rat im März 2022 sowie die Anpassung des deutschen Rechtsrahmens, die den Flüchtlingen ab dem 1. Juni 2022 Anspruch auf Sozialleistungen nach dem Sozialgesetzbuch II einräumte, hatten einerseits den Abbau von Integrationshindernissen zur Folge, die normalerweise mit Asylverfahren verbunden sind und den Spracherwerb sowie den Eintritt in den Arbeitsmarkt verzögern. Andererseits wurden dadurch die Erwartungen an eine schnellere Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt geweckt.

Die gesteigerten Erwartungen bezüglich einer beschleunigten Integration von Geflüchteten spiegeln sich auch in den Ansätzen zur Jobvermittlung wider, wie beispielsweise der Initiative Job-Turbo. Diese vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) ins Leben gerufene Initiative zielt darauf ab, die zeitnahe und möglichst langfristige Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zu fördern, sobald sie grundlegende Sprachkenntnisse erworben haben.

Spracherwerb

Sprachkenntnisse sind ein zentraler Aspekt der Integration, da sich die Kommunikation auf alle Lebensbereiche auswirkt – vom Aufbau sozialer Netzwerke über den Kontakt mit Behörden, den Zugang zu Bildung, die Suche nach einem Arbeitsplatz und die Fähigkeit, sich bei der Ausübung der beruflichen Tätigkeit mit Kolleginnen und Kollegen zu verständigen. Gleichzeitig sollte man einkalkulieren, dass das Erlernen der deutschen Sprache, die einen beträchtlichen sprachlichen Abstand zu den slawischen Sprachen aufweist, mindestens mehrere Jahre dauert.

Die überwiegende Mehrheit der ukrainischen Geflüchteten verfügte zum Zeitpunkt ihres Zuzugs über keine deutschen Sprachkenntnisse. Nur 4 Prozent der ukrainischen Geflüchteten verfügten zu Beginn ihres neuen Lebensabschnitts in Deutschland über gute oder sehr gute Deutschkenntnisse (Brücker et al., 2022). Zur Jahresmitte 2023 gab die Hälfte der befragten ukrainischen Geflüchteten an, über mäßige bis gute Deutschsprachkenntnisse zu verfügen. Dies markiert einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Spätsommer 2022 (17 %) und zum Jahresbeginn 2023 (33 %) (Ette et al., 2023; Brücker et al., 2023). Dieser Anstieg lässt sich größtenteils auf die hohe Anzahl absolvierter Sprach- und Integrationskurse zurückführen, da etwa drei Viertel der ukrainischen Geflüchteten zu Beginn des Jahres 2023 einen Deutschkurs besuchten (Brücker et al., 2023).

Obwohl die Teilnahme an Sprachkursen die Arbeitsmarktintegration zunächst verzögern kann, zeigen empirische Forschungsergebnisse, dass solche länderspezifischen Humankapitalinvestitionen langfristig die Beschäftigungsaussichten und Verdienste von Geflüchteten verbessern (Kosyakova & Kogan, 2022, Adda et al., 2022). Die Geflüchteten, die an Sprachkursen teilnehmen, stehen vorübergehend nicht vollständig für den Arbeitsmarkt zur Verfügung. Erst nach Abschluss der Integrationskurse werden sich diese Humankapitalinvestitionen in erhöhten Beschäftigungsquoten widerspiegeln.

Die Daten zeigen, dass ukrainische Geflüchtete, die einen Deutschsprachkurs auf dem Niveau C1 oder C2 des Europäischen Referenzrahmens abschließen, eine um 21 Prozentpunkte höhere Erwerbstätigenquote aufweisen als Geflüchtete, die keinen Sprachkurs besuchten (Kosyakova et al., 2023). Darüber hinaus sind die Verdienste der Geflüchteten mit einem abgeschlossenen Deutschsprachkurs auf dem Niveau C1 oder C2 um 38 Prozent höher als derjenigen ohne abgeschlossenen Sprachkurs (Brücker et al., 2023).

Erwerbsbeteiligung

Innerhalb der ersten eineinhalb Jahre nach Ankunft in Deutschland wird eine kontinuierliche Steigerung der Arbeitsmarktbeteiligung der Geflüchteten aus der Ukraine beobachtet. Gemäß den Daten der IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Befragung unter ukrainischen Geflüchteten waren im Frühjahr 2023 ein knappes Fünftel (18 %) der erwerbsfähigen Geflüchteten berufstätig. Dieser Anteil stieg auf 28 Prozent bei Personen, die sich bereits mindestens ein Jahr in Deutschland aufhielten.

Die Arbeitsmarktintegration stellt jedoch eine große Herausforderung für Geflüchtete dar. Weibliche Geflüchtete, und insbesondere Mütter mit kleinen Kindern, stehen vor großen Hürden. Die meisten weiblichen Geflüchteten, von denen etwa die Hälfte zusammen mit kleinen Kindern im Vorschul- oder Grundschulalter lebt, sind von ihren Partnern getrennt. Diese familiären Umstände beeinflussen die Beschäftigungsquoten von Frauen und verdeutlichen die Geschlechterungleichheit in der Verteilung unbezahlter Betreuungsarbeit zwischen Männern und Frauen aus der Ukraine.

Laut der Studie von Kosyakova et al. (2023) ist die Beschäftigungsquote von Müttern mit kleinen Kindern unter drei Jahren besonders niedrig (3 %), während die Beschäftigungsquote von Vätern mit Kindern dieses Alters erheblich höher ist (23 %). Generell hängt die Beschäftigungsquote von Frauen mit Kindern vom Alter der Kinder ab. Zum Beispiel beträgt sie 11 Prozent für Mütter mit Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren und steigt auf 15 bzw. 16 Prozent, wenn die Kinder sieben bis zehn Jahre bzw. elf Jahre oder älter sind. Im Gegensatz dazu sind die Unterschiede in den Beschäftigungsquoten zwischen Männern und Frauen ohne eigene Kinder im Haushalt gering (22 Prozent bei Männern im Vergleich zu 20 Prozent bei Frauen). Es ist wichtig – insbesondere in den ersten Jahren nach der Zuwanderung – nicht nur die tatsächlichen Erwerbsquoten, sondern auch die Arbeitsaspirationen der Geflüchteten zu beobachten, da sie stark mit der zukünftigen Wahrscheinlichkeit einer Erwerbsaufnahme korrelieren. Die IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Daten zeigen, dass mehr als 90 Prozent der nicht erwerbstätigen Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland arbeiten wollen (Kosyakova et al., 2023). Von den Geflüchteten mit Erwerbsabsichten möchten 27 Prozent möglichst sofort eine Arbeit aufnehmen, weitere 54 Prozent planen dies für das kommende Jahr. Etwa 19 Prozent möchten erst in zwei bis fünf Jahren oder später eine Erwerbstätigkeit in Deutschland aufnehmen.

Der Erfolg der Arbeitsmarktintegration hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter auch den Bleibeabsichten. Im Allgemeinen investieren Personen, die beabsichtigen, längerfristig in einem Land zu bleiben, tendenziell mehr in den Spracherwerb und bemühen sich stärker zu integrieren. Der Anteil der Geflüchteten, die langfristig in Deutschland bleiben möchten, ist seit Beginn der russischen Invasion kontinuierlich gestiegen: Im Spätsommer 2022 lag er bei 39 Prozent, Anfang 2023 bei 44 Prozent und im Sommer 2023 bei 52 Prozent (Ette et al., 2023). Laut den Daten der BiB/FReDA-Befragung im Sommer 2023 sind seit der ersten Befragung knapp 6 Prozent der Geflüchteten in die Ukraine zurückgekehrt und weitere 2 Prozent in einen Drittstaat weitergewandert (Ette et al., 2023).

Ein Vergleich der Erwerbsquoten in anderen europäischen Ländern zeigt, dass Länder wie Österreich, die Schweiz und Norwegen ähnliche oder niedrigere Quoten als Deutschland aufweisen, während EU-Mitgliedsstaaten wie Polen, die baltischen Staaten und Tschechien teilweise höhere Quoten erreichen. Diese Unterschiede können auf frühere Aufenthalte, Netzwerke, Sprachkenntnisse und -affinitäten, Fördermaßnahmen sowie Kinderbetreuungsangebote im jeweiligen Land zurückgeführt werden. Ein direkter Vergleich des Arbeitsmarkterfolgs der ukrainischen Geflüchteten ist jedoch zur Zeit nicht möglich. Die Herausforderungen entstehen durch die heterogene Zusammensetzung der Flüchtlingsgruppen, variierende institutionelle Rahmenbedingungen und Messansätze für Beschäftigungsquoten sowie unterschiedliche Zeitpunkte der Datenerhebung. Zum Beispiel ist in den Externer Link: Niederlanden die Erwerbstätigenquote zwar höher als in Deutschland, aber die Arbeitsverhältnisse sind oft prekär, gekennzeichnet durch On-Call-Jobs in der Zeitarbeit, Jobs mit wenigen Arbeitsstunden und kurzfristig befristete Arbeitsverhältnisse.

Einkommen und Mismatch auf dem Arbeitsmarkt

Das Medianeinkommen vollzeitbeschäftigter ukrainischer Geflüchteter (2.550 Euro) liegt immer noch signifikant unter dem Medianverdienst in Deutschland (3.516 Euro laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit von 2023). Aufgrund eines hohen Anteils an Teilzeitbeschäftigung sind die Medianverdienste von Frauen deutlich niedriger als die von Männern, während der geschlechtsspezifische Unterschied im Verdienst bei Vollzeitbeschäftigten relativ gering ist (Kosyakova et al., 2023).

Etwa die Hälfte der beschäftigten Geflüchteten arbeitet in Positionen unterhalb ihres Qualifikationsniveaus, und dies betrifft die geflüchteten Frauen überproportional. Eine vorübergehende Abwertung des im Herkunftsland erworbenen Humankapitals ist jedoch in der Phase unmittelbar nach der Migration sehr häufig. Die Erlangung ergänzender Fähigkeiten im Zielland, hauptsächlich von Sprachkenntnissen, verbessert allmählich jedoch die Übereinstimmung zwischen Qualifikation und Beschäftigung.

Darüber hinaus besteht eine positive Beziehung zwischen der Beschäftigung ukrainischer Geflüchteter, ihren Einkommen, ihrer Bildung und den durch Berufserfahrung erworbenen Fähigkeiten. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als 40 Prozent der beschäftigten Geflüchteten in Deutschland Tätigkeiten ausüben, die ihren Bildungsqualifikationen oder früheren Berufserfahrungen entsprechen. Andererseits befinden sich mehr als die Hälfte in Jobs unterhalb der Anforderungen der Jobs, die sie vor ihrer Flucht nach Deutschland hatten. Weitere Anstrengungen wie die Beseitigung von Hindernissen bei der Anerkennung von Berufsqualifikationen können einen erheblichen Beitrag zur Förderung der Arbeitsmarktintegration und zur Verringerung der Diskrepanz zwischen Qualifikationen und Arbeitsplätzen leisten.

Unterstützungsbedarfe

Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache und bei der Arbeitssuche gehören zu den am häufigsten genannten Unterstützungsbedarfen der Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland (Goßner et al., 2023). Die vor dem Zuzug erwerbstätigen Geflüchteten melden außerdem einen hohen Unterstützungsbedarf bei der Anerkennung von Qualifikationen. Unter den Geflüchteten mit Kindern im Vorschulalter besteht ein sehr hoher Bedarf an Unterstützung bei der Kinderbetreuung.

In Zukunft sollten Integrationsprogramme sich vorrangig darauf konzentrieren, die verbleibenden Lücken zu schließen, wie beispielsweise die Verbesserung der Deutschkenntnisse durch fortgeschrittene Sprachkurse und andere Qualifikations- und Arbeitsmarktberatungsmaßnahmen. Zudem spielen unterstützende Integrationsprogramme (z. B. Praktika) eine Schlüsselrolle, um Geflüchteten den Arbeitsmarkteinstieg zu erleichtern. Darüber hinaus sollte die soziale Teilhabe gefördert werden. Die Beschäftigungsquoten und das Aufstiegspotenzial ukrainischer Geflüchteter auf dem deutschen Arbeitsmarkt werden stark von diesen Maßnahmen abhängen. Die ausgeprägten Beschäftigungsaspirationen ukrainischer Geflüchteter legen nahe, dass die aktuellen Beschäftigungsniveaus weit hinter ihren Beschäftigungsabsichten zurückbleiben, was darauf hindeutet, dass das Beschäftigungspotenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Die Unterstützung bei der Anerkennung von Qualifikationen könnte durch gezielte Maßnahmen zur Harmonisierung der länderspezifischen Regelungen erfolgen. Das würde die Unübersichtlichkeit, Komplexität und lange zeitliche Dauer der Anerkennungsverfahren reduzieren.

Angesichts der Dominanz von Frauen mit Kindern unter den Geflüchteten aus der Ukraine unterstreicht dies zudem die Bedeutung geschlechtsspezifischer Förderangebote, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen weiblicher Fach- und Arbeitskräfte zugeschnitten sind (z. B. Erhöhung der Flexibilität bei der Arbeitszeit). Die gestiegenen Herausforderungen für Flüchtlingsmütter mit Kindern sollten durch eine verbesserte Zugänglichkeit zu Betreuungseinrichtungen sowie ganztägige Kinderbetreuungsangebote gemildert werden. Frühzeitige und umfassende Kinderbetreuung würde nicht nur Anreize und Arbeitsmarktchancen für geflüchtete Frauen erhöhen, sondern auch zu mehr sozialen Kontakten mit in Deutschland lebenden Familien führen. Die Forschungsergebnisse zeigen auch eine positive Beziehung zwischen häufigen sozialen Kontakten mit der lokalen Bevölkerung und den Beschäftigungsquoten und Einkommen ukrainischer Flüchtlinge. Dies steht im Einklang mit Studien, die Hinweise auf einen positiven Effekt von Kontakten mit der Mehrheitsbevölkerung auf die Arbeitsmarktintegration von Migranten in Deutschland finden (Kanas et al., 2012).

Kurzgefasst birgt die erfolgreiche Integration von ukrainischen Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt Potenzial für beide Seiten: Sie würde einerseits dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenwirken und andererseits die finanzielle Lage der geflüchteten Familien verbessern.

Quellen / Literatur

Adda, J., Dustmann, C., & Görlach, J.-S. (2022). The Dynamics of Return Migration, Human Capital Accumulation, and Wage Assimilation. The Review of Economic Studies, 1–31.

BA – Statistik (2023). Beschäftigte und Arbeitslose, Sonderauswertung. Bundesagentur für Arbeit (BA), Nürnberg.

Brücker, Herbert, Andreas Ette, Markus M. Grabka, Yuliya Kosyakova, Wenke Niehues, Nina Rother, C. Katharina Spieß, Sabine Zinn, Martin Bujard, Adriana Cardozo, Jean Philippe Décieux, Amrei Maddox, Nadja Milewski, Robert Naderi, Lenore Sauer, Sophia Schmitz, Silvia Schwanhäuser, Manuel Siegert, Kerstin Tanis & Hans Walter Steinhauer (2023). Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland: Ergebnisse der ersten Welle der IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP Befragung. (IAB-Forschungsbericht 02/2023), Nürnberg, 136 S.

Ette, Andreas, C. Katharina Spiess, Martin Bujard, Jean Décieux, Ludovica Gambaro, Lidia Gutu, Nadja Milewski, Kerstin Ruckdeschel, Lenore Sauer, Sophia Schmitz (2023). Lebenssituation Ukrainischer Geflüchteter. Höhere gesellschaftliche Teilhabe nach Eineinhalb Jahren in Deutschland. Bevölkerungsforschung Aktuell 6/2023 des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung. 3–16.

Goßner, L., F. Schreyer, S. Schwanhäuser (2023). Integration junger Menschen aus der Ukraine in die Ausbildungs- und Arbeitswelt. Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben e. V. Wuppertal.

Kanas, Agnieszka, Barry R. Chiswick, Tanja van der Lippe, Frank van Tubergen (2012). Social Contacts and the Economic Performance of Immigrants: A Panel Study of Immigrants in Germany. International Migration Review 46, 680–709.

Kosyakova, Yuliya; Kogan, Irena (2022). Labor market situation of refugees in Europe: The role of individual and contextual factors. Frontiers in Political Science, 1–14.

Kosyakova, Yuliya, Herbert Brücker, Kseniia Gatskova & Silvia Schwanhäuser (2023). Arbeitsmarktintegration ukrainischer Geflüchteter: Erwerbstätigkeit steigt ein Jahr nach dem Zuzug. (IAB-Kurzbericht 14/2023), Nürnberg, 8 S.

Steinhauer, H. W., Décieux, J. P., Siegert, M., Ette, A., & Zinn, S. (2024). Establishing a probability sample in a crisis context: the example of Ukrainian refugees in Germany in 2022. AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Dr. Kseniia Gatskova ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsbereiches Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung am Institut für Arbeits- und Berufsforschung in Nürnberg. Ihre Forschungsinteressen beziehen sich auf Arbeitsmarkt, Migration und Integration, soziale Ungleichheiten, Geschlechterungleichheiten und Familiensoziologie.