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Amerikanische Zone

Dr. Elke Kimmel

/ 3 Minuten zu lesen

In der allgemeinen Direktive JCS 1067, die für die Besatzungszeit vorgeschrieben war, wurde die politische Tätigkeit von Deutschen in der amerikanischen Zone grundsätzlich unter den Vorbehalt der amerikanischen Bewilligung gestellt. Es galt Pressefreiheit, soweit sie der Besatzungsherrschaft nicht schadete – praktisch wurden Lizenzen für Presseerzeugnisse vergeben.

Der Rotary-Club-International überreicht dem Roten Kreuz Care-Pakete. (© Bundesregierung, B 145 Bild-00009638, Foto: o. Ang.)

Für das Verhältnis zwischen Besatzern und deutscher Bevölkerung galt als Grundregel: Deutschen gegenüber gerechte, aber keineswegs zu nahe Beziehungen entwickeln. Bekannt geworden ist dies unter dem Stichwort "Fraternisierungsverbot". Tatsächlich aber wurde dieser Kurs recht bald gelockert.

"Umerziehung"

Grundsätzlich gingen die Amerikaner davon aus, dass grundlegende demokratische Spielregeln von den Deutschen im Rahmen einer "Umerziehung" neu erlernt werden müssten. Dies betraf sowohl die Grundprinzipien eines demokratischen Staatsaufbaus als auch den Umgang der Parteien und Politiker miteinander. Der Lernprozess sollte nach den Vorstellungen der Besatzungsherrschaft auf kommunaler Ebene stattfinden; folgerichtig waren auch Parteien ab August 1945 zunächst nur in diesem Bereich zugelassen. Voraussetzung für deren Lizenzierung auf Kreisebene durch die zuständige Militärregierung war, dass Programm, Propaganda und Personal den Richtlinien nicht widersprachen. Zusammenschlüsse auf höherer Ebene waren vorerst verboten. Die "Umerziehung" sollte sich dabei aber vor allem auf Kinder, Jugendliche und Frauen konzentrieren. In ihrem Rahmen kamen u.a. Filme über die Befreiung von Konzentrationslagern zum Einsatz. Die Umerziehung stieß von Anfang an auf wenig Gegenliebe in der deutschen Bevölkerung, da man in ihr eine Anmaßung seitens der Besatzungsmacht sah, den Deutschen nicht nur ihre militärische, sondern auch ihre kulturelle Unterlegenheit vorzuführen. Entgegen der allgemeinen Ablehnung wurden aber die unterhaltenden Filme aus Hollywood, die im Rahmen der Kulturpolitik ebenfalls zum Einsatz kamen, gerne angesehen.

Entnazifizierung

Bei der Entnazifizierung gingen die Amerikaner zunächst mit Härte vor. Ein umfangreicher Fragebogen musste von allen Erwachsenen vollständig ausgefüllt werden und sollte der Ermittlung von Nationalsozialisten im öffentlichen Bereich dienen. Dabei sollten nicht nur die aktiven Nationalsozialisten erfasst werden, sondern auch Nutznießer und Mitläufer. Bis zum Dezember 1945 waren 900.000 Fragebögen eingegangen und anschließend 140.000 Personen entlassen worden. Die rigorose Vorgehensweise führte einerseits zu erheblichem Personalmangel in den Verwaltungen und verschlechterte andererseits das Ansehen der amerikanischen Militärregierung, die 120.000 Personen in Internierungslagern unterbringen ließ. Im schulischen Bereich sahen sich die Besatzungsbehörden zunächst vor das Problem gestellt, dass man zwar die Schulen schließen und entnazifizieren musste, aber gleichzeitig über wenig Personal verfügte, mit dem eine demokratische Erziehung umgesetzt werden konnte. Aufgrund der großen Zahl von Verfahren dauerten die Überprüfungen oft sehr lange. Die Internierten entwickelten entgegen der Absicht kein Schuldbewusstsein, sondern fühlten sich unschuldig und daher widerrechtlich vom Leben ausgeschlossen. Im Frühjahr 1946 setzte sich der Gedanke der Rehabilitierung dann langsam durch: Dabei wurden häufig in kurzer Zeit aus schwer Belasteten "Mitläufer", was der ganzen Praxis der Entnazifizierung in den Augen der deutschen Bevölkerung ein zweifelhaftes Ansehen gab.

Besonders ins Auge fiel dabei die zunächst pauschale Anklage aller Erwachsenen, von denen am Ende nur ein Prozent von Spruchkammern zu wirklich einschneidenden Strafen verurteilt wurden. Im Zeichen des heraufziehenden "Kalten Krieges" wurden dann teilweise schwer belastete Nationalsozialisten weniger streng bestraft als diejenigen, die zuvor nur schwach belastet worden waren. Endgültig abgeschlossen wurde die Entnazifizierung erst im Februar 1950.

Wirtschaft in der Besatzungszone

Auch in der amerikanischen Zone verschlechterte sich die Versorgungslage Ende des Jahres 1946 dramatisch. Die täglichen Kalorienmengen gingen auf knapp 1.600 zurück. Nur durch die private Spendenbereitschaft der Amerikaner (CARE-Pakete) und großzügig aufgelegte Hilfsprogramme (GARIOA = Government Aid and Relief in Occupied Areas) konnte Schlimmeres verhindert werden. Im Gegensatz zu Frankreich und der Sowjetunion ging es den USA nicht darum, mit Reparationen eigene Verluste im Krieg aufzufangen. Zwar wurden auch hier Wissenschaftler und Spezialisten in die USA gebracht, aber das grundlegende Interesse galt der raschen Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Diese Einstellung hatte weniger mit Großherzigkeit als mit nüchterner Betrachtung zu tun: Die Volkswirtschaften Europas, so stellte Ex-Präsident Hoover bereits 1947 fest, seien so eng verwoben, dass der Ausfall Deutschlands ganz Europa treffen würde. So lange die eigene Besatzungszone am Boden liege, sei dies eine enorme Belastung für die amerikanischen Steuerzahler – und dies auf unabsehbare Zeit. Schon aus diesem Grund hatte die USA Interesse am raschen Abschluss eines Friedensvertrages. Einen ersten Schritt zur Senkung der Besatzungskosten stellte der Zusammenschluss von amerikanischer und britischer Zone zur "Bizone" ab 1.1.1947 dar.

Fussnoten

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Dr. Elke Kimmel, selbständige Historikerin.