Ursprünge des Pariser Abkommens
Der große Rahmen
Im Jahr 2025 jährt sich das Pariser Klimaabkommen zum zehnten Mal: Am 12. Dezember 2015 wurde der Vertrag auf der Weltklimakonferenz in Paris beschlossen, in dem sich 195 Staaten für Klimaschutz verpflichtet haben. Erste Warnungen über die Erderwärmung machte die Deutsche Physikalische Gesellschaft jedoch schon 1971. Im Jahr 1979 fand ein erster Weltklimagipfel in Genf statt. Im Zentrum der internationalen Klimapolitik steht seit 1992 die Externer Link: Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention for Climate Change, UNFCCC). Dieser internationale Vertrag legt fest, dass die Treibhausgase, die in die Atmosphäre gelangen, so begrenzt werden müssen, dass eine gefährliche Veränderung des Klimas verhindert wird – d.h. eine menschengemachte Störung, die schwerwiegende negative Folgen für die Erde und das Leben auf ihr hat. Außerdem besagt er, dass so genannte Entwicklungs- und Industrieländer unterschiedliche Verpflichtungen haben, da Industrieländer die größere Verantwortung am Klimawandel tragen. Das ist so, weil Ländern wie Deutschland, andere europäische Länder, oder die USA, schon seit über 150 Jahren sehr viel mehr Treibhausgase ausstoßen, als ärmere Länder mit z.B. weniger Industrie.
Das Pariser Klimaabkommen ist ein völkerrechtlicher Vertrag im Rahmen der UNFCCC, der die dort nur grob festgelegte „Verhinderung des gefährlichen Klimawandels“ konkretisiert. Es wurde 2015 beschlossen und ist seit 2016 in Kraft. Zu diesem Zeitpunkt hatten ihn ausreichend Länder ratifiziert, d.h. mindestens 55 Vertragsstaaten die gemeinsam mindestens 55 Prozent der globalen Treibhausgase ausstoßen. Viele Expert:innen nennen das Pariser Abkommen als wichtigstes Klimaabkommen unserer Zeit. Aber warum ist das so?
Was macht das Pariser Abkommen besonders?
Zunächst einmal ist es wichtig einen kurzen Blick auf die Zeit davor zu werfen: Das Kyoto Protokoll aus dem Jahr 1997 galt vor dem Pariser Abkommen und trat 2005 in Kraft. Es verpflichtete Industrieländer dazu, bis 2012 ihre Treibhausgase insgesamt um fünf Prozent im Vergleich zu den Werten von 1990 zu senken. Allerdings gab es viele Schwierigkeiten mit dem Kyoto Protokoll: Zum Beispiel verfehlten einige Industrieländer, wie Kanada, Österreich oder Japan ihre Treibhausgasziele; einige Mechanismen des Kyoto Protokolls hatten technische Problem und standen unter Betrugsvorwürfen; manche Entwicklungsländer wie China entwickelten sich zu starken Treibhausgasemittenten, hatten jedoch keine Minderungsziele; und die USA ratifizierte das Abkommen erst gar nicht. Die Staaten konnten sich auch sehr lange auf kein Folgeabkommen für die Zeit nach 2012 einigen. Nach mehrjährigen Verhandlungen wurde mit „Kyoto II“ eine Verlängerung bis 2020 erzielt. Doch einige Länder, darunter Japan, Russland, Kanada und die USA, nahmen daran nicht mehr teil. Als dann 2015 in Paris ein neues Abkommen beschlossen wurde, kam vieles anders als davor.
Zwei Punkte sind besonders wichtig: Erstens sollten zum ersten Mal alle unterzeichnenden Länder, also Entwicklungs- und Industrieländer, ihre Treibhausgase reduzieren. Jedes Land musste einen sogenannten „nationalen Beitrag“ (Nationally Determined Contribution, NDC) einreichen, in dem steht, was es für Klimaschutzmaßnahmen plant und welche Treibhausgasminderungsziele es sich vornimmt. Angesichts der Schwierigkeiten mit dem Kyoto Protokoll ist es bemerkenswert, dass sich fast 200 Länder überhaupt auf so eine tiefgreifende und langfristige Zusammenarbeit einigen konnten.
Indem dieses Mal alle Länder zustimmten einen Beitrag zu leisten, wurde signalisiert, dass Klimaschutz die gesamte Erde betrifft: Die Erderwärmung kann nur gestoppt werden, wenn alle dabei mitmachen, auch wenn Entwicklungs- und Industrieländer nicht gleich viel dafür tun müssen (in der UNFCCC nennt sich das „gemeinsame, aber unterschiedliche Verantwortlichkeiten - common but differentiated responsibilities“). Für viele Länder war das wichtig, da besonders große, unter der UNFCCC noch als Entwicklungsländer zählende Länder, wie China und Indien mittlerweile auch sehr viele Treibhausgase ausstoßen. Kritische Stimmen werfen jedoch den Industrieländern vor, dass sie so die Verantwortung einfach auf mehr Schultern verlagern wollen, um selbst weniger tun zu müssen.
Zweitens, mit ihren NDCs sollen die Länder die Erderwärmung „deutlich unter (well below)“ 2°C halten, bzw. Anstrengungen unternehmen, sie auf sogar 1,5°C zu begrenzen. 2°C ist das bindende Ziel und muss dauerhaft gehalten werden und 1,5°C das anzustrebende Ziel (siehe Infobox unten). Anders als im Kyoto Protokoll, das zentral für die Industrieländer Minderungsziele festlegte, kann im Pariser Abkommen jedes Land selbst entscheiden, welche Ziele und Maßnahmen es unternimmt. Nur deshalb haben viele Länder (z.B. die USA) dem Abkommen überhaupt zugestimmt. Einerseits wurde so zwar erreicht, dass die Mehrheit aller Länder der Welt sich verpflichten, aber anderseits gibt es einen gewissen Anreiz für Länder möglichst wenig zu versprechen. So kann eine Situation entstehen, in der einige Länder darauf hoffen, dass die anderen genug tun, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen und sich deshalb selbst weniger anstrengen. Oder andersherum, sie erwarten dies von den jeweils anderen.
Das 1,5 °C-Ziel Warum ist das Ziel wichtig und wo kommt es her?
Nach rund 20 Jahren wissenschaftlicher Diskussion schlug der Weltklimarat (Intergovernmental Panel for Climate Change, IPCC) in seinem Report von 2001 vor, dass die Erderwärmung auf 2 °C im Vergleich zu vorindustrieller Zeit begrenzt werden sollte. Dahinter stand die Annahme, dass die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre, die zu 2°C oder mehr Temperaturanstieg führen, einen unaufhaltsamen Wandel im Klimasystem der Erde auslösen würden. 2°C sollte ein Richtwert für eine globale politische Strategie sein, Maßnahmen zu Minderung der Emissionen zu erstellen, da die zu erwartenden Risiken und Kosten für die Menschheit hiermit als noch „tolerabel“ angesehen wurden.
Das 1,5°C-Ziel hingegen entstand eher spontan, auf Drängen der Allianz der kleinen Inselstaaten (AOSIS) bei der UNFCCC- Klimakonferenz in 2009. Sie argumentierten, dass besonders für sie bereits eine 2°C-Erwärmung lebensbedrohliche Folgen hätte. 1,5°C wurde daraufhin als anzustrebendes Ziel im Pariser Abkommen mitaufgenommen. 2018 stellte der IPCC dann in einen Sonderbericht nochmal eindeutig klar: Der Unterscheid zwischen 1,5°C und 2°C ist drastisch. Viele der erwarteten Klimawandelfolgen wie extreme Hitze, Meeresspiegelanstieg, oder Biodiversitätsverlust mehr als verdoppeln sich in ihrer Stärke. Seitdem hat sich das 1,5 °C -Ziel etabliert. Viele politische Pläne und Maßnahmen für Städte, Kommunen und Länder orientieren sich an dieser Zahl. Außerdem haben es soziale Bewegungen wie Fridays for Future und Unternehmensinitiativen aufgegriffen.
Ziele sind wichtig um einen Maßstab zu haben, und damit überprüft werden kann, ob Maßnahmen wirken oder nicht – und ob die Regierungen genug für den Klimaschutz tun. Das 1,5 °C-Ziel ist spezifisch, messbar und zeitgebunden, was ihm einen klaren Vorteil gegenüber der eher abstrakten Forderung verleiht, die Staaten sollten „das Klima schützen und die Welt retten“. Menschen neigen dazu, sich stärker zu engagieren, wenn sie wissen, was sie erreichen wollen. Ein weltweit gültiges Klimaziel setzt ein Zeichen der Hoffnung, dass die Klimakrise gemeinsam bewältigt werden kann. Auch Gerichte nutzen das Ziel. Im Juli nahmen die Richter:innen des internationalen Gerichtshofs in Den Haag Bezug auf das 1,5°C-Ziel und urteilten, dass Staaten völkerrechtlich zum Klimaschutz verpflichtet sind.
Wurde das Ziel bereits überschritten?
In den Nachrichten hört man vermehrt, dass das 1,5°C-Ziel bereits überschritten ist. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das nicht ganz richtig. Fakt ist, dass seit Juli 2023 fast alle Monate eine Durchschnittstemperatur von 1,5°C überschritten haben. Das Pariser Klimaabkommen baut jedoch, wie in der Klimawissenschaft üblich, auf einen Mittelwert der letzten 20-30 Jahre auf. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen, d.h. etwa wirtschaftliche Entwicklung, Bevölkerungswachstum und politischen Maßnahmen, gehen Wissenschaftler:innen derzeit davon aus, dass die 1,5°C Marke Anfang der 2030er Jahre überschreiten wird. Wichtig ist jedoch: 1,5 °C ist keine feste Grenze, die einen „Doomsday“ auslöst und nach der plötzlich alles kollabiert. Vielmehr ist jedes Zehntel, jedes Hundertstel Grad, das näher an dieser Zahl bleibt, wichtig.
Fußnoten
Wie ist das Pariser Abkommen aufgebaut?
Neben dem übergeordneten Zielen und den NDCs hat das Pariser Abkommen noch weitere wichtige Bestandteile. So legt ein Update-Zyklus fest, dass die Vertragsparteien alle fünf Jahre eine verbesserte NDCs auf der UNFCCC- Webseite veröffentlichen müssen. Im Jahr 2025 ist deshalb die dritte Runde an NDCs fällig, also „NDCs 3.0“. Das Pariser Abkommen gibt zwar an, dass neue NDCs ambitionierter sein sollen, aber es lässt unklar, was genau „ambitioniert“ bedeutet. Das führte in der Vergangenheit dazu, dass einige Länder NDCs ohne zusätzliche Treibhausgasminderungsversprechen einreichten.
Außerdem gibt es die „Weltweite Bestandsaufnahme“ (Global Stocktake, GST). Auch sie soll alle fünf Jahre, aber immer zwei Jahre vor der nächsten NDC-Runde passieren (d.h. die letzte geschah 2023). Länder, NGOs, Wissenschaft und Privatsektor tragen hier Informationen zusammen, die aufzeigen, wie es um das Erreichen der Klimaziele steht. Die Ergebnisse sollen in die neuen NDCs einfließen. Das Pariser Abkommen legt noch einen Transparenzrahmen (Enhanced Transparency Framework, ETF) fest, der besagt, dass alle Länder ihre Treibhausgasemissionen messen und diese Zahlen alle zwei Jahre vorlegen müssen. Außerdem enthält das Abkommen auch Vereinbarungen zur Anpassung an den Klimawandel, zu Schäden und Verlusten durch Klimawandel, zur finanziellen Unterstützung von ärmeren Ländern und zur stärkeren Zusammenarbeit unter den Ländern.
Grundsätzlich hat das Pariser Abkommen eine für völkerrechtliche Verträge typische Schwierigkeit. Es enthält zum einen keine starken Sanktionsmechanismen und zum anderen gibt es keine zentrale Instanz, die das Einhalten von den Klimaschutzzusagen der Vertragsstaaten überwacht. D.h. die Länder müssen zwar regelmäßig über ihre Treibhausgase berichten, wenn sie aber z.B. ihre Ziele nicht erreichen oder keine neue oder verbesserte NDC vorlegen, gibt es keine Strafe dafür.
Wo steht das Abkommen nach zehn Jahren?
Das Pariser Abkommen ist zwar innerhalb eines Jahres in Kraft getreten, aber seine detaillierte Ausarbeitung dauerte fast zehn Jahre. Seit dem Beschluss hat die Klimapolitik ein erhebliches Auf und Ab erlebt. Das gilt auch für das Pariser Abkommen.
Einige Erfolge
Viele Entwicklungen sind in Anbetracht der enormen Herausforderungen beachtlich und wären so ohne das Pariser Abkommen sicherlich nicht geschehen. Mit anderen Worten, die Klimapolitik ist zwar noch lange nicht dort, wo sie sein müsste, aber weiter, als noch vor zehn Jahren: Bspw. berechnete das United Nations Environmental Panel (UNEP) 2015, dass die Welt mit den damals vorgeschlagenen Maßnahmen (NDC 1.0) etwa auf eine Erwärmung von 3,5°C zusteuerte. 2025 liegen die Schätzungen nun bei 2,3 -2,5°C (NDCs 3.0).
Ein paar Meilensteine der letzten Jahre lassen sich hervorheben: Etwa gab es 2022 auf der Weltklimakonferenz eine Einigung zum besonders schwierigen Thema „Schäden und Verluste“, in der sich die Staaten auf einen Fond zur Unterstützung der entstehenden Kosten in besonders verwundbaren Regionen einigten (Fond for responding to Loss and Damage). In 2023 setzten die Staaten zum ersten Mal ein Signal zur Beendung der Förderung fossiler Energiequellen. Sie beschlossen eine Abkehr von Kohle, Erdöl und Erdgas und gleichzeitig die Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030.
Weniger sichtbar, aber dennoch wichtig sind der Aufbau von Wissen und Kapazitäten. Zum Beispiel wurden durch Gelder und Aktivitäten im Rahmen des Pariser Abkommens die Schulung und Bildung zu Klimathemen, aber auch das Messen und Berechnen von Treibhausgasen- oder Minderungsmethoden in den Ländern vorangetrieben. Viele Klimaschutzprojekte wurden erst im Zusammenhang mit dem Pariser Abkommen und den NDCs entwickelt, z.B. um Maßnahmen der NDCs zu verwirklichen. Insgesamt ist eine riesige Bandbreite an Zusammenarbeiten zwischen Ländern und auf allen politischen Ebenen entstanden. Das Pariser Abkommen hat auch einen ganzheitlicheren Denkansatz gefördert. So werden mittlerweile viele weitere wichtige Themen, wie etwa Gender oder Belange indigener Völker, auch in der internationalen Klimapolitik mitdiskutiert. Einige Länder integrieren diese Themen z.B. in ihre NDC. Sicherlich hängen solche Erfolge nicht ausschließlich am Pariser Abkommen, aber es hat vieles gefördert und verstärkt.
Rückschläge und Kritik
Es gibt aber auch viele Rückschläge und Kritik an dem Pariser Abkommen. An vorderster Stelle stehen hier die großen Lücken bei den Klimazielen, der Umsetzung und der Finanzierung: Erstens sind die Ziele, die Länder in ihren NDCs versprechen, nicht hoch genug, weil sie nicht zum 1,5°C-Ziel führen. Bspw. bewertet der NDC-Tracker, ob die Ziele der Länder für 2035 „1,5°C-kompatibel“ sind und kommt zu dem Schluss, dass es nur zwei von ihnen sind. UNEP rechnet wie oben genannt hoch, zu welcher Temperatur die NDC alle zusammen etwa führen würden: 2,3-2,5°C. Viele Mitglieder haben kurz vor der Deadline im November 2025 noch keine aktualisierte NDC 3.0 eingereicht.
Zweitens hapert es an der Umsetzung, da die geplanten Maßnahmen, die in den NDCs stehen, nicht ausreichen. D.h. sie erreichen nicht die geplanten Ziele oder sie setzen Beschlüsse nicht um (bspw. die o.g. Einigung zur Abkehr von fossilen Brennstoffen).
Deutschlands Rolle in der Klimapolitik
Deutschland ist nicht selbst Vertragspartei vom Pariser Abkommen, sondern als Teil der EU. Diese reicht ein NDC für alle EU-Länder zusammen ein und bricht die Ziele darin auf die einzelnen Länder herunter. Bspw. sollen auch dieInterner Link: in dem European Green Deal geplanten Maßnahmen zur Erfüllung der europäischen NDC führen. Interner Link: Deutschland hat aber auch nationale Ziele, nämlich mindestens 65 Prozent seiner Treibhausgase bis 2030 im Vergleich zu 1990 zu verringern, und bis 2045 Netto -Treibhausgasneutralität zu erreichen.
In den letzten Jahren konnte Deutschland sein Ziel einhalten, aber es gibt Besorgnis, dass das Ziel für 2030 mit den aktuell geplanten Maßnahmen nicht geschafft wird. Expert:innen sagen voraus, dass besonders die Maßnahmen im Verkehrs- und Wohnsektor nicht genug sind. Sollte sich Deutschland beispielsweise von dem geplanten Interner Link: „Verbrenner- Aus“ für Autos in 2035 abwenden, könnten die Klimaziele bereits nicht mehr erreichbar sein.
Bei klimapolitischen Entscheidungen in der EU, wie etwa dem Zwischenziel für 2040, das für die NDC entscheidend ist, hatte sich Deutschland eher als Bremser gezeigt. Bei den Verhandlungen unter dem Pariser Abkommen hatte Deutschland in vielen Jahren eine Führungsrolle übernommen. Bspw. vermittelten deutsche Verhandler:innen in Konflikten wie zuletzt dem Fund for responding to Loss and Damage. Sollten in 2025 aber, wie von manchen Expert:innen befürchtet, Zahlungen im internationalen Klimaschutz und der Entwicklungszusammenarbeit sinken, droht das internationale Vertrauen zu schwinden.
Fußnoten
Der größte Streitpunkt unter der UNFCCC ist seit jeher die Finanzierung von Klimamaßnahmen. Vor allem geht es um die fehlende Unterstützung von armen Ländern. Die Industrieländer hielten bereits ihr letztes Versprechen, ab 2020 Entwicklungsländern jedes Jahr 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung zu stellen, erst 2022 ein. Das neue Finanzierungsziel (New Collective Quantified Goal, NCQG) verspricht nun 300 Milliarden US-Dollar ab 2035 und wurde 2024 verabschiedet. Die Gelder sollen Entwicklungsländer für ihre Klimaschutzbemühungen bekommen, es ist jedoch noch nicht klar, wie sie aufgebracht werden sollen; also z.B., wer welchen Anteil dazu gibt.
Auch andere Fonds, wie der oben genannte Fund for responding to Loss and Damage oder der Klimaanpassungs-Fond blieben relativ leer. Zusätzlich problematisch ist, dass viele der Gelder als Kredite vergeben werden. Hier verschulden sich Entwicklungsländer weiter. Fehlende Gelder haben das Vertrauen in die globale Gemeinschaft und das Pariser Abkommen stark geschwächt.
Weiter wird am Pariser Abkommen kritisiert, dass viele Regelungen Schlupflöcher beinhalten oder eher Absichtserklärungen sind. D.h. Entscheidungen wie die oben erwähnte Abkehr von den fossilen Brennstoffen sind rechtlich nicht bindend und sie werden von den Vertragsstaaten unterschiedlich aufgefasst. Manche Länder (z.B. Russland) interpretieren sie deshalb so, dass sie in den kommenden Jahren erstmal mehr fossile Brennstoffe, besonders Erdgas, fördern. Da kein festes Datum vereinbart wurde, lässt sich leicht argumentieren, dass die Abkehr zu einem unbestimmten Moment in der Zukunft durchgeführt wird. Viele Länder tricksen auch in ihren NDCs und geben z.B. Ziele an, die sie auch ganz ohne Klimaschutzmaßnahmen schaffen. Oder es werden bei Sektoren, wie der Landwirtschaft, nur extrem vage Ziele genannt.
Das bekannteste Beispiel für einen Rückschlag ist vielleicht der erneute Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen, während der zweiten Amtszeit von Donald Trump. Es besteht das Risiko, dass weitere Länder Trumps Politik nachahmen. Außerdem stoppte er sämtliche Gelder für Entwicklung- und Klimathemen, die die USA an ärmere Länder zahlten.
Ausblick
Jedes Jahr treffen sich die Länder zu den so genannten COPs (Conference of the Parties), den Weltklimakonferenzen der UNFCCC um die internationale Klimapolitik insgesamt und die Umsetzung des Pariser Abkommens weiterzuentwickeln. Mit dem voranschreitenden Klimawandel werden die Konflikte zwischen ärmeren und reichen Ländern hier immer stärker. Interner Link: Vor allem arme Länder leiden bereits heute sehr stark unter Klimawandelfolgen wie Fluten oder Dürren und haben kaum Hebel, um von den reicheren Ländern mehr Unterstützung einzufordern. Das hat zu einer großen Frustration mit dem Pariser Abkommen geführt. Manche sprechen sogar von einem Scheitern des Abkommens.
Tatsächlich deutet alles darauf hin, dass das große Ziel des Abkommens, die Erderwärmung bei 1,5°C bzw. deutlich unter 2°C zu stoppen, nicht erfüllt werden wird. Die Zusammenarbeit der Länder steckt in der Krise - und das nicht nur beim Pariser Abkommen.
So ein internationaler Vertrag wie das Pariser Abkommen ist nur so gut, wie das, was die Länder daraus machen. D.h. wenn die Länder selbst nicht genügend ehrgeizige Klimapolitik betreiben, kann auch ein internationaler Vertrag keine Wunder bewirken. Und das, was wir „zu Hause“ erleben, also Wirtschaftskrisen, wachsende Klimaschutzskepsis oder Kriege, spiegelt sich auch auf der Weltbühne wider, z.B. wenn deshalb weniger Geld für den Klimaschutz ausgegeben wird.
Das Pariser Abkommen ist trotz seiner Lücken und Anfälligkeit insgesamt ein Gewinn für den Klimaschutz. Es ist der Angelpunkt der internationalen Klimapolitik, bildet die Richtschnur an der die die meisten Klimamaßnahmen ausgerichtet werden und steht weiterhin als Symbol des Willens für die globale Gemeinschaft. Auch in den UNFCCC-Gremien ist man sich bewusst, dass der Prozess nicht gut funktioniert und er dringend reformiert werden muss. Es gibt bereits viele Vorschläge, die diskutiert werden. Beispielsweise haben Expert:innen vorgeschlagen 2025 auf der COP 30 zu diskutieren, dass die COP-Präsidentschaften nach strengeren Kriterien ausgewählt werden sollen. Auch sollten nicht mehr alle Entscheidungen einstimmig getroffen werden oder ein einzelnes Land ein Veto einlegen können. Viele schlagen auch Verhandlungen in kleineren Länder-Gruppen vor. In den letzten Jahren haben sich bereits immer mehr sogenannte Klimaallianzen oder Klimaclubs gebildet, die sich nur auf bestimmte Klima-Themen konzentrieren und bei denen nicht alle UNFCCC-Länder Mitglied sind.