Lokaljournalismus
Grundlegende Merkmale und Kennzeichen

Ein Viertel aller Journalisten arbeiten fürs Lokale und Regionale
Von den in einer Studie von Weischenberg, Malik und Scholl 2005 geschätzten 48.000 deutschen Journalisten, die hauptberuflich oder als feste oder freie Mitarbeiter in deutschen Medienunternehmen arbeiten, ist über ein Viertel in erster Linie im Bereich Lokales und Regionales tätig. Dies ist gegenüber der vorherigen Untersuchung im Jahr 1993 eine Verstärkung - doch in den letzten Jahren ist wieder eine Tendenz zu redaktionellen Einsparungen zu verzeichnen: Lokalredaktionen werden zusammengelegt, Inhalte weiter verwertet und ganze redaktionelle Bereiche organisatorisch ausgelagert. Betrachtet man die Verteilung in Bezug auf die verschiedenen Medientypen, so arbeiten die meisten der Lokaljournalisten bei Zeitungen (59 %) und Anzeigenblättern (44 %), nur etwa zehn Prozent arbeiten im Rundfunkbereich. Sie sind in der Regel gut ausgebildet: Sie haben relativ oft volontiert, immerhin zwei Fünftel von ihnen haben eine abgeschlossene akademische Journalistenausbildung oder eine Journalistenschule besucht. Tendenziell arbeiten mehr Männer im Lokalen, der Altersdurchschnitt entspricht mit gut vierzig Jahren dem aller Journalisten. Auch wenn viele Journalisten ihren beruflichen Einstieg im Lokalteil machen, zeigen die Zahlen, dass es nicht nur das Ressort der Berufsanfänger ist, die Zusammensetzung einer durchschnittlichen Lokalredaktion entspricht der einer deutschen Redaktion insgesamt.Das Lokale ist wichtig, darüber sind sich alle einig. Es ist wichtiger Arbeitgeber, bindet Leser, erfüllt gesellschaftliche Teilhabe. Dennoch steht das Lokale, insbesondere die lokale Tageszeitung, vor deutlichen Herausforderungen, die diese Bedeutung konterkarieren. Die Reichweiten und Werbeeinnahmen von Zeitungen sinken seit Jahren kontinuierlich, dies führt zu Reaktionen bei Verlegern, die insbesondere die Leistungsfähigkeit von Lokalredaktionen betreffen. Damit steigen die Anforderungen an den Lokaljournalisten und die Arbeitsbelastung, bedingt durch redaktionelle Umstrukturierungen, durch neue Konkurrenz im Netz und durch den zunehmenden Einsatz verschiedener crossmedialer Verbreitungskanäle. Denn gerade das Internet erfordert eine neue crossmediale Arbeitsweise, bei der es die Besonderheiten der Rezeption und textualen Strukturen des Mediums auch im Lokalen zu beachten gilt. Genauso wie sich die Erwartungen der Leser an ihre Zeitung verändern.
Weiterführende Literatur
Friedrichsen, Mike (Hrsg.) (2010): Medienzukunft und regionale Zeitungen. Der lokale Raum in der digitalen und mobilen Medienwelt. Baden-Baden.Haller, Michael (2003): Lokale Kommunikation. In: Bentele;Günter; Brosius, Hans-Bernd und Ottfried Jarren (Hrsg.), Öffentliche Kommunikation. Handbuch Kommunikations- und Medienwissenschaft. Opladen, S. 576–589
Kretzschmar, Sabine, Möhring, Wiebke und Lutz Timmermann (2009): Lokaljournalismus. Wiesbaden (Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung)
Wolf, Fritz (2010): Salto Lokale. Das Chancenpotential lokaler Öffentlichkeit. Zur Lage des Lokaljournalismus. 15. Mainzer Medien Disput. Als Download erhältlich unter http://www.mainzermediendisput.de/.