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Dokumentation: Museum Danzig: Stellungnahmen zur Ausstellung „Unsere Jungs“ (2025) | Polen-Analysen | bpb.de

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Dokumentation: Museum Danzig: Stellungnahmen zur Ausstellung „Unsere Jungs“ (2025)

/ 6 Minuten zu lesen

Die Ausstellung „Unsere Jungs“ in Danzig (Gdańsk) zeigt das Schicksal von Polen, die im Zweiten Weltkrieg in die Wehrmacht zwangsrekrutiert wurden. Die Ausstellungsmacher reagieren auf Kritik.

Ein Museum hat die Pflicht, auch schwierige Themen zu präsentieren, sagen die Ausstellungsmacher. (© A. Grabowska, © Muzeum Gdańska)

Herausgeber der Länderanalysen

Die Polen-Analysen werden von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V., dem Deutschen Polen-Institut, dem Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien, dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung und dem Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) gGmbH gemeinsam herausgegeben. Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb veröffentlicht die Analysen als Lizenzausgabe.

Museum Danzig: „Unsere Jungs“. Eine Ausstellung über ignorierte Geschichte

10. Juli 2025

Im Rathaus des Stadtteils Rechtstadt (Główne Miasto) in Danzig (Gdańsk) wird in Kürze eine Sonderausstellung zu einem Thema eröffnet, das jahrzehntelang nicht fundiert erklärt und verstanden wurde – der Wehrdienst von Einwohnern Pommerellens in der deutschen Armee während des Zweiten Weltkrieges. Die Ausstellung, die vom Museum Danzig (Muzeum Gdańska) in Zusammenarbeit mit Partnern vorbereitet wurde, bewertet nicht, sondern erklärt. Sie ist vom 12. Juli 2025 bis 10. Mai 2026 geöffnet.

„Die Ausstellung 'Unsere Jungs. Einwohner Danzig-Westpreußens in der Armee des Dritten Reiches'* beschäftigt sich mit sowohl in der Öffentlichkeit als auch häufig im privaten Bereich verschwiegenen Erfahrungen. Vielen Einwohnern von Pommerellen schien das Thema des Dienstes in der deutschen Armee zu gefährlich zu sein, um offen darüber zu reden. Es blieb im Verborgenen, um Schwierigkeiten zu vermeiden. Im vertrauten Kreis war es kein Tabu, allerdings wurde es in vielen Familien auch vollkommen verdrängt“, sagt Prof. Waldemar Ossowski, Direktor des Museum Danzig. „Wir glauben, dass ein Museum als Institution des öffentlichen Vertrauens die Pflicht hat, auch schwierige Themen aufzunehmen. Nicht um zu rechtfertigen oder anzuklagen, sondern um zu erklären und Wissen und Verständnis zu vertiefen. Nur auf diese Weise kann man eine Gemeinschaft aufbauen, die sich auf Empathie und nicht auf Vereinfachungen stützt.“

Die Ausstellung „Unsere Jungs. Einwohner Danzig-Westpreußens in der Armee des Dritten Reiches“ wird in der Säulengalerie des rechtstädtischen Rathauses in Danzig, ul. Długa 46/47 gezeigt. Auf einer Fläche von 200 m² werden Originalstücke, Fotografien, Tonaufnahmen, künstlerische Installationen sowie persönliche Familienandenken präsentiert. Die Ausstellung wird von wissenschaftlichen Veranstaltungen und einem Bildungsprogramm begleitet.

Andenken, Geschichte, Schweigen – eine Erzählung über Hunderttausende Schicksale

Die Ausstellung erzählt vom Schicksal Hunderttausender Einwohner Pommerellens, die – meistens unter Zwang – in die Armee des Dritten Reiches eingegliedert wurden. Das ist Geschichte, die nahekommt, es sind die Schicksale unserer Nachbarn, Verwandten und Vorfahren. Der Titel „unsere Jungs“ ist keine Metapher, er ist eine bewusste Bezugnahme auf einen Begriff, mit dem während des Krieges Luxemburger in einer ähnlichen Situation bezeichnet wurden („Ons Jongen“).

„Das ist eine Ausstellung über jemanden Nahestehenden, für den wir Verantwortung übernehmen und der nicht in Vergessenheit geraten soll – und, was nicht so offensichtlich zu sein scheint, über uns selbst“, sagt Dr. Andrzej Hoja vom Museum Danzig, Kurator der Ausstellung. „Es ist eine Erzählung über Generationen, die im Schatten des Schweigens aufwachsen, über Nachkommen, die heute versuchen, die Entscheidungen ihrer Großväter und Urgroßväter zu verstehen. Eines dieser Schicksale ist die Geschichte von Stanisław Szuca, Sohn des von den Deutschen ermordeten bekannten polnischen Aktivisten in der Freien Stadt Danzig, Michał Szuca. Stanisław, dessen Mutter Deutsche war, wurde zunächst in Gruppe 4 der Deutschen Volksliste eingeordnet. Er erhob Einspruch und nach Zuerkennung der Gruppe 3 wurde er in die Wehrmacht einberufen und fiel an der Ostfront. Bis heute befinden sich viele mit seinem Tod […] verbundene Erinnerungsstücke im Familienarchiv. Es gibt weitere solcher Geschichten. Wir bemühen uns, sie ehrlich, ohne Vereinfachungen und Sensationslust zu zeigen.“

Die Ausstellung entstand dank der Zusammenarbeit des Museum Danzig, des Museums des Zweiten Weltkrieges in Danzig (Muzeum II Wojny Światowej w Gdańsku) sowie des Zentrums für Historische Forschungen der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin (Centrum Badań Historycznych Polskiej Akademii Nauk w Berlinie) mit Unterstützung der Sammlungen von Museen in Pommerellen sowie einiger Dutzend Familien aus Pommerellen und Danzig.

Zwischen Erinnerung und Vergessen

Die Ausstellung ist in drei Hauptbereiche geordnet: „Im Reich“, „Spuren“ und „Stimme“. Sie stellt nicht nur die Fakten dar, sondern erzählt auch von den Emotionen, Spannungen, Gewissensbissen und vom Schweigen, das jahrzehntelang diese Geschichte begleitete.

„Viele Einwohner dieser Region, die desertierten und sich den Alliierten anschlossen, blieben nach dem Krieg im Westen. Diejenigen, die nach dem Krieg Polen wählten, wo das Thema ihres Wehrdienstes Verdacht erregen könnte, haben Fotos vernichtet und Auszeichnungen versteckt. Manche wie Tony Halik haben sich eine völlig andere Version ihrer Geschichte im Krieg ausgedacht“, sagt Dr. Janusz Marszalec, Vizedirektor des Museums des Zweiten Weltkrieges und Kokurator der Ausstellung. „Die Fragen, die wir heute stellen, wurden jahrzehntelang nicht formuliert. Kann man in der Uniform des Angreifers dienen und gleichzeitig Opfer des Krieges sein? Haben wir ein Recht auf Erinnerung an diejenigen, die weder in den Schulbüchern noch in den jährlichen Ansprachen vorkamen? Die Antworten sind nicht immer einfach, aber die Absicht bleibt unverändert: Unser Ziel ist das Verstehen – der Menschen und der Situation. Erinnerung muss nicht spalten, sie kann verbinden.“ […]

Dr. Andrzej Gierszewski

Museum Danzig

*Nasi chłopcy. Mieszkańcy Pomorza Gdańskiego w armii III Rzeszy

Übersetzung aus dem Polnischen: Silke Plate

Erklärung des Museum Danzig zur Ausstellung „Unsere Jungs“

14. Juli 2025

Wir widersprechen den ungerechten und oberflächlichen Urteilen, die in der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit der Ausstellung „Unsere Jungs. Einwohner Danzig-Westpreußens in der Armee des Dritten Reiches“* auftauchen, und zwar ausschließlich von Personen, die sich weder mit der Ausstellung selbst noch mit ihrem historischen Kontext und ihrem Bildungsauftrag beschäftigt haben. Wir bedauern, dass das Narrativ um die Ausstellung für eindeutig politische Zwecke instrumentalisiert wird.

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Museum des Zweiten Weltkrieges in Danzig (Muzeum II Wojny Światowej w Gdańsku) und dem Zentrum für Historische Forschungen der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin (Centrum Badań Historycznych Polskiej Akademii Nauk w Berlinie) vorbereitet. Sie ist das Ergebnis der Arbeit einer Gruppe von Historikern und Museumsmitarbeitern, die sich seit Jahren mit der Dokumentation der komplexen Schicksale der Einwohner Pommerellens und anderer in das Dritte Reich eingegliederter Gebiete beschäftigen. Das Ziel der Ausstellung ist es, das tragische Schicksal der Menschen zu zeigen, die nach 1939 unter einen brutalen Zwang geraten waren – eingetragen in die Deutsche Volksliste, wurden sie unter Androhung von Repressionen gegen sie selbst und ihre Familien in die Wehrmacht eingezogen.

Der Ausstellungstitel „Unsere Jungs“ ist kein zufälliger Titel. Er betrifft Hunderttausende Personen – Söhne, Brüder und Väter aus autochthonen Familien. Sie wurden in eine Situation ohne Wahlmöglichkeit gestellt. Unsere Ausstellung zeigt sie in einer Weise, die von Schwarz-Weiß-Urteilen weit entfernt ist.

Wir erinnern: Die zwangsweise Germanisierung, der Eintrag in die Volksliste, die Einberufung in die deutsche Armee waren Handlungen des Besatzers. Viele Betroffene wurden für die Verweigerung des Wehrdienstes, Fahnenflucht aus der Wehrmacht und den Versuch, zu den Polnischen Streitkräften (Polskie Siły Zbrojne) zu gelangen, zum Tode verurteilt und in Konzentrationslager verbracht. Ein Beispiel ist Stanisław Szuca, der wegen der propolnischen Einstellung seiner Familie in der Freien Stadt Danzig an die Front geschickt wurde. In der Ausstellung stellen wir auch das Schicksal von Edmund Tyborski aus Swornegacie vor, der für seine Flucht aus der Wehrmacht und seinen Versuch, sich den Partisanen anzuschließen, guillotiniert und seine Familie ins Lager geschickt wurde.

Die Annexion polnischer Gebiete, die Nötigung der Polen, die Volksliste zu unterschreiben, und die Zwangsrekrutierung in die Wehrmacht sind ein deutsches Verbrechen, das wir nicht verschweigen werden. Wir werden nicht über seine Opfer schweigen, die jahrzehntelang diese Tatsache verborgen haben, da sie sich vor Verurteilung und Ausschluss fürchteten. Wir zeigen das Leid der Menschen, denen keine Wahl gelassen wurde. Wir akzeptieren nicht, wenn sie als Verräter oder Kollaborateure dargestellt werden. Die Opfer deutscher Gewalt aus der polnischen nationalen Gemeinschaft auszuschließen, ist nicht nur unwürdig und unpatriotisch, sondern erinnert an die niederträchtige Propagandarhetorik der Volksrepublik Polen, die jahrzehntelang die Opfer stigmatisierte und nicht die Täter.

Die Geschichten der Menschen, die in der Ausstellung vorgestellt werden, werden von Bildungsmaterial, Expertenkommentaren und Stimmen der Familien begleitet, die über Jahrzehnte nicht das Recht hatten, sich zu äußern. Es kann kein ehrlicher Diskurs über die Geschichte ohne einen ehrlichen Blick auf ihre schmerzhaftesten Aspekte entstehen. Wir laden ein, die Ausstellung zu besuchen und erst im Anschluss daran Urteile zu formulieren.

Dr. Andrzej Gierszewski

Museum Danzig

*Nasi chłopcy. Mieszkańcy Pomorza Gdańskiego w armii III Rzeszy

Übersetzung aus dem Polnischen: Silke Plate

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