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"Ganz wesentlich ist der Punkt digitale Mündigkeit" | Politische Bildung in einer digitalen Welt | bpb.de

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"Ganz wesentlich ist der Punkt digitale Mündigkeit"

Björn Nölte

/ 11 Minuten zu lesen

Im Interview schildert Björn Nölte, wie digitale Medien seinen Unterricht verändert haben und welche digitalen Methoden sich für den Politikunterricht eignen. Dabei bedeute digitale Bildung mehr als den Umgang mit Tools und Kommunikation.

"Ganz wesentlich ist der Punkt digitale Mündigkeit" – Interview mit Björn Nölte

Ein Transkript des Interviews können Sie hier nachlesen:

bpb.de: Herr Nölte, wie haben digitale Medien Ihren Unterricht verändert? Gibt es typische Szenarien in Ihrer Praxis?

Björn Nölte: Also im Politik- und Geschichtsunterricht spielt ja Urteilsbildung immer eine ganz große Rolle. Und ich denke, viele Geschichts- oder Politiklehrer, die das jetzt hören, die kennen so etwas wie die Methode Positionslinie, dass die Schüler sich zum Beispiel im analogen Klassenraum zu Beginn der Stunde zu einer Urteilsfrage im Raum positionieren und ihre Meinung begründen und dann durch den Unterricht, durch die Stunde ihr Urteil möglicherweise verändern und am Ende der Stunde dann sich nochmal in dieser Positionslinie abbilden, um ihr Urteil abschließend zu sprechen und möglicherweise auch Veränderungen zu begründen.

Und das lässt sich zum Beispiel mit einer digitalen Methode sehr viel komfortabler gestalten, auch asynchron gestalten. Da gibt es digitale Pinnwände, wie Externer Link: "Jamboard" zum Beispiel, wo die Schüler sich zu Fragen ganz einfach alle zusammen in einer Pinnwand verewigen können und ihre Positionen darlegen können. Und man hat sofort einen Überblick. Auch mit anderen Umfrage-Tools wie Externer Link: "Mentimeter" geht es ja ganz gut, dass eben zu Urteilsfragen man auf einen Blick - als Lehrer und eben auch die Klasse - einen Überblick bekommt und dann mit Schülern ins Gespräch kommen kann und darüber dann eben auch Schüler miteinbeziehen kann, die jetzt von sich aus vielleicht nicht üblicherweise diejenigen sind, die an erster Stelle vorne stehen und sich artikulieren.

Björn Nölte (© Frank Wöllfing)

Und da sind diese digitalen Umsetzungen natürlich mit vielen Vorteilen versehen, weil die eben haltbarer sind. Man kann später nochmal darauf zurückgreifen. Sie sind veränderbar, sind gemeinsam bearbeitbar. Also bei diesen Urteilssituationen im Unterricht, da sind digitale Medien schon im Detail von ganz großem Nutzen. Und dann ist natürlich alles was, ich sage mal mit Projektunterricht im größeren Sinn zu tun hat, sehr viel leichter möglich auf digitalem Wege. Das heißt, was im Politikunterricht projektartig bearbeitet werden kann, kann eben sehr viel besser eigenständig von Schülern bearbeitet werden. Und man hat ganz andere Möglichkeiten, auch authentisch am politischen Diskurs teilzunehmen über digitale Wege.

Können Sie mir dafür nochmal ein Beispiel nennen?

Mir fällt als erstes ein Beispiel ein, was aus dem Deutschunterricht tatsächlich stammt. Aber es hat für mich ganz klar eine politische Dimension. Und zwar gibt es in Berlin die Street-Art-Künstlerin Barbara. Die heißt nur Barbara, ist völlig unsichtbar und man weiß gar nicht, wer dahintersteckt. Und diese Street-Art-Künstlerin baut nun also mit Veränderungen des öffentlichen Bildes, also zum Beispiel bei Schildern, wo "Rasen betreten verboten" und so weiter abgebildet ist, verändert sie diese Schilder und baut eigene politische Botschaften, die sich gegen Rassismus oder gegen Diskriminierung richten, in den öffentlichen Raum ein.

Das habe ich meinen Schülern gezeigt und wir haben das quasi nachgebaut. Wir sind jetzt nicht Barbara, sondern haben uns ein bisschen anders genannt, so wie unser Namensgeber an der Schule, und haben nun auf dem Schulgelände, aber auch in der Stadt Potsdam ähnlich den öffentlichen Raum so verändert, dass da politische Botschaften, manchmal witzig, manchmal auch sehr ernst, zum Tragen kamen und haben so versucht, in öffentliche Diskussionen auch teilzuhaben. Und das Tolle war dann, dass diese ganze Aktion, weil wir das eben über Social Media verbreitet haben, dann von dieser Original-Barbara - auch die wurde darauf aufmerksam und hat sich dann an uns gewandt, hat mich kontaktiert und wir sind mit ihr in Kontakt getreten.

Also daraus ist jetzt vielleicht keine Teilnahme einer Bundestagssitzung entstanden, aber doch eine Teilhabe der Schüler an bestimmten politischen Diskussionen hier im Alltag. Und sie haben da auch ganz authentische Erfahrungen machen können. Eben über digitale Medien und über digitale Kommunikation, die jetzt doch, glaube ich, aus Schülersicht etwas ganz anderes waren als der übliche Unterricht im Klassenraum. Aber man kann natürlich auch auf ganz regulären Wegen am politischen Diskurs teilnehmen und in Projekten die Schüler dann auch über digitale Kommunikation zum Beispiel mit Politikern oder mit Akteuren verbinden. Was wir ja auch schon gemacht haben, um dergestalt dann Projekte durchzuführen.

Sie haben ja gerade schon die Schüler und die Erfahrungen der Schüler angesprochen. Welche Fähigkeiten sollte historisch-politische Bildung den Schülerinnen und Schülern denn ihrer Meinung nach im Kontext Digitalisierung mitgeben?

Also für mich als auch Politiklehrer, auch wenn ich das im Moment nur sehr wenig unterrichte leider, spielt der Begriff Mündigkeit da eine ganz große Rolle und ich glaube, das ist überhaupt für mich eine Grundfeste von pädagogischer Arbeit. Und das Ganze kann man natürlich auch und muss man natürlich auch auf den Bereich der Digitalität übertragen. Also die Schüler sind mit diesen Fragen von Datenschutz, von Souveränität über die eigenen Daten, mit dem, was da produziert wird, also alles was wir - und das machen wir ja hier bei uns sehr massiv - was digital verarbeitet wird, erfährt ja auch irgendeine Form von kleinerer oder größerer digitaler Öffentlichkeit. Und da ist es natürlich ganz wichtig die Schüler auch mit der Fähigkeit auszustatten, das zu überblicken, was sie da in ihrem Namen oder nicht unter ihrem Namen machen.

Also etwas, das zum Beispiel von uns auch gemacht wurde, ist, dass wir eigene Fake-News produziert haben, in Umlauf gebracht haben, das dann auch wieder aufgelöst haben, aber den Schülern so versucht haben zu zeigen, ja, wie denn Fake-News funktionieren und dadurch, dass sie als Gestalter daran teilhaben, ihnen dann auch so ein Stück Mündigkeit zu geben, was sie als Konsumenten und als Teilnehmer an der digitalen Kommunikation dann auch mitbringen müssen.

Das heißt, ich glaube, es geht nicht nur um Fähigkeiten technischer Art, wie jetzt bestimmte Tools zu handhaben sind oder auch nicht nur um Kommunikation, sondern ganz wesentlich ist der Punkt digitale Mündigkeit.

Inwiefern bieten sich digitale Medien denn an, um Mündigkeit explizit zu fördern?

Es ist schon erstmal so, dass durch digitale Medien die Möglichkeiten wachsen, die wir im Unterricht anstreben können. Das hängt mit Differenzierung zusammen. Also der mündige Schüler ist derjenige aus meiner Sicht, der auch selbst über seinen eigenen Lernprozess, soweit wie es irgendwie möglich ist, mitentscheiden kann und darüber Verantwortung übernehmen kann. Das heißt, man hat zum Beispiel mit digitalen Möglichkeiten die Chance, den Schülern wirklich selbstständig viel größere Möglichkeiten der Differenzierung anzubieten.

Ich habe das zum Beispiel mit Schülern schon mit großem Erfolg und gegenseitigem Spaß mal so gemacht, dass sie wirklich in so kleinen Kurzprojekten eine sehr große Bandbreite an Möglichkeiten hatten, welche Themen sie in welcher Konstellation und auf welchem Lernweg selbst bearbeiten. Das heißt, die Schüler haben von mir in der zehnten Klasse einen Überblick darüber bekommen, welche Kompetenzen, welche Inhalte in dem Fach in der Oberstufe dann eine Rolle spielen werden. Und dann haben die Schüler selbst entschieden: Was mache ich mit wem zusammen? Wie beschäftige ich mich jetzt die nächsten drei Wochen? Und wie sieht dann auch meine eigene Leistungsbewertung aus?

Und wenn der Schüler selber die Entscheidung trifft, sich mit diesem oder jenem Thema in der Art und Weise auseinanderzusetzen, dann steigt natürlich die die Relevanz für den Schüler immens. Und das, was er dabei lernt, ist viel höher, als wenn ich ihm jetzt vorgekaute Arbeitsblätter im schlimmsten Fall oder kleinschrittige Arbeitsanweisungen vorsetze, die er dann für mich sozusagen zu erledigen hat.

Das heißt, Mündigkeit ist auch immer gekoppelt an die Voraussetzung, kann nicht von heute auf morgen passieren, sondern muss eben auch vorbereitet sein durch jahrelangen Unterricht, der darauf abzielt, die Schüler an diese Mündigkeit und Entscheidungsfähigkeit zu gewöhnen. Und dann ist es natürlich fantastisch, mit digitalen Medien zu arbeiten, wo Audio, Video, Zusammenarbeit, Recherche und alles den Schülern in so einer Vielfalt zur Verfügung steht, dass jeder Schüler dann eben auch die Chance hat, seinen Weg kreativ so zu gestalten, wie das für ihn eben am allerbesten ist. Und das geht dann oft im Politikunterricht eben auch mit einer Aktualität und Authentizität einher, die eben über den digitalen Weg viel leichter zu erreichen ist als auf analogem Weg.

Nun haben Sie ja gerade geschildert, dass Sie Tools und Technik sehr umfangreich einsetzen und sehr umfangreich in Ihren Unterricht integrieren. Viele andere Lehrerinnen und Lehrer kritisieren ja die schlechte Ausstattung ihrer Schulen und der Externer Link: Digitalpakt Schule soll da jetzt Abhilfe schaffen, soll die Ausstattung an Schulen verbessern, für WLAN und Schulclouds usw. sorgen. Wie beurteilen Sie denn die Auswirkungen dieses Vorhabens und auch die Umsetzung?

Ich finde es erstmal toll, dass überhaupt die Öffentlichkeit jetzt auch im Zuge von diesem Stichwort Digitalpakt die Notwendigkeit erkannt hat, in der Richtung endlich aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen und etwas auf die Beine zu stellen. Das ist die positive Seite. Auf der anderen Seite ist es, glaube ich, tatsächlich so, dass dieser Digitalpakt doch so eine Art typisches Bürokratieungetüm ist. Dadurch, dass der Bund die Verantwortung auf die Länder übertragen hat, dafür zu sorgen, wie denn konkret an die Gelder gelangt werden kann, kann ich jetzt nur aus unserer Perspektive sagen, dass das doch oftmals mit hohen bürokratischen Hürden verbunden ist.

Und deswegen glaube ich leider, dass die Eigeninitiative, die bei uns auch eine sehr große Rolle spielte, viel größeren Einfluss ausüben kann als die Gelder, die jetzt möglicherweise durch den Digitalpakt kommen, die ja auch für bestimmte Bereiche vorgesehen sind. Und ich setze eigentlich eher auf nachhaltige, langfristige Ausstattung durch den Schulträger und auf Eigeninitiative der Schulen dann auch zu bewirken, ja vielleicht Einfluss darauf nehmen zu können, was angeschafft wird in Verbindung mit sinnvollen Medienkonzepten. Und bin jetzt nicht ganz so davon überzeugt, dass der Digitalpakt alle unsere Probleme wird lösen können.

Schülerinnen und Schüler müssen nicht nur geschützt werden. (Illustration: Johanna Benz und Tiziana Beck/graphicrecording.cool) Lizenz: cc by-nc-sa/4.0/deed.de

Unter den Fürsprechern digitaler Bildung ist der Einsatz von Anwendungen großer Anbieter wie Google oder Facebook angesichts ihres Einflusses und auch datenschutzrechtlichen Bedenken umstritten. Warum nutzen Sie im Unterricht trotzdem die Software großer Anbieter statt nicht-kommerzieller Alternativen?

Also ich bin da gegen Schwarz-Weiß-Einteilungen. Ich glaube, im Mittelpunkt der ganzen Überlegungen steht das Lernen. Es geht ja darum, dass Schüler in der Schule lernen sollen. Und ich fühle mich eben dafür verantwortlich, dass das unter den bestmöglichen Bedingungen geschehen kann. Und da gibt's jetzt eine Reihe von Faktoren, die für mich, für uns hier entscheidungsleitend waren. Da gibt es zum einen natürlich den Faktor Datenschutz und digitale Verantwortung. Es gibt aber auch den Faktor, welche Systeme ermöglichen uns und den Schülern wirklich die bestmögliche Voraussetzung, um zeitgemäß lernen zu können? Und es geht eben nicht zuletzt auch darum, dass die Entscheidungen, die wir hier getroffen haben, unter Einschluss von Eltern und Schülern passierte. Das heißt, wir haben uns da doch verschiedene Systeme, Möglichkeiten, Wege angeguckt, haben sehr intensiv und transparent mit den Eltern zusammengearbeitet und haben in einem langen Prozess auch rechtliche Grundlagen dafür geschaffen, dass das, was wir jetzt benutzen, von einem großen amerikanischen Anbieter eben auch vom Schulamt abgesegnet wurde.

Und ich denke immer, um mal ein konkretes Beispiel zu bringen, die Schüler brauchen auch nicht auf Teufel komm raus nur geschützt werden. Die können zum Beispiel die Algorithmen einer Google-Suche, die jetzt mit ihrem normalen privaten Google-Account vor sich geht, am besten vergleichen oder auch durchschauen, wenn sie das vergleichen können mit einer Google-Suche, die eben im Education-Bereich so stattfindet, dass da kein Tracking, keine Algorithmisierung und keine Verwendung der Daten stattfindet. Dann sehen sie zum Beispiel, dass zwei unterschiedliche Suchergebnisse dabei rauskommen und haben viel leichter durch diesen Kontakt die Möglichkeit, auch diese Dinge zu durchschauen, als wenn man die Schüler jetzt versucht, von allem fernzuhalten und mit nichts in Verbindung zu bringen.

Heißt das, die Nachteile oder auch mögliche Gefahren von diesen Medieneinsatz werden thematisiert bei Ihnen im Unterricht?

Ja, unbedingt. Wir fragen uns natürlich schon bei Google und Microsoft, um die Anbieter beim Namen zu nennen, da wird natürlich schon auch darüber gesprochen, warum ist das so, dass diese Lösungen kostenfrei angeboten werden? Und mit welcher Absicht agieren die Konzerne? Und was sind hier die Vorteile? Das wird natürlich thematisiert. Also es ist auch so, dass das von den Schülern ganz aktiv eingefordert wird. Und das finde ich, ist auch der richtige Weg. Dass man da möglicherweise auch - Fehleinschätzungen kann man auch korrigieren, den Weg dann doch wieder ein bisschen anders fahren. Aber ich finde, der offene Umgang damit in Verbindung mit der Suche nach der besten Lösung zum Lernen, das ist meines Erachtens der richtige Weg.

Die Corona-Pandemie hat dem Thema digitale Bildung ja unverhoffte Öffentlichkeit verschafft und viele Schulen haben sich an Lernplattformen versucht, an Videokonferenzen, auch Schulen, für die das davor noch gar keine große Rolle gespielt hat. Gibt es denn Dinge, die Sie nach den Zeiten des Homeschoolings mitnehmen bzw. beibehalten wollen?

Ja, unbedingt. Also erstmal ist es ja toll, dass an allen Ecken und Enden der Republik über digitale Bildung gesprochen wird. Das finde ich ja schon mal großartig, dass das Thema überhaupt die Öffentlichkeit so erreicht. Und dann wäre es natürlich wünschenswert, dass viele Dinge - und ich kriege das auch von vielen Kollegen meiner Schule und von anderen Schulen mit -, dass gesagt wird, das, was wir jetzt hier gerade machen, das eignet sich ja auch für die Zeit danach. Aber wir wissen ja nicht, wie die Zeit danach aussieht. Aber Videokonferenzen mit Eltern zum Beispiel oder auch asynchrones Lernen, die Frage, was muss zuhause, was kann zuhause oder was muss in der Schule gelernt werden, überhaupt der der Umgang mit digitalen Medien, der verstärkte Einsatz, das den Schülern auch zur Verfügung zu stellen - also da hoffe ich, dass vieles erhalten bleibt.

Ich würde mir natürlich langfristig auch wünschen, dass die grundsätzlichen Fragen, die jetzt teilweise auch diskutiert werden, also ich sage mal Stichwörter wie Prüfungsformate oder generell stärkere Ermöglichung vom Einsatz eigener Geräte im Unterricht oder eine viel größere Selbstverständlichkeit, das würde ich mir schon wünschen.

Und was der letzte Punkt ist, den ich mir wünsche, ist der Pragmatismus, mit dem jetzt auch zum Beispiel das Thema Datenschutz angegangen wird. Nicht in einem naiven Hineingaloppieren in unverantwortliche Wege, aber in einer pragmatischen Abwägung von datenschutzrechtlichen Chancen und Risiken, dass man da sinnvolle Wege findet. Das wäre doch ein ganz tolles Erbe aus der Corona-Zeit.

Interview: Lea Schrenk, Redaktion: Tim Schmalfeldt

Björn Nölte war früher Lehrer für Geschichte und Deutsch an einer Potsdamer Gesamtschule und bildete als Hauptseminarleiter angehende Lehrerinnen und Lehrer aus. Heute ist er Schulrat der Evangelischen Schulstiftung Berlin/Brandenburg und dort insbesondere für das Thema Digitalisierung zuständig.