In der arabischen Welt werden die Vorstellungen von der Globalisierung durch Krieg und den anhaltenden arabisch-israelischen Konflikt beeinflusst und insbesondere von zwei Faktoren bestimmt:
dem aktuellen Verlauf der Integration mit dem Rest der Welt, für den die Ölausfuhren und die Wanderungsbewegungen maßgebend gesehen werden, und
der Furcht vor den Auswirkungen der Globalisierung auf kulturelle Identität und lokale Traditionen.
Für viele Menschen in der Region ist die Globalisierung gleichbedeutend mit der Einmischung ausländischer Mächte in ihre wirtschaftlichen und politischen Angelegenheiten. Als Auswirkung wird eine geschwächte Souveränität und der Druck zu verschwenderischen Militärausgaben beklagt. Einige Stimmen vertreten die Ansicht, dass es wegen der Interessen des Westens keine angemessene Unterstützung der Demokratisierung in der Region gebe, weil die Popularität eines politisch geprägten Islams befürchtet werde oder das innerhalb des Ölsektors bestehende System aufrechterhalten werden solle. Diese Empfindungen würden durch das Elend der Palästinenser und die zahlreichen Besorgnisse über die Auswirkungen westlicher Medien und westlicher Werte weiter verstärkt. Allgemein besteht auch Besorgnis über die möglichen Arbeitsplatzverluste infolge der Liberalisierung von Handel und Investitionen und der Konkurrenz durch Entwicklungsländer mit niedrigeren Arbeitskosten. Es gibt jedoch auch Stimmen, die die Auffassung vertreten, dass wirtschaftliche Modernisierung durch Globalisierung der richtige Weg zu mehr Stärke und zur Beendigung der Abhängigkeit von ausländischen Mächten sei. Meinungsumfragen in den arabischen Ländern lassen eine zunehmende Unterstützung für regionale Integrationen sowohl zwischen arabischen Ländern als auch mit Europa erkennen. Dies wird auch als eine Möglichkeit gesehen, einige Früchte der Globalisierung zu ernten und der Konkurrenz aus kostengünstig produzierenden Ländern in Asien zu begegnen.
Bearbeitet nach: Eine Faire Globalisierung – Chancen für alle schaffen, Abschlussbericht der ILO-Weltkommission für die soziale Dimension der Globalisierung, 2004, S. 14 ff.