Erinnerungsarbeit hat das Ziel, die deutsche Geschichte aufzuarbeiten, sie verständlich und nachvollziehbar zu machen und daraus einen kritischen Umgang mit Geschichte und (Erinnerungs-)Politik zu entwickeln. Dies kann in Gedenkstätten und Museen vor Ort passieren – oder im digitalen Raum. In diesem Beitrag stellen wir fünf Projekte vor, die Erinnerungskultur ins Digitale übertragen.
Fünf Beispiele für Erinnerungsarbeit im Netz
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Von Inseln, Grenzübertritten und Namen: Diese fünf Projekte leisten digitale Erinnerungsarbeit und eignen sich für den Einsatz im Unterricht.
Dein Insel. Empire oder Kommune – wo wirst du enden?
Bei dem Chat-Bot-Spiel "Deine Insel" kreieren Spielende ihre eigene fiktive Insel.
Anhand von Multiple-Choice-Fragen bestimmen Spielende, welche Regeln auf ihrer Insel gelten sollen.
Zum Abschluss des Spiels gibt es eine Auswertung und Einordnung der gegebenen Antworten.
"Stell dir vor, du hättest deine eigene einsame Insel. Du kannst 20 gute Freund:innen mitnehmen, und ihr lebt dort so, wie ihr es richtig findet." – so beginnt das Online-Spiel Externer Link: Deine Insel von ZDF und Terra X. Was auf den ersten Blick unverfänglich wirkt, entpuppt sich im Verlauf des Spiels als Auseinandersetzung mit den Themen Nationalsozialismus und Machtübernahme. Im Verlauf des Spiels kreieren die Spielenden auf ihrer fiktiven Insel Regeln – indem sie Multiple-Choice-Fragen des Chatbots beantworten. Dabei sehen sich Spielerinnen und Spieler des Chat-Bot-Spiels mit Mechanismen konfrontiert, die die freie Gesellschaft bedrohen. Zum Abschluss werden die getroffenen Entscheidungen ausgewertet und eingeordnet.
Das Spiel wurde im Rahmen des Themenschwerpunkts "Hitlers Macht" zum 90. Jahrestag der NS-Machtübernahme entwickelt und entstand in Zusammenarbeit mit der Bildungsstätte Anne Frank und der Agentur NWON.
MoCom
MoCom steht für "Motion Comic".
Die Motion Comics werden auch vertont.
In begleitenden Workshops werden die Themen der verschiedenen Motion Comics aufgegriffen.
Für den Einsatz in Lernkontexten steht pädagogische Begleitmaterial bereit.
"Externer Link: MoCom" sind Motion Comics (Bewegte Comics), die sich mit der Deutschen Teilung auseinandersetzen. Beispielsweise werden unter dem Oberthema "Grenzübertritte" die Geschichten des Mädchens Anna und ihrer Flucht aus der DDR sowie der Flucht des Jungen Reza aus dem Iran in das geteilte Deutschland erzählt. Die Comics basieren auf realen Personen und ihren Erfahrungen. Für den Einsatz im Unterricht oder in anderen Bildungskontexten stellt "MoCom" pädagogisches Begleitmaterial bereit. Darüber hinaus können Lehrkräfte und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Schulungen der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn zu dem Projekt besuchen.
"MoCom" wurde von der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn und der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt realisiert und von der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur im Bundesprogramm "Jugend erinnert" gefördert.
Die Befreiung
Das Projekt "Die Befreiung" ermöglicht einen virtuellen Rundgangs durch das Konzentrationslager Dachau.
Der Rundgang und der dazugehörige Podcast wurden anlässlich des 75. Jubiläum der Befreiung des KZ Dachau veröffentlicht.
Das Projekt entstand in Zusammenarbeit des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau und des Bayerischen Rundfunks (BR).
"Externer Link: Die Befreiung" ist ein virtueller Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte Dachau, der von der Gedenkstätte und dem Bayerischen Rundfunk gemeinsam entwickelt wurde. Mithilfe von Fotos und Augenzeugenberichten erzählt der Rundgang die Befreiung des Konzentrationslagers durch die US-Armee am 29. April 1945 nach. Das Projekt bietet durch "Scrollytelling" einen neuen Zugang zu diesem historischen Ereignis. Der Rundgang ist auf der Website oder als Externer Link: App verfügbar. Die KZ-Gedenkstätte Dachau bietet ergänzend einen digitalen Workshop für Gruppen an.
From Numbers to Names
Ziel des Projekts "From Numbers to Names" ist es, die Opfer des Nationalsozialismus namentlich zu erinnern.
Mithilfe des Projekts können Einzelschicksale rückwirkend nachvollzogen werden.
"Externer Link: From Numbers to Names" ist ein Online-Tool, das Holocaust-Opfer mittels Gesichtserkennung auf Fotos identifizieren und so helfen möchte, die Namen der Menschen zu erinnern. Nutzerinnen und Nutzer können eigene Fotos ihrer Vorfahren auf der Website hochladen und bei der Identifizierung von Personen helfen. Eine künstliche Intelligenz gleicht hochgeladene Bilder mit einer Datenbank ab und zeigt dann Ergebnisse an, auf denen die gleiche Person zu sehen sein könnte.
Das Projekt wird von verschiedenen Holocaust- und Shoah-Gedenkstätten, unter anderem Yad Vashem und dem US Holocaust Memorial Museum, unterstützt.
Every Name Counts
#everynamecounts steht für "Jeder Name zählt" und ist ein digitales Projekt der Arolsen Archives.
Ziel von #everynamecounts ist es, an die Millionen Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.
Auf der Website können Freiwillige dabei mithelfen Dokumente digital zu erfassen.
Damit soll das Online-Archiv des Arolsen Archives ausgebaut werden.
Externer Link: Every Name Counts ist eine Crowdsourcing-Initiative des Arolsen Archives. Auf der Website des Projekts können Freiwillige bei der Erfassung der großen Datenmengen von Opfern des Nationalsozialismus mithelfen, indem sie beispielsweise Daten aus KZ-Aufnahmebögen auslesen. Bisher haben 75.000 Freiwillige an über sechs Millionen Dokumenten gearbeitet.
Auf diese Weise entsteht ein digitales Mahnmal, das es auch künftigen Generationen ermöglicht, sich an einzelne Menschen zu erinnern. Ergänzende Unterrichtsmaterialien für den Einsatz in der Schule sind in Planung.
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Leonie Meyer war von 2021-2024 Redakteurin für werkstatt.bpb.de. Ihr thematischer Schwerpunkt liegt auf den Wechselwirkungen von Sozialen Netzwerken und Politik bzw. politisch-historischer Bildung. Leonie Meyer hat einen Hintergrund in der Politikwissenschaft und studierte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
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