Soziale Bewegungen in Kolumbien
Kolumbien ist keine perfekte Demokratie. In vielen Landesteilen dominieren einzelne Gewaltakteure, von der Verwirklichung eines friedlichen Zusammenlebens ist man weit entfernt. Keine gute Voraussetzung für die Entfaltung sozialer Bewegungen.
Ausgangslage: Anspruch und Wirklichkeit
Die Wirklichkeit sieht leider anders aus: Die offiziellen Institutionen lassen zu, dass die Zivilbevölkerung ganzer Landesteile terrorisiert wird – zum einen von bewaffneten Guerillaorganisationen wie FARC und ELN und zum anderen von paramilitärischen Organisationen, die den Großgrundbesitzern und Drogenbaronen nahe stehen. Die Gerichte scheitern bei der Strafverfolgung oftmals auf der ganzen Linie. Insgesamt sind zwar unter der Regierung von Álvaro Uribe seit 2002 weniger Menschen als zuvor ermordet worden und die Sicherheitslage hat sich insbesondere in Zentralkolumbien gebessert. Aber die Todesraten sind gleichwohl erschreckend: In der ersten Amtszeit Uribes sind der kolumbianischen Juristenkommission zufolge mehr als 11.000 Menschen aus soziopolitischen Gründen getötet worden, beinahe 9.000 verloren bei Kämpfen ihr Leben. Die Armee wird für rund 15 Prozent, die Guerilla für beinahe ein Viertel der Tötungen verantwortlich gemacht, paramilitärische Gruppen und ihre Nachfolgeorganisationen morden trotz eines von der Regierung eingeleiteten Demobilisierungs- und "Reintegrationsprozesses" weiter.Wer vom Staat größere Anstrengungen zur Einhaltung der Menschenrechte einfordert, wird oftmals selbst zur Zielscheibe der Gewalt: In der ersten Amtszeit Uribes mussten 52 Vertreter von Menschenrechtsorganisationen und 271 Gewerkschaftsangehörige wegen Anschlägen ihr Leben lassen. Die Guerilla entführt jedes Jahr hunderte Zivilpersonen. Hunderttausende von Menschen, zumeist Bauernfamilien, befinden sich auf der Flucht, weil sie durch die Gewaltakteure von ihren Ländereien vertrieben worden sind.