Anspruch und Realität in der DDR gehen weit auseinander – das müssen auch die Theaterregisseurin Freya Klier und der Musiker Stephan Krawczyk erfahren. Ihr Aufbegehren endet mit Gefängnis und Abschiebung in den Westen.
Kommunistische Ideen haben im 20. Jahrhundert auf viele Menschen eine tiefe und oft nicht erklärbare Faszination und Anziehungskraft ausgeübt. Vor allem die sozialutopischen Verheißungen haben viele geradezu geblendet und ließen sie nicht die totalitären Anmaßungen erkennen, die zu unzähligen Verbrechen führten. Viele Menschen aber waren immun gegen die kommunistischen Versprechungen und lehnten das System ab.
Auch in der DDR gab es Künstler, die als Staatskünstler den Kommunismus und die DDR verherrlichten und in bewusster Anlehnung an die christliche Liturgie Hymnen auf die Diktatur produzierten.
Ihnen standen Künstler gegenüber, die sich mit ihrem Werk ganz bewusst gegen die Herrschenden und ihre Vorstellungen stellten. Viele von ihnen landeten im Gefängnis oder mussten die DDR verlassen. Der bekannteste Fall war Wolf Biermann, der 1953 von Hamburg nach Ost-Berlin übergesiedelt war. Der Liedermacher war überzeugter Kommunist und dennoch ein scharfer Kritiker der Verhältnisse in der DDR. 1965 erhielt er ein generelles Auftrittsverbot und im November 1976 wurde er gegen seinen Willen aus der DDR ausgebürgert. Erst Ende der 1980er Jahre wandte sich Biermann von seinem kommunistischen Glauben endgültig ab.
Ihr Aufbegehren endete mit Gefängnis und Abschiebung in den Westen. KONTRASTE zeichnet den Lebensweg der Theaterregisseurin Freya Klier und des Musikers Stephan Krawczyk nach.
Als Biermann der 1980er Jahre galt Stephan Krawczyk. Auch er war Anhänger kommunistischer Ideen. 1984 lernte er die Regisseurin Freya Klier kennen, die nie Kommunistin war. Sie hatte als 18jährige bereits ein Jahr im Gefängnis verbracht, weil ihre geplante Flucht in den Westen verraten worden war. Seit Anfang der 1980er Jahre in der unabhängigen Friedensbewegung aktiv, zählte Klier schon früh zu den wichtigen Köpfen der Opposition. Als er Freya Klier traf, war Krawczyk seiner Partei bereits entfremdet und stand der Situation in der DDR genauso kritisch gegenüber wie Freya Klier. 1985 trat er aus der SED aus. Seine vielen kritischen Lieder fanden ein begeistertes, vorwiegend junges Publikum, woraufhin er Berufsverbot erhielt.
Aber nicht nur Krawczyk, auch Klier wurde 1985 mit einem faktischen Berufsverbot belegt. Beide erarbeiteten in den folgenden Jahren gemeinsam gesellschaftskritische Programme, mit denen sie vor allem in Kirchen und Gemeinderäumen erfolgreich vor zehntausenden Zuschauern auftraten. Im November 1987 wandten sich beide mit einem offenen Brief an den Chefideologen der SED, Kurt Hager. Darin kritisierten sie den gesellschaftlichen Zustand in der DDR und forderten umfangreiche Reformen ein.
Am Rande einer offiziellen Demonstration Mitte Januar 1988 kam es zur Verhaftung von rund 160 Ausreisewilligen und Oppositionellen, darunter auch Stephan Krawczyk. Daraufhin wandte sich Freya Klier mit einem Appell an die Künstler der Bundesrepublik und forderte diese auf, in der DDR nicht mehr aufzutreten. Nur wenige Tage später nahm das MfS weitere Köpfe der Opposition fest, darunter auch Klier. Unter vielen Täuschungen seitens des Staates und um den angedrohten jahrelangen Gefängnisstrafen zu entgehen, entschlossen sich Klier und Krawczyk, die DDR zu verlassen.
Durch den Mauerbau sah die Regierung die innere Stabilität der DDR gesichert und ließ sich auf eine kulturelle Liberalisierung ein. Doch viele Kulturschaffende übten mit ihren Werken Kritik.
Mit dem Programm der „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ wollte die SED ab 1971 das Lebensniveau in der DDR verbessern. Doch mit diesem Kurswechsel entstanden neue Probleme.
Die Kirche war der SED immer ein Dorn im Auge. Sie versuchte den Einfluss der Kirche klein zu halten, konnte die von der evangelischen Kirche unterstützte DDR-Friedensbewegung jedoch nicht verhindern.
Der „antifaschistische Schutzwall“ war auch das Eingeständnis, dass viele DDR-Einwohner nur so am Weggang gehindert werden konnten. Deshalb wurden bald Wirtschaftsreformen eingeleitet.