Praxis: Mojane – Multimedial unterwegs
Katrin Steinert ist "Mobile Journalistin"
Mikro, Kamera, Laptop werden im Rucksack verstaut und ins Auto gepackt. Die Absprachen sind getroffen, die Themen für Kollegen und Fans getwittert: "MoJane" bei der Rhein-Zeitung zu sein, bedeutet mobil, multimedial und von überall aus der Region zu berichten.
Katrin Steinert ist als mobile Journalistin multimedial im Auftrag der Rhein-Zeitung aus Koblenz unterwegs. Im August 2009 startete die junge Journalistin in ihre neue Aufgabe. Ihre Mission: Reichweite und Image der regionalen Tageszeitung steigern. Ihr Auftrag: "Werden Sie eine Marke" – knapp und präzise von der Chefredaktion formuliert. "Ich fing bei Null an. Meine ersten Erfahrungen musste ich ganz alleine machen, ich konnte niemanden fragen", erinnert sich Katrin Steinert an ihren Wechsel aus der Print-Redaktionsstube in die elektronisch-digitale Welt.
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Katrin Steinert
Die Berichte von Katrin Steinert über das Pionier-Projekt kann man im Blog der Rhein-Zeitung nachlesen.
Vol live versteht sich als eine Nachrichtenagentur fürs das Internetportal des Vorarlberger Medienhauses. Fünf Leute liefern täglich Fotos, Videos und Kurztexte. Sie verstehen sich als Konkurrenz zum ORF. Ihr Motto: "So schnell kann’s gehen." Ihre Themen (die vier Ts des Boulevard: "Titten, Tränen, Tiere, Tote"). Ihr Pensum: Jeder produziert jeweils zwei Videos pro Tag – plus Rufbereitschaft am Wochenende. Ihr Status – im Gegensatz zur deutschen MoJane: Sie sind keine Redakteure. Katrin Steinert erinnerte sich an ihre ersten Gehversuche: "Die Erfahrungen: Autsch!!!" Sie konnte niemanden um Rat fragen. Aber ganz wichtig war: "Die Chefredaktion stand hinter mir – das war wichtig für die Durchsetzung des Projekts." Heute schaut sie zurück und hat seitdem vieles verändert: "Ich wollte alles liefern, heute weiß ich, dass das nicht geht. Außerdem gab es noch kein Videoformat, beziehungsweise MoJane- Format. Und es hagelte Kritik von allen Seiten."
Externen Inhalt einbinden
Ein Jahr später ist Mojo eine feste Größe bei der RZ (rzmobil), alle Volontäre machen dort Station. Die Akzeptanz in der Branche und unter den Kollegen sei stark gestiegen und die Marke MoJane werde immer bekannter. Die Rhein-Zeitung schreibe das Projekt fort: Inzwischen gibt es einen zweiten Mojo, weitere seien geplant. Und auch der Erfolg habe sich eingestellt: Das Image des Verlags sei gestiegen, die Reichweite ausgebaut. Der Alltag der MoJane ist nichts für ruhige Gemüter: Sie hat keinen festen Standort, beliefert zwölf Lokalausgaben und muss sich auch mit dem Mantel und der Online-Redaktion abstimmen. Ihr Arbeitsplatz ist das Auto, ihre multimediale Technik trägt sie im Rucksack, ihre Arbeitszeiten sind unregelmäßig. Dafür bestimmt sie selbst, welche Themen für welches Format sie anpackt: "Ich kann alles, mache aber nicht alles gleichzeitig." Der typische Tagesablauf: Thema finden, twittern, Abstimmung mit Lokales/Mantel, twittern, drehen, twittern/Facebook, schneiden, Screenshot an Mantel schicken, schreiben, Video hochladen, Links twittern und über Facebook promoten. Die Sozialen Netzwerke nutzt sie sehr stark: Twitter ist zum Beispiel der Marktplatz, um die eigenen Videos anzukündigen und Themen zu finden: etwa die Eisdiele, die schon im Winter öffnet oder die lokale Gruppe, die einen Krimi in der Region dreht – und die, die MoJane als Darstellerin gewinnen möchte. Das Projekt MoJo sei für die Rhein-Zeitung sehr wichtig. Es stehe als Symbol für den Wandel und die Bewegung des Zeitungsverlags zum Medienhaus und wirkt intern wie extern: Die Printredakteurin kann sich weiterentwickeln, die RZ entwickelt sich ebenfalls. Die Mojos stünden außerdem für Experimentierfreude, um auszuprobieren, was multimedial bei einer Tageszeitung geht – aber: "Nicht jeder soll ein Mojo werden; wir sind SPEZIALISTEN", so Katrin Steinert.
Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in der Dokumentation des bpb-Modellseminars "Das Netz ist lokal" im November 2010