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Eurozone: Die Europäische Zentralbank | Finanzwirtschaft | bpb.de

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Eurozone: Die Europäische Zentralbank

Caspar Dohmen

/ 3 Minuten zu lesen

Die wichtigste supranationale Notenbank ist die Europäische Zentralbank (EZB): Sie ist für die Währungspolitik der Eurozone zuständig, der nach dem Beitritt Kroatiens 2023 jetzt 20 Länder angehören.

Die EZB in Frankfurt am Main beschäftigt 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ganz Europa. (© picture-alliance, Daniel Kubirski)

Gründung

Die EZB wurde 1998 gegründet und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Durch den Interner Link: Vertrag von Lissabon wurde sie zu einem Organ der EU erhoben. Das Europäische System der Zentralbanken umfasst neben der EZB die nationalen Zentralbanken wie die Bundesbank oder die Banque de France. Über die Geldpolitik in der Eurozone bestimmt der EZB-Rat, entsprechend definiert er einen Maßstab für Preisstabilität: Derzeit gilt die Wirtschaftszone als finanziell stabil, wenn deren Inflationsrate zwei Prozent nicht übersteigt.

Aufgabe

Die EZB wacht über die Stabilität der gemeinsamen Währung: Dazu zählt neben dem Innenwert, also der Einhaltung des Inflationsziels von ca. zwei Prozent, auch der Außenwert der Währung – also ein möglichst stabiles Verhältnis zu anderen wichtigen Währungen wie dem US-Dollar oder dem japanischen Yen. Die europäischen Notenbanker sollen darüber hinaus die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Europäischen Union bestmöglich unterstützen. Wie die Notenbanker agieren, ist ihnen überlassen. Denn die EZB und die nationalen Notenbanken in der Eurozone sind unabhängig von der Politik. Weder eine nationale Regierung noch die EU-Kommission oder sonst ein Organ dürfen in die Geldpolitik der Notenbank hineinregieren. Anders als in den USA sind in Europa an den Zentralbanken keine Geschäftsbanken beteiligt.

Unabhängigkeit

Die Unabhängigkeit der Notenbanker bei der EZB sollen institutionelle Vorkehrungen sichern. Zwar ernennen die Staats- und Regierungsoberhäupter die Mitglieder des obersten Leitungsgremiums. Um ihre Unabhängigkeit zu stärken, werden die führenden Persönlichkeiten (die Mitglieder des Direktoriums einschließlich des Präsidenten oder der Präsidentin) für den relativ langen Zeitraum von acht Jahren gewählt und können nicht wiedergewählt werden. Damit soll gewährleistet werden, dass sie sich bei ihren geldpolitischen Entscheidungen an der Sache und nicht an einer etwaigen Wiederwahl orientieren. Beraten wird der Vorstand vor allem durch eigene Expertinnen und unabhängige Wissenschaftler, aber auch maßgeblich durch private Akteure wie Blackrock. So ließ die EZB durch Blackrock Banken kontrollieren, an denen der weltweit größte Vermögensverwalter selbst beteiligt ist. Experten warnten vor einem Interessenkonflikt

Die Rolle der Bundesbank

Die nationalen Notenbanken haben in der Eurozone zwangsläufig an Bedeutung verloren, weil die geldpolitischen Entscheidungen heute die EZB trifft. Allerdings erfüllt die Bundesbank bis heute einige wichtige Funktionen: Sie ist in die Überwachung der 1.519 Kreditinstitute in Deutschland (2021) eingebunden und achtet hier vor allem auf Einhaltung der vorgeschriebenen Eigenkapitalausstattung und das Risikomanagement. Zu ihren gesetzlichen Aufgaben gehört es, den sicheren und reibungslosen Zahlungsverkehr hierzulande zu gewährleisten. Deswegen überwacht sie die Zahlungsverkehrssysteme der Geschäftsbanken und bietet ihrerseits Dienstleistungen zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs an: Beispielsweise können große Firmen bei der Bundesbank ein Konto unterhalten. Außerdem versorgt die Bundesbank die Volkswirtschaft mit Bargeld und kontrolliert die Echtheit des Geldes.

Woher kommt unser Geld?

(© bpb, Caspar Dohmen)

Von dem Geld, mit dem Otto Normalverbraucher im Alltag direkt in Kontakt kommt, bringen die Zentralbanken nur einen geringen Anteil in Umlauf, indem sie Münzen prägen und Banknoten drucken lassen. Im Euroraum machte dieses physisch vorhandene Geld in den beteiligten Ländern drei bis 15 Prozent der Geldmenge aus.

Den Löwenanteil des Geldes schöpfen also Geldinstitute, egal, ob sie Deutsche Bank, Volksbank, Sparkasse oder GLS-Bank heißen. Denn die Geschäftsbanken schaffen das sogenannte Giralgeld, auch Buchgeld genannt, indem sie Kredite vergeben.

Geld schöpfenBeispiel eines Hauskaufes

Vereinfacht gesagt geschieht dies folgendermaßen: Nimmt eine Kundin einen Hypothekenkredit über 300.000 Euro auf, beispielsweise um ein Haus zu kaufen, überträgt die Bank den Betrag auf ihr Konto – und schafft diese 300.000 Euro damit wie aus dem Nichts. Die Hauskäuferin überweist dann das Geld auf das Konto des Verkäufers. So zirkuliert es, bis der Hauskäuferin ihr Darlehen zurückbezahlt hat. Dann verschwindet dieses Geld wieder. Die Geschäftsbanken schöpfen also Geld, weil sie deutlich mehr Kredit einräumen können, als sie Einlagen haben.

Was die Geschäftsbanken dürfen

Wegen einiger Restriktionen können die Geschäftsbanken aber nicht beliebig viel Giralgeld via Kredit schöpfen. Zum Beispiel müssen die eigenen Mittel einer Bank, das sogenannte Eigenkapital, in einem bestimmten Verhältnis zum gesamten Kreditvolumen eines Instituts stehen. Zudem darf der größte Einzelkredit, den eine Bank vergibt, einen bestimmten Prozentsatz ihres Eigenkapitals nicht überschreiten. Damit soll verhindert werden, dass sich eine Bank von einem oder wenigen Kunden zu abhängig macht. Die Zentralbank schreibt den Kreditinstituten außerdem vor, welchen Prozentsatz der Einlagen sie als Mindestreserve bei ihr vorhalten müssen. Beträgt der Satz beispielsweise fünf Prozent, dann können Bank, Sparkasse oder Genossenschaftsbank aus jedem Euro auf einem Einlagenkonto rein rechnerisch das Neunzehnfache an Kredit "schöpfen", bei zehn Prozent immer noch das Neunfache. Allerdings läuft dieser Prozess mehrmals hintereinander ab, da die Kundinnen und Kunden gewöhnlich mit ihren Krediten Rechnungen bezahlen und die Gelder entsprechend wieder auf einem anderen Konto landen – wo sie wiederum die Basis für weitere Kredite bilden.

Vorgang der KreditschöpfungDas Interbankengeld

Die Notenbanken beeinflussen die Giralgeldschöpfung der Banken. Daneben gibt es noch eine Menge Geld innerhalb des Bankensektors, das aber nicht zu der Geldmenge gehört, die die Notenbank gemäß ihrem Auftrag steuern soll. Die Rede ist vom sogenannten Interner Link: Interbankengeld. Es entsteht ebenfalls durch den Vorgang der Kreditschöpfung, also indem gleichzeitig ein Forderungs- und ein Guthabenbetrag in der Bankbilanz verzeichnet werden. Solange Banken sich untereinander Kredit geben, gehört dieses geschaffene Geld nicht zu der Menge, die die Zentralbank steuern soll. Begrenzt ist der Umfang dieser Art der Kreditschöpfung durch das Eigenkapital einer Bank. Die Banken vergeben das selbst geschaffene Geld nicht nur als Kredit an private Haushalte, Unternehmen oder Staaten, sondern tätigen damit auch Geschäfte auf eigene Rechnung, kaufen damit also etwa Wertpapiere.

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Caspar Dohmen ist Wirtschaftsjournalist. Nach seinem Studium der Volkswirtschaft und Politik arbeitete er als Redakteur für den Wiesbadener Kurier, das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung. Heute schreibt er als freier Wirtschaftsjournalist für die SZ, verfasst Hintergrundberichte für den Deutschlandfunk und die ARD-Sender und arbeitet als Buchautor und Dozent u.a. an den Universitäten Witten-Herdecke und Siegen.