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Donald Trump | USA | bpb.de

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Donald Trump

Christian Lammert

/ 7 Minuten zu lesen

Donald Trump polarisiert als Präsidentschaftskanditat der Republikaner mit seinen radikalen Forderungen. Im Gegensatz zu Hillary Clinton gehört er nicht dem politischen Establishment an, sondern hat sich vor allem als Unternehmer einen Namen gemacht. Mit seinem Wahlsieg würde sich das politische Klima in Washington grundsätzlich ändern, urteilt Christian Lammert.

Entgegen aller Einschätzungen von Expertinnen und Experten konnte sich Donald Trump in den Vorwahlen gegen seine republikanischen Mitbewerber durchsetzen. (© AP)

Donald Trump wurde 1946 in Queens, New York als viertes von fünf Kindern geboren. Sein Vater, Fredrick Trump Jr., war ein amerikanischer Bauunternehmer und Immobilienhändler. Seine Mutter hieß Mary MacLeod Trump. Im Alter von 13 Jahren schickten ihn seine Eltern an die New Yorker Militärakademie, die er 1964 erfolgreich beendete. Anschließend besuchte er die Fordham University und wechselte zwei Jahre später an die Wharton School of Finance der Universität von Pennsylvania, wo er 1968 sein Wirtschaftsstudium abschloss.

Hotels, eine Fluglinie und Reality-TV – der Geschäftsmann Donald Trump

Trump folgte in der Berufswahl seinem Vater und wurde ebenfalls Immobilienhändler. Bereits als Student hatte Trump in der vorlesungsfreien Zeit in dessen Unternehmen gearbeitet, um dann nach seinem Studium endgültig dorthin zu wechseln. Unter seiner Mitarbeit expandierte das Familienunternehmen. 1971 übernahm Donald Trump die Geschäfte und benannte das Unternehmen in "Trump Organisation" um. Den Firmensitz verlegt er nach Manhattan, New York, wo er in kurzer Zeit ein komplexes Wirtschaftsnetzwerk aufbaute. Trump glaubte an das ökonomische Potential der Stadt New York und war an zahlreichen großen Immobilienprojekten in Manhattan beteiligt, die ihm hohe Profite einbrachten, ihn aber auch aufgrund seiner riskanten und aggressiven Investitionen zu einem umstrittenen Immobilienentwickler der Stadt machten.

Zur gleichen Zeit investierte Trump auch in Kasinos in New Jersey und etwas später auch in Atlantic City. In den 1980er und 1990er Jahren baute er mehrere große Hotels, darunter auch das Taj Mahal in Atlantic City, das größte Casino-Hotel weltweit. 2016 wurde angekündigt, dass das Taj Mahal aufgrund mehrfacher Insolvenzen und eines längeren Streiks der Angestellten geschlossen werden musste.

Ende der 1980er Jahre weitete Trump seinen Aktionsradius als Immobilienmogul auf Florida aus und kaufte 1989 sogar die Fluglinie Eastern Air Lines Shuttle, die er in Trump Shuttle umbenannte. Die wirtschaftliche Rezession in den USA zu Beginn der 1990er Jahre in Folge sinkender ökonomischer Wachstumsraten, einer Immobilienblase und des steigenden Ölpreises traf dann auch die Geschäfte Trumps hart. Nach den Informationen, die die New York Times kürzlich publiziert hat, musste Trump 1995 erhebliche Defizite von über 916 Millionen Dollar steuerlich abschreiben. Trump schaffte es allerdings die Krise zu überwinden und sein Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. Dies thematisiert Trump auch momentan immer wieder im Wahlkampf, um seinen Ruf als erfolgreicher Geschäftsmann zu untermauern.

Politische Ambitionen

2005 heiratet Trump seine jetzige Frau Melania Knauss. Insgesamt hat Trump aus drei Ehen fünf Kinder. 2004 nutzte Trump seinen großen öffentlichen Bekanntheitsgrad und startete auf dem US-amerikanischen Fernsehsender NBC die Realityshow "The Apprentice" (Der Azubi). Erst 2012 begann sich Trump öffentlichkeitswirksam für die Politik zu interessieren und kokettierte mit dem Gedanken gegen Barack Obama bei den Präsidentschaftswahlen 2012 anzutreten. Zuvor hatte sich er stark in der sogenannten "Birther" Bewegung engagiert, die bezweifelte, dass Obama in den USA geboren und damit auch ein legaler Präsident sei. Noch 2011 veröffentlichte Obama allerdings seine Geburtsurkunde, um diese Zweifel aus dem Weg zu räumen. Dennoch setzte Trump seine Kritik an Obama fort, in dem er nicht nur weiterhin seinen Geburtsort infrage stellte, sondern auch viele von Obamas Reformprojekten kritisierte. Als er seine Ambitionen für die Präsidentschaftswahlen 2016 artikulierte, nahm er sich in der "Birther"-Debatte zurück. Im September 2016 erklärte er die Debatte um Obamas Geburtsstätte dann für beendet und ging sogar in die Offensive; er warf Hillary Clinton vor, das "Birther"-Argument in ihrem Vorwahlkampf 2008 gegen Obama genutzt zu haben.

Am 16. Juni 2015 gab Donald Trump in seinem Trump Tower auf der 5th Avenue bekannt, dass er für die Republikanische Partei als Präsidentschaftskandidat antreten wolle. Das Motto seines Wahlkampfes wurde "Making America Great Again". Der inhaltliche Fokus seiner Kampagne basiert auf der Ablehnung von bestehenden Freihandelsabkommen und der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Ansonsten bleibt Trump bei den Inhalten seiner Wahlkampagne eher weniger konkret. Kurz nach Bekanntgabe seiner Kandidatur kritisierte er in einer Wahlkampfrede mexikanische Einwanderer, die er als Kriminelle und Vergewaltiger bezeichnete. Als Reaktion darauf beendete der TV-Sender NBC die Zusammenarbeit mit Trump.

Am 18. Juli 2015 zog Trump dann öffentlich die Reputation des Senators und ehemaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain als Militärheld in Zweifel, weil sich dieser "hat fangen lassen". McCain war im Vietnamkrieg in Kriegsgefangenschaft geraten und dort mehrere Jahre gefoltert worden. In den USA genießen Veteranen ein hohes Ansehen, weil sie ihr Leben für die Sicherheit und die Interessen ihres Landes auf Spiel setzen. Trotz dieser und weiterer umstrittener Äußerungen konnte sich Donald Trump in Umfragen zu Beginn des Vorwahlkampfes Ende 2015/Anfang 2016 an die Spitze des republikanischen Bewerberfeldes um die Nominierung zur Präsidentschaftswahl setzen. Damit lag er noch vor Jeb Bush, dem Ex-Gouverneur aus Florida und Bruder von George W. Bush, der als Favorit der Republikanischen Partei in das Rennen gegangen war.

Der Außenseiter gewinnt die Vorwahlen

Aufgrund seines provokanten und aggressiven Wahlkampfstils erlangte Trump schnell große Medienaufmerksamkeit und nahm auch an den Präsidentschaftsdebatten der Republikaner teil, in denen er überraschend gut abschnitt. Ab März 2016 deutete sich in den Umfragen und den Ergebnissen der ersten Vorwahlen an, dass Trump ein ernstzunehmender Anwärter auf die Nominierung zum Republikanischen Präsidentschaftskandidat war. In den ersten Vorwahlen lag zwar noch Trumps unterdessen größter Konkurrent Senator Ted Cruz bei den Vorwahlen in Iowa vorn, Trump entschied allerdings die drei nachfolgenden Abstimmungen in New Hampshire, South Carolina und Nevada für sich. Spätestens nach dem Erfolg in den Vorwahlen in Florida am 15. März wurde klar, dass Trump kaum mehr zu stoppen ist. Trotz deutlicher Kritik in der eigenen Partei, den Medien und der breiteren Öffentlichkeit an seinem aggressiven Wahlkampfstil konnte er sich gegen das große Bewerberfeld in der eigenen Partei behaupten. Trump nutzte erfolgreich die Unzufriedenheit der Basis der Republikanischen Partei mit der Parteiführung und präsentierte sich als Außenseiter. Die übrigen etablierten Kandidaten, wie beispielsweise Jeb Bush, hatten wenig Chancen im Vorwahlkampf und zogen ihre Kandidatur bereits frühzeitig zurück. Trumps Wahlsieg bei den Vorwahlen in Indiana im Mai 2016 sicherte ihm endgültig die Nominierung, weil auch sein letzter Konkurrent – Ted Cruz – aus dem Vorwahlkampf ausschied. Auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner im Juli dieses Jahres erhielt Trump schließlich 1.725 von 2.469 Delegiertenstimmen, 1.237 Stimmen sind Voraussetzung für die Nominierung, und akzeptierte seine offizielle Nominierung zur Präsidentschaftskandidatur der Republikanischen Partei. Im Vorfeld wurde in der Parteiführung noch intensiv darüber diskutiert, ob man den von ihnen ungeliebten Kandidaten Trump mit Verfahrenstricks noch verhindern könne, stellte sich aber letztlich nicht gegen den Kandidaten, den die Basis gewählt hatte.

Ein zentraler Punkt in Donald Trumps Wahlprogramm ist der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, um zu verhindern, dass weiterhin illegale Immigranten aus Lateinamerika ins Land kommen. Die Baukosten soll Mexiko tragen. Im Handelsstreit mit Peking denkt Trump daran, Waren aus China mit einem Importzoll von 45 Prozent zu belegen. Mit einer protektionistischen Handelspolitik will er erreichen, dass Industriearbeitsplätze, die in Billiglohnländer abgewandert sind, in die USA zurückkehren. Trump plant zudem den Spitzensatz der Einkommenssteuer von derzeit 39,6 Prozent auf 25 Prozent, die Unternehmenssteuer von aktuell 35 Prozent auf 15 Prozent zu senken. Wer weniger als 25.000 Dollar pro Jahr verdient, soll keine Abgaben entrichten. Nach Berechnungen der Washingtoner Tax Foundation würde die Blaupause das Steueraufkommen der USA im Laufe der nächsten Dekade um 10,1 Billionen Dollar reduzieren, sollte sie umgesetzt werden. Welche Ausgaben im Gegenzug gekürzt werden sollen, hat Trump bisher nicht konkretisiert. Die 2010 beschlossene Gesundheitsreform Barack Obamas will Trump rückgängig machen und durch ein neues System ersetzen. Was er damit meint, bleibt noch unklar. Früher hatte sich Trump, der eine Zeit lang den Demokraten näherstand als den Republikanern, für eine universale Krankenversicherung ausgesprochen, die jedem Patienten eine Behandlung garantiert. Niemand, betont er auch heute, dürfe in den Straßen amerikanischer Städte sterben, nur weil er sich keine Versicherung leisten könne.

Was wäre wenn? Ausblick auf die Politik eines Präsidenten Trump

Donald Trump gehört nicht zum politischen Establishment in den USA, was ihm einerseits viele Sympathien einbringt, es gleichzeitig aber schwer macht ein klares politisches Profil zu erkennen. In vielen Punkt deckt sich sein Wahlprogramm auch nur bedingt mit den Vorstellungen der Republikanischen Partei. Dies gilt insbesondere in Fragen des Freihandels. Kurz nach der zweiten Präsidentschaftsdebatte und nach der Veröffentlichung eines Videos, in dem Trump sich sexistisch über Frauen äußert, hat die Parteiführung ihre Unterstützung für Donald Trump weitgehend eingestellt. Trump reagierte darauf mit harscher Kritik an der Parteiführung und rief seine Wähler sogar dazu auf, Republikanische Kandidaten im parallellaufenden Wahlkampf für den Senat und das Repräsentantenhaus nicht zu wählen, sollten sich diese von Trump distanziert haben. Trump mobilisiert erfolgreich drei unterschiedliche Wählergruppen: zum einen die frustrierte und radikalisierte Anhängerschaft innerhalb der Republikanischen Partei, die mit dem politischen Führungspersonal der Republikaner unzufrieden ist. Zum zweiten die Bevölkerungsgruppen, die an der ökonomischen Erholung nach der Wirtschaftskrise 2008 nur bedingt teilhaben. In den Vorwahlen war Trump insbesondere dort erfolgreich, wo die Arbeitslosenrate deutlich über dem nationalen Durchschnitt liegt. Zum dritten mobilisiert er Anhänger unter den "white suprematist"-Anhängern (weiße Vorherrschaft) und anderen rassistischen Gruppierungen, die sich traditionell eher nicht im Präsidentschaftswahlkampf engagieren und die in Trump einen Kandidaten sehen, der sich für die Interessen der weißen Bevölkerung einsetzt. Aufgrund seines Image des Außenseiters ist kaum einschätzbar, welche Rolle Trump als US-Präsident einnehmen würde. Trump setzt sehr stark auf eine militärische Lösung von Konflikten, propagiert eine eher isolationistische Außen- und Handelspolitik und will die USA wieder in Richtung einer unilateralen Ausrichtung in der Außenpolitik bringen. Innenpolitisch setzt er auf Deregulierung des Marktes. Mit einem solchen Programm würde sich Trump deutlich von der Politik der Obamas-Administration distanzieren.

Weitere Inhalte

Christian Lammert hat die Professur für die Innenpolitik Nordamerikas am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastuien der FU Berlin inne. Promoviert wurde er an der Goethe Universität in Frankfurt am Main. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die politischen Institutionen in Nordamerika sowie Sozial- und Steuerpolitik. Aktuell schreibt er in einem Blog über den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf (Externer Link: www.christianlammert.com/blog).