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Der Zweite Weltkrieg | USA | bpb.de

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Der Zweite Weltkrieg Von Pearl Harbor bis Hiroshima

Prof. Dr. Stephan Bierling Stephan Bierling

/ 5 Minuten zu lesen

Der japanische Überraschungsangriff auf die US-Flotte vor Pearl Harbor auf Hawaii hatte im Dezember 1941 den Kriegseintritt der USA zur Folge. Nach den Kriegserklärungen Deutschlands und Italiens kämpften amerikanische Truppen auch in Europa. Aus dem gewonnenen Krieg gingen die Vereinigten Staaten als Supermacht hervor.

Der japanische Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 war Grund für den Kriegseintritt der Vereinigten Staaten. (© AP)

Am 7. Dezember 1941 versenkte Japan in einem Überraschungsangriff große Teile der in Pearl Harbor auf Hawaii vor Anker liegenden US-Pazifikflotte. 2.403 Amerikaner kamen dabei ums Leben. Am 8. Dezember erklärte der Kongress der Vereinigten Staaten Tokio den Krieg. Drei Tage später ließen Hitler und Mussolini Kriegserklärungen an die USA folgen, um deren Streitkräfte in einen Kampf auf beiden großen Ozeanen zu verwickeln, bevor diese voll mobilisiert waren. Die amerikanische Regierung hatte bis zuletzt gezögert, den zwei europäischen Aggressoren mit eigenen Truppen entgegenzutreten. Jetzt befand sie sich im Krieg mit den mächtigsten Militärnationen der Geschichte.

Der Aufstieg zur Supermacht

Die USA sahen sich gewaltigen Herausforderungen gegenüber: Japan kontrollierte den Westpazifik und überrannte Ost- und Südostasien. Deutschland beherrschte Kontinentaleuropa. Seine Truppen standen vor Moskau und seine U-Boote fügten den alliierten Verbänden schwere Schäden zu. Die wichtigsten Verbündeten, Großbritannien und die Sowjetunion, kämpften mit dem Rücken zur Wand. Die eigene Wirtschaft hatte sich noch nicht völlig von der Großen Depression erholt.

Das Militär war nicht auf einen Konflikt dieses Ausmaßes vorbereitet. 45 Monate später hatten die USA Italien, Deutschland und Japan besiegt und waren zur dominierenden Militär- und Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen. Ihre politischen Interessen und ihr Einfluss reichten bis in den letzten Winkel der Erde. Mit Ausnahme der Sowjetunion waren die Großmächte der Vorkriegszeit nur mehr ein Schatten ihrer selbst.

Der Freiheit verpflichtet

Zu verdanken hatten die USA ihre einzigartige Stellung einer wirtschaftlichen, politischen und militärischen Gewaltanstrengung. Ihre leistungsfähige Ökonomie produzierte bald mehr Rüstungsgüter als die Volkswirtschaften aller anderen Kombattanten zusammen. Unter dem Eindruck eines Berichts Albert Einsteins über deutsche Atombombenpläne initiierte Präsident Roosevelt nach dem Überfall auf Pearl Harbor zudem ein eigenes geheimes Nuklearprogramm, das so genannte Manhattan-Projekt. Wie bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise im Inneren erwies er sich im Krieg als willensstarker und inspirierender Führer. In der Tradition seines Vorgängers Woodrow Wilson, US-Präsident von 1913 bis 1921, verstand er es auch, der amerikanischen Beteiligung am Krieg eine besondere moralische Dimension zu verleihen. Immer wieder erklärte er öffentlich, Amerika sei vier unveräußerlichen menschlichen Freiheiten überall auf der Welt verpflichtet: der Freiheit der Rede, der Freiheit der Religion, der Freiheit von Not und der Freiheit von Furcht (freedom of speech, freedom of religion, freedom from want, freedom from fear). Auch die von Washington initiierte "Erklärung der Vereinten Nationen", das Gründungsdokument der Kriegsallianz gegen die Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan, atmete diesen Geist.

Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin (v.l.n.r.) besprechen auf der Konferenz von Jalta die politische Gestaltung Europas nach Ende des Zweiten Weltkrieges. (© AP)

Ab 1944 Verhandlungen über Nachkriegstatus Deutschlands

Eine grundsätzliche Entscheidung über die Nachkriegsordnung in Europa traf Roosevelt auf der Konferenz in Casablanca mit Churchill im Januar 1943, als er die "bedingungslose Kapitulation" Deutschlands zum Kriegsziel erhob. Wie aber Deutschland als Ganzes zu behandeln war, blieb zwischen den Allianzpartnern umstritten. Auch die erste Gipfelkonferenz der Großen Drei – Roosevelt, Churchill, Stalin – Ende 1943 in Teheran brachte kein Ergebnis in dieser Frage. Im Frühjahr 1944 begannen die USA mit ihren Nachkriegsplanungen für Deutschland. Der von dem damaligen US-Schatzminister Henry Morgenthau vorgelegte Plan einer harten Bestrafung Deutschlands erhielt von Roosevelt nur eine "taktische, zeitweise Unterstützung", wie der Historiker Michael Beschloss darlegt. Die geheime Direktive JCS 1067 für die künftige Verwaltung Deutschlands, deren Endversion im April 1945 vorlag, gab zwar vor, dass Deutschland "nicht für den Zweck der Befreiung, sondern als ein besiegter Feindstaat" besetzt, die Schwerindustrie abgebaut, Kartelle entflochten, das Militär abgeschafft und umfangreiche Denazifizierungsmaßnahmen durchgeführt werden sollten. Aber JCS 1067 verfügte auch über zahlreiche Schlupflöcher, die ein US-Militärgouverneur später nutzen konnte, um eine weniger harte Besatzungspolitik durchzusetzen.

Victory in Europe - ohne Roosevelt

Militärisch war die Niederlage des Deutschen Reichs nach der geglückten Invasion alliierter Truppen in der Operation "Overlord" am 6. Juni 1944, dem so genannten D-Day, in der Normandie absehbar, auch wenn die Wehrmacht verbissen weiter kämpfte. Allein in den acht Wochen nach der Landung fielen 16.000 amerikanische Soldaten; 78.000 wurden verwundet. Als Roosevelt Anfang Februar 1945 in Jalta auf der Krim mit Churchill und Stalin zur zweiten Kriegskonferenz zusammenkam, war der militärische Ring um den Feind aber bereits eng geschlossen. Den Sieg vor Augen einigten sich die Großen Drei darauf, Deutschland nach der Kapitulation in vier Besatzungszonen aufzuteilen, wobei auch Frankreich eine Zone bekommen sollte. Die Alliierten kamen ebenfalls überein, dass die nach dem Ersten Weltkrieg festgelegte Curzon-Linie die neue Ostgrenze Polens zur Sowjetunion bilden würde. Am 25. April 1945 begegneten amerikanische Truppen bei Torgau an der Elbe erstmals sowjetischen Streitkräften. Am 30. April beging Hitler Selbstmord. Am 7. und 9. Mai kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos. Amerika feierte damals den "VE-Day", den "Victory in Europe"-Tag. Diesen Triumph sollte Roosevelt allerdings nicht mehr erleben. Wenige Wochen zuvor, am 12. April 1945, war der US-Präsident einem Schlaganfall erlegen.

Die Landschaft von Hiroshima, über einen Monat nach dem Abwurf der ersten Atombombe. (© AP)

Kapitulation Japans nach Atombombe auf Nagasaki

Während sich bei Roosevelts Tod die Kämpfe in Europa ihrem Abschluss näherten, lag es an seinem Vizepräsidenten und Nachfolger Harry S. Truman, den Krieg im Pazifik zu Ende zu bringen. Zwar waren die amerikanischen Verbände seit dem Sommer 1942 in der Offensive und begannen im Oktober 1944 mit der Invasion der besetzten Philippinen. Aber bei ihrem Vordringen stießen sie immer wieder auf japanische Truppen, die bis zum Letzten kämpften. Bei der Einnahme der beiden strategisch wichtigen japanischen Heimatinseln Iwo Jima und Okinawa im ersten Halbjahr 1945 verloren die USA mehr als 30.000 Soldaten. Eine Eroberung der Hauptinsel hätte wahrscheinlich ein Vielfaches an amerikanischen Opfern gefordert, zumal Tausende von japanischen Kamikazekämpfern für Selbstmordaktionen in Flugzeugen und Booten bereit standen. Der US-Generalstab ging damals von bis zu 500.000 gefallenen und verwundeten GIs aus. Das wollte Truman unter allen Umständen verhindern. Während der Potsdamer Konferenz forderte er in der "Potsdamer Erklärung" die japanischen Streitkräfte zur bedingungslosen Kapitulation auf. Die Alternative sei "die sofortige und völlige Zerstörung". Als das Kaiserreich trotzdem nicht einlenkte, ordnete der US-Präsident den Einsatz der Atombombe an. Aber auch nach der Vernichtung Hiroshimas am 6. August 1945 mit 130.000 Toten gab Japan nicht auf. Erst nach der Kriegserklärung der Sowjetunion am 8. August und einem zweiten Atomschlag auf Nagasaki einen Tag später, bei dem 73.000 Einwohner ums Leben kamen, kapitulierte Japan unter der Bedingung, dass Kaiser Hirohito seinen Thron behalten dürfe. Die USA akzeptierten.

Folgenschwerster Krieg in der amerikanischen Geschichte

Der Einsatz von Atombomben mit ihrer gewaltigen Zerstörungskraft ist wiederholt als überflüssig kritisiert worden. Dabei wird übersehen, dass durch die hartnäckige Weigerung der japanischen Militärführung, den verlorenen Krieg zu beenden, eine Eroberung des Landes durch alliierte Truppen erforderlich gewesen wäre. Dies hätte den Krieg um viele Monate, wenn nicht Jahre verlängert und zu Verlusten geführt, die vermutlich höher gelegen hätten als die in Hiroshima und Nagasaki. Erst die Zerstörung Nagasakis bewog den Tenno, "das Unertragbare zu ertragen" und die Kapitulation anzuordnen. Damit endete der Zweite Weltkrieg. Er war der folgenschwerste Krieg in der amerikanischen Geschichte, sowohl was den Verlust an Menschenleben als auch die finanziellen Belastungen anlangte: Mehr als 400.000 US-Soldaten starben, 670.000 wurden verwundet. Die direkten Kriegskosten summierten sich auf das 1,3-Fache des Bruttoinlandsprodukts.

Fussnoten

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Stephan Bierling, Jg. 1962, ist seit Mai 2000 Professor für Internationale Politik und Transatlantische Beziehungen an der Universität Regensburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die deutsche und amerikanische Außenpolitik und das transatlantische Verhältnis. Als Gastprofessor lehrte er an Universitäten in den USA (Austin College, University of California/San Diego), Südafrika (Fort Hare University) und Israel (Hebräische Universität). Seit 2002 ist er Fellow am Centrum für angewandte Politikforschung in München; 2001 war Bierling German Marshall Fund Fellow des Pacific Council on International Policy an der University of Southern California/Los Angeles. 2003 erhielt der Politologe den Preis für gute Lehre des Freistaats Bayern und 1996 den Ludwig-Erhard-Förderpreis für Wirtschaftspublizistik. Zuletzt erschienen von ihm "Geschichte der amerikanischen Außenpolitik von 1917 bis zur Gegenwart", "Die Huckepack-Strategie. Europa muss die USA einspannen. Ein Standpunkt von Stephan Bierling" und "Kleine Geschichte Kaliforniens".