Unruhen an den Universitäten der DDR
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Studierende der Arbeiter- und Bauernfakultät der Humboldt-Universität Berlin bei einem Straßenumzug anlässlich der Verleihung des Namens
"Friedrich Engels" im November 1955. Im Zuge der Entstalinisierung kamen an den Universitäten in der DDR Forderungen nach Reformen im Hochschulbetrieb auf.
Vorlesung am mathematischen Institut der Karl-Marx-Universität Leipzig im September 1955. Rechts ein Porträt von Ernst Thälmann.
Anatomievorlesung an der Deutschen Hochschule für Körperkultur Leipzig im Jahr 1955. Im Hintergrund die politische Parole: "Der Volkskampf gegen die
Durchführung der Pariser Verträge, die Hauptaufgabe im Jahre 1955".
Universitätsprofessor Robert Havemann im Januar 1955 zu Besuch bei Wilhelm Pieck. Angeregt vom XX. Parteitag der KPdSU 1956 wurde Havemann in den
1960er Jahren zu einem bekannten Systemkritiker in der DDR.
Die ideologische Entthronung Stalins und die unter SED-Intellektuellen angestoßene Debatte führte auch an Hochschulen und Universitäten der DDR zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den herrschenden Verhältnissen. Im Zentrum der Diskussion standen die Notwendigkeit einer Wirtschaftsreform, die Forderung nach einer Entbürokratisierung des Staatsapparates und eine Kritik an der Einparteienherrschaft.
Robert Havemann, der an der Berliner Humboldt Universität physikalische Chemie lehrte, forderte zu einem „beharrlichen Kampf für die freie Meinungsäußerung“ auf. An mehreren Universitäten begannen sich oppositionelle Gruppen von Studentinnen und Studenten zu formieren. Es kam zu Kundgebungen, die sich gegen die SED richteten und sich mit den Aufständischen in Polen und Ungarn solidarisierten.
Die Studierenden forderten – teilweise durch Professoren und FDJ-Leitungen unterstützt – umfangreiche Reformen im Hochschulbetrieb. In Versammlungen, Diskussionen und teils auf Flugblättern verlangten sie die „Gründung einer unabhängigen Studentenorganisation, Auflösung der FDJ-Hochschulgruppen, Abschaffung des obligatorischen gesellschaftlichen Grundstudiums und des Unterrichts in der russischen Sprache“.
Die Parteiführung holte im November 1956 zum Gegenschlag aus. Die Überwachungsmaßnahmen durch das MfS wurden ausgebaut und zahlreiche Verhaftungen markierten schließlich das Ende der Proteste. Anders als 1953 war der Aufstand weitgehend hinter verschlossenen Türen geführt worden und hatte nicht auf die gesamte Gesellschaft übergegriffen. Eine allgemeine Systemkritik ist kaum geübt worden und die Arbeiterschaft hatte sich nicht an den Protesten beteiligt.
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Sonja Hugi, M.A. Public History, studierte Geschichte, Kommunikationswissenschaften und Grafikdesign. Als Historikerin, Autorin, Illustratorin und Grafikerin betätigt sie sich in verschiedenen Bereichen der Geschichtsvermittlung. Ihr Fokus liegt auf Themen der jüngeren deutschen Geschichte.
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