Stasi-Auflösung seit Dezember 1989
/ 1 Minute zu lesen
Ab November 1989 hieß das MfS - hier die Zentrale in Ost-Berlin - "Amt für Nationale Sicherheit" (AfNS). Wenig später gelangten erste Hinweise von
Aktenvernichtungen an die Öffentlichkeit.
"Leben ohne Stasi": Transparent auf der Großdemonstration am 4. November 1989 und Wunsch vieler Bürger/-innen
Stasi-Generalmajor Josef Schwarz (in der Mitte) umringt von Besetzerinnen und Besetzern der Stasi-Bezirksverwaltung Erfurt, am Mittag des 4.12.89
Besetzung der Stasi-Bezirksverwaltung in Frankfurt (Oder) am 5.12.1989 durch Mitglieder der Bürgerbewegung Neues Forum und Vertreter des örtlichen
Bürgerkomitees
Bürgerinnen und Bürger strömen am 15. Januar 1990 durch den soeben geöffneten Haupteingang der Stasizentrale in Berlin-Lichtenberg
Um beruhigend auf die Demonstranten einzureden, wurde die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley am Abend gebeten, vom Runden Tisch in die Ruschestraße zu
kommen. Symbolisch ein Protestschild: "Ohne Stasi geht es heiter immer weiter".
Am 4. September 1990 besetzten Bürgerrechtler/-innen die Stasi-Zentrale zum zweiten Mal und traten in einen Hungerstreik, da die von der
DDR-Volkskammer beschlossene Sicherung und Öffnung der Stasi-Akten im deutsch-deutschen Einigungsvertrag fehlte. Im Bild schauen die beiden Besetzer Till Böttcher und Frank Ebert aus einem Fenster in der 3. Etage von Haus 7 der Zentrale des früheren Ministeriums für Staatssicherheit in der Normannenstraße.
Demonstranten am 5.9.1990 vor der ehemaligen Zentrale der Staatssicherheit in Ost-Berlin bei einer Solidaritätskundgebung für die Besetzer. Wenig
später wurde die Sicherung und Öffnung der Stasi-Akten in den Einigungsvertrag aufgenommen und am Tag der Deutschen Einheit begann der "Sonderbeauftragte für die Stasi-Unterlagen" in Person von Joachim Gauck seine Arbeit.
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) war das wichtigste Instrument der SED-Führung, um die eigene Herrschaft zu sichern. Ende 1989 gehörten der Stasi noch etwa 91.000 hauptamtliche und mindestens 110.000 inoffizielle Mitarbeiter an. Nach dem Mauerfall versuchte die SED-Regierung unter Externer Link: Hans Modrow, die DDR-Geheimpolizei durch die Umbenennung in Externer Link: Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) zu retten.
Als bekannt wurde, dass vielerorts Stasi-Akten vernichtet wurden, begannen Bürgerinnen und Bürger zuerst am 4. Dezember 1989 in Erfurt, kurz darauf auch in Leipzig, Suhl, Rostock und anderen Städten, Externer Link: Dienststellen der Stasi zu besetzen. Lediglich in der Zentrale des MfS in der Ostberliner Normannenstraße konnte die Stasi noch bis Januar 1990 unbehelligt weiterarbeiten.
Während der Zentrale Runde Tisch über die Auflösung der Stasi verhandelte, folgten am Externer Link: 15. Januar 1990 Tausende dem Aufruf des Externer Link: Neuen Forums zu einer Protestaktion vor der Stasi-Zentrale. Als sich ein Stahltor öffnete – wie es dazu kam, konnte nie restlos geklärt werden ‒, strömten Demonstrierende auf das bis dahin komplett abgeschottete Gelände und verwüsteten Büroräume. Hier wie andernorts gründeten sich Bürgerkomitees, die die Vernichtung der Akten stoppten und verhinderten, dass die Stasi ihre Spuren verwischte.
Im Januar 1990 billigte der Runde Tisch, dass sich die Auslandsspionage des MfS selbst auflösen und ihre Akten vernichten durfte. Über den Umgang mit den unzähligen Zeugnissen unrechtmäßiger Überwachung der DDR-Bevölkerung sollte eine neue Regierung nach der freien Volkskammerwahl entscheiden. Am 19. April 1990 waren die letzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AfNS entlassen.
Weitere Inhalte
Weitere Inhalte
Dr. Ilona Schäkel ist selbstständige Autorin und PR-Redakteurin für zeithistorische Themen. Sie hat bereits an zahlreichen Erinnerungsprojekten und Angeboten der historisch-politischen Bildung mitgewirkt. Ihre Schwerpunkte sind Diktaturgeschichte und -aufarbeitung. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Kulturwissenschaft an der Universität Bremen und der Humboldt-Universität zu Berlin.
Wir laden Sie zu einer kurzen Befragung zu unserem Internetauftritt ein. Bitte nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, um uns bei der Verbesserung unserer Website zu helfen. Ihre Angaben sind anonym.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!