Parteidisziplin
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Stimmabgabe auf dem IX. Parteitag der SED 1976. Die Delegierten geben ihre einmütige Zustimmung zum neuen Programm der SED durch Handzeichen.
Eine Standardformel der SED war es, die Beschlüsse des Parteitags "zu verwirklichen". Im Bild zog 1974 der 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung
Berlin, Konrad Naumann, Bilanz der Berliner Parteiorganisation bei der Verwirklichung der Beschlüsse des VIII. Parteitages der SED.
Seminar des ZK der SED mit Generaldirektoren aus Industrie, Bauwesen, Transport- und Nachrichtenwesen sowie Parteiorganisatoren des ZK über die
weitere Verwirklichung der Beschlüsse des XI. Parteitages der SED 1988 in Leipzig. Vorn links: Alexander Schalck-Golodkowski, Leiter des Bereichs Kommerzielle Koordinierung (Koko), vorn rechts: Wolfgang Biermann, Generaldirektor des VEB Kombinat Carl Zeiss Jena.
Zur Parteidisziplin gehörte auch das Ritual der Kritik und Selbstkritik. Dazu beispielhaft ein Plakat mit einem Satz von Walter Ulbricht zum
Fünfjahrplan und der Verwaltung aus dem Jahre 1961, herausgegeben vom Amt für Information der Regierung der DDR.
Nach ihrer Umwandlung zur „Partei neuen Typus“ verfolgte die SED das Prinzip des „demokratischen Zentralismus“. Im Zentrum dieser Doktrin, die nur dem Namen nach demokratisch war, stand die Durchsetzung einer eisernen Disziplin. Die offizielle Formulierung lautete: „Es werden Beschlüsse gefasst, die für alle Parteimitglieder verbindlich sind. Die Beschlüsse stellen den Willen der Mehrheit dar. Alle Mitglieder sind verpflichtet – auch wenn einige Mitglieder nicht von der Richtigkeit der Beschlüsse überzeugt sind –, die Beschlüsse in die Tat umzusetzen. Diese bewusste Disziplin, die auf der ideologischen Einheit der Parteimitglieder beruht, verleiht der Partei die notwendige Organisiertheit und ermöglicht zielstrebiges, geschlossenes, einheitliches Handeln. So sind im demokratischen Zentralismus Demokratie [...] und eine straffe Disziplin, unbedingte Durchführung der Beschlüsse durch alle Parteimitglieder vereint.“
Versuche, eine Diskussion innerhalb der Partei zu führen und Beschlüsse in Frage zu stellen, wurde als „Fraktionsbildung“ bezeichnet und streng geahndet. Wer der Parteidisziplin nicht folgte, wurde aus der SED entfernt, verlor seinen Arbeits- oder Studienplatz oder wurde sogar verhaftet.
Zur Parteidisziplin gehörte auch das Ritual der Kritik und Selbstkritik. Mitglieder der SED sollten in sogenannten Parteiüberprüfungen ihr eigenes Verhalten vor einer Parteikommission kritisch betrachten und Fehler eingestehen, die Parteigenossen übten jeweils Kritik an den Genossen. Diese Praxis sollte die „Reinheit und Einheit der Partei“ sicherstellen, wurde aber in der Realität genutzt, um politische Gegner auszuschalten und Machtpositionen zu sichern.
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Sonja Hugi, M.A. Public History, studierte Geschichte, Kommunikationswissenschaften und Grafikdesign. Als Historikerin, Autorin, Illustratorin und Grafikerin betätigt sie sich in verschiedenen Bereichen der Geschichtsvermittlung. Ihr Fokus liegt auf Themen der jüngeren deutschen Geschichte.
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