Der Prager Frühling und die DDR
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Sichtbares Misstrauen gegenüber Prags Reformer Alexander Dubcek (r.), der den Westen nicht so verteufelte, wie es unter seinen Genossen im Warschauer
Pakt üblich war. Anfangs August 1968, drei Wochen vor dem Einmarsch in Prag, hatten sich Vertreter der Ostblock-Staaten in Bratislava getroffen, um Dubcek noch einmal zu maßregeln. Unter ihnen (links) Alexei Kossygin, damals Ministerpräsident der UdSSR; Leonid Breschnew, damals Parteisekretär der sowjetischen KPdSU und erkennbar neben Breschnew der Vorsitzende des Staatsrats der DDR, Walter Ulbricht, der als Scharfmacher gegenüber Dubcek galt.
Russische Panzer in der Prager Innenstadt am ersten Tag der Besetzung. Reformpolitiker innerhalb der Kommunistischen Partei unter der Führung
Alexander Dubceks hatten 1968 versucht, in der Tschechoslowakei einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" zu schaffen. In der Nacht zum 21. August 1968 marschierten Truppen des Warschauer Pakts unter Führung der UdSSR in der Tschechoslowakei ein.
Blick aus einem Fenster auf die einrollenden Panzer in der Prager Innenstadt am ersten Tag der Besetzung. Der sog. "Prager Frühling" wurde 1968 mit
Waffengewalt niedergeschlagen.
Russische Panzer wurden von tschechoslowakischen Demonstranten oft mit einem Hakenkreuz bemalt. Sie fühlten sich an die Okkupation ihres Landes durch
die Nazis 1939 erinnert.
Studenten waren ein aktiver Teil der politischen Bewegung des Prager Frühlings.
Straßensperre in Prags Innenstadt am ersten Jahrestag der Militärintervention, am 21. August 1969. Mehr als 2.400 Demonstrierende wurden inhaftiert.
In der Tschechoslowakei leitete die Wahl Alexander Dubčeks zum Chef der Kommunistischen Partei im Januar 1968 einen demokratischen Wandel ein. Dubček propagierte einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ und begeisterte damit weite Teile der Bevölkerung. Er schaffte die Pressezensur ab, Grundrechte wie die Rede- und Versammlungsfreiheit sollten garantiert werden, das Land öffnete sich dem Westen und die Menschen konnten ungehindert ins Ausland fahren.
Auch in der DDR sympathisierten viele, vor allem junge Leute mit den Reformideen und reisten ins Nachbarland, um einen Hauch der Freiheit zu genießen. Die sowjetische Führung, die anfangs die Wahl Dubčeks begrüßt hatte, reagierte zunehmend alarmiert. Auch die SED attackierte die tschechoslowakischen Genossen scharf, weil sie fürchtete, der „Prager Frühling“ könne auf die DDR übergreifen.
Am Morgen des 21. August 1968 rollten Panzer des Warschauer Paktes auf Prag zu. Die Parteiführung rief die Bevölkerung über die Medien zur Gewaltlosigkeit auf. Dennoch wurde der friedliche Protest blutig niedergeschlagen und jede Hoffnung auf einen demokratischen Kommunismus im Keim erstickt. Dubček wurde nach Moskau verschleppt und gezwungen, das „Moskauer Protokoll“ zu unterschreiben, womit er sich verpflichtete, fast alle Reformen zurückzunehmen.
Zwar war die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR nicht an der Niederschlagung des Prager Frühlings beteiligt, die SED-Führung befürwortete das Vorgehen der Bündnispartner jedoch. In der DDR-Bevölkerung kam es dagegen zu spontanen Protestaktionen: Einige stellten illegal Flugblätter her und verteilten sie, andere malten Parolen an Häuserwände. Die Sicherheitsorgane schritten sofort ein, um zu verhindern, dass sich der Protest ausbreitet ‒ mit Erfolg. Dennoch blieben die Ideen des Prager Frühlings vor allem in oppositionellen Kreisen bis 1989 lebendig.
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Dr. Ilona Schäkel ist selbstständige Autorin und PR-Redakteurin für zeithistorische Themen. Sie hat bereits an zahlreichen Erinnerungsprojekten und Angeboten der historisch-politischen Bildung mitgewirkt. Ihre Schwerpunkte sind Diktaturgeschichte und -aufarbeitung. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Kulturwissenschaft an der Universität Bremen und der Humboldt-Universität zu Berlin.