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Doch welche Auswirkungen hat das alles auf die US-Innen, Außen(wirtschafts)- und Sicherheitspolitik? Traditionell wird neu gewählten Regierungen eine Frist von 100 Tagen gewährt, um die Grundpfeiler ihrer Politik zu entwickeln und zu implementieren. Fast fünf Monate nach den Wahlen und eben 100 Tage nach
Im Folgenden wagen wir den Blick auf eben diese Politikfelder, die politischen Vorstellungen der neuen Administration und nicht zuletzt auf ihr politisches Handeln. Zunächst sollen aber die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur ersten Trump-Administration im Mittelpunkt stehen.
Golden Age of America? Trump und die Fortentwicklung von Make America Great Again und America First
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Diese bekannten Kernpunkte von Trumps Politik, die er in seiner ersten Amtszeit unter den Slogans Make America Great Again und America First zusammenfasste, wurden jedoch angesichts aktueller geopolitischer Entwicklungen erweitert. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bot Trump erneut Gelegenheit, mangelndes burden sharing (also eine Lastverteilung zugunsten) der europäischen Partner zu kritisieren. Auch die Proteste gegen den Gaza-Krieg nach dem Hamas-Angriff auf Israel sowie antisemitische Anfeindungen
Anders als 2016 zeichnete sich 2024 eine deutlich strukturiertere Vorbereitung auf eine mögliche zweite Amtszeit ab. Die chaotische erste Amtszeit zwischen 2017 und 2021 – geprägt von Personalmangel, internen Machtkämpfen und ineffizienter Politikgestaltung
Diese neue strategische Ausrichtung fand ihren Ausdruck auch in Trumps zweiter Antrittsrede. Statt wie üblich bei anderen Inaugurationen an die Einheit der Nation zu appellieren, setzte er auf Konfrontation und kündigte tiefgreifende politische Maßnahmen an, die weitgehend ohne gesetzgeberische Prozesse umgesetzt werden sollten.
„Gilded Age“
Das Gilded Age bezeichnet die Zeit in den USA zwischen den 1870er Jahren und ca. 1900, welche von rasantem wirtschaftlichem Wachstum, besonders in Industrie, Eisenbahn und Finanzen geprägt war. Gleichzeitig war diese Ära von einer sich verstärkenden sozialen Ungleichheit, politischer Korruption und teils extremem Reichtum weniger Eliten gekennzeichnet, während große Teile der arbeitenden Bevölkerung unter schwierigen Bedingungen lebten. Der Begriff stammt von Mark Twain und verweist darauf, dass diese Zeit äußerlich glänzend wirkte, aber darunter große soziale Probleme verbarg. Als letzter Vertreter dieser Epoche gilt William McKinley, von 1897 bis 1902 25. Präsident der USA, der noch als Abgeordneter im US-Kongress maßgeblichen Anteil an einer extensiven Zollpolitik hatte und aus dem Weißen Haus heraus außenpolitisch imperialistischer als seine Vorgänger agierte.
Quellen:
Vgl. u.a. Nichols, Christopher McKnight/Unger, Nancy C. (2017): A Companion to the Gilded Age and Progressive Era (Wiley Blackwell Companions to American History), Hoboken.
Im Kern zielt dieses „Golden Age“ auf eine USA ab, die ihre nationale Stärke kompromisslos geltend macht – gegenüber dem Ausland ebenso wie gegen innergesellschaftliche Widerstände.
Shock and Awe – Die innenpolitische Agenda der Trump-Administration 2.0
Die Antrittsrede Donald Trumps zu Beginn seiner zweiten Amtszeit markierte nicht nur einen neuerlichen Bruch mit politischen Konventionen, sondern setzte auch den Ton für eine innenpolitische Strategie, die auf maximale Durchsetzungskraft und minimale Rücksicht auf institutionelle Gegengewichte zielt. Ähnlich wie in seiner ersten Amtszeit regiert Trump primär über Executive Orders (EOs) – präsidentielle Erlasse, die zwar unter Verfassungsvorbehalt stehen, aber ohne vorherige Zustimmung der Legislative unmittelbare Wirkung entfalten. Allein in den ersten 100 Tagen unterzeichnete er 139 solcher EOs, flankiert von rund 67 Memoranda und präsidentiellen Maßnahmen. Inhaltliche Schwerpunkte dieser Erlasse reichten von der Abschaffung von Programmen für Diversität und Gleichstellung über restriktive Einwanderungspolitik bis hin zur Schließung der Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID oder der Umbenennung des Golfs von Mexiko in „Golf von Amerika“. Sogar das verfassungsmäßig garantierte Geburtsrecht auf Staatsbürgerschaft wurde übergangen.
Diese Maßnahmen spiegeln in wesentlichen Zügen die Agenda des „Project 2025“ wider. Obwohl Trump im Wahlkampf eine Nähe zu diesem Projekt bestritt,
Zumindest der Prozess der Personalbesetzung des Kabinetts zeigte eine Professionalisierung gegenüber der ersten Amtszeit. Während 2017 fast 100 Tage bis zur vollständigen Besetzung der entsprechenden Posten vergingen, geschah dies nun binnen 49 Tagen – begünstigt durch eine gefestigte Republikanische Senatsmehrheit, die sämtliche Nominierungen bestätigte.
So vorbereitet, begann die Administration mit einer konsequenten Umsetzung ihrer innenpolitischen Agenda – vielfach von Beobachter*innen als „Shock and Awe“ (Schrecken und Ehrfurcht) charakterisiert.
Besonders sichtbar wurde dies in der Einwanderungspolitik: Vermeintlich undokumentierte Migrant*innen wurden ohne rechtsstaatliches Verfahren abgeschoben. Der Fall des zu Unrecht deportierten Kilmar Ábrego García, der bis heute in einem Gefängnis in El Salvador inhaftiert ist, ging bis vor den Supreme Court (Obersten Gerichtshof), dessen Urteil zur Rückführung durch die Administration ignoriert wurde. Der salvadorianische Präsident Nayib Bukele erklärte bei einem Besuch im Weißen Haus, García nicht ausliefern zu wollen – ein Akt, der das außenpolitische Gewicht der USA relativiert und die Wirksamkeit des US-Einwanderungsrechts grundsätzlich hinterfragt.
Die Aberkennung von Studierendenvisa ohne Anhörung und häufig ohne Angabe von Gründen stellt eine weitere bedenkliche Entwicklung dar. Die Inhaftierung einiger betroffener Studierender erfolgte teils unter dem Vorwand nationaler Sicherheitsbedrohung – in mehreren Fällen im Zusammenhang mit pro-palästinensischem Aktivismus.
Zielscheibe ist insbesondere der akademische Sektor. Mehrere Eliteuniversitäten wie Harvard, Columbia und Princeton wurden mit der Streichung staatlicher Fördermittel bedroht. Die Begründung: Duldung „anti-israelischer“ Proteste. Tatsächlich fordern offizielle Schreiben aber die Abschaffung von Programmen für Diversität, Gleichstellung und Inklusion (DEI)
Einen besonders ambitionierten Zugriff auf die Exekutive stellt die Gründung des Department of Government Efficiency (DOGE) dar – geleitet von Tech-Milliardär und großzügigen Trump-Wahlkampfspender Elon Musk. DOGE verfolgt das Ziel, Personal im öffentlichen Dienst abzubauen und Ausgaben drastisch zu kürzen. Musk versprach Einsparungen von bis zu zwei Billionen US-Dollar, die er nach und nach auf inzwischen 150 Milliarden reduzierte. Studien, u. a. der New York Times, zeigen jedoch, dass selbst diese Summe auf fehlerhaften Berechnungen oder bewusster Irreführung beruht.
DOGE„Department of Government Efficiency“
Das Department of Government Efficiency (DOGE) wurde durch die Executive Order 14219 Präsident Donald Trumps im Januar 2025 ins Leben gerufen. Offizielles Ziel der Initiative ist es, die Effizienz der Bundesverwaltung durch Verbesserung der IT-Infrastruktur zu steigern, Bürokratie abzubauen und Kosten zu senken.
Auch wenn die Bezeichnung DOGE den Begriff department (Ministerium) beinhaltet, handelt es sich dabei nicht um ein offizielles Ministerium, da solche nur durch den Kongress und mithilfe eines Gesetzes geschaffen werden können. Stattdessen ist DOGE eine bis zum 4. Juli 2026 eingerichtete Organisation innerhalb des Executive Office of the President (US-Präsidialamts), die auf der Umstrukturierung des United States Digital Service (USDS) basiert.
Für die temporäre Leitung von DOGE hat der Präsident seinen engen Wahlkampfunterstützer und Berater Elon Musk, Tech-Milliardär und Besitzer von Unternehmen wie Tesla, SpaceX und Starlink, im Rang eines special government employee ernannt.
Entgegen dem Auftreten und offenkundigem Selbstverständnis in den ersten Monaten von Trumps zweiter Amtszeit soll DOGE lediglich eine beratende Aufgabe zukommen. Dabei weist DOGE Überschneidungen mit bestehenden Behörden auf, insbesondere mit der General Services Administration (GSA „allgemeine Dienstleistungsverwaltung“), die traditionell für die Verwaltung von Regierungsimmobilien und Beschaffung zuständig ist. Durch die Umstrukturierung des USDS und die Einrichtung von DOGE-Teams in verschiedenen Bundesbehörden entstanden Parallelstrukturen, die teils zu Kompetenzüberschneidungen führten. Die kompromisslose Vorgehensweise samt fristloser Kündigungen oder Beurlaubungen von Regierungsangestellten bis hin zu teilweisen oder vollständigen Schließungen von Regierungseinrichtungen rief schnell deutliche Kritik sowie eine Vielzahl an Gerichtsverfahren hervor.
Quellen:
The White House (2025): Establishing and Implementing the President’s “Department Of Government Efficiency”, 20. Januar 2025, Externer Link: https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/2025/01/establishing-and-implementing-the-presidents-department-of-government-efficiency/
Vinall, Frances (2024) What we know about Trump’s ‘Department of Government Efficiency’, The Washington Post, 13. November 2024, Externer Link: https://www.washingtonpost.com/politics/2024/11/13/department-of-government-efficiency-musk-ramaswamy/
Lemonides, Alex/Hughes, Seamus/Schwartz, Mattathias/Gamio, Lazaro/Baker, Camille (2025): Tracking the Lawsuits Against Trump’s Agenda, The New York Times, 28. April 2025, Externer Link: https://www.nytimes.com/interactive/2025/us/trump-administration-lawsuits.html
Tatsächlich aber sind die Folgen gravierend: Rund 260.000 Bundesangestellte wurden entlassen, kündigten oder gingen in Frührente, was zu empfindlichen Personallücken in den Behörden führt. Das Einfrieren sowie Aufkündigen von Verträgen hatte zudem Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit von Institutionen wie den Centers for Disease Control and Prevention (CDC, „Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention“), einer Behörde des US-Gesundheitsministeriums. Und die wohl größten Auswirkungen der Sparmaßnahmen spürte die US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit (USAID). Hier wurden nahezu 80 Prozent der Mittel gestrichen, was zu Massenentlassungen und kaum abzuschätzenden Folgen in den Regionen der Welt führt, die am dringendsten auf die Hilfen von USAID angewiesen sind.
Auffällig ist zudem die selektive Struktur der Einsparungen, die einen Interessenskonflikt augenfällig machen: Verträge mit Musks Unternehmen wie SpaceX oder Starlink blieben unangetastet; gleichzeitig erfuhren zuständige Aufsichtsbehörden wie die Umweltschutzbehörde (EPA) massive Kürzungen.
Die beschriebenen Maßnahmen offenbaren eine Agenda, die nicht nur auf administrative Effizienz abzielt, sondern tiefgreifende ideologische und mitunter unternehmerische Ziele verfolgt. Die Missachtung gerichtlicher Entscheidungen, die Unterwanderung des Checks-and-Balances-Prinzips sowie die systematische Einschränkung individueller Freiheitsrechte markieren eine deutliche Erosion demokratischer Standards.
Die Demokratische Partei zeigte sich lange defensiv – geprägt durch die bittere Wahlniederlage und begrenzte Handlungsspielräume im Kongress. Inzwischen jedoch formiert sich politischer und gesellschaftlicher Widerstand: Landesweite Proteste
Die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Agenda sind bereits deutlich spürbar: Rücknahmen investiver Maßnahmen der Vorgängerregierung, Einschränkungen im Gesundheitssystem und die Verteuerung von Medikamenten treffen breite Bevölkerungsschichten unmittelbar. Die Methode dahinter bleibt gleich: Zunächst erfolgt eine Maßnahme per Dekret, dann die Missachtung richterlicher Auflagen – in der Hoffnung auf ein günstiges Urteil durch den Supreme Court oder die politische Stilllegung kritischer Instanzen. Und auch wenn die Administration personell wie inhaltlich besser vorbereitet ist, offenbaren viele Politikumsetzungen eine fatale Mischung aus Verachtung für den demokratischen Prozess und fehlender Expertise.
Was bleibt, ist ein beispielloser Angriff auf die institutionelle Infrastruktur der US-Demokratie – ein administrativer Feldzug, dessen Ziel weit über eine konservative Wende hinausgeht und der die USA nachhaltig verändern dürfte.
Macht und Stärke – Die Außenpolitik der Trump-Administration 2.0
Die Unterminierung, teils sogar Sabotage bestehender Systeme und Ordnungen durch Donald Trump und seine Administration findet ihre Fortsetzung auch mit Blick auf die US-Außenpolitik. Wie bereits in der ersten Amtszeit erfolgte der Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen und der Weltgesundheitsorganisation durch Executive Orders – Ausdruck der Ablehnung multilaterale Foren, in denen die USA nicht zwangsläufig bestimmende Führungsnation oder zumindest an erster Stelle sind. Stattdessen präferiert die Administration bilaterale Formate, in denen asymmetrische Machtverhältnisse zugunsten Washingtons ausgenutzt werden können.
Symbolhaft für diesen unilateralistischen Ansatz steht die vollmundige Ankündigung Trumps, den Krieg in der Ukraine binnen 24 Stunden nach Amtsantritt durch persönliche Gespräche mit Wladimir Putin zu beenden – ebenso wie der Versuch eines neuen Iran-Abkommens oder eines Friedensschlusses im Nahostkonflikt. Diese Vorhaben eint ein machtpolitisches Verständnis von Diplomatie, das sich nicht an normativen Prinzipien, sondern an der Durchsetzung nationaler Interessen mithilfe militärischer und wirtschaftlicher Stärke orientiert.
Dieses Prinzip macht auch vor langjährigen Partnern nicht halt. Trumps Äußerung, Grönland kaufen zu wollen, ohne die Anwendung militärischer Mittel explizit ausschließen zu wollen,
Auch gegenüber europäischen Partnern vollzieht sich eine strukturelle Entfremdung. Während erneut höhere Verteidigungsausgaben eingefordert werden, attackierte Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz offen die bisherigen Grundlagen transatlantischer Zusammenarbeit. Anstelle gemeinsamer Werte rückte er den Umgang mit rechtspopulistischen Kräften in Europa in den Mittelpunkt und sprach sich indirekt gegen eine politische Ausgrenzung der AfD in Deutschland aus – eine Einmischung in innerstaatliche Angelegenheiten, flankiert von öffentlicher Unterstützung Elon Musks eben jener Partei.
Diese Außenpolitik wird von einer wirtschaftspolitischen Strategie begleitet, die auf protektionistische Maßnahmen und bilateralen Druck setzt. Trumps Erhebung von Strafzöllen – zunächst gegen Kanada und Mexiko, später gegen China sowie nahezu den gesamten Rest der Welt – soll Handelsdefizite abbauen, löst jedoch umfassende Gegenmaßnahmen aus. Peking antwortete mit massiven Zöllen
Verfassungskrise? Die USA nach 100 Tagen Donald Trump 2.0
Die ersten 100 Tage der zweiten Trump-Administration sind verheerend, doch nicht wirklich überraschend. Donald Trump hatte in seinem Wahlkampf seine Ziele für eine neue Amtszeit klar und deutlich gemacht. Die Überraschung, die sich trotz dessen zeigte, ist vor allem einem noch immer weit verbreiteten Beschwichtigungsreflex geschuldet. Es bleibt bei dem Bonmot aus der ersten Amtszeit: Trumps Anhänger nehmen ihn ernst, aber nicht wörtlich. Seine Gegner nehmen ihn wörtlich, aber nicht ernst. Und beide liegen falsch: Man muss Trump ernst und wörtlich nehmen.
Denn in der Innenpolitik zeichnet sich ein hochgradig autokratisches Regierungsverständnis ab, mit dem an bestehenden Gesetzen und klaren verfassungsrechtlichen Kompetenzzuweisungen vorbei sowie unter Missachtung richterlicher Urteile die eigene politische Agenda durchgesetzt wird. Die Frage nach der Verfassungskrise ist dabei mit einem klaren Ja zu beantworten, wobei sich daraus die weitere Frage ergibt: Was bedeutet es, wenn die Exekutive die beiden anderen Gewalten im Staat marginalisiert, deren Gesetze und Urteile nicht umsetzt? Das Vorgehen der Trump-Administration ist kein Kampf um bestimmte Politikinhalte, es ist ein Kampf gegen das bestehende politische System, und die USA laufen Gefahr, sich alsbald außerhalb ihres im kommenden Jahr 250 Jahre währenden Verfassungsrahmens zu bewegen.
Erste Auswirkungen des eigenen Tuns bekommt Trump bereits zu spüren. In Umfragen des Pew Research Center stürzten seine Zustimmungswerte von 47 Prozent im Februar 2025 auf 40 Prozent ab.
Wie gezeigt haben die innenpolitischen Entwicklungen und offenen Fragen fundamentale Auswirkungen auch auf die Außenpolitik der USA. Die Außen-(wirtschafts-) und Sicherheitspolitik der USA unter der zweiten Trump-Administration spiegelt viele Entwicklungen der ersten Amtszeit wider, jedoch sehr viel schneller, tiefgreifender und in der Durchsetzung der eigenen Vorstellungen deutlich konsequenter. Der bereits bekannte