Didaktische Konzeption
Der Fokus dieses "Forschen mit GrafStat"-Projektes besteht in der forschenden Auseinandersetzung mit Verarbeitungsprozessen von Ereignissen im Lebensverlauf und den damit verbundenen Prozess der Sozialisation. Dazu finden Sie hier grundlegende Informationen zur didaktischen Konzeption und deren Umsetzung in Ihrem Unterricht.Übersicht
Zielgruppe |
Klasse 7-10, alle Schulformen |
Ziele |
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Unterrichtsfächer |
Politik / SoWi / Gesellschaftslehre |
Themenbezug |
Identität(-sfindung), Zukunftsplanung, Lebenswandel, soziale Bezüge und Strukturen, Resilienz, Flucht, Krise; Befragungsmethoden, Neue Medien, Fallstudien, Statistiken auswerten |
Dauer |
2 - 4 Wochen, je nach Baustein-Auswahl |
Aufwand |
Je nach Schwerpunktsetzung und Umfang |
Materialien |
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Autor/innen |
Prof. Dr. Andrea Szukala, Prof. Dr. Wolfgang Sander, Cornelius Knab, Sabine Kühmichel unter Mitwirkung von Katrin Wedeking, Lisa Schenkel, Nane Knümann und Jan Schröter |
Einführung
Ambivalenzen und Krisenerfahrungen sind für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mehr denn je eine geteilte Erfahrung – was ihnen selbst häufig kaum bewusst ist. Sie sind wirksamer Bestandteil der Sozialisation, der sie bestimmenden Entwicklungsprozesse und der darin stattfindenden Problemverarbeitungen. Anders als jungen Menschen vielfach suggeriert wird, sind sie auch heute nicht die autonomen Autoren ihres Lebens, sondern sie sind vielfachen Anforderungen und Belastungen in Feldern ausgesetzt, in denen sie keine oder eine nur geringe Situationskontrolle erleben. Dies gilt namentlich für die Aspirationen der sozialen Umgebung, für Ortswechsel und Migration (auch nach Flucht und Vertreibung), für die erlebte Unsicherheit der ökonomischen Lebensgrundlagen, beispielweise durch Prekarisierung nach Arbeitsplatzverlust. Der gleichzeitige Anspruch, „alles sein“ zu können, als Manager der eigenen Identität(en) zu agieren und sich selbst zu präsentieren, überfordert viele Kinder und Jugendliche, die unter diesen Randbedingungen nicht stabil befähigt werden, Handlungsfähigkeit und Resilienz auszubilden, um tatsächliche Krisen zu verstehen, zu bearbeiten und zu bewältigen.Inhalt des Projektes
Der inhaltliche Kern dieses Forschen-mit-GrafStat-Projektes besteht in der forschenden Auseinandersetzung mit Verarbeitungsprozessen von Ereignissen im Lebensverlauf und ihrer Rahmung durch den Prozess der Sozialisation. Zentrale Fragestellungen lauten:- Wie bin ich der geworden, der ich bin?
- Wie kann ich meinen Lebensweg beschreiben und verstehen?
- Welche gesellschaftlichen Prozesse beeinflussen diese Entwicklung?
- Welche Wirkungen haben Krisen und Brüche im Lebensverlauf und wie kann man/ich sie (mit Hilfe anderer) bewältigen?
Ziele des Projektes
Auch sozialkundliche Curricula fordern, dass Jugendliche lernen, mit ihrer Identität und deren gesellschaftlichen Rahmungen umzugehen („Das Ich in der Gesellschaft“). Dabei ist die Milieugebundenheit der politischen und sozialen Erfahrung in vielen Bildungsprojekten als Ausgangspunkt häufig heikel, denn sie erzeugen bei Jugendlichen fatalistische Sichtweisen vom eigenen Lebensweg. Das Projekt „Krisenerfahrung und Sozialisation“ will einen Beitrag dazu leisten, dass durch das Aufarbeiten von sozio-ökonomisch und historisch bestimmten Kontinuitäten und biographischen Brüchen das „Ich-Projekt“ in seiner gesellschaftlichen Bestimmtheit neu verstanden und behandelt werden kann. Dieser Zugang wird gewählt, um auf zwei Ebenen zum politischen und gesellschaftlichen Lernen (s. Reinhardt 2012, 161ff.; Petrik 2012) beizutragen:
- Zum einen können persönliche Krisenerfahrungen auf einer neuen Ebene bearbeitet, kontextualisiert und somit entlastet betrachtet werden;
- zum anderen wird die Empathie für Personen, für die die Kontrolle des eigenen Lebensverlaufs prekär oder brüchig wird (zum Beispiel Flüchtlinge oder Betroffene schwerer Wirtschafts- oder Sozialkrisen), verbessert;
- durch die Perspektive auf das Thema der Wirksamkeit und Resilienz werden Handlungswege der Krisenbewältigung aufgezeigt.