Die Folgen des Aufstands
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Getötete des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 werden in West-Berlin vor dem Schöneberger Rathaus aufgebahrt.
Bilder von staatlich verordneten Demonstrationen sollen im Land und international die These vom westlich ausgelösten „faschistischen
Putschversuch“ belegen. Stalin-Allee in Ost-Berlin, 26. Juni 1953.
Verhandlung vor dem Stadtgericht Berlin Mitte am 7.7.1953 gegen den Kellner Ernst Tiesies aus der Stalinallee. Tiesies wurde zu 8 Jahren Zuchthaus
verurteilt.
Prozess gegen angebliche "Rädelsführer“ des 17. Juni 1953 vor dem Obersten Gerichts der DDR in Ost-Berlin. Die Angeklagten (v.l.): Horst Gassa,
Hans Füldner, Werner Mangelsdorf und Hauptangeklagter Dr. Wolfgang Silgradt.
25. Juli 1953 in Dresden: In einem Schauprozess werden 16 Männer als vermeintliche "Rädelsführer" des Volksaufstandes in Niesky verurteilt.
Der Volksaufstand vom 17. Juni traf die SED völlig unvorbereitet. Das Bild streikender Arbeiter, die im Arbeiter- und Bauernstaat gegen die Regierung demonstrieren, war für den Machtapparat unerträglich. Es sollte so schnell wie möglich korrigiert werden. Also deutete die SED-Führung den Aufstand kurzerhand propagandistisch um und ließ über die DDR-Medien verbreiten, es habe sich um eine vom Westen gesteuerte „faschistische Provokation“ gehandelt.
Die SED setzte aber nicht nur auf Propaganda. Allein bis zum 6. Juli 1953 verhafteten Polizei und Ministerium für Staatssicherheit (MfS) etwa 10.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Volkaufstand. Auch sowjetische Einheiten nahmen Verhaftungen vor. Die Angeklagten wurden oft zu langjähriger Zwangsarbeit in sowjetischen Straflagern, einige auch standrechtlich zum Tode verurteilt. DDR-Gerichte führten Schauprozesse durch und verhängten von Juli 1953 bis Ende 1954 mehr als 1.500 Haftstrafen.
Der Volksaufstand sollte sich niemals wiederholen ‒ das wollte die SED sicherstellen. Deshalb baute sie ihren Überwachungs- und Repressionsapparat systematisch aus: Aus paramilitärischen Kampfgruppen wurden Betriebskampfgruppen gebildet, die Volkspolizei um 14.000 Stellen aufgestockt. Der Aufstand vom 17. Juni war für die SED-Führung ein Trauma, das bis 1989 die Politik beeinflusste.
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Dr. Ilona Schäkel ist selbstständige Autorin und PR-Redakteurin für zeithistorische Themen. Sie hat bereits an zahlreichen Erinnerungsprojekten und Angeboten der historisch-politischen Bildung mitgewirkt. Ihre Schwerpunkte sind Diktaturgeschichte und -aufarbeitung. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Kulturwissenschaft an der Universität Bremen und der Humboldt-Universität zu Berlin.
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