Reaktionen der SED und innerparteiliche Opposition
/ 1 Minute zu lesen
Ähnlich wie bei Stalin entwickelte sich Anfang der 1950er Jahre auch ein Personenkult um Walter Ulbricht. 1951 wurde in Berlin der nur für die
West-Berliner Bevölkerung sichtbare Geisterbahnhof „Schwartzkopfstraße“ in „Walter-Ulbricht-Stadion“ umbenannt. Das "Walter-Ulbricht-Stadion" wurde 1973 in "Stadion der Weltjugend" umbenannt.
Der Universitätsdozent und Lektor Wolfgang Harich (hier auf einer Tagung im Oktober 1956) konzipierte in der kurzen Tauwetter-Periode nach dem XX.
KPdSU-Parteitag im Herbst 1956 eine "Plattform für einen besonderen deutschen Weg zum Sozialismus". Er wurde 1957 wegen der "Bildung einer Bildung einer konspirativ-staatsfeindlichen/konterrevolutionären Gruppe" zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.
Ebenso wie Wolfgang Harich wurde der Leiter des Aufbauverlages, Walter Janka (im Bild ganz rechts neben dem Kulturminister Johannes R. Becher
sitzend), Ende 1956 verhaftet und im Jahr darauf zu fünf Jahren Zuchthaus wegen "Bildung einer konterrevolutionären Gruppe" verurteilt.
Die Enthüllungen über den von der SED verehrten Stalin stürzten die Partei in eine große Verunsicherung. Es kam zu innerparteilichen Auseinandersetzungen und Kritik am Personenkult um den Parteivorsitzenden Walter Ulbricht. Stimmen nach einem „menschlichen Sozialismus“ wurden innerhalb der SED laut.
Ulbricht reagierte auf die Nachrichten aus Moskau am 4. März 1956 öffentlich mit einer Erklärung in der Parteizeitung „Neues Deutschland“. Er verkündete eine Entstalinisierung sei in der DDR nicht nötig. Entgegen früheren Darstellungen behauptete er, Stalin sei kein „Klassiker des Marxismus“ und ein Personenkult um ihn habe hierzulande nie bestanden. Damit machte er deutlich, dass die Parteiführung bereit war sich von Stalin abzuwenden, eine „Fehlerdiskussion“ aber nicht zulassen würde.
Eine Gruppe Parteiintellektueller um Wolfgang Harich und Walter Janka sah in dem politischen Tauwetter in der Sowjetunion eine Chance, die SED zu reformieren. Sie konzipierten eine „Plattform für den besonderen deutschen Weg zum Sozialismus“. Ihre Forderungen nach einer demokratischen Erneuerung der Partei und dem Aufbrechen stalinistischer Herrschaftsstrukturen wurden jedoch konsequent erstickt. Die Aufstände in Polen und Ungarn im Herbst 1956 lieferten Ulbricht den Vorwand, um radikal gegen die Reformer vorzugehen.
Wolfgang Harich und seine Mitstreiter wurden verhaftet und im März 1957 wegen „Bildung einer konspirativen staatsfeindlichen Gruppe“ in einem Schauprozess zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Weitere Inhalte
Weitere Inhalte
Sonja Hugi, M.A. Public History, studierte Geschichte, Kommunikationswissenschaften und Grafikdesign. Als Historikerin, Autorin, Illustratorin und Grafikerin betätigt sie sich in verschiedenen Bereichen der Geschichtsvermittlung. Ihr Fokus liegt auf Themen der jüngeren deutschen Geschichte.
Wir laden Sie zu einer kurzen Befragung zu unserem Internetauftritt ein. Bitte nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, um uns bei der Verbesserung unserer Website zu helfen. Ihre Angaben sind anonym.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!