Kulturpolitik der Honecker-Ära
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Erich Honecker (4.v.l.) bei der Premiere des DEFA-Films "KLK an PTX – Die Rote Kapelle" am 25. März 1971. Links neben ihm der sowjetische
Botschafter Abrassimov, rechts der Oberkommandierende der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in der DDR, Armeegeneral Kulikow (5.v.l.). Mit Rückendeckung der sowjetischen Führung wurde Honecker wenig später neuer Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED und Nachfolger von Walter Ulbricht.
Unweit des Ostberliner Fernsehturms wirbt ein bemalter Doppeldecker-Bus der FDJ für die X. Weltfestspiele der Jugend 1973.
Abendliches Feiern auf dem Alexanderplatz im Zentrum Ostberlins. An den X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten 1973 nahmen Delegationen aus 140
Ländern teil.
Wolf Biermann nach dem Ende seines Kölner Konzerts am 13. November 1976. Zu diesem Zeitpunkt stand seine Ausbürgerung für die DDR-Regierung bereits
fest, wurde aber erst vier Tage später offiziell mitgeteilt.
Am 3. Mai 1971 trat Walter Ulbricht als Partei- und Regierungschef der DDR zurück ‒ formal aus Altersgründen. Hinter den Kulissen hatte zuvor ein erbitterter Machtkampf um die Ablösung stattgefunden, den Erich Honecker für sich entscheiden konnte. Honecker verkörperte die jüngere Generation der DDR-Führung; an seine Rolle bei der Sperrung der Grenze in Berlin am 13. August 1961 erinnerte sich kaum jemand.
Kulturpolitisch brachte der Machtwechsel zunächst eine Lockerung mit sich: Bislang in der DDR verbotene Bücher durften erscheinen, im Radio wurde wieder westliche Rock- und Beatmusik gespielt. Auf den X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die im August 1973 in Ost-Berlin stattfanden, wollte sich die DDR der internationalen Öffentlichkeit als liberaler und weltoffener Staat präsentieren.
Doch das Tauwetter währte nicht lange. Am 16. November 1976 ließ die SED über das DDR-Fernsehen die Ausbürgerung des kritischen Liedermachers Wolf Biermann verbreiten, der sich gerade auf einer Konzertreise durch die Bundesrepublik befand. Spontan solidarisierten sich prominente Künstlerinnen und Künstler aus der DDR mit Biermann. In einem offenen Brief forderten sie die Regierung auf, die Ausbürgerung rückgängig zu machen.
Die SED antwortete mit einer beispiellosen Pressekampagne, in der die Ausbürgerung gerechtfertigt wurde. Der Vorfall markierte eine Zäsur im Verhältnis zwischen staatlichen Stellen und „Kulturschaffenden“. Viele Autorinnen und Autoren, Theaterleute, Künstler und Intellektuelle, die sich offen mit Biermann solidarisierten, wurden gegen ihren Willen ausgebürgert oder verließen freiwillig das Land.
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Dr. Ilona Schäkel ist selbstständige Autorin und PR-Redakteurin für zeithistorische Themen. Sie hat bereits an zahlreichen Erinnerungsprojekten und Angeboten der historisch-politischen Bildung mitgewirkt. Ihre Schwerpunkte sind Diktaturgeschichte und -aufarbeitung. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Kulturwissenschaft an der Universität Bremen und der Humboldt-Universität zu Berlin.