Bürgerkrieg und Sklaverei
Er war die große Bewährungsprobe der noch recht jungen Republik: Der Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten 1861-65. Im Zentrum des Konfliktes stand der Streit um die Abschaffung der Sklaverei.Mehr als jedes andere Ereignis hat der Bürgerkrieg (1861 bis 1865) das "amerikanische Experiment" auf eine regelrechte Probe gestellt. Kein Krieg in der Geschichte der USA hat mehr amerikanische Leben gefordert – die Zahl wird auf über 600.000 Soldaten und mehrere Hunderttausend Zivilisten geschätzt.
Die Hauptursache für den Bürgerkrieg war zweifellos die Sklaverei mit all ihren Begleiterscheinungen und Konsequenzen. In zwei großen Fragen standen die Nordstaaten und die Südstaaten der USA einander unversöhnlich gegenüber: Erstens, wie ließ sich das Gleichheitsgebot der Unabhängigkeitserklärung mit der Unfreiheit von Millionen schwarzer Amerikaner vereinbaren? Die Mehrheit im Norden plädierte für die Sklavenbefreiung, der Süden fürchtete dagegen, dass die Abschaffung der peculiar institution auch die Grundlage der Plantagenwirtschaft zerstören würde. Zweitens, wie wichtig war die Einheit der Nation? Eine Mehrheit im Norden hielt den nationalen Zusammenhalt für permanent und unauflöslich. Im Süden fand dagegen auch die Auffassung Resonanz, die USA könne man als einen lockeren, möglicherweise aufkündbaren Zusammenschluss von souveränen Staaten sehen. Aus der Rückschau erscheint es folgerichtig, dass der im Bürgerkrieg ausgefochtene Konflikt sowohl zur Abschaffung der Sklaverei als auch zur verfassungsmäßigen Einheit der Nation führte. Aber im Jahr 1861 stellte sich die Situation ganz anders dar. Die Geschichte hätte – ohne die überragende politische Führung Abraham Lincolns, aber auch im Falle eines militärischen Siegs der Südstaaten – eine völlig andere Wendung nehmen und zur Spaltung der USA führen können.