Ereignisse im Oktober 1989
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Die SED-Führung mit Staatsgästen am 40. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1989 auf der Ehrentribüne der Berliner Karl-Marx-Allee
Mit einer Geste versucht eine Frau am 7. Oktober 1989 bei einer Demonstration in Ostberlin Beamte in einer Polizeikette von ihrer Friedfertigkeit zu
überzeugen. Im Verlauf der Demonstration gingen Volkspolizei und zivile Beamte der Staatssicherheit zum Teil massiv gegen Demonstrierende und Medien vor. Film- und Fotomaterial wurde konfisziert.
Abgeriegelt für die offiziellen Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Republikgründung, der Palast der Republik. Im Verlauf der Demonstration für
Reformen in der DDR gingen Volkspolizei und zivile Beamte der Staatssicherheit zum Teil massiv gegen Demonstrierende und Presse vor, diskutierten aber in den Folgetagen auch in ihren eigenen Reihen, ob dieser Einsatz sinnvoll war.
Jugendliche zünden bei einer Mahnwache vor der Ostberliner Gethsemanekirche am 8.10.1989 Kerzen an. Vor und in dem Gotteshaus versammelten sich am 8.
und 9. Oktober 1989 mehrere hundert meist jugendliche Demonstranten zu einer Mahnwache, einem Fürbitte-Gottesdienst und einer Fastenaktion, um gegen die Inhaftierung von DDR-Bürgern zu protestieren, die an den vorangegangenen Demonstrationen für Reformen und mehr Demokratie teilgenommen hatten.
Die Leipziger Montagdemonstration vom 9. Oktober 1989, heimlich vom Kirchturm der Reformierten Kirche aus gedreht.
Trotz Fluchtwelle und Demonstrationen feierte das SED-Regime am Externer Link: 7. Oktober 1989 unbeirrt den 40. Jahrestag der Republik. Mit einem riesigen Fackelzug des staatliche Jugendverbands Externer Link: FDJ und einer Militärparade der Nationalen Volksarmee in Ost-Berlin zeigte die Staatsführung demonstrativ Stärke. Doch gegen die staatliche Selbstinszenierung formierte sich Protest, nicht nur in der Hauptstadt der DDR, sondern auch in Potsdam, Leipzig, Plauen und vielen anderen Orten.
Zum offizielle Festakt im Palast der Republik waren auch ausländische Ehrengäste wie der sowjetische Staatschef Externer Link: Michail Gorbatschow geladen. Von internationalen Medien auf die reformunwillige SED-Führung angesprochen, sagte Gorbatschow: „Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.“ Aus diesem Satz wurde das geflügelte Wort: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
Wie an jedem Siebten eines Monats seit Aufdeckung der Wahlfälschung am 7. Mai 1989, demonstrierten auch an diesem Tag Oppositionelle auf dem Alexanderplatz. Volkspolizei und Staatssicherheit beobachteten die Lage genau, verhielten sich vor den Augen der Weltöffentlichkeit jedoch zunächst ruhig. Binnen kurzer Zeit versammelten sich rund 3.000 Demonstrierende und skandieren Rufe wie „Gorbi, hilf uns!“.
Erst als Gorbatschow abgereist war, prügelten die Sicherheitskräfte auf die Protestierenden ein, Hunderte wurden festgenommen. Abgedrängt aus dem Zentrum, bewegte sich der Zug spontan zur Gethsemanekirche im Prenzlauer Berg. Hier fand seit Tagen eine Mahnwache für die bei den Leipziger Montagsdemos Inhaftierten statt.
Zwei Tage später, am 9. Oktober, hatten die Sicherheitskräfte in Leipzig aufgerüstet. Viele befürchteten, dass die geplante Montagsdemo gewaltsam verhindert werden sollte. Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt. Doch auch an diesem Abend kamen mindestens 70.000 Mutige zusammen, sie riefen „Wir sind das Volk“ und „Keine Gewalt“ – die Sicherheitskräfte griffen nicht ein. Sechs Tage nach dem Protest, am 17. Oktober 1989, trat Staats- und Parteichef Externer Link: Erich Honecker zurück.
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Dr. Ilona Schäkel ist selbstständige Autorin und PR-Redakteurin für zeithistorische Themen. Sie hat bereits an zahlreichen Erinnerungsprojekten und Angeboten der historisch-politischen Bildung mitgewirkt. Ihre Schwerpunkte sind Diktaturgeschichte und -aufarbeitung. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Kulturwissenschaft an der Universität Bremen und der Humboldt-Universität zu Berlin.
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