Das 11. Plenum des ZK der SED
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Der Vorsitzende des Staatsrates der DDR und Erster Sekretär des ZK der SED, Walter Ulbricht, empfing am 25.11.1965 Schriftsteller zu einem Gespräch.
Rund drei Wochen vor dem 11. Plenum hatte Ulbricht Schriftsteller eingeladen, darunter auch Christa Wolf (im Gespräch mit Hermann Kant und Konrad
Wolf). Christa Wolf nahm auch am Kahlschlagplenum teil und sprach sich erfolglos gegen einen restriktiveren Kurs in der Kulturpolitik aus.
Bei seiner Rede auf dem "Kahlschlagplenum" warf Erich Honecker dem SED-kritischen Dichter und Liedermacher Wolf Biermann Staatsverrat vor. Auf dem
Foto ist Wolf Biermann bei einem Konzertauftritt an Neujahr 1965 in Frankfurt am Main zu sehen.
Manfred Krug (zweiter von links) in dem DDR-Spielfilm "Spur der Steine". Der Film wurde 1965 gedreht, nach wenigen Aufführungen 1966 wieder abgesetzt
Im Dezember 1965 tagte das Zentralkomitee (ZK) der SED zum 11. Mal. Das Treffen der 181 Mitglieder und Kandidat/-innen des ZK schrieb als „Kahlschlagplenum“ Geschichte. Die SED-Führung machte hier in aller Deutlichkeit klar, dass die kurze Phase der Liberalisierung in Kunst und Kultur zu Ende war.
Bereits in den Monaten vor dem Plenum war einem Großteil der DDR-Bands, die „dekadente westliche Musik“ spielten, die Lizenzen entzogen worden. Eine darauffolgende illegale Demonstration von Beatbands in Leipzig war von der Volkspolizei zerschlagen worden, über 250 Jugendliche mussten danach wochenlang Zwangsarbeit leisten, manchen wurde der Prozess gemacht.
Damit hatte sich bereits angedeutet, welchen kulturpolitischen Kurs die SED künftig verfolgen würde. Am Vorabend des 11. Plenums wurde den Teilnehmenden im Kino des ZK die DEFA-Filme „Das Kaninchen bin ich“ sowie „Denk bloß nicht, ich heule“ vorgeführt. Im Verlauf des Plenums rechnete der Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates und ehemalige FDJ-Vorsitzende Erich Honecker mit der Kunst- und Kulturszene der DDR ab. Für die „Ausschreitungen“ der Jugendlichen in Leipzig machte er Filme, Fernsehsendungen, Romane und Theatervorstellungen verantwortlich – die am Vortag gezeigten Kinofilme hob er ausdrücklich hervor. Dem SED-kritischen Dichter und Liedermacher Wolf Biermann warf Honecker Staatsverrat vor.
Walter Ulbricht, der die vorhergegangenen Lockerungen ja verantwortet hatte, richtete ebenfalls klare Worte an die Künstler/-innen: „Sie dürfen doch nicht denken, dass wir uns als Partei- und Arbeiterfunktionäre weiter von jedem beliebigen Schreiber anspucken lassen, liebe Genossen! Das ist zu Ende, absolut zu Ende!“.
Infolge des „Kahlschlagplenums“ wurden insgesamt zwölf DEFA-Spielfilme verboten, in der Produktion befindliche Filmprojekte wurden abgebrochen. Zahlreiche Bücher, Theaterstücke und Fernsehproduktionen wurden aus dem Verkehr gezogen und Schriftsteller/-innen und Musiker/-innen mit Arbeits- und Auftrittsverboten belegt.
Während das Plenum vielen Kulturschaffenden sprichwörtlich das Genick brach, gelangten andere – wie Wolf Biermann – durch die Abrechnung der SED erst richtig zu Berühmtheit.
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Sonja Hugi, M.A. Public History, studierte Geschichte, Kommunikationswissenschaften und Grafikdesign. Als Historikerin, Autorin, Illustratorin und Grafikerin betätigt sie sich in verschiedenen Bereichen der Geschichtsvermittlung. Ihr Fokus liegt auf Themen der jüngeren deutschen Geschichte.
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