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Höhe und Verteilung der Gesamteinkommen im Alter | Rentenpolitik | bpb.de

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Höhe und Verteilung der Gesamteinkommen im Alter

Gerhard Bäcker Ernst Kistler

/ 9 Minuten zu lesen

Im Jahr 2015 hatten alleinstehende ältere Männer ein durchschnittliches Netto-Gesamteinkommen von 1.614 Euro, alleinstehende Frauen von 1.420 Euro. Ehepaare mussten sich zu zweit ein Durchschnittseinkommen von 2.542 Euro teilen. Die Rede ist hier von Durchschnitten. Weniger als 1.000 Euro hatten 25 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer. Ehepaare hatten zu 3 Prozent weniger als 1.000 Euro Gesamteinkommen.

Selbständiger Arzt: Viele Selbstständige haben eine andere Form der Altersvorsorge; einige sind in der Gesetzlichen Rentenversicherung, manche haben gar keine Altersvorsorge. (© picture-alliance, Bildagentur-online/Tetra-Images)

Diese Daten lassen erkennen, dass "die Bäume nicht in den Himmel wachsen". Gleichwohl wird In der öffentlichen Diskussion immer wieder ein Generationenkonflikt geschürt.

Im Buchversand verkauft sich dagegen folgender Titel als Bestseller:Die gierige Generation. Wie die Alten auf Kosten der Jungen abkassieren, von Bernd W. Klöckner.

In der Bucheinleitung zeigt Klöckner in einer Karikatur eine Oma, die sagt: "Vielleicht kann ich mich in unserer Gesellschaft noch irgendwie nützlich machen?"
Antwort des Enkels: "Ach Oma, denk doch nicht immer ans Sterben!"

Dominanz der Regelsysteme

Einkommensquellen der älteren Bevölkerung (ab 65 Jahren), alte Bundesländer 2015 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Die Abbildungen "Einkommensquellen der Personen ab 65 Jahren, alte Bundesländer 2015" enthält für die alten Bundesländer die Bezieherquoten von Zahlungen aus der eigenen Alterssicherung sowie die jeweiligen durchschnittlichen Bruttobeträge für über 65-Jährige.

Die für die jeweiligen Bezieher dominanten Einkommensgrößen sind − als Konsequenz aus der oben geschilderten Situation − die GRV und die Beamtenversorgung (mit Bezieherquoten, die ihren Bevölkerungsanteilen entsprechen). Bei der berufsständischen Versorgung von Freiberuflern/Selbstständigen ist das Bild heterogener: Die gezahlten Durchschnittsbeträge sind relativ hoch, die Bezieherquoten aber gering. Viele Selbstständige haben eine andere (private) - manche auch keine - Form der Altersvorsorge; einige sind in der Gesetzlichen Rentenversicherung.

Einkommensquellen der älteren Bevölkerung (ab 65 Jahren), neue Bundesländer 2015 (Interner Link: Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

In den neuen Bundesländern sehen die Verhältnisse etwas anders aus. Wie aus der Abbildung "Einkommensquellen der Personen ab 65 Jahren, neue Bundesländer 2015" ersichtlich, haben hier weder die betriebliche Alterssicherung noch die weiteren Systeme der ersten Ebene eine wirkliche Bedeutung. Die Gesetzliche Rentenversicherung umfasst praktisch die gesamte Bevölkerung; der Aufbau der betrieblichen Altersversorgung (auch im öffentlichen Dienst) kommt nur sehr langsam voran.

Höhere Betriebsrenten bei höheren GRV-Renten

In Ost- aber auch in Westdeutschland sind die Beträge aus den betrieblichen Zusatzsystemen wesentlich geringer als diejenigen aus den Regelsystemen (vgl. Heien 2018). Hinzu kommt (vgl. unten Tabelle "Einkommen von Rentnerhaushalten nach Haushaltseinkommensklassen ..."), dass es im Allgemeinen gerade nicht diejenigen Rentnerinnen und Rentner mit den geringeren Rentenzahlbeträgen sind, die über eine betriebliche Altersversorgung aus der zweiten Säule verfügen. Wenn dies dennoch der Fall ist, sind die Beträge im Durchschnitt als Ergänzung zwar nicht unerheblich, aber doch nicht wirklich hoch.

Einkommen von Rentnerhaushalten nach Haushaltseinkommens-klassen und ausgewählte Einkommensbestandteile 2013

Haushaltseinkommen von … bis unter … Euro
Haus-halte insg.un-ter 900900 - 1.3001.300 - 1.5001.500 - 2.0002.000 - 2.6002.600 - 3.6003.600 - 5.0005.000 - 18.000
Anteil an allen Rentnerhaus-halten (in %)1001116819181774
Bruttoein-kommen aus unselbst-ständiger Arbeit82-830334459105212543
Einnahmen aus Vermögen412-11511042294246581.0542.212
Einkommen aus öffentl. Transfer-
zahlungen
1.6708291.0741.3031.5201.8492.2472.5952.823
darunter:
(Brutto)Renten der gesetzl. Rentenvers.1.4707009761.1751.3881.6731.9952.1362.147
Einkommen aus nichtöffentl. Transfer-
zahlungen
2362657931191582756511.803
darunter:
(Brutto)Werks- und Betriebsrenten130-4142545761644621.045
Haushaltsbrutto-einkommen 2.438854 1.217 1.543 1.822 2.506 3.312 4.618 7.866
abzüglich:
Einkommen-, Kirchensteuer u. Solidaritäts-
zuschlag
30/-3/5152597356
Pflichtbeiträge
zur Sozial-
versicherung
21187113145171216284405568
Haushaltsnetto-einkommen 2.206767 1.103 1.399 1.750 2.282 3.014 4.139 6.997

Quelle: Statistisches Bundesamt (2015a), S. 108 (EVS).

Anteile von Einkommenskomponenten am Bruttoeinkommen 2015

in Prozent

Gesetzliche Renten-versicherungAndere Alters-sicherungs-leistungenPrivate VorsorgeTransfer-leistungenRestliche Einkommen
Deutschland
Ehepaare 56228013
Alleinstehende Männer 6022819
Alleinstehende Frauen 7117614
Alte Länder
Ehepaare502610013
Alleinstehende Männer 5525919
Alleinstehende Frauen 6720715
Neue Länder
Ehepaare 8143012
Alleinstehende Männer 893315
Alleinstehende Frauen 942202

Quelle: Deutscher Bundestag (2016), S. 94 (ASID 2015).

Die Leistungen aus der Gesetzlichen Rentenversicherung machen unter Berücksichtigung aller anderen Einkommen im Alter (wie Einkommen aus Vermögen, Erwerbstätigkeit usw.) rund Zweidrittel des Bruttoeinkommensvolumens von Seniorenhaushalten in Deutschland aus.

Überdurchschnittlich hoch ist dieser Anteil bei Frauen und in den Neuen Bundesländern.

Neben der Rente werden relativ weniger andere Einkommen erzielt. Unter den "anderen Alterssicherungsleistungen" dominiert die Beamtenversorgung (daher ist der Anteil dieser Einkommenskomponente in Ostdeutschland sehr niedrig). Der höhere Anteil der "Restlichen Einkommen" bei Ehepaaren ist zum Teil durch eine noch berufstätige (meist jüngere) Ehefrau bedingt, teilweise auch durch die ansteigende Erwerbstätigkeit im Rentenalter und durch die längere Erwerbstätigkeit bei Selbstständigen.

Hohe und niedrige Renten und das Brutto-Haushaltseinkommen

Sozialpolitisch von besonderem Interesse ist der Zusammenhang zwischen der Höhe der individuellen gesetzlichen Altersrente von Älteren und der durchschnittlichen Höhe der Haushaltsbruttoeinkommen. Sehr niedrige Renten bedeuten, wie mehrfach angesprochen, keinesfalls, dass diese Personen auch in jedem Fall über ein nur geringes Haushaltsbruttoeinkommen verfügen.

Solche sehr geringen individuellen GRV-Renten sind meist durch kurze Beitragszeiten bedingt (Frauen mit Familienpause bzw. anschließend nur begrenzter Erwerbsintegration; Personen mit Statuswechsel von sozialversicherter Beschäftigung in die Selbstständigkeit oder ins Beamtenverhältnis). Vereinfacht gesagt haben diese Statuswechsler normalerweise dann anderweitige und meist durchaus höhere Alterseinkommen. Als Problemgruppe sind dabei aber teilweise die "Solo-Selbstständigen" anzusehen.

Bei den ehemals als Arbeiter bzw. Angestellte tätigen Personen mit geringen bis mittleren Einkommen ist oft trotz z. T. durchaus langen Beitragszeiten die gesetzliche Rente eher niedrig − und es kommen sehr oft keine oder nur sehr geringe andere Alterseinkommen hinzu. Solche zusätzlichen Alterseinkünfte − vor allem aus privater und/oder betrieblicher Altersvorsorge − finden sich häufiger und mit höheren Beträgen erst bei Rentnern bzw. Rentnerhaushalten mit bereits relativ hohen Renten aus der Gesetzlichen Rentenversicherung.

Bei alleinstehenden Männern und bei Ehepaaren ist − im Übrigen in allen Datenquellen − ein relativ deutliches West-Ost-Gefälle der durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen zu konstatieren. Unter den alleinstehenden Frauen ist dieser Unterschied, bedingt durch die insgesamt (noch) vollständigeren Erwerbsbiographien ostdeutscher Frauen und die höheren Witwenrenten im Westen, eher gering.

Bei dem vergleichsweise höheren Haushaltsnettoeinkommen von Ehepaaren ist zu beachten dass davon zwei Personen leben müssen. Wird das Haushaltseinkommen pro Kopf betrachtet - auch unter Berücksichtigung einer Bedarfsgewichtung als Nettoäquivalenzeinkommen - verringert sich die Einkommens- und Versorgungslage entsprechend.

Unbenommen der aufgezeigten Differenzierungen ist immer das für viele Rentnerhaushalte an sich bereits niedrige Niveau ihrer Haushaltseinkommen zu beachten (vgl. Tabelle "Einkommen von Rentnerhaushalten nach Haushaltseinkommensklassen"). Durchschnittlich lag 2013 das Haushaltsbruttoeinkommen von Rentnerhaushalten laut EVS bei 2.438 Euro. Bei 11 Prozent dieser Haushalte lag der Betrag unter 900 Euro, bei weiteren 16 Prozent zwischen 900 und 1.300 Euro.

Einkommensstruktur von Rentner- und Pensionärshaushalten

Datenquelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS)

Die EVS ist eine Befragung von rund 60.000 Haushalten, die alle fünf Jahre durchgeführt wird. Die letzte veröffentlichte Erhebung stammt aus dem Jahr 2013. Sie enthält Angaben zur Gebrauchsgüterausstattung, zur Wohnsituation, zum Vermögen und den Schulden sowie zum Einkommen der Befragten.


Die Befunde aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe lassen sich nicht direkt mit denen der ASID-Studie vergleichen. So gelten in der EVS auch Haushalte mit einer Rentnerin/einem Rentner als Bezugsperson unter 65 Jahre als Rentnerhaushalte. Auch enthalten die Einkommensangaben in der EVS den Mietwert selbstgenutzter Immobilien (= unterstellte Eigentümermiete).

Die Tabelle zeigt die Beträge der Haushaltsbrutto- und -nettoeinkommen sowie die wichtigsten Einkommensbestandteile für Rentner- und Pensionärshaushalte. Diese Unterscheidung ist wichtig, da hinter altersbezogenen Durchschnitten, wie sie oft für "Seniorenhaushalte" ausgewiesen werden, sowohl ehemalige Arbeiter/Angestellte, als auch ehemalige Beamte stehen. Letztgenannte Gruppe ist erheblich kleiner, hat aber deutlich höhere Einkommen, so dass die Durchschnittseinkommen für beide Nichterwerbstätigengruppen zusammen nach oben verzerrt werden:

Einkommen von Rentner- und Pensionärshaushalten im Vergleich zu allen Haushalten 2013 Angaben in €/Monat

Angaben in €/Monat

Einkommen von Rentner- und Pensionärshaushalten im Vergleich zu allen Haushalten 2013
Haushalte insgesamt Rentner-
haushalte
Pensionärs-
haushalte
Bruttoeinkommen aus unselbstständiger Tätigkeit2.316 82 187
darunter:
− HaupteinkommensbezieherIn1.7833331
− Ehe-/Lebenspartner4503096
+ Bruttoeinkommen aus selbstständiger Tätigkeit 264 37 50
+ Einnahmen aus Vermögen 415 412 812
darunter:
− aus Vermietung und Verpachtung7276178
− unterstellte Eigentümermiete302272518
+ Einkommen aus öffentlichen Transferzahlungen 893 1.670 3.806
darunter:
− Brutto GRV-Renten4551.470392
− Brutto Pensionen132343.011
+ Einkommen aus nichtöffentlichen Transferzahlungen 196 236 316
+ Einnahmen aus Untervermietung 2 (1) /
= Haushaltsbruttoeinkommen 4.086 2.438 5.173
darunter:
− direkte Steuern und Sozialabgaben− 984− 241− 790
= Haushaltsnettoeinkommen 3.132 2.206 4.404

Quelle: Statistisches Bundesamt (2015a), S. 26 ff. (EVS).

Diese Einkommensunterschiede zwischen Rentner- und Pensionärshaushalten werden in der Tabelle sehr deutlich. Sowohl die Altersbezüge aus den Pensionen sind mit 3.011 Euro versus 1.470 Euro bei ehemaligen Beamten erheblich höher als die Renten (jeweils inklusive abgeleiteter Ansprüche für Witwen bzw. Witwer) als auch die Bezüge aus den jeweiligen betrieblichen Altersvorsorgesystemen und die sonstigen Einkünfte. Bei den Beamten (mit im Durchschnitt höheren Einkommen auch schon in der Erwerbsphase) war die Möglichkeit zur Vermögensbildung im Durchschnitt offensichtlich höher, woraus, wie die Tabelle zeigt, dann im Alter höhere Mietwerte der selbstgenutzten Immobilie, höhere Einkommen aus Vermietung und Verpachtung usw. resultieren. Im Ergebnis liegen die Haushaltsbruttoeinkommen von Pensionärshaushalten mit 5.173 Euro mehr als doppelt so hoch wie bei Rentnerhaushalten.

Trotz der höheren Haushaltsbruttoeinkommen von Pensionärshaushalten gegenüber auch der Gesamtheit aller Haushalte inklusive der Erwerbstätigenhaushalte (4.086 €), ist die relative Belastung mit Steuern und Sozialabgaben geringer. Dies obwohl Pensionen (noch im Gegensatz zu Renten, bei denen die nachgelagerte Besteuerung erst schrittweise eingeführt wird (vgl. Kapitel Interner Link: Rentenberechnung) bereits heute der vollen Besteuerung unterliegen. Grund hierfür ist einerseits die geringe Besteuerung von Vermögenseinkünften in Deutschland und andererseits das Beihilfesystem im Krankheitsfall für Pensionäre.

Einkommensschichtung

Einkommensverteilung von Ehepaaren und Alleinstehenden

Verteilung der Gesamteinkommen im Alter 2015 in Deutschland (Grafik zum Download) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Die Abbildung "Verteilung der Gesamteinkommen im Alter 2015" zeigt auf der Datengrundlage der Studie ASID 2015 zunächst in allen Gruppen eine breite Streuung der Nettoeinkommen in Seniorenhaushalten. Erwartungsgemäß findet sich in Haushalten von Alleinstehenden, v. a. von alleinstehenden Frauen, ein höherer Anteil von besonders Einkommensschwachen: Über ein Nettohaushaltseinkommen unter 1.000 Euro verfügten 2015 laut dieser Studie 16 Prozent der alleinstehenden Männer, bzw. 19 Prozent der westdeutschen Frauen.

Einkommensverteilung von Rentner- und Pensionärshaushalten

Die Tabelle zeigt auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2013die Einkommensschichtung (Haushaltsnettoeinkommen) aller Haushalte und im Vergleich der Rentner- und Pensionärshaushalte. Was schon bei der oben angestellten Betrachtung von Durchschnittseinkommen (vgl. Tabelle "Einkommen von Rentner- und Pensionärshaushalten") deutlich wurde − eine erheblich bessere materielle Situation von Pensionärshaushalten - spiegelt sich auch in der Streuung nach Einkommensklassen wider.

Einkommensschichtung von Rentner- und Pensionärshaushalten im Vergleich Haushaltsnettoeinkommen 2013

Angaben in Prozent

Haushaltseinkommen von … bis unter … Euro
un-ter 900900 - 1.3001.300 - 1.5001.500 - 2.0002.000 - 2.6002.600 - 3.6003.600 - 5.0005.000 - 18.000Haus-halte insg.
Rentner-haushalte1116819181774100
Pensionärs-haushalte///(4)9253030100
Haushalte insgesamt71051314181516100

Quelle: Statistisches Bundesamt (2015a), S. 108 und 110.

  • Während im oberen Einkommensbereich ab 3.600 Euro 60 Prozent der Pensionärshaushalte zu finden sind, sind es 31 Prozent aller Haushalte und bei den Rentnerhaushalten nur 11 Prozent.

  • Ein Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1.300 Euro haben 17 Prozent aller Haushalte und 27 Prozent der Rentnerhaushalte; Pensionärshaushalte dagegen sind sogar bis zur Einkommensklasse bis 1.500 Euro/Monat wegen zu geringer Besetzungszahlen in der Stichprobe statistisch nicht auswertbar.

Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass Rentner- und Pensionärshaushalte durchschnittlich aus weniger Personen bestehen als beim Durchschnitt aller Haushalte (d. h. inklusive Jüngerer). Die Zahlen zum Äquivalenzeinkommen (vgl. Interner Link: Wachsende Altersarmut in der Zukunft?) belegen aber, dass auch unter Berücksichtigung dieses Effekts sich die Differenz zwischen Pensionärs- und allen Haushalten nur leicht abschwächt.

Einkommensverteilung und Struktur von Rentnerhaushalten

Die Tabelle "Einkommen von Rentnerhaushalten nach Haushaltseinkommensklassen" vom Beginn dieses Abschnitts enthält auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe zur Beschreibung der Einkommensschichtung für die größte Gruppe der Ruheständler, die Rentnerhaushalte, die grobe Zusammensetzung der Einkommenskomponenten nach Haushaltsnettoeinkommensklassen.

Während - wegen der Beitragsbemessungsgrenze (vgl. Kapitel Interner Link: Finanzierung) - auch in der obersten Einkommenskategorie der (gesamte) Zahlbetrag der Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung mit 2.147 Euro) nicht übermäßig hoch ist, schlagen in dieser Gruppe die weit überdurchschnittlichen Renten aus der betrieblichen Altersvorsorge durchaus zu Buche (1.045 Euro). Es sind eher die (früher besser verdienenden) Bezieher höherer gesetzlicher Renten, die überhaupt (und wenn, dann auch deutlich höhere) Betriebsrenten beziehen.

Dagegen sind in den untersten Haushaltsnettoeinkommenskategorien unter 900 Euro/Monat - bis hin zu den mittleren Einkommensklassen - Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung die überwiegende Einkommenskomponente: In der untersten Kategorie sind die Haushaltsbruttoeinkommen mit 854 Euro und die Haushaltsnettoeinkommen mit 767 Euro gering. Die gesetzliche Rente macht dabei in dieser Einkommenskategorie alleine 700 Euro aus, die anderen Einkünfte sind im Durchschnitt eher marginal.

Zusammenfassung der empirischen Erkenntnisse

Wirklich hohe andere Einkommenskomponenten kommen − abgesehen von Statuswechslern, die nach einer meist kürzeren Phase sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung Beamte oder Selbstständige wurden − offensichtlich nur bei solchen Rentnerhaushalten hinzu, die auch bereits relativ höhere Renten aus der Gesetzlichen Rentenversicherung beziehen. Auch anhand anderer Datenquellen, wie etwa dem "Sozioökonomischen Panel", einer wissenschaftsgetragenen Großerhebung, wird dieser Befund bestätigt: "Es zeigt sich …, dass die zusätzliche Absicherung in Form von Betriebs- und Privatrenten heute besonders bei Personen fehlen, die nur über geringe Gesamteinkommen verfügen. Auch Kapitaleinkünfte und selbst genutztes Wohneigentum folgen diesem Muster. Mit dem Erwerbseinkommen verhält es sich nicht anders" .

Die Kumulation von zusätzlichen Einkommen verläuft - grafisch dargestellt - in einer "U-Form"-Kurve: Bei ganz geringen GRV-Renten handelt es sich häufig um Statuswechsler, die nur kurz einbezahlt haben und dann in ein anderes Alterssicherungssystem gewechselt sind. Bei vielen BezieherInnen von Renten in der Höhe von ca. fünf- oder sechshundert Euro sind die zusätzlichen Alterssicherungsansprüche oft gering: Erst ab Renten im mittleren und vor allem höheren Bereich nimmt dann auch der Bezug weiterer Alterseinkommen und deren Höhe wieder zu.

Damit zeigt sich, dass es sozialpolitisch problematisch ist, mit durchschnittlichen Alterseinkommen zu argumentieren oder ein Bild von einer durchgängig, ja auch nur mehrheitlich in "Saus und Braus" lebenden Rentnergeneration zu zeichnen, um den so genannten Generationenkonflikt zu schüren oder weiteren Renteneinschnitten den Boden zu bereiten (vgl. Kasten).

Quellentext"Das wohl großzügigste Rentensystem der ganzen Welt" ?

"Noch partizipieren die Alten an der Fun-Gesellschaft. Heerscharen von Rentnern lassen sich, finanziert vom deutschen Umlagesystem, von Luxuslinern durch die Weltmeere schaukeln und von Jet-Clippern zu den entlegendsten Stränden dieser Erde transportieren. Das wohl großzügigste Rentensystem der gesamten Welt hat Deutschland zu Weltmeistern beim Tourismus gemacht und eine atemberaubende Infrastruktur mit Seebädern und Vergnügungsvierteln auf Mallorca, den Kanaren und vielen anderen Inseln der Welt geschaffen. Kaum irgendwo sonst wird den Aktiven so viel von ihrem Arbeitseinkommen weggenommen, wie es in Deutschland geschieht, um den Alten ein auskömmliches Transfereinkommen zu sichern".

Hans-Werner Sinn (2005), S. 54.

Den heutigen Seniorinnen und Senioren geht es im Durchschnitt materiell zweifellos erheblich besser als den Alten vor 50 oder 100 Jahren. Die Älteren haben lange Jahre nach 1957 nicht nur an der allgemeinen Wohlstandsentwicklung teilgenommen, sondern zugleich hat sich auch ihre Position im Einkommensgefüge der Gesellschaft verbessert. Einen entscheidenden Anteil daran hatte die dynamische bruttolohnbezogene Rente der Reform von 1957.

Vom Zuwachs des materiellen Wohlstands haben aber bei Leibe nicht alle Alten gleichermaßen partizipiert, was speziell die Frage nach dem Vorhandensein von Altersarmut und der Gefahr wachsender Altersarmut aufwirft (vgl. Interner Link: Wachsende Altersarmut in der Zukunft?). Auch ist immer mit zu bedenken, dass SeniorInnen entgegen der landläufigen Vorstellung eines sich mit dem Alter verringernden Einkommensbedarfs in vielen Fällen gerade deutlich höhere Bedarfe haben: Pflegebedürftigkeit, eingeschränkte Mobilität und oft auch häufigere Erkrankungen sind entsprechende Beispiele - man denke nur an die Zuzahlungen bei Medikamenten etc.

Über diesen wichtigen Debatten zur materiellen Lage darf aber nicht vergessen werden, dass es auch vom Geld (ein Stück weit) unabhängige Aspekte der Integration Älterer in die Gesellschaft gibt. Die Teilhabechancen von Seniorinnen und Senioren bestimmen sich nämlich nicht nur über die Alterseinkommen, so zentral diese Dimension auch ist. In einer alternden Gesellschaft müssen z. B. auch Wohnungen, Verkehrsmittel, Einkaufsstätten so gestaltet werden, dass auch Älteren die Nutzung möglich ist. Die Teilhabechancen Älterer hängen nicht zuletzt von den Altersbildern in den Köpfen aller Generationen, den Generationenbeziehungen, ab - die wiederum von Fehlinformationen über die materielle Lage der Älteren oder dummer Hetzkampagnen von den "Gierigen Alten" und dem "großzügigsten Rentensystem" nicht getrübt werden sollten.

Weitere Inhalte

Gerhard Bäcker, Prof. Dr., geboren 1947 in Wülfrath ist Senior Professor im Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Bis zur Emeritierung Inhaber des Lehrstuhls "Soziologie des Sozialstaates" in der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Forschungsschwerpunkte: Theorie und Empirie des Wohlfahrtsstaates in Deutschland und im internationalen Vergleich, Ökonomische Grundlagen und Finanzierung des Sozialstaates, Systeme der sozialen Sicherung, insbesondere Alterssicherung, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Lebenslagen- und Armutsforschung.

Ernst Kistler, Prof. Dr., geboren 1952 in Windach/Ammersee ist Direktor des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie, INIFES gGmbH in Stadtbergen bei Augsburg. Forschungsschwerpunkte: Sozial- und Arbeitsmarktberichterstattung, Demografie, Sozialpolitik, Armutsforschung.