Ausreichenden Finanzmitteln kommt gerade für die Lebenslage älterer Menschen eine Schlüsselfunktion zu: Eine Voraussetzung, um auch im Alter so lange wie möglich unabhängig und selbstständig zu leben, eine angemessene Wohnung zu unterhalten, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten und die viele freie Zeit aktiv zu gestalten.
Die gängigen Aussagen über die positive durchschnittliche Entwicklung der Lebenslage "der" Alten sind an sich nicht falsch. Der demografische Wandel, die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und der gesellschaftliche/soziale Wandel haben die Lebensbedingungen und Lebenslagen auch der Älteren und Alten deutlich − und im Durchschnitt zweifellos positiv − verändert.
Die durchschnittliche fernere Lebenserwartung für einen Mann, der das 65. Lebensjahr vollendet hat ist in den letzten 120 Jahren von gut 10 Jahren auf 17,5 Jahre gestiegen (bei Frauen von gut 10,5 auf gut 21 Jahre). Dabei werden durchschnittlich auch mehr Jahre des längeren Lebens in Gesundheit verbracht. Gerade unter den jungen Alten, denjenigen in der so genannten dritten/aktiven Lebensphase sind heute mehr fitte Personen mit durchschnittlich besserer Gesundheit als noch eine Generation zuvor. Dem korrespondiert eine besonders bei Älteren gestiegene, wenn auch im Vergleich zur Bevölkerung insgesamt erwartungsgemäß deutlich unterdurchschnittlich positive subjektive Bewertung des eigenen Gesundheitszustands (vgl. Tabelle "Subjektive Bewertung des eigenen Gesundheitszustandes").
Subjektive Bewertung des eigenen Gesundheitszustandes nach Altersgruppen 1992 bis 2012
Angaben in Prozent
Gut
Zufriedenstellend
Schlecht
1992
2012
1992
2012
1992
2012
Insgesamt
52
49
30
33
17
18
unter 40 Jahre
75
70
19
22
6
8
40 - 59 Jahre
48
48
34
35
17
16
60 Jahre u. älter
23
30
43
41
35
29
Daten gerundet, Quelle: Quelle: Grabka 2016, S. 292.
Hochaltrigkeit
Bevölkerung im Alter 80 Jahre und älter 1950 – 2060
Die Zunahme der Hochaltrigkeit, üblicherweise festgemacht an ein Leben jenseits des 80. Geburtstages, kann als ein herausragender Indikator des demografischen und sozialen Wandels der Gesellschaft bezeichnet werden (vgl. Abbildung "Bevölkerung im Alter 80 Jahre und älter 1960 − 2060"). Sozialpolitisch bedeutsam ist hier dennoch die enge Beziehung zwischen Krankheit, Hilfe- und Pflegebedürftigkeit und einem sehr hohen Alter (vgl. weiter unten).
Feminisierung des Alters
Bevölkerung nach Altersgruppen und Geschlecht 2016
Bedingt durch die höhere Lebenserwartung von Frauen überwiegt deren Anteil an der älteren Bevölkerung (vgl. Abbildung "Bevölkerung nach Altersgruppen und Geschlecht 2016"). Aktuell beträgt die Geschlechterverteilung bei den über 65-Jährigen etwa drei Fünftel Frauen zu zwei Fünftel Männer. Mit zunehmendem Alter verschiebt sich die Relation immer weiter zu Gunsten der weiblichen Bevölkerung. Im Alter von über 80 Jahren machen die Frauen 66 Prozent der Bevölkerung aus, im Alter von über 90 Jahren sind es nahezu 75 Prozent.
Singularisierung des Alters
Im höheren Lebensalter leben Menschen vermehrt allein (vgl. Abbildung "Alleinstehende nach Geschlecht und Altersgruppe"). Bei den über 65-Jährigen sind dies (2017) etwa 40 Prozent der Bevölkerung.
Alleinstehende nach Geschlecht und Altersgruppe 2017
Dieser Anteil steigt mit einem höheren Lebensalter kontinuierlich an. Dabei handelt es sich weit überwiegend um Frauen. Ältere Frauen leben vor allem deswegen allein, weil sie verwitwet sind. Neben der höheren Mortalität der Männer spielen aber auch die Unterschiede bei den Heiratsaltern eine Rolle. So finden sich unter den Frauen, die 80 Jahre und älter sind, zu fast zwei Dritteln Witwen.
Zunehmend bestimmen aber auch älter werdende Singles (Ledige, Geschiedene) den Trend zur Singularisierung des Alters (vgl. Abbildung "Alleinstehende nach Geschlecht und Altersgruppe 2017").
Eigenständiges Wohnen im Alter
Dem Wohnen älterer Menschen kommt eine ganz besondere Bedeutung für die Lebenslage im Alter zu. In den eigenen vier Wänden wird nicht nur die weitaus meiste Zeit im Alter verbracht, auch bestimmen die konkreten Wohnbedingungen oftmals über die Chancen selbstständigen Lebens z. B. bei schweren körperlichen Einschränkungen zunehmend aber auch mit Blick auf z. B. demenzielle Probleme. Unter den Wohnformen älterer Menschen dominieren die Zwei- und Einpersonenhaushalte. Mehrgenerationenhaushalte, also das Leben zusammen mit Kindern (und sogar Enkelkindern), spielen heute kaum noch eine Rolle. Die Älteren wollen − so lange dies möglich ist − eigenständig wohnen und leben.
Zu beachten ist, dass ca. 50 Prozent der Älteren heute in Wohneigentum leben, dabei im Westen rund 55 Prozent und im Osten rund 35 Prozent. Die Eigenständigkeit des Wohnens, und dies auch noch dann, wenn im höheren Lebensalter der Partner verstorben ist, ist jedoch keineswegs automatisch mit einer Isolation und fehlendem familiären Zusammenhalt gleichzusetzen.
Gesundheitliche Lage
Pflegebedürftige und Pflegequoten nach Altersgruppen 2015
Schwere Krankheiten und Pflegebedürftigkeit sind keine unausweichlichen Begleiterscheinungen des Alters. Aber beide Risiken steigen mit fortschreitendem Lebensalter (vgl. Abbildung "Pflegebedürftige und Pflegequoten nach Altersgruppen" 2015). Dies gilt vor allem für die Phase der Hochaltrigkeit. Das Krankheitsbild der Älteren ist dabei durch Multimorbidität und Chronifizierung von Krankheiten geprägt. Und im sehr hohen Lebensalter kommt es vermehrt zu Demenzerkrankungen. Von daher sind Erreichbarkeit, Quantität und Qualität sozialer, gesundheitlicher und pflegerischer Dienste und Angebote von ganz besonderer Bedeutung für die Lebenslage gerade älterer Menschen.
Pflegebedürftigkeit ist zumeist Ergebnis chronischer Erkrankungen und Multimorbidität und ebenfalls eng mit der Hochaltrigkeit verknüpft. Mehr als die Hälfte (66,1 %) der 90-Jährigen und älteren sind pflegebedürftig. Schaut man sich hingegen die "jüngeren Alten" und die "mittleren Alten" an, so hat das Risiko der Pflegebedürftigkeit hier nur eine sehr geringe Bedeutung.
Einbindung in familiäre und soziale Netzwerke
In ganz besonderer Weise wird die Lebenslage im Alter von funktionsfähigen Familien- und übrigen sozialen Netzwerkbeziehungen bestimmt. Wie empirische Befunde belegen, ist die Familie unverändert die zentrale Institution zur sozialen Integration sowie zur emotionalen und instrumentellen Unterstützung älterer Menschen. Von einem grundlegenden Generationenkonflikt kann keine Rede sein (vgl. Interner Link: Demografischer Wandel und Rentenfinanzierung).
Dies dokumentiert sich am eindrucksvollsten in der häuslichen Pflege, da nahezu drei Viertel der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt werden, davon weit überwiegend durch engste Familienangehörige und mit Unterstützung ambulanter Dienste. In Heimen werden primär solche älteren Menschen im sehr hohen Alter versorgt, die schwer pflegebedürftig sind. Aber selbst im Alter von 90 und mehr Jahren werden mehr als die Hälfte zu Hause versorgt.
Dabei gibt es eine Tendenz, dass finanziell besser gestellte Personen eher stationär gepflegt werden, während in Familien mit geringen Einkommen die Angehörigen eher zu Hause pflegen, teils sogar unter Aufgabe der Erwerbstätigkeit. Letzteres v. a. dann, wenn das Pflegegeld als Alternative zu einem Niedriglohn interessant ist. Findet die pflegende Person jedoch nach dieser Phase nicht mehr zurück in eine Erwerbstätigkeit, so kann das negative Folgen für das eigene Einkommen im Alter haben.
Allerdings: Der demografische und soziale Wandel führt zu einer tendenziellen Schwächung informeller Unterstützungsnetzwerke und -ressourcen, vor allem aus dem familiären Umfeld der Töchter, Schwiegertöchter und Enkelkinder. Die Kindergeneration wird wegen der niedrigen Geburtenrate kleiner. Der Anteil der Älteren, die keine Kinder (mehr) haben, wird künftig zunehmen. Auch die steigende Erwerbsquote von Frauen hat ihre Auswirkungen: Heute sind mehr als zwei Drittel aller Frauen im Alter von 50 bis 60 Jahren erwerbstätig.
Immer mehr Angehörige – zumeist Frauen jenseits des 45. Lebensjahres – müssen Berufstätigkeit und Pflegeverpflichtungen miteinander vereinbaren. Den höchsten Anteil privat Pflegender findet man in der Altersgruppe der 55- bis 65-Jährigen, wobei auch der Anteil der pflegenden Männer langsam steigt. Und aufgrund der steigenden regionalen und beruflichen Mobilität fallen die Wohnorte der älteren Generation und ihrer Kinder zunehmend auseinander. Eine Ausweitung an Diensten zur Förderung und Aufrechterhaltung der selbstständigen Lebensführung Älterer und zur besseren Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Pflege ist deshalb unabdingbar.
Einkommen und Vermögen
Ein ausreichendes Alterseinkommen ist grundlegende Voraussetzung dafür, dass auch ältere Menschen aktiv und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und teilhaben können. Um auch im Alter so lange wie möglich unabhängig und selbstständig zu leben, eine angemessene Wohnung zu unterhalten, soziale Kontakte anzuknüpfen und aufrechtzuerhalten sowie um die freie Zeit aktiv zu gestalten – dafür bedarf es ausreichender Finanzmittel. Ihnen kommt gerade für die Lebenslage älterer Menschen eine Schlüsselfunktion zu.
Die finanzielle Situation der Bevölkerung, darunter auch der älteren Generation, hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten erheblich verbessert. Der größte Teil der Älteren hat an der Steigerung des gesellschaftlichen Wohlstands teilgenommen.
Die Armutsrisikoquoten (vgl. Interner Link: Altersarmut und Abbildung "Armutsrisikoquoten 2005 und 2017 in Deutschland") der 65-Jährigen und älteren liegen in Deutschland seit vielen Jahren niedriger als bei Kindern und Jugendlichen (v. a. jenen aus Ein-Eltern-Familien) oder bei Arbeitslosen. 2017 waren es in Gesamtdeutschland bei den 65-Jährigen und älteren 14,6 Prozent, der stärkste Zuwachs aller Altersgruppen (2005: 11,4 %), bei den unter 18-Jährigen und bei den 18- bis 24-Jährigen 20,4 bzw. 26,0 Prozent (2005: 19,5 bzw. 23,3 %).
Auch in anderen materiellen Dimensionen wie Vermögens- und speziell Immobilienbesitz stellen sich Ältere im Schnitt besser als Junge. Durchschnittlich haben die 55- bis 64-Jährigen die höchsten liquidierbaren Vermögensbestände, besonders auch in Form selbstgenutzter Immobilien (die normalerweise geringere Wohnkostenbelastungen im Alter bedeuten).Für das Jahr 2013 weist das Statistische Jahrbuch für Deutschland auf Basis der EVS einen Anteil von 47,5 Prozent Haushalten mit Haus- und Grundbesitz aus (in den meisten Fällen ist das auch eine selbstgenutzte Immobilie) . Dieser Anteil steigt von 20,5 Prozent bei einer Haupteinkommensperson im Alter von 25 bis 35 Jahren auf 57,9 Prozent bei 55- bis 64-Jährigen und geht danach wieder zurück; ab 80-Jährige: 47,7 Prozent. Laut der Studie Alterssicherung in Deutschland lebten 2015 "63 % der Männer und 61 % der Frauen ab 55 Jahren ... in Wohneigentum oder mietfrei" . Bei den ab 65-Jährigen nimmt das Vermögen überhaupt langsam wieder ab: Das Vermögen wird, genau im Sinne einer Altersvorsorge, wieder abgebaut um die Konsummöglichkeiten zu erhöhen.
Die geschilderten empirischen Muster spiegeln sich auch in den Ergebnissen aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2013 zur Vermögensschichtung.
In Westdeutschland hatten im Jahr 2013 40,8 Prozent aller Haushalte ein Pro-Kopf-Vermögen von weniger als 60 Prozent des Durchschnittswertes. Bei den Rentnerhaushalten waren das 34,6 Prozent und bei den Pensionärshaushalten nur 15,5 Prozent.
Vermögensschichtung von Rentnerhaushalten, Pensionärshaushalten und Haushalten insgesamt in Westdeutschland 2013
in Prozent
Pro-Kopf-Haushaltsnettovermögen (als Anteil bzw. Vielfaches des regionalen Vermögensmedians)
Unter 0,6
0,6 − unter 1,0
1,0 − unter 1,5
1,5 − unter 2,0
2,0 − unter 2,5
2,5 − unter 3,0
3,0 und mehr
Westdeutschland
Rentner- haushalte (65+ Jahre)
34,6
5,4
6,5
7,5
6,4
5,7
33,9
Pensionärs- haushalte (65+ Jahre)
15,5
5,1
6,0
5,7
6,7
7,8
53,3
Haushalte insgesamt
40,8
9,2
9,7
8,4
6,1
4,9
20,8
Tabellenbeschreibung
Klassifizierung anhand der sozialen Stellung der haupteinkommensbeziehenden Person
Quelle: Eigene Berechnungen (mit SUF-EVS 2013).
Gesellschaftliche Teilhabe
Mit der im Vergleich zu früher besseren finanziellen Basis und dem besseren Gesundheitszustand der Älteren, aber auch mit dem steigenden durchschnittlichen Bildungsstatus − allmählich wachsen anteilig immer mehr Personen mit höherem allgemeinem und beruflichem Bildungsabschluss ins Rentenalter hinein − geht einher, was mit der Floskel (bzw. dem Altersbild) vom "aktiven Alter" umschrieben wird: Ältere sind heute im Durchschnitt aktiver als noch die Generation ihrer Eltern. Sie sind mobiler, nehmen Angebote der Verkehrs- und kulturellen Infrastruktur stärker wahr, nutzen Angebote der Infrastruktur für Ältere stärker, die es früher auch noch nicht in diesem Umfang gegeben hat (Seniorentreffs etc.).
Damit eng verbunden ist eine stärkere soziale Integration und (immaterielle) Teilhabe der Älteren in der Gesellschaft, vom bürgerschaftlichen Engagement über die Häufigkeit sozialer Kontakte allgemein bis hin zu Kontakten im sozialen Nahraum. So konstatiert die Bundesregierung z. B.: "Zwar nehmen auch hierzulande die sozialen Kontakte mit dem Alter ab, aber nur sechs Prozent der älteren Menschen berichten, dass sie niemanden haben, um persönliche Angelegenheiten zu besprechen. Diese Quote liegt nur 0,8 Prozentpunkte über derjenigen der 30- bis 64-Jährigen, und sie ist die niedrigste in der EU" .
Lebenszufriedenheit
Schließlich, "zeigt sich, dass EU-weit ältere Menschen seltener unzufrieden mit ihrer Lebenslage sind oder sich unglücklich fühlen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Besonders ausgeprägt ist dies jedoch in Deutschland. Dort liegt der Anteil der unzufriedenen oder unglücklichen Älteren um ein Drittel unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung" .
Laut Soziooekonomischem Panel 2012 gab es zum Beispiel keinen Unterschied in der allgemeinen Lebenszufriedenheit von über 60-Jährigen und der Gesamtbevölkerung (vgl. Tabelle "Durchschnittliche Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen im Jahr 2012") − jeweils ein Skalenwert von 7,2 auf einer 11-poligen Skala. Bei Befragten mit einem äquivalenten Haushaltsnettoeinkommen unter 60 Prozent des Medians fällt der Wert mit 6,5 deutlich niedriger aus - und zwar unabhängig vom Alter. . Bei einer differenzierenden Abfrage erweisen sich die Älteren als deutlich zufriedener mit ihrer Wohnung und Freizeit und zufriedener sind sie mit ihrem Haushaltseinkommen und persönlichen Einkommen. Deutlich unzufriedener sind sie mit ihrer Gesundheit.
Durchschnittliche Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen im Jahr 2012 in Westdeutschland
insgesamt und für Ältere, Skalenmittelwerte
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
Insgesamt
7,2
6,7
7,1
6,8
6,7
6,2
7,8
7,2
7,9
6,2
ab 65 Jahre
7,2
6,0
7,1
6,8
6,8
6,4
8,2
8,1
8,0
6,5
unter Armuts- schwelle
6,5
6,0
6,7
6,5
4,9
4,4
7,2
7,3
7,3
6,0
ab 65 Jahre und unter Armuts-schwelle
6,5
5,3
5,2
6,5
5,1
4,8
7,7
8,2
7,4
5,8
Tabellenbeschreibung
Skala von 0 (= ganz und gar unzufrieden) bis 10 (= ganz und gar zufrieden) Zufriedenheit mit: A − Gesamtzufriedenheit, B − Gesundheit, C − Arbeit (falls erwerbstätig), D − Hausarbeit (falls im HH tätig), E − Haushaltseinkommen, F − persönliches Einkommen, G − Wohnung, H − Freizeit , I − Familienleben, J − sozialer Sicherung
Quelle: Eigene Berechnung (mit SOEP).
Befragte aller Altersgruppen im Armutsrisiko weisen durchgängig geringere Zufriedenheitswerte auf. Bei ab 65-jährigen Armen sind die Werte im Vergleich dazu teils etwas niedriger, teils etwas höher. Die vorgenannten exemplarischen Befunde zeichnen ein auf den ersten Blick durchaus positives Bild von der Lebenslage der Älteren in Deutschland: Es geht ihnen im Durchschnitt gut und in jedem Fall deutlich besser als früheren Generationen von Älteren. Dabei darf aber bereits auf dieser Ebene der Durchschnittsbetrachtung nicht übersehen werden (vgl. oben), dass z. B. Ältere etwas weniger soziale Kontakte haben als Jüngere und dass die bedarfsgewichteten Nettoeinkommen (Äquivalenzeinkommen der Älteren) unter dem Gesamtdurchschnitt liegen. Auch die durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen liegen bei Rentnerhaushalten unabhängig von der Haushaltsgröße durchgehend unter denjenigen bei den Haushalten insgesamt (vgl. Tabelle "Durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen von Haushalten insgesamt und von Rentnerhaushalten 2008 und 2013 nach Haushaltsgröße"). Ersichtlich wird aus dieser Tabelle auch, dass laut EVS die durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen der Haushalte insgesamt stärker angestiegen sind als bei den Rentnerhaushalten.
Durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen von Haushalten insgesamt und von Rentnerhaushalten 2008 und 2013 nach Haushaltsgröße
Ausdruck dessen ist auch, dass die Armutsgefährdungsquoten der Älteren (65 Jahre und älter) laut Mikrozensus zwischen 2005 und 2017 mit +3,6 Prozentpunkten deutlich stärker gestiegen sind als diejenige der Gesamtbevölkerung (+1,1 Prozentpunkten). Diese Feststellungen sind umso bedeutsamer, da eine prekäre Lebenslage bei Älteren gemeinhin durch eine geringe soziale Mobilität gekennzeichnet ist: "Da ... Risikofaktoren über den Lebensverlauf kumulieren und sich gegenseitig verstärken können, sind Veränderungen der ökonomischen Lage aus eigener Kraft im Alter ... selten zu erwarten" .
Gerhard Bäcker, Prof. Dr., geboren 1947 in Wülfrath ist Senior Professor im Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Bis zur Emeritierung Inhaber des Lehrstuhls "Soziologie des Sozialstaates" in der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Forschungsschwerpunkte: Theorie und Empirie des Wohlfahrtsstaates in Deutschland und im internationalen Vergleich, Ökonomische Grundlagen und Finanzierung des Sozialstaates, Systeme der sozialen Sicherung, insbesondere Alterssicherung, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Lebenslagen- und Armutsforschung.
Ernst Kistler, Prof. Dr., geboren 1952 in Windach/Ammersee ist Direktor des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie, INIFES gGmbH in Stadtbergen bei Augsburg. Forschungsschwerpunkte: Sozial- und Arbeitsmarktberichterstattung, Demografie, Sozialpolitik, Armutsforschung.
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