Die Abweichungen zwischen dem Brutto- und dem Nettoeinkommen von Privathaushalten sind aufgrund von Transferleistungen, wie z. B. Kindergeld, bei verschiedenen soziodemografischen Gruppen unterschiedlich stark ausgeprägt. Insgesamt liegen die Nettoeinkommen der Haushalte aber merklich niedriger als die Bruttoeinkommen. Die Abbildung "Struktur der Brutto- und Nettoeinkommen privater Haushalte" zeigt für Deutschland insgesamt sowie für West- und Ostdeutschland 2021, wie sich die Bruttoeinkommen der privaten Haushalte zusammensetzen und wie die Abzüge zum Nettoeinkommen führen.
Struktur der Brutto- und Nettoeinkommen privater Haushalte, West- und Ostdeutschland 2021 (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Die bei weitem wichtigste Quelle der Bruttoeinkommen sind in Ost wie West mit etwa 63 Prozent die Einkommen aus abhängiger Beschäftigung, gefolgt von den Sozialleistungen (Staat und Sozialversicherungen). Diese machen in Ostdeutschland einen noch höheren Anteil an den Bruttoeinkommen aus als in Westdeutschland. Demgegenüber ist der Anteil der Einkommen aus Vermögen in Ostdeutschland geringer als im Westen. Die privaten Übertragungen (z. B. Unterhaltszahlungen, private Zuwendungen zwischen Haushalten, Einnahmen aus Veräußerungen) sind in dieser Rechnung die jeweils kleinste Komponente der Bruttoeinkommen.
Um vom Brutto- zum Nettoeinkommen zu gelangen, sind die direkten Steuern (nicht die Mehrwert-/Verbrauchssteuern!) und die Sozialversicherungsbeiträge in Abzug zu bringen. Dabei machen in den alten Bundesländern die Steuern den größeren Anteil aus, in den neuen Bundesländern dagegen die Sozialversicherungsbeiträge. (Grund hierfür ist das höhere Niveau der Bruttoeinkommen im Westen im Zusammenspiel mit der Steuerprogression und der Deckelung der Sozialabgaben durch die Beitragsbemessungsgrenzen.) Als Netto verbleiben bei dieser Berechnungsweise in den alten Bundesländern 75,4 Prozent von den durchschnittlichen Bruttoeinkommen der privaten Haushalte. In den neuen Bundesländern sind es 76,6 Prozent. Das sind im Jahr 2021 im Westen 3.902 Euro und im Osten 3.239 Euro. Bei diesen Befunden ist allerdings zu berücksichtigten, dass hier die Einkommen von Selbstständigenhaushalten nicht erfasst werden.
Ersichtlich ist, dass die Sozialtransfers die Einkommensabzüge durch direkte Steuern und Beiträge nicht ausgleichen. Ist das ein Problem, bereichert sich der Staat auf Kosten seiner Bürger:innen? Dies wird zumindest vom Bund der Steuerzahler e.V. behauptet. Laut Internetauftritt des Bundes der Steuerzahler arbeitet der durchschnittliche Steuerzahler bis zum sogenannten "Steuerzahlergedenktag" nur für Steuern und andere Abgaben; erst danach für das, was ihm netto übrigbleibt. Für das Jahr 2023 lag dieser symbolische Gedenktag am 12. Juli. Dieser Argumentation ist entgegen zu halten, dass jede/r Bürger:in in der einen oder anderen Form auch staatliche Leistungen erhält – sei es in monetärer Form (z.B. Kindergeld, Krankengeld), sei es als als reale Transfers (z.B. Daseinsvorsorge durch Infrastruktur, innere und äußere Sicherheit, Vermittlung von Bildung, öffentliche Verwaltung usw.), die sich aber nicht direkt als monetäre Einnahmen niederschlagen. Weder die Steuereinnahmen noch die Beitragseinnahmen verschwinden insofern in einem „schwarzen Loch“, sondern fließen in die Wirtschaft und in die Gesellschaft zurück.
Entwicklung der durchschnittlichen Haushaltsbrutto- und -nettoeinkommen 2004 – 2021 (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Im Betrachtungszeitraum 2004 bis 2021 haben sich die Brutto- und Nettoeinkommen leicht auseinander entwickelt (vgl. Abbildung "Entwicklung der durchschnittlichen Haushaltsbrutto- und -nettoeinkommen, Gesamtdeutschland 2004 bis 2019"). Machten die Nettoeinkommen 2004 79,2 Prozent der Bruttoeinkommen aus, so waren es 2021 76,5 Prozent.
Zwischen 2004 und 2021 errechnet sich ein Anstieg der Haushaltsbruttoeinkommen um 47,8 Prozent, der Nettoeinkommen um 43 Prozent. Dabei bleibt unberücksichtigt, dass zugleich das Preisniveau im Verlauf der Jahre angestiegen und dass damit die Kaufkraft der Einkommen entsprechend gesunken ist. Bereinigt man die nominalen Anstiege um die Preisentwicklung, errechnen sich merklich niedrigere reale Zuwachsraten. Eine vergleichbare Entwicklung zeigt sich bei den realen Zuwächsen der Nettoeinkommen der Arbeitnehmer:innen (vgl. "
Durchschnittliche Brutto- und Nettoeinkommen privater Haushalte 2021 (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Erwartungsgemäß fällt der Unterschied zwischen Brutto- und Nettoeinkommen in der Differenzierung nach der sozialen Stellung bei Haushalten von Arbeitslosen am geringsten aus (sie haben die ohnehin bei weitem niedrigsten Bruttoeinkommen). Ebenfalls erwartungsgemäß ist die Differenz zwischen Brutto und Netto bei den Erwerbstätigenhaushalten (hier: Angestellte und Arbeiter:innen) am größten (vgl. Abbildung "Durchschnittliche Brutto- und Nettoeinkommen privater Haushalte nach sozialer Stellung").