In der Differenzierung nach dem Geschlecht erbrachten bereits die Studien zum Fünften Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung für die individuellen Nettovermögen den strukturellen Befund, dass laut SOEP 2012 bei Männern ein arithmetischer Mittelwert von 101.350 Euro und bei Frauen von 70.060 Euro besteht . 26,3 Prozent der Männer und 28,7 Prozent der Frauen verfügten über kein Nettovermögen. Bei etwas mehr der Männer als der Frauen war das individuelle Nettovermögen negativ, d.h. die Schulden waren größer als die positiven Vermögenswerte. Laut allen Datenquellen gibt es solche Geschlechterunterschiede weiterhin.
Junge Menschen verfügen im Schnitt laut der gleichen Quelle über sehr geringe individuelle Nettovermögen. Auch dieser Befund ist weiterhin gültig. Laut SOEP sinkt das individuelle Nettovermögen in Westdeutschland ab ca. dem 75. Lebensjahr. In Ostdeutschland setzt dieser Prozess bereits deutlich früher ein . Allerdings verschiebt sich – bezogen auf Deutschland insgesamt – über die eineinhalb Jahrzehnte zwischen 2002 und 2017 betrachtet dieser "Wendepunkt" nach hinten .
Bezogen auf die Haushaltsebene wird die Analyse nach der sogenannten Referenzperson differenziert. Das ist diejenige Person im Haushalt, die das höchste Einkommen erzielt. Bei zwei oder mehr Personen in einem Haushalt mit gleich hohem Einkommen erfolgt eine zufällige Auswahl zwischen diesen.
Die Vermögen der Haushalte steigen mit dem Alter der Referenzperson in der Tendenz deutlich an, bis zur Altersgruppe der "Jungen Alten", also der 65- bis unter 75-Jährigen. Bei den ab 65-Jährigen ist teils dann aber ein deutlicher Rückgang zu beobachten. Das gilt besonders für die Median-Werte, aber auch für das arithmetische Mittel. Grund ist, dass die Älteren bzw. ein großer Teil von ihnen mit zunehmendem Lebensalter entsparen und ihr Altersvorsorgevermögen irgendwann aufbrauchen (müssen).
Die Tabelle "Nettovermögen der privaten Haushalte nach dem Alter und weiteren Merkmalen der Referenzperson" enthält auch einige andere Gruppendifferenzierungen für das Jahr 2017 auf Basis der PHF-Studie der Deutschen Bundesbank.
In der Unterscheidung nach dem Haushaltstyp weisen Alleinerziehendenhaushalte die mit Abstand geringsten Werte beim arithmetischen Mittel und beim Median auf. Am höchsten sind beide Werte bei Paarhaushalten und zwar bei Paarhaushalten ohne Kinder noch etwas mehr als bei Paaren mit Kindern.
Selbstständigenhaushalte – mit besonders vielen sehr Wohlhabenden – haben mit 712.600 Euro das höchste arithmetische Mittel, gefolgt von Pensionärshaushalten. Bei letzteren ist dagegen – als Ausdruck eines breiteren relativen Wohlstands – der Medianwert am höchsten. An dritter Stelle rangieren die Beamtenhaushalte, dies bezüglich beider Kennziffern (da bei den noch aktiven Beamten viele Jüngere sind, konnten diese noch keine so hohen Vermögen akkumulieren wie die Pensionäre). Mit großem Abstand am geringsten sind Mittelwert und Median bei Haushalten mit einer arbeitslosen Referenzperson.
Mit dem Grad der formalen Schulbildung steigt der Wert für beide Kennziffern deutlich an, wobei Haushalte mit einer Referenzperson ohne Schulabschluss weit abgehängt sind.
Eindeutig sind auch die Unterschiede in Bezug auf die Nationalität der Referenzperson: Ist diese Deutsche(r), so liegt im Vergleich mit Ausländern das arithmetische Mittel fast zweieinhalb mal so hoch wie bei AusländerInnen und der Median fast achtmal so hoch.
Ein weiteres und gerade in jüngerer Zeit besonders wichtiges Differenzierungsmerkmal betrifft die Wohnsituation. Die besondere Wichtigkeit resultiert aus den in letzter Zeit auf recht breiter Front sehr stark gestiegenen Immobilienpreisen (Je nach Quelle/Erhebungsmethode verzeichnen aber auch die Geld- und Betriebsvermögen teils noch höhere Zuwächse). Das zeigt ein Blick auf die Wertzuwächse bei denjenigen, die z.B. im Vergleich der Jahre 2012 und 2017 in ihrem Vermögensportfolio bestimmte Vermögenskomponenten haben: "Den absolut stärksten Wertzuwachs mit 45.000 Euro erfuhr das Betriebsvermögen für diejenigen, die angaben, diese Vermögensart zu halten. Der selbstgenutzte Immobilienbesitz stieg um 30.500 Euro an Wert, während der sonstige Immobilienbesitz um knapp 27.700 Euro an Wert gewann. Alle anderen Bruttovermögenskomponenten veränderten sich in der absoluten Höhe deutlich geringer. Auf Seiten der Verbindlichkeiten ist insgesamt ein Anstieg um 7.500 Euro zu beobachten, der bei den Hypotheken auf sonstige Immobilien mit rund 20.500 Euro überdurchschnittlich hoch ausfiel" .
Relativ weisen die durchschnittlichen Geldvermögen die stärkste Veränderung auf (60,6 % zwischen den Jahren 2002 und 2017); allerdings geht es hierbei um geringe Beträge. Umgekehrt sind die geringen Veränderungsraten bei den Betriebsvermögen vor dem Hintergrund der hohen absoluten Zahlen zu sehen.
Die Tabelle "Ausgewählte Vermögenskomponenten 2002, 2007, 2012 und 2017 – Bedingte Mittelwerte und deren relative Veränderungsraten" zeigt die entsprechenden Zahlen.
Ausgewählte Vermögenskomponenten 2002, 2007, 2012 und 2017 – Bedingte Mittelwerte und deren relative Veränderungsraten
Der neuesten PHF Studie 2017 der Deutschen Bundesbank kann entnommen werden, dass die Prävalenzrate des selbstgenutzten Wohneigentums aller Haushalte in Deutschland bei 44 Prozent liegt, mit einem bedingten Mittelwert von 258.800 Euro und einem bedingten Median von 199.200 Euro. (Im Hinblick auf sonstige Immobilien liegt die Vorkommenshäufigkeit (Prävalenz) bei 22 Prozent, der bedingte Mittelwert bzw. Median liegt bei 244.700 bzw. 115.800 Euro). Besonders gering ist die Prävalenzrate selbstgenutzten Wohneigentums bei Haushalten, deren Referenzperson
in Ostdeutschland zu Hause ist (34 %)
alleinerziehend ist (16 %)
25 bis 34 Jahre alt ist (15 %)
arbeitslos ist (9 %)
über keinen Schulabschluss bzw. keinen beruflichen Abschluss verfügt (14 bzw. 20 %)
nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt (24 %).
Bei diesen Gruppen ist jeweils auch der bedingte Mittelwert und Median des selbstgenutzten Wohneigentums am geringsten.
Die Gruppen mit besonders niedrigen Prävalenzraten bei den Betriebsvermögen sind, definiert über die Merkmale der Referenzpersonen, entsprechend Personen in Haushalten mit einer Referenzperson, die:
in Ostdeutschland zu Hause ist (7 %)
Mieter ist (7 %)
alleinerziehend ist (unter 1 %)
unter 25 Jahre oder ab 75 Jahre alt ist (unter 1 bzw. 2 %)
arbeitslos ist (unter 1 %)
über keinen Schulabschluss verfügt (unter 1 %)
keinen Berufsabschluss hat (4 %)
nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt (9 %).
Die Tabelle "Prävalenzraten und bedingter Mittelwert bzw. Median von selbstgenutzten Immobilien- sowie Betriebsvermögen im Jahr 2017 nach Quantilen" zeigt auch einen beinahe linearen Anstieg der bedingten Mittelwerte und Medianwerte, je höher die Position des Haushalts in der Hierarchie der Nettovermögen bzw. Bruttoeinkommen ist. Spiegelbildlich formuliert die Deutsche Bundesbank das gleiche Ergebnis so: "Immobilienbesitz ist ein guter Indikator für die Höhe des Vermögens von Haushalten. Haushalte, die in einer im eigenen Besitz befindlichen Immobilie leben, haben deutlich höhere Nettovermögen als Mieterhaushalte" .
Über ein selbstgenutztes Wohneigentum von einigermaßen relevantem Wert verfügen laut dieser Tabelle erst Personen aus Haushalten, deren gesamte Nettovermögen sie in die obere Hälfte der Vermögen einsortiert. Wirklich großer selbstgenutzter Immobilienbesitz findet sich erst beim oberen Fünftel der Besitzer in der Differenzierung nach dem Nettovermögen insgesamt.
Der größte "Sprung" bei allen Kennziffern zu obenstehender Tabelle zeigt sich jedoch im obersten Dezil: Große Nettovermögen und hohe Einkommen erlauben es – abgesehen von Spekulanten – erst, die diesen beiden Vermögensarten eigenen hohen Wertzuwächse zu realisieren.