Ergebnisse des Mikrozensus
Nach den Zahlen des Mikrozensus, der mit Abstand größten Haushaltsbefragung in Deutschland (mit einer jährlichen Stichprobe von rund einem Prozent aller Haushalte), hat sich die Armutsrisikoquote mit leichten Schwankungen seit 2005 und speziell nach 2010 leicht, aber kontinuierlich erhöht (vgl. Abbildung "Armutsgefährdungsquoten in Deutschland, Ost- und Westdeutschland 2005 bis 2022").
Unterscheidet man zwischen den alten und den neuen Bundesländern, so weisen – bezogen auf den bundesdurchschnittlichen Schwellenwert – die neuen Länder durchgängig höhere Quoten auf. Das Einkommensniveau ist hier niedriger als im Westen. Allerdings ist in den zurückliegenden Jahren ein Trend zur Einkommensangleichung feststellbar. 2022 unterscheiden sich die Quoten nur noch marginal.
Benutzt man hingegen den jeweiligen regionalen Median als Schwellenwert (vgl. Abbildung "Armutsgefährdungsquoten gemessen am jeweiligen regionalen Median in Ost- und Westdeutschland 2005 bis 2022"), ändert sich das Bild. Differenziert nach Westdeutschland (ohne Westberlin) und Ostdeutschland (mit ganz Berlin) ergibt sich im Jahr 2022 für Westdeutschland eine höhere Armutsrisikoquote von 17,3 Prozent als in Ostdeutschland (14,5 Prozent). Während die Quote im Westen seit 2005 deutlich angestiegen ist, weist sie im Osten Schwankungen auf: Ein Rückgang bis 2014 und seitdem ein erneuter Anstieg. Dieser Befund passt zu dem Ergebnis, dass die Einkommensungleichheit in Ostdeutschland gemessen am Gini-Koeffizienten immer noch etwas geringer ausgeprägt ist, mit Werten im Westen bei 0,30 und im Osten bei 0,27.