Schild in Pfandhaus. Überschuldung ist eine Situation, in der Zinsen und Rückzahlungen für bestehende Zahlungsverpflichtungen beim Schuldner einen so großen Teil des Einkommens ausmachen, dass weniger als das Existenzminimum übrigbleibt. (© picture-alliance/dpa)
Schild in Pfandhaus. Überschuldung ist eine Situation, in der Zinsen und Rückzahlungen für bestehende Zahlungsverpflichtungen beim Schuldner einen so großen Teil des Einkommens ausmachen, dass weniger als das Existenzminimum übrigbleibt. (© picture-alliance/dpa)
Aus den Analysen zur Vermögensverteilung ist schon länger bekannt, "dass die Haushalte in der unteren Hälfte der Verteilung nur über rund 1 Prozent des gesamten Nettovermögens verfügen"
Laut SOEP ist der Anteil der Personen mit einem negativen individuellen Nettovermögen in Deutschland von 5,7 Prozent im Jahr 2002 auf 7,7 bzw. 7,6 Prozent in den Jahren 2007 und 2012 gestiegen und danach bis 2017 auf 6,9 Prozent gesunken
Verschuldung wird von Ökonomen gemeinhin als ganz normaler Vorgang angesehen, um kurzfristige Einkommensdefizite auszugleichen oder um normalerweise größere Vermögensgegenstände erwerben zu können. Durch die Expansion der Konsumentenkredite (inzwischen ist ca. ein Fünftel des gesamten privaten Konsums kreditfinanziert) wird zusätzliche Nachfrage und wirtschaftliches Wachstum induziert. Es geht inzwischen nicht mehr nur um die traditionellen Hypotheken für Immobilieneinkäufe, sondern um Autos, Möbel oder gar nur kleinere elektronische Geräte, die "auf Pump" angeboten und gekauft werden.
Solcherart Verschuldung ist strikt von der Überschuldung zu unterscheiden. Als überschuldet werden Privathaushalte angesehen, "wenn ihre wirtschaftliche Situation durch konkrete Anzeichen einer verfestigten, kaum noch handhabbaren Schuldensituation gekennzeichnet ist und sie Zahlungsverpflichtungen dauerhaft nicht erfüllen können"
Auch zum Thema Überschuldung ist eine unzureichende Datenlage zu beklagen. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht zwar jährlich entsprechende Zahlen. Diese sind recht gut nach sozioökonomischen Gruppen differenziert und enthalten auch Angaben zur Höhe und Art der Gläubiger. Sie beruhen aber nur auf den unvollständigen, freiwilligen Angaben eines Teils der Schuldnerberatungsstellen. Für jeden in die Statistik aufgenommenen Einzelfall müssen auch die Beratung suchenden Personen zustimmen.
Bezogen auf soziale Gruppen erweist sich vor allem aus der Überschuldungsstatistik 2021 des Statistischen Bundesamtes
Das Problem der Überschuldung konzentriert sich auf das Kernerwerbsalter. Unter 25-Jährige sind − entgegen der öffentlichen Diskussionen − weniger und wenn dann mit geringeren Beträgen überschuldet. Bei ab 65-Jährigen sind die Quoten gering, aber die Intensität hoch.
Erwartungsgemäß geht ein geringeres Einkommen, ein geringerer Bildungsstatus und Arbeitslosigkeit bzw. eine geringe Erwerbsintegration mit einer höheren Überschuldungsquote einher. Die Überschuldungsquote von Nicht-EU-Ausländern bzw. Migranten ist überdurchschnittlich.
Die durchschnittliche Höhe der Schulden derjenigen Personen, die eine Schuldnerberatung besuchen, lag 2021 bei 28.244 Euro. Im Jahr 2015 waren es 34.400. Es besteht ein langfristiger Trend zu einer Abnahme dieser Beträge. Die Zahl der Gläubiger ist hoch: 41,7 Prozent der Klientel der Schuldnerberatungsstellen haben zehn oder mehr Gläubiger, unter denen Kreditinstitute und öffentliche Gläubiger die bedeutendsten Gläubigergruppen sind.
Die Ursachen für ein Überschuldungsproblem sind vielfältig, meist kommen mehrere Gründe zusammen, die gemeinhin sowohl teils struktureller Natur sind, teils aber auch im eigenen Verhalten der Betroffenen und auch in kritischen Lebensereignissen fundiert sind (vgl. "Überschuldungsgründe 2021").