Politischer Protest als öffentlich praktizierte Aktionsform wird in der Partizipationsforschung in das Repertoire "unkonventionellen" politischen Verhaltens eingeordnet. Dieses sucht Ausdruck außerhalb konventioneller Beteiligungsangebote, wie sie Parteien und Verbände, aber auch rechtlich institutionalisierte Instrumente direkter Demokratie bieten (→ Dossiers Interner Link: "Partizipation im Wandel" und Interner Link: "Repräsentative und Direkte Demokratie"). Wesentliche Träger unkonventionellen politischen Protests sind soziale Bewegungen (→ Dossier Interner Link: "Politischer Protest im wiedervereinigten Deutschland"). Als eine spezifische Form des Wahlverhaltens bei allgemeinen Wahlen hat individuelles Protestwählen, d.h. die Stimmabgabe außerhalb des Spektrums systemtragender Parteien, in der Bundesrepublik im vergangenen Jahrzehnt zugenommen, dabei proportional im Osten des Landes stärker als im Westen. Diese Entwicklung vollzog sich in zwei Schüben: Im Jahrzehnt der 1990er Jahre stieg der Anteil von Rand- und Protestwählern deutschlandweit von gut 5 auf 9 Prozent der Wahlberechtigten. Zwischen 2020 und 2017 hat sich der Anteil von 5,5 auf 20,4 Prozent nahezu vervierfacht (Gabriel 2020, S.160f.).