Die Nationalsozialisten bestimmten über den Staat und kontrollierten das Leben der Menschen in Deutschland. Wie herrschten die Nationalsozialisten 1933 bis 1945 über Deutschland?
1933 wurde im Deutschen Reich ein letztes Mal gewählt. Diese Wahl fand schon kurz nach Adolf Hitlers Machtübernahme statt. Die Nationalsozialisten verhinderten eine gerechte Wahl. Sie behinderten die anderen Parteien dabei, für sich zu werben.
Die Parteien, die gegen die Nationalsozialisten waren, konnten kaum noch ihre Meinung sagen. Gegner und Gegnerinnen wurden verhaftet. Die Nationalsozialisten verbreiteten Angst. Sie wollten im Parlament eine absolute Mehrheit. Doch trotz der ungerechten Wahl bekamen sie diese nicht.
Direkt nach der Wahl wurde ein Gesetz beschlossen. Dieses Gesetz wurde ‚Ermächtigungsgesetz‘ genannt. Die Mehrheit der Mitglieder des Parlaments stimmte dafür. Manche Mitglieder des Parlaments unterstützten die NSDAP, weil sie die große Macht Adolf Hitlers gut fanden. Andere wurden von der NSDAP eingeschüchtert. Sie stimmten nur aus Angst dem Gesetz zu.
Einige Politiker stimmten auch dagegen, vor allem die Mitglieder der SPD. Einige Politiker wurden von der Abstimmung ferngehalten, zum Beispiel die Mitglieder der KPD. Die Nationalsozialisten ließen sie vor der Abstimmung gefangen nehmen oder ließen sie nicht ins Parlamentsgebäude. So konnten sie nicht mit abstimmen.
Damit erzwang die NSDAP die Mehrheit.
Mit dem ‚Ermächtigungsgesetz‘ konnte Hitler ohne Zustimmung des Parlaments oder des Reichspräsidenten Gesetze beschließen.
Das ‚Ermächtigungsgesetz‘ war das Ende der Demokratie und der Beginn der nationalsozialistischen Diktatur.
‚Gleichschaltung‘
Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, kam es zur ‚Gleichschaltung‘. ‚Gleichschaltung‘ im Nationalsozialismus bedeutet: Der Staat und alle Organisationen und Vereine sollten von Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen kontrolliert werden. Die NSDAP setzte die ‚Gleichschaltung‘ in ganz Deutschland durch.
Das Ziel der ‚Gleichschaltung‘ war die völlige Kontrolle des Nationalsozialismus über das ganze Deutsche Reich und über alle Menschen, die dort lebten. Die Nationalsozialisten wollten ihre Ziele in allen Bereichen durchsetzen.
Die ‚Gleichschaltung‘ erfolgte in unterschiedlichen Bereichen. Zum Beispiel:
In der Politik: Die Nationalsozialisten verboten 1933 alle anderen Parteien. Sie verboten auch, neue Parteien zu gründen.
In den Medien: Medien sind zum Beispiel das Radio, Kino, Zeitungen oder Bücher. Das Propagandaministerium bestimmte, welche Nachrichten verbreitet werden durften. Der Chef des Propagandaministeriums war Joseph Goebbels. Goebbels war auch der NSDAP-Chef von Berlin.
In der Polizei und der Verwaltung: Die wichtigsten Stellen von Polizei und Verwaltung hatten oft Nationalsozialisten. Mit Verwaltung sind zum Beispiel Stadtverwaltungen gemeint. Die Bürgermeister waren oft Nationalsozialisten.
In der Schule und Universität: In der Schule und Universität durften nur Menschen arbeiten, die zur NSDAP gehörten oder die den Nationalsozialismus unterstützten. Wichtige Posten bekamen NSDAP-Mitglieder. Gegner und Gegnerinnen wurden entlassen oder verfolgt. Direktoren und Direktorinnen, Professoren und Professorinnen und Lehrer und Lehrerinnen sollten die Ideen und Meinungen des Nationalsozialismus verbreiten. Es gab aber zum Beispiel an den Universitäten auch Menschen, die Gegner und Gegnerinnen der NSDAP waren. Die Gegner und Gegnerinnen sagten ihre Meinung zumeist nicht, weil sie Angst hatten. So war nicht so leicht zu erkennen, dass sie gegen den Nationalsozialismus waren.
In der Freizeit: Die Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen kontrollierten Vereine. Zum Beispiel Sportvereine. Sie verboten Vereine, wenn dort Gegnerinnen und Gegner der Nationalsozialisten etwas zu sagen hatten. Einige Vereine machten deshalb Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen zu ihren Vorsitzenden. Sehr viele Vereine unterstützten aber auch freiwillig den Nationalsozialismus. Die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten stärkten auch Vereine, die zur NSDAP gehörten. Zum Beispiel die Hitlerjugend (kurz: HJ) und den Bund Deutscher Mädel (kurz: BDM).
Leben im totalitären Staat
Die Freizeit, die Schulen, die Arbeit: Der Staat und die NSDAP überwachten und lenkten in der Zeit des Nationalsozialismus nach und nach alles. Die Menschen im Staat verloren ihre Grundrechte. So eine Kontrolle über alle Bereiche des Lebens in einem Staat ist ein Zeichen für einen totalitären Staat.
Der Staat der Nationalsozialisten war ein totalitärer Staat und eine Diktatur. In einer totalitären Diktatur regieren der Diktator und seine Partei den Staat und alle Bereiche des Lebens in diesem Staat. Der Staat greift dabei in alle Bereiche des Lebens und der Gesellschaft ein.
Das Volk wird zum Beispiel streng überwacht. Der Staat kontrolliert das Leben jedes einzelnen Menschen, sogar in der Familie und in der Freizeit. Ein Beispiel ist die Kontrolle durch staatliche Jugendorganisationen und das Verbot unabhängiger Vereine. Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus war ein totalitärer Staat.
Propaganda
Um ihre Weltanschauung zu verbreiten und ihre Ziele durchzusetzen, nutzten die Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen Propaganda .
Propaganda
Propaganda heißt, dass jemand schriftlich oder mündlich seine Ideen verbreitet. Jemand will andere Menschen von seinen Ideen überzeugen. Die Menschen haben aber gleichzeitig keine Möglichkeit, von anderen Ideen zu erfahren oder selbst andere Ideen mit anderen zu besprechen. Denn andere Ideen sind verboten.
Propaganda gibt es in Diktaturen. Diktatoren verfolgen das Ziel:
Die Bevölkerung soll so denken wie der Diktator.
Die Bevölkerung soll so handeln, wie der Diktator will.
Die Bevölkerung soll nicht wissen, dass es andere Ideen gibt.
Die Nationalsozialisten überwachten alle Medien. Sie bestimmten, welche Nachrichten verbreitet werden dürfen. Die Nationalsozialisten konnten damit dafür sorgen, dass die Bevölkerung über viele Dinge nichts wusste. Oder dass die Bevölkerung falsche Informationen bekam.
Auch durch die Propaganda bekam der Nationalsozialismus von vielen Menschen immer mehr Zustimmung.
Einschüchterung und Gewalt
Um ihre Ziele durchzusetzen, machten die Nationalsozialisten der Bevölkerung aber auch gezielt Angst und schüchterten sie ein. Dabei spielten zuerst die SA, später die Gestapo und die SS eine besondere Rolle.
SA ist die Abkürzung für Sturmabteilung (Sturm-Abteilung). Die Sturmabteilung war eine Einheit der Partei NSDAP für den Kampf gegen die Weimarer Republik. Ihre Aufgabe war es, gegnerische Parteien wie die SPD und die KPD bei politischen Versammlungen gewaltsam zu stören.
Mitglieder der SA trugen braune Uniformen. Nach der Machtübernahme wurde sie für kurze Zeit Hilfspolizei im Deutschen Reich. Später verlor die SA an Bedeutung.
Was war die Gestapo und welche Aufgabe hatte sie?
Gestapo ist eine Abkürzung. Gestapo bedeutet Geheime Staatspolizei.
Die Gestapo wurde 1933 gegründet. Die Gestapo verfolgte politische Straftaten. Sie war also die politische Polizei im Nationalsozialismus.
Als politische Straftat galt:
Etwas Schlechtes über ein wichtiges NSDAP-Mitglied zu sagen.
Etwas öffentlich oder im Kreis weniger Bekannter gegen den Nationalsozialismus oder die Regierung zu sagen.
Gegnern und Gegnerinnen des Nationalsozialismus zu helfen. Einige Menschen versteckten zum Beispiel jemanden vor der Gestapo.
Manche Menschen waren der Meinung, dass es unrecht oder falsch war, was die Regierung machte. Das schrieben sie auf und druckten es. Diese Blätter verteilten sie an andere Menschen. Auch das war eine Straftat.
Die Aufgabe der Gestapo war, die deutsche Bevölkerung zu überwachen und alle zu verfolgen, die etwas gegen den Nationalsozialismus sagten oder taten.
Gestapo Gefängnis (picture-alliance)
Gefängniszellen im Keller der ehemaligen Zentrale der Gestapo in Köln. Heute befindet sich hier eine Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo und ein Museum. (picture-alliance) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
Gefängniszellen im Keller der ehemaligen Zentrale der Gestapo in Köln. Heute befindet sich hier eine Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo und ein Museum. (picture-alliance) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
Die Gestapo sollte Gegner und Gegnerinnen des Nationalsozialismus finden und bekämpfen.
Sie machte Hausdurchsuchungen.
Sie verhaftete Menschen.
Sie sperrte Menschen in Konzentrationslager ein. Sie quälte, folterte und ermordete Menschen.
Die Gestapo war sehr eng mit der SS und der NSDAP verbunden. Dadurch hatte die Gestapo viel Macht im Deutschen Reich. Die Menschen hatten nicht die Möglichkeit, sich gegen sie zu wehren.
Welche Aufgaben hatte die SS?
SS ist eine Abkürzung für Schutzstaffel (Schutz-Staffel). Zunächst sollte die SS Adolf Hitler schützen, zum Beispiel bei Auftritten.
Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers wurde die SS für die Nationalsozialisten immer wichtiger. Mit der SS machten die Nationalsozialisten den Menschen Angst.
Adolf Hitler ernannte 1929 Heinrich Himmler zum Anführer der SS. Heinrich Himmler war ein wichtiger Politiker der NSDAP. Er musste nur Adolf Hitler gehorchen. Heinrich Himmler baute die SS zu einer großen und mächtigen Organisation aus. Die SS hatte großen Einfluss etwa bei der Polizei. Viele Mitarbeiter der Gestapo waren in der SS. Ab 1936 wurden die SS und die Polizei zusammengelegt.
Später kämpfte die SS auch im 2. Weltkrieg an der Seite der Wehrmacht.
Die Mitglieder der Gestapo und auch alle anderen Beamten der Polizei gehorchten Heinrich Himmler. Die SS half dabei, Menschen gegen ihren Willen in Konzentrationslager zu bringen. Die SS bewachte und verwaltete die Konzentrationslager. Dort wurden die gefangenen Menschen von der SS ausgebeutet und ermordet.
Das bedeutet: Sie mussten dort für die SS schwer arbeiten oder wurden als Arbeiter und Arbeiterinnen an Fabriken gegeben.
Bis 1945 wurden mehrere Millionen Menschen durch Giftspritzen, Erschießungen, Giftgas oder auf andere Weise ermordet. Oder sie starben an den Folgen von Hunger, Krankheit und der Ausbeutung in Konzentrationslagern und Gettos.
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