In Deutschland gelingt das Zusammenleben unterschiedlicher Menschen immer besser Wir haben trotzdem manchmal das Gefühl, dass das Zusammenleben schwieriger wird. Wir reden darüber, warum das so ist.
In Deutschland leben unterschiedliche Menschen zusammen. Das Zusammenleben ändert sich und gelingt häufig immer besser. Das können wir auch in der Öffentlichkeit erleben:
Zum Beispiel sind lesbische Menschen Moderatorinnen im Fernsehen.
Schwule Menschen sind Politiker.
Behinderte Menschen sind Schauspieler oder Sportlerinnen.
Menschen, die in anderen Ländern geboren wurden, leiten eine Schule oder sind Vorsitzende einer Partei.
Auch an anderen Stellen in Deutschland gelingt das Zusammenleben von unterschiedlichen Menschen immer besser:
Es gibt Sprachkurse für Menschen, die wenig Deutsch verstehen oder sprechen.
Es gibt einige Texte in leichter Sprache.
In vielen Schulen werden Feiertage von verschiedenen Religionen gefeiert.
Zwei Frauen, die sich lieben, dürfen heiraten.
Wir haben trotzdem manchmal das Gefühl, dass das Zusammenleben immer schwieriger wird. Warum das so ist und ob das Gefühl so stimmt, darüber geht es auf den nächsten Seiten.
Das gemeinsame Essen an einem Tisch auf dem Straßenfest ist ein Bild. Das Fest ist ein Bild für das Zusammenleben in Deutschland. Das Bild erklärt das Zusammenleben in Deutschland.
Stellen Sie sich ein Straßenfest vor. Die Nachbarn und Nachbarinnen einer Straße treffen sich. Sie stellen Tische vor einem Haus zusammen. Sie holen Stühle auf die Straße und essen gemeinsam.
Das Straßenfest gibt es schon sehr lange.
So ist das Straßenfest geregelt: Es gibt dort immer Kartoffelsalat und Würstchen. Und nach dem Essen werden Karten gespielt.
Das haben sich die Familien überlegt, die schon immer in der Straße gewohnt haben.
Das Straßenfest wird neu geplant
Inzwischen sind die Kinder dieser Familien erwachsen. Und sie essen kein Fleisch mehr. Sie sagen: Wir wollen, dass es auch vegetarisches Essen beim Straßenfest gibt. Aber den großen Tisch beim Straßenfest finden wir gut. Das soll so bleiben.
Auch neue Nachbarn sind in die Straße gezogen. Sie haben kleine Kinder. Es gibt nun zu wenig Stühle für alle.
Die neuen Nachbarn müssen dann auf dem Boden sitzen. Sie bekommen etwas vom Kartoffelsalat ab. Sie sagen: Im nächsten Jahr brauchen wir mehr Stühle am Tisch.
Wir müssen das Straßenfest neu planen.
Auch Kinder wohnen jetzt in der Straße. Die Kinder mögen keinen Kartoffelsalat. Es soll noch anderes Essen geben. Und es soll Spiele für kleine Kinder beim Straßenfest geben.
Es ist aber toll, dass alle beim Straßenfest an einem großen Tisch sitzen.
Die Menschen in der Straße diskutieren miteinander. Sie planen das Straßenfest neu. Sie einigen sich über das Essen und die Spiele. Die Regeln für das Straßenfest ändern sich. Vielleicht kommen noch mehr Gäste. Sie bringen Essen mit, das es auf dem Straßenfest noch nie gab.
Alle probieren das Essen. Manchen Gästen schmeckt es, anderen nicht. Wenn viele Menschen zusammen sind, gibt es auch unterschiedliche Meinungen. Sie mögen unterschiedliches Essen. Und sie mögen unterschiedliche Regeln für ein Fest. So müssen sie sich manchmal einigen und das kann anstrengend sein.
Gleichzeitig ist es auch sehr schön, wenn viele Menschen zusammen an einem Tisch sind. Sie können zusammen feiern und etwas Neues lernen. Und sie können neues Essen probieren, das ihnen dann vielleicht gut schmeckt.
Zusammenleben in Deutschland ist wie das Straßenfest
Das gemeinsame Essen an einem Tisch auf dem Straßenfest ist ein Bild. Das Fest ist ein Bild für das Zusammenleben in Deutschland. Das Bild erklärt das Zusammenleben in Deutschland.
Die Diskussionen der Nachbarn über das Straßenfest meinen die Diskussionen über das Zusammenleben in Deutschland: Welche Regeln gelten für unser Zusammenleben?
Wie wollen wir zusammenleben?
Die Regeln für das Fest sind ein Bild für die Regeln in Deutschland. Regeln in Deutschland sind Gesetze, aber auch das, was wir normal finden.
Das Essen und die Spiele für die Kinder sind ein Bild für andere Dinge, die in Deutschland geregelt werden müssen: Wie soll Geld verteilt werden? Wie ist die Betreuung der Kinder geregelt? Wer bekommt ein politisches Amt?
So, wie auf dem Straßenfest manche Menschen mehr mitbestimmen können als andere, ist es auch in Deutschland. Manche Menschen können leichter mitentscheiden. Für andere ist das weniger leicht. Zum Beispiel können Kinder nicht so leicht mitbestimmen. Erwachsene sprechen und entscheiden oft für sie. Und sie dürfen noch nicht wählen gehen.
Auch Menschen mit weniger Geld bestimmen nicht so viel mit. Sie denken oft, dass sich für sie sowieso nicht viel ändert.
Was ist normal?
Normal meint: etwas ist selbstverständlich. Normal ist auch das, was die meisten Menschen machen. Für unterschiedliche Menschen sind andere Dinge normal. Der Begriff „normal“ kann auch Angst machen.
Das Bild vom Straßenfest kann auch erklären, warum mehr diskutiert wird. Wenn mehr Menschen an einem Tisch sitzen, gibt es oft auch mehr Meinungen. Es dauert länger, sich zu einigen. Die Menschen auf dem Straßenfest müssen auch länger diskutieren, bis sie über neue Regeln für das Fest entschieden haben.
Manche haben vielleicht das Gefühl: Das Fest ist schlechter als früher. Wir streiten so viel bei der Planung. Und es ist nicht mehr so, wie ich es normal finde. Sie haben auch das Gefühl, dass sich ändert, was normal ist.
Was bedeutet normal?
Normal bedeutet, dass etwas selbstverständlich ist. Etwas muss nicht mehr erklärt oder entschieden werden. Man kann auch sagen, es ist eine Art Regel. Im Laufe unseres Lebens lernen wir, was normal ist. Oder was andere Menschen normal finden.
Zum Beispiel lernen wir: Es ist normal, zur Begrüßung „Hallo“, „Guten Tag“ oder einen anderen Gruß zu sagen.
Normal ist für viele auch das, was die meisten Menschen machen. Zum Beispiel: Die meisten Frauen tragen bei ihrer Hochzeit ein Kleid. Nur wenige Frauen tragen bei ihrer Hochzeit eine Hose. Wenn eine Frau ein Hochzeitskleid trägt, muss sie es nicht erklären. Wenn eine Frau eine Hose trägt, fragen vielleicht manche Menschen: Warum hast du kein Brautkleid an? Die Frau soll dann erklären, warum sie eine Hose trägt. Beides ist aber genauso in Ordnung.
Für unterschiedliche Menschen sind andere Dinge normal. Für manche Menschen ist es normal, dass der Fernseher immer an ist. Für andere Menschen ist es normal, nur manchmal fernzusehen. Oder den Fernseher auszustellen, wenn Besuch kommt. Beides ist in Ordnung.
Der Begriff „normal“ kann auch Angst machen. Zum Beispiel davor, nicht dazuzugehören. Oder nicht normal zu sein.
Zum Beispiel durften früher nur Männer wählen. Das war früher normal. Seit dem Jahr 1918 dürfen in Deutschland auch Frauen wählen. Heute ist es in den meisten Ländern normal, dass jeder erwachsene Mensch wählen darf.
In Deutschland sind heute andere Dinge normal als früher.
Früher war es zum Beispiel normal, in Gaststätten zu rauchen. Das ist heute verboten.
Früher gab es nur Schnitzel aus Fleisch von Tieren. Heute ist es normal, dass es vegane Schnitzel gibt. Vegane Schnitzel sind Schnitzel ohne Fleisch oder andere Dinge von Tieren.