Die „Ehe für alle“
Politik ist gemeinsam Handeln. Menschen können durch gemeinsames Handeln die Regeln ändern.
Dafür ist die „Ehe für alle“ ein Beispiel. Im Jahr 2017 hat der Bundestag über die „Ehe für alle“ abgestimmt.
/ 5 Minuten zu lesen
Jeder Mensch hat eigene Interessen, Wüsche und Ziele. Wenn Menschen mit den politischen Entscheidungen in der Demokratie nicht einverstanden sind, können sie etwas dagegen tun.
Politik ist gemeinsam Handeln. Menschen können durch gemeinsames Handeln die Regeln ändern.
Dafür ist die „Ehe für alle“ ein Beispiel. Im Jahr 2017 hat der Bundestag über die „Ehe für alle“ abgestimmt.
Hochzeit (© bpb)
Davor galt: Eine Frau kann nur einen Mann heiraten. Und ein Mann nur eine Frau.
„Ehe für alle“ bedeutet:
Auch zwei Frauen können heiraten.
Auch zwei Männer können heiraten.
Wenn ein Mann einen Mann liebt oder eine Frau eine Frau liebt, heißt das Homosexualität.
Die meisten Menschen in Deutschland haben lange gedacht: Nur ein Mann und eine Frau dürfen heiraten. Es war undenkbar, dass homosexuelle Menschen heiraten.
Im Grundgesetz steht aber:
„Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“
Das bedeutet auch: Niemand darf benachteiligt sein, weil er oder sie homosexuell ist.
Menschen haben sich deshalb irgendwann für die „Ehe für alle“ eingesetzt. Homosexuelle Menschen haben in der Öffentlichkeit gesagt: „Ich bin eine Frau und ich liebe eine Frau“ oder „Ich bin ein Mann und ich liebe einen Mann“.
Auch Politiker, Schauspieler oder Fernsehmoderatorinnen haben öffentlich gesagt:
„Ich bin homosexuell.“
Ein Zeichen für Homosexualität ist die Regenbogenfahne. Manche tragen deshalb eine Regenbogenfahne an der Kleidung. Sie sagen damit: Ich finde Homosexualität okay.
Es haben sich spezielle Vereine gegründet. Die Vereine setzen sich für die „Ehe für alle“ oder die Rechte homosexueller Menschen ein.
Es wurde viel über das Thema „Ehe für alle“ in Zeitungen, im Fernsehen oder Radio geschrieben und gesprochen.
Viele Menschen haben mit ihren Freunden über Homosexualität gesprochen. Und sie haben über die „Ehe für alle“ diskutiert.
Manche sind dafür, manche aber auch dagegen.
Unterschiedliche Personen haben für die „Ehe für alle“ demonstriert. Manche demonstrierten auch gegen die „Ehe für alle“ oder sammelten Unterschriften.
Manche Parteien haben die „Ehe für alle“ gefordert. Andere Parteien waren dagegen.
Im Jahr 2013 gab es einen ersten Gesetzentwurf zur „Ehe für alle“.
Es haben sich viele Personen für die „Ehe für alle“ eingesetzt. Die öffentliche Meinung änderte sich dadurch Schritt für Schritt.
Im Jahr 2017 wurde über die „Ehe für alle“ im Bundestag abgestimmt. Die meisten Abgeordneten stimmten dafür. So gibt es jetzt die „Ehe für alle“.
Der Weg zur „Ehe für alle“ hat etwa 35 Jahre gedauert. Es gibt auch heute noch Menschen, die nicht mit der „Ehe für alle“ einverstanden sind. Trotzdem gilt das Gesetz der „Ehe für alle“.
Liebe ist für alle da. (© bpb)
Liebe ist für alle da. (© bpb)
Die Entscheidung zur „Ehe für alle“ zeigt: Manchmal denkt man, etwas ändert sich nie. Aber man kann versuchen, es zu ändern. Manchmal denkt man auch: „Alleine kann ich nichts verändern.“
Sie können sich mit anderen Menschen zusammentun. Und dann kann sich vielleicht etwas ändern. Das Beispiel „Ehe für alle“ zeigt: Auch Gesetze können geändert werden. Dazu braucht es Einmischung und viel Geduld.
Manchmal sind Menschen mit politischen Entscheidungen in einer Stadt oder Gemeinde nicht einverstanden. Dann können sie etwas dagegen tun. Es gibt Gesetze dazu, wie Bürger und Bürgerinnen etwas ändern können.
Es sind Gesetze über Bürgerbegehren und Bürgerentscheide. Zu einem Bürgerbegehren gehören Unterschriftenlisten.
Ein Beispiel: In vielen Städten gibt es alte Schwimmbäder. Die Schwimmbäder müssen erneuert werden. Das kostet viel Geld.
Der Stadtrat muss entscheiden:
Bauen wir ein neues, modernes Schwimmbad?
Oder reparieren wir das alte Schwimmbad?
Im Stadtrat gibt es unterschiedliche Meinungen. Im Stadtrat zählt die Entscheidung der Mehrheit. Die Mehrheit im Stadtrat entscheidet dann vielleicht:
Es soll ein neues Schwimmbad geben.
Das alte Schwimmbad wird geschlossen.
Viele Bürger und Bürgerinnen der Stadt sind dann vielleicht gegen diese Entscheidung. Sie wollen das alte Schwimmbad erneuern. Sie wollen sich gemeinsam dafür einsetzen, dass das alte Bad bleibt.
Bürger und Bürgerinnen der Stadt können zum Beispiel mit einem Bürgerbegehren eine Entscheidung des Stadtrates stoppen. Die genauen Regeln für ein Bürgerbegehren machen die Bundesländer. Die Bürger und Bürgerinnen müssen eine bestimmte Anzahl Unterschriften sammeln. Sie reichen diese Unterschriften dann bei der Stadt ein. Und der Stadtrat stimmt dann über das Bürgerbegehren ab.
Unterschriftensammlung zum Erhalt des Schwimmbads. (© bpb)
Unterschriftensammlung zum Erhalt des Schwimmbads. (© bpb)
Der Stadtrat ändert dann vielleicht seine Entscheidung:
Das neue Schwimmbad wird nicht gebaut.
Das alte Schwimmbad bleibt und wird erneuert.
Oder der Stadtrat bleibt bei seiner Entscheidung. Dann können die Bürger und Bürgerinnen der Stadt noch einmal in einem Bürgerentscheid abstimmen. Die Regeln dafür sind in den Bundesländern unterschiedlich.
Die Bürger und Bürgerinnen entscheiden bei einem Bürgerentscheid. Die Mehrheit der Bürger und Bürgerinnen stimmen vielleicht gegen den Beschluss des Stadtrates.
Dann gilt der Beschluss des Stadtrates nicht mehr.
Das neue Schwimmbad wird nicht gebaut.
Das alte Schwimmbad bleibt und wird erneuert.
An diesem Beispiel sehen Sie: Der Stadtrat hatte schon entschieden. Trotzdem können Bürger und Bürgerinnen sich einmischen. Und eine Entscheidung kann sich wieder ändern.
Politik ist gemeinsames Handeln.
Manchmal können auch viele einzelne Personen versuchen, etwas zu ändern.
Zum Beispiel, wenn sie beim Einkaufen darauf achten, was sie kaufen. Sie können zum Beispiel Produkte aus fairem Handel kaufen.
Fairtrade Einkauf (© bpb, Leitwerk)
Fairtrade Einkauf (© bpb, Leitwerk)
Bauern und Hersteller in Afrika und Südamerika bekommen für ihre Waren oft zu wenig Geld. Weil sie zu wenig Geld bekommen, reicht das Geld nicht zum Leben. Der Faire Handel möchte das ändern.
Fairer Handel heißt auf Englisch fair trade. Sie kaufen etwas fair Gehandeltes. Vielleicht finden Sie Fairen Handel gut.
Beim Einkaufen entscheiden Sie sich dann für Schokolade, Kaffee, Honig, Kleidung oder einen Fußball mit einem Zeichen für Fairen Handel.
So zeigen Sie: Ich unterstütze, dass Menschen in Afrika und Südamerika fair bezahlt werden. Ich unterstütze Verkäufer, die sich für Fairen Handel einsetzen. Und ich hoffe, dass noch mehr Menschen das auch tun. Man braucht Geduld und viele Leute, die sich einmischen, um den Welthandel gerechter zu machen.
Sie können auch auf andere Weise beim Einkaufen ihre politische Meinung zeigen:
Kennzeichnung von fair gehandelten Produkten. (© bpb)
Kennzeichnung von fair gehandelten Produkten. (© bpb)
Sie können zum Beispiel bei einem Hofladen in ihrem Dorf Lebensmittel kaufen, die nicht weit transportiert wurden.
Sie können Second-Hand Kleidung kaufen. Second Hand bedeutet: Die Kleidung hat schon anderen Menschen gehört. So zeigen sie: Mir ist wichtig, dass Kleidung lange genutzt wird.
Sie können auch in einem Sozialkaufhaus kaufen. Menschen geben dort gebrauchte Sachen ab, die weiterverkauft werden. So können Sie zeigen: Mir ist wichtig, dass weniger Müll entsteht.
Ich bin Irmhild Ostwald. Auf Reisen nach Afrika habe ich gesehen, wie ungerecht Besitz verteilt ist. Ich selbst lebe in einem reichen Land.
Deshalb setze ich mich seit 20 Jahren für fairen Handel ein.
Ich bin Inge Klahr und bei mir ist das ähnlich.
Vor 36 Jahren haben wir angefangen, in Nienburg fair gehandelte Produkte zu verkaufen. Bei uns gibt es einen Weltladen in der Innenstadt. In dem Laden haben sich im Laufe der Zeit schon 38 Menschen engagiert und es machen immer wieder neue Menschen mit.